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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Die rote Flut   (BLU-RAY)

Die rote Flut
    
Original: Red Dawn   (USA, 1984)
Laufzeit: 118 Min. (1080p)
Studio: Twentieth Century Fox
Regie: John Milius
Darsteller: Patrick Swayze, Charlie Sheen, C. Thomas Howell, Lea Thompson, Jenifer Grey u.a.
Format: 1.85:1 (16:9) Widescreen
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Englisch DTS2.0 Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Fr
Extras: Making of, Featurettes u.m.
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2 / 2 / 2- (Bild/Ton/Extras)


"Invasion USA!"

Ausgerechnet nach seinem überraschenden Sensationserfolg mit "Conan, der Barbar" nahm sich Regisseur und Autor John Milius einem Thema an, das dem rural aufgewachsenen Amerikaner und Vollblut-Militaristen wie ein Flashback in seine Jugendtage vorkommen musste: der 3.Weltkrieg auf amerikanischem Boden. Genährt aus der extrem fruchtbaren Kommunisten-Paranoia Amerikas schuf ausgerechnet Kevin Reynolds als Drehbuchautor das ultimative, erzkonservative Angstparanoia-Szenario von "Die rote Flut".
Darin kommt quasi über Nacht ein Invasions-Joint-Venture zwischen Russland und Kuba auf die Idee, in einem Handstreich die USA nicht nur anzugreifen, sondern dort mit Bodentruppen einzufallen und die USA zu besetzen. Die erste Invasionswelle der Truppen erleben Teenager in einer Kleinstadt im mittleren Westen am eigenen Leib, als aus heiterem Himmel Soldaten aus dem selbigen fallen und beginnen, den Lehrkörper ihrer Schule mit Blei zu durchlöchern. Panik und Anarchie brechen aus, während sich eine Gruppe von Jugendlichen unter der Führung des alten Football-Kapitäns Jed (Patrick Swayze) eben noch so in die Berge flüchten kann. Aus der naheliegenden Notwendigung der Versorgung aber auch wegen der Idee des Befreiungskampfs gegen die Invasoren, beginnen die Jugendlichen einen Guerilla-Krieg mit den russisch-kubanischen Truppen, der für alle Seiten blutig wird.
Keine Frage: John Milius lässt in "Die rote Flut" seinem Spieltrieb freien Lauf und veranstaltet den Krieg gegen die Russen als (brutalen) Abenteuerspielplatz für Jugendliche, die plötzlich in der Wildnis über Nacht erwachsen und Soldaten werden müssen. Mit einer dicken Priese Patriotismus, US-Propaganda und einem offensichtlichem Fetisch für Militär-Ausrüstung und Gehabe lässt Milius von den damals noch unbekannten Teen-Stars (Charlie Sheens Kinodebut, C. Thomas Howell, Lea Thompson, Jennifer Grey) seine Jugendfantasien von abenteuerlichen Schlachten in ruraler Umgebung mit echter Militrärausrüstung nachstellen. Immerhin sorgt Milius dafür, dass die Feinde Amerikas in Gestalt von russischen und kubanischen Soldaten nicht vollkommen auf den Kopf gefallen sind, so dass der Kampf, trotz einer einseitigen Schwarz-Weiß Zeichnung, immerhin noch halbwegs glaubhaft verkauft wird. Dazu schreckt "Die rote Flut" auch nicht davor zurück, die dramatischen Folgen dieser Situation für die Jugendlichen darzustellen: physische und emotionale Traumen werden wie bei Milius üblich bis zur letzten Konsequenz durchgespielt. Wegen der verqueren wie ur-amerikanischen Heldenverklärung ist John Milius Kommunisten-Paranoia "Die rote Flut" ein erstaunliches Relikt seiner Zeit und kann sicher Back-To-Back mit Sylvester Stallones eigener, amerikanischer Propaganda-Vorstellung von "Rambo II" (übrigens aus der Feder von einem gewissen James Cameron stammend!) gesehen werden, in der sich Amerika (und sein Militarismus) Post-Vietnam patriotisch neu erfinden musste.

BILD

Die rote Flut

Der anamorphe Widescreentransfer basiert auf einer guten Vorlage und zeigt nur den notwendigen Gehalt an Filmkorn, der für das richtige Vintage-Feeling sorgt. Ansonsten gibt es kaum analoge Rückstände, abgesehen von ein paar Bildpunkten, oder Verunreinigungen zu sehen. Schärfe und Kontrast gehen in Ordnung und liefern ein detailreiches Bild, das nur an einigen Stellen ein wenig Weichzeichnung mit sich bringt. Die Farben sind kräftig aber sehr natürlich. Der Schwarzlevel ist tief und detailreich ohne ausgewaschen zu wirken. Die Kompression bleibt sauber und hält das Bild stabil. Gut.

TON

Die rote Flut

Wieder nur auf Englisch ist ein DTS-HD-MA5.1 Track vorhanden, während der deutsche Ton mit einem Standard-DTS 2.0 Track auskommen muss. Der aufgebohrte englische Lossless-Track bietet erstaunlich viel Dynamik und sogar passables Surroundverhalten. Die Dialoge sind gut verständlich, aber aufgrund der räumlichen Verortung manchmal ein wenig schlecht verteilt. Die gut eingesetzte Musik von Basil Poledorius kommt aber gut zu ihren Einsätzen. Der deutsche Track bietet ebenfalls noch eine solide Grunddynamik, während die Dialoge hier stärker im Vordergrund stehen. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Auch hier hat Fox für einen Vintage-Titel nicht gespart: einen umfassendes "Making of" (ca. 23 Min.) sowie drei zusätzliche Featurettes (zusammen ca. 34 Min.), die sich mit einigen Details der Produktion beschäftigen, sind auf der Scheibe zu finden. Fast alle Beteiligten, außer Jennifer Grey, sind hier onscreen zu erleben und haben sehr lebendige und nicht immer freudige Erinnerungen an die Dreharbeiten mit "General" Milius. Desweiteren wird die Zusammenarbeit mit der Stadt Las Vegas (New Mexico), die Erschaffung der Militärausstattung, die sogar die Aufmerksamkeit des CIA auf sich zog, sowie die Erarbeitung der Actionszenen beleuchtet. Zusammen ergibt sich daraus ein sehr schönes Bild der Produktion, die auch nicht verheimlicht, wie kritisch der Film international aufgenommen wurde.
Ebenfalls vorhanden ist auch noch der Trailer zum Film, der kurze Szenen beinhaltet, die nicht mehr im Film auftauchen.

FAZIT

John Milius' "Die rote Flut" ist ein groteskes Relikt seiner Zeit und eine wundervoll kranke, erzkonservative Revenge-Fantasie im Stil eines apokalyptischen Abenteuerfilms mit Teenagern. Der Bildtransfer der Blu-ray kann überzeugen und auch die Extras sind gelungen. Nur ein Audiokommentar von John Milius fehlt. Wer auf bitterböse Actionsatire aus den 80er Jahren steht, sollte "Die rote Flut" auf jeden Fall über sich hinwegrollen lassen.



Kay Pinno