Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen  
DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Ironclad   (BLU-RAY)

Ironclad
    
Original: Ironclad   (GB, 2010)
Laufzeit: 120 Min. (1080p)
Studio: Universum
Regie: Jonathan English
Darsteller: James Purefoy, Paul Giamatti, Jason Flemyng, Kate Mara, Brian Cox u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Interviews, B-Roll Aufnahmen
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2 / 2 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Murder King"

Wer kennt sie nicht, die tragische Figur von Prinz John, dem kleinen Bruder von König Richard I. alias Richard Löwenherz? Als herzloser Ersatzmonarch in spe zu Beginn des 13. Jahrhunderts will er über England herrschen, während ihm der legendäre Robin Hood das aristokratische Leben schwer macht. So will es jedenfalls die bekannte Legende des berühmten Helden in Strumpfhosen. Was aber geschah laut den Historikern in der britischen Geschgichte tatsächlich?
Zuletzt hatte ausgerechnet Event-Regisseur Ridley Scott mit "Robin Hood" versucht, diese Legende an die historisch verbrieften Ereignisse um die Unterzeichnung der "Magna Carta" zu heften - mit mäßigem Erfolg.
Jonathan English erzählt in "Ironclad" die Geschichte um König John (Paul Giamatti erweist sich abermals als formidabler Giftzwerg!) erstmals zu Ende. Und ihr habt richtig gelesen: der Prinz wurde nämlich tatsächlich zum König, nachdem sein Bruder Richard anno 1199 sein Leben aushauchte. Wie zu erwarten war, war die Regierungszeit von King John durch den Krieg mit Frankreich von vehementen Repressalien gekennzeichnet, die der Adel und die Bevölkerung erdulden mussten. Dies führte zu einem Aufstand, der schließlich in der Entstehung und Unterzeichnung der "Magna Carta" gipfelte, die der gehörnte König unterzeichnen musste. Dieses Schriftstück sicherte dem Adel und der Bevölkerung eine gewisse Unabhängigkeit von der Krone zu. Leider hielt sich der grimmende König nur nicht lange an diesen Vertrag!
Und genau an dieser Stelle setzt "Ironclad" mit seinem blutigen Geschehnissen an: durch ein päpstliches Dekret und eine dänische Söldnerhorde gestärkt, kehrt König JOhn auf seine Insel zurück und rechnet martialisch mit den Anführern der Revolution ab, um seine Kontrolle über England wieder herzustellen.
Einen Strich durch die Rechnung machen ihm dabei ein heimgekehrter Tempelritter mit Glaubensdilemma (James Purefoy) und sein Erzfeind Lord Albany (Brian Cox). Zusammen mit einer winzigen Truppe von Söldnern, erwarten sie den Killer-König an der strategisch wichtigen Burg von Rochester, die sie mit allen Mitteln gegen den Tyrannen verteidigen wollen.
"Ironclad" ist geradliniges, dreckiges Männerkino, das die Stärken seiner wuchtigen Ensemble-Besetzung (u.a. auch Charles Dance, Derek Jacobi, Jason Flemyng) gut ausnutzt, um das dreckige Schlachtengemetzel um die Macht ins Rechte Licht zu rücken. Wer hier allerdings ein starkes Personendrama erwartet, muss sich warm anziehen. Regisseur English verzichtet dankend auf bigottes Moralgeschwafel und prangert dies in Zusammenhang mit James Purefoys Tempelritter sogar großartig an. Hier geht es tatsächlich um mittelalterliche Machtfantasien von mächtigen Männern, die für ihren eigenen Vorteil skrupellos Leib und Leben - vornehmlich anderer - auf Spiel setzen. Brillant setzt der Film schließlich einen Punkt in Szene, in dem es eigentlich nur noch um eine persönliche Fehde zwischen Albany und König John geht, die auf einem grundlegend anderen Verständnis von Macht beruht.
Dazwischen wird das aufgelaufene Personal in Dreck, Schlamm, Blut und Trümmern effektvoll verheizt. Leider hat sich English bei seiner martialischen Burgenschlacht oft für einen modernen Wackelkamerastil entschieden, der wie immer an dem Ansatz scheitert, künstlich Hektik und Chaos zu vermitteln, aber nur nerviges Unvermögen zur Schau stellt. Als Kollateralschaden bleibt auch die offensichtliche Geschichte des Burgfräuleins Isabel (Kate Mara) zu verzeichnen. Die viel zu junge Gattin des residenten Adeligen (Derek Jacobi) hat natürlich mehr als nur ein Auge auf den keuschen Tempelritter geworfen. Statt aus dieser eigentlich reizvollen Dreiecksbeziehung ein geschicktes Drama zu konzipieren, reduziert sich die Entwicklung auf ein simples "Wann wird endlich geknattert?". Nachdem dies abgehakt ist, darf dann endlich der Showdown beginnen, der sich dann wieder in Blut und Matsch gewaschen hat. "Ironclad" bleibt somit starkes, mittelalterliches Männerkino - und das im besten Sinne des Wortes!

BILD

Ironclad

Das anamorphe Widescreen-Bild (2.35:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage, die keinerlei analoge Rückstände aufweist. "Ironclad" besitzt insgesamt etwas rauen Look, der durch eine gewisse Körnigkeit in den Aussenaufnahmen auffällt. Schärfe und Kontrast sind allerdings gut, aber können das düster graue Setting auch nicht dauerhaft erhellen. Auch aufgrund der eigenwilligen aber nicht überbetont "modernen" Kameraführung holt der Film sicher nicht alles an Detailgrad aus seiner Vorlage heraus. Die eher matt realistischen Farben werden solide dargestellt. Der Schwarzlevel ist ordentlich tief und befriediegend detailreich. Die Kompression bleibt unsichtbar. Ein grundsolider Transfer.

TON

Ironclad

Der DTS-HD-MA 5.1 Track kommt natürlich bei den großen Schlachten-Szenarien am besten zur Geltung. Wenn die Katapulte zischend ihre Geschosse hübsch direktional durch die Soundstage schicken, dann rummst es auch ordentlich im Bassbereich. Ansonsten sind die Dialoge gut aufgelöst und immer ordentlich verständlich. Der spärliche Musikeinsatz mischt sich sehr homogen und nicht überbetont in die Soundkulisse. Gut.

EXTRAS

Die Extras bei "Ironclad" sind etwas zurückhaltend, aber letztlich nicht weniger informativ. Es gibt eine Sammlung von 14 Interviewschnippseln (zusammen über 30 Min.), die fast allesamt am Set von "Ironclad" entstanden sind. Neben den sich wiederholdenden Statements zum Filminhalt, vermitteln die Interviews aber einen guten Eindruck von Schauspielern und Filmemachern bei der Produktion.
Noch erhellender sind allerdings die B-Roll Aufnahmen, die oftmals eher schwach und redundant ausfallen. Hier hat man jedoch die insgesamt sieben Videos sehr bedächtig ausgewählt. Neben dem Rätsel, wie der finale Abriss der Burg gefilmt wurde, zeigen sich die wirklichen widrigen Umstände am Set. Wenn sich Brian Cox und Paul Giamatti bei Regen, Wind und Kälte "live" ihre Dialoge brüllend um die Ohren hauen stellt sich schon Gänsehaut ein.
Zusätzlich ist auch noch ein Kino-Trailer zu "Ironclad" auf der Scheibe zu finden.

FAZIT

"Ironclad" ist ein voller Schlag mit eiserner Faust in die Fresse: ruppig radikal wird hier eine harte Männerwelt des Mittelalters zelebriert, die blutig schwitzend zwischen Dreck und Trümmern eines Machtkrieges verreckt. Trotz inszenatorischer Schwächen ist "Ironclad" ein echtes Schlachtfest, das dem finsteren Mittelalter zurecht seinen fiesen Status zuerkennt. Ausgestattet mit wenigen Extras und einem guten Bildtransfer ist die Scheibe von Universum absolut empfohlen.



Kay Pinno