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REVIEWS



Kung Fu Hustle   

Kung Fu Hustle
    
Original: Gong Fu   (Hongkong, 2004)
Laufzeit: 95 Minuten (PAL)
Studio: Sony Pictures
Regie: Stephen Chow
Darsteller: Stephen Chow, Yuen Tak Wah, Yuen Qui, Leung Siu-Lung u.v.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Kanton., It DS Tsch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Tr, It, Tsch
Extras: Kommentar, Making of, geschnittene Sz. u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1-/ 1 / 2 (Bild/Ton/Extras)


"Hau-Tse auf de’ Schnau-Tse!"

Dass Asiens größter Kinostar in Deutschland noch eine eher unbekannte Nummer ist, dürfte sicherlich an seinem übertrieben skurrilem Humor liegen. „Mo Lei Tau“ heißt soviel wie „Unfug quasseln“ und darin ist Komiker Stephen Chow ein echter Großmeister. Wenn der kantonesische König der Komödie mit seinem quirligem Geplapper zum Angriff auf Verstand und Lachmuskeln bläst, dann versenkt der Überflieger an der heimischen Kinokasse Hits wie „Titanic“ oder „Herr der Ringe“ mit Leichtigkeit. Leider bleibt Chows genialer Sprachwitz, bei dem oft ähnlich klingende kantonesische Slangworte mit völlig unterschiedlicher Bedeutung für hysterische Lacher sorgen, international völlig auf der Strecke. Der fippsige Chinese schreckt aber auch vor keinem noch so verrückten Einfall zurück. In seinem letzten Erfolgsfilm „Shaolin Soccer“ (auf deutsch nur als extrem gekürzte Fassung „Shaolin Kickers“ erhältlich) ließ er zum Beispiel Fußball flugs mit der Kampfkunst der Shaolin-Mönche verschmelzen. Die Faszination des Komikers für Martial Arts entflammte aber schon früher – und zwar auf der Leinwand durch Bruce Lee (siehe dazu das Interview Special hier!). Auch mit seinem neusten Werk „Kung Fu Hustle“ bleibt Chow seiner Liebe zum Kampfkunst-Genre treu. In den 40-er Jahren werden die Straßen Shanghais von der brutalen wie skrupellosen Axtgang beherrscht. Tagedieb Sing (Stephen Chow) schlägt sich dagegen als kleiner Gauner durch. Sein letzter Trickbetrug bringt ihm aber richtigen Stress ein. Weil er sich als Mitglied der Axt-Gang ausgibt, steht er plötzlich mitten in einem Kleinkrieg der Gangster mit den armen aber seltsam schlagkräftigen Bewohnern eines heruntergekommenen Wohnblocks. Dresche kassiert Sing zunächst von beiden Seiten. Erst ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit bringt ihm die Kraft, sich auf der Seite der bedrängten Bewohner den zahlenmäßig überlegenen Axtschwingern entgegenzustellen. Die haben jedoch schon ein paar äußerst ausgefallene Profikiller engagiert. Ohne Rücksicht auf Verluste wird dem Zuschauer in „Kung Fu Hustle“ ein hochkonzentrierter Action-Unterhaltungscocktail auf die Netzhaut geknallt, dass einem wahrlich die Sinne schwinden. Vergleichbar ist dieser irrwitzige Wirbelsturm wohl nur mit der Fahrt in einer mit Lachgas gefüllten Waschmaschine im höchsten Schleudergang. Bei Stephen Chow ist eben alles erlaubt, was dem Zuschauer Spaß machen könnte. Niemals zuvor gab es eine derart dreiste Mischung aus knallharter Action, mitreißendem Drama, Slapstick, blankem Unfug, Filmzitaten und real gefilmten Cartoon-Einlagen.

BILD

Kung Fu Hustle

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.40:1) ist sehr gut gelungen. Die Vorlage ist fehlerfrei und liefert ein knackscharfes Bild mit viel Detail. Die Farben sind sehr kräftig, aber gut ausgewogen, so dass die an sich schon etwas seltsame Ausleuchtung des Films den Comic-Charakter nicht überbetont. Der Schwarzlevel ist allerdings ein wenig zu tief geraten und lässt dunkle Sequenzen wie in der Gangster-Bar oder dem Auto des Axt-Gang-Boss an Detail verlieren. Eine leichte Überkontrastierung macht sich auch in hellen Sequenzen breit, so dass die Konturen dabei ein wenig verschwimmen. Die Kompression bleibt aber sauber. Hintergrundrauschen oder Artefakte bleiben aus. Immer noch sehr gut.

TON

Kung Fu Hustle

Der Audiotrack ist diesmal eine echte Überraschung. Obwohl die meisten Hongkongfilme gerne die Surroundkanäle bei der Abmischung vergessen oder gleich die komplette Soundsoße überall hin laufen lassen, kann “Kung Fu Hustle” mit einem hervorragend ausgesteuertem DD5.1 aufwarten. Schon in der Eröffnungssequenz im Polizeiquartier sind die Geräusche derart “fühlbar” räumlich verteilt, dass man wirklich das Gefühl hat, wirklich mit dabei zu sein. Sobald die Axt-Gang den Platz stürmt, tost es mit ordentlicher Bass-Dreingabe aus allen Kanälen. Die Kämpfe sind ebenfalls eine wahre Ohrenweide und lassen zielsicher direktionale Effekte im Dauerfeuer aus dem gesamten Soundfeld erklingen. Auch kleinere Effekte wie das räumliche Echo in der Pig Sty Alley werden gut abgebildet. Störende Überlappungen zwischen Sound, Musik und Dialogen gibt es nicht. Dafür bleibt die deutsche Synchronisation trotz guter Sprecher inhaltlich weit hinter den Erwartungen zurück. Hier wurden nicht nur zusätzliche (vor allem aber unpassende!) Albernheiten ergänzt sondern teilweise einfach Quatsch synchronisiert. Leider betrifft das auch die deutsche Untertitelspur. Wer sich den Film auf Kantonesisch anschaut sollte deshalb besser auf die englischen Untertitel zurückgreifen!!!

EXTRAS

Bei der erstaunlichen Menge an Extras heißt’s erstmal Brille auf, denn fast alles wird auf Kantonesisch gesprochen. Das fängt mit dem Audiokommentar an, der komplett untertitelt ist. Hier sitzen Stephen Chow und seine Schauspiel Crew (Lam Tze Chung (der dicke Gu), Tin Kai Man (Berater der Axt-Gang), Chan Kwok Kwun (Axt-Gang-Boss)) zusammen und haben mächtig viel Spaß. Auch wenn man nicht direkt versteht, wie die Jungs sich gegenseitig aufziehen, macht das Zuhören trotzdem Spaß. Neben vielen Neckischkeiten, die die Burschen austauschen, fungieren sie auch gegenseitig als Interviewer und stellen tatsächlich intelligente Zuschauerfragen, bei denen Stephen Chow ebenfalls anständig ins Rotieren und oft auch in Erklärungsnot kommt, die schließlich mit einem gemeinsamen Lacher weggewischt wird. Einerseits wird deutlich, dass Chow und seine Bande einfach nur einen mächtig lustigen Film machen wollten, aber andererseits auch Chows großes Verständnis für diese Art von Film. Szenenspezifisch erläutert er selbst die absurdesten Momente im Film (z.B. den Road-Runner-Lauf) mit dem nonchalanten Esprit eines echten Filmprofis. Auch wenn die Sprecher ein wenig durcheinander plaudern, sollte man sich die Mühe machen, diesen Track zu “lesen”. Für Fans des Hongkong-Kino ist dieser Kommentar auf jeden Fall ein Hit.

Das “Making of” ist eine 40-minütige Tour de Force durch die Dreharbeiten, die von Lam Tze Chung und Chan Kwok Kwun moderiert wird. Abgesehen von dem deutlichen Werbecharakter für den Film mit vielen Ausschnitten lassen die Moderatoren keine Gelegenheit zur amüsanten Blödelei aus. Dazu gehören einige witzige Effekte-Erklärungen wie auch die Vorstellung der Stars des Films sowie natürlich die aufwendige Action-Arbeit mit Yuen Woo Ping. Eine erfrischende Abwechslung zu den sonst so statischen US-Making ofs. Das 28-minütige “Interview mit Stephen Chow” wurde speziell für den amerikanischen Markt angefertigt und ist deshalb auf Englisch. Der amerikanische “Kung Fu”-Film Experte Ric Meyers löchert Chow hier mit einigen interessanten aber auch einigen dämlichen Fragen für das “dumme amerikanische Publikum”. Trotz einer etwas nervigen Selbstgefälligkeit seitens Meyers verrät Chow hier einige interessante Dinge zur Entstehung von “Kung Fu Hustle” und seiner Karriere. (Ein weiteres volles Interview mit Stephen Chow gibt’s in unserer Special-Rubrik). Zwei geschnittene Szenen zeigen ein längeres Gespräch in der Pig Sty Alley über den ultimativen Kung Fu Kämpfer und eine verlängerte Version der Gangster-Bar-Szene, in der Stephen Chow einen weiteren Flashback zu dem stummen Mädchen bekommt. Bei den “Gags & Outtakes” gibt’s noch fünf Minuten an Pannen vom Set zu sehen. Ganz nett, aber auch nicht wirklich lustig. Eine Galerie mit zahlreichen TV-Trailern und verschiedenen Postermotiven geben den Extras den letzten Kick. Ein Kinotrailer zu “Kung Fu Hustle” ist erstaunlicherweise nicht vorhanden.

FAZIT

Wer bereit ist für eine Überdosis blanken Irrsinns und gut choreographierter Action sollte sich “Kung Fu Hustle” nicht entgehen lassen. Das Problem: einmal angefixt möchte man einfach nur noch mehr von Stephen Chows Eskapaden. Abgesehen von der ätzenden deutschen Synchronisation ist die DVD von Sony wirklich gelungen und bietet einen seltenen Kommentar mit den Stars. Dringend empfohlen!



Kay Pinno