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REVIEWS



Transit   

Transit
    
Original: Transit   (USA, 2012)
Laufzeit: ca. 85 Min. (PAL)
Studio: Planet Media HE
Regie: Antonio Negret
Darsteller: Jim Caviezel, Elisabeth Röhm, Harold Perrineau, James Frain
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Trailer
Preis: 13 Euro
Wertung: 2 / 1-/ 5 (Bild/Ton/Extras)


"Tempo, Tempo, Tempo"

Wenn eine Geschichte, nun ja, an den Haaren herbeigezogen ist, worin besteht dann die große Kunst eines Filmemachers? Genau: Die Kunst besteht darin, den Film so spannend zu machen, dass niemand die Sinnhaftigkeit hinterfragt. Der Kolumbianer Antonio Negret, der bereits mit „Seconds Apart“ auf sein Talent als Horrorfilmregisseur aufmerksam machte, bewegt sich auch auf dem Terrain des Spannungsthrillers beunruhigend sicher. Er scherrt sich nicht um Logik, er dreht einfach an der Spannungsschraube und schickt seine unfreiwilligen Helden auf eine derartig fiese Tour de Force, dass man die Ausgangssituation gar nicht hinterfragt. Die sieht wie folgt aus:
Vier brutale Gangster überfallen einen Geldtransporter, töten die Fahrer (von denen einer eigentlich auf ihrer Gehaltsliste stand) und gelangen so in den Besitz von vier Millionen Dollar. Das Problem: Auf ihrer Flucht in Richtung Küste geraten sie in einen Stau – ausgelöst durch eine Polizeikontrolle. Die Polizei hat nämlich die Ausfahrtstraßen gesperrt und sucht nach ungewöhnlichen Insassenkonstellationen. Da beschließen die Gangster, ihre Tasche voller Geld einfach auf dem Dach einer Familienkarosse zu deponieren und sich diese Tasche später wiederzuholen. Das Auto gehört Nate, einem Vater von zwei pubertierenden Söhnen. Mit Mama Robyn fahren die vier in einen Urlaub, der die Familie wieder etwas näher zusammen bringen soll. Nate hat nämlich als kleiner Investmentbanker den Hals nicht voll kriegen können. Und da Banken ja eh machen können, was sie wollen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen – sie sind ja systemrelevant – konnte er jedes Dreckspapier verkaufen. Dumm nur, dass er in seiner Gier etwas zu weit gegangen ist. Und als kleiner Schreibtischtäter ist Nate nicht systemrelevant genug gewesen – sprich: er hat 18 Monate im Knast gesessen, was seine Überlebensinstinkte durchaus geschärft hat.
Der kritische Zuschauer fragt an dieser Stelle: Okay, da ziehen vier Gangster einen brutalen Raub durch, töten zwei Männer – und sind dann vollkommen überrascht, dass die Polizei Straßensperren errichtet? Wie schaffen sie es, einen wirklich gefährlichen Coup perfekt zu planen und durchzuziehen – haben aber keine Idee, wie sie das Geld unauffällig an unauffälliger Stelle ein paar Wochen oder gar Monate parken können?
Antonio Negrets große Kunst besteht darin, dass er die Geschichte derart dicht und schnell erzählt, dass man sich über diese Fragen überhaupt keine Gedanken macht. Die Rollen sind klar verteilt: Auf der seinen Seite ist die Familie, die wieder zusammenfinden will, nachdem der Vater sie so maßlos enttäuscht hat. Und da sind vier zu allem entschlossene Banditen, denen ein Menschenleben herzlich egal ist. Der Rest ist eine Hetzjagd durch die Einöde von Louisiana (?), über Nebenstraßen, verlassene Dörfer, die immer wieder für Überraschungen taugt. Wenn etwa das treue Eheweib die Geldtasche findet und glaubt, ihr Mann hätte wieder Mist gebaut – und so falsche Schlüsse zieht, dass die Geschichte vollkommen unerwartete Wege einschlagen lässt.
Ein wenig erinnert „Transit“ tatsächlich an Filme wie „Joyride“ und „Breakdown“, wie der Covertext verkündet. Bei alledem aber ist er doch ein Original, weil er sich nicht um seine Vorbilder scherrt, sondern knallhart „sein Ding“ durchzieht. Antonio Negret nimmt nicht nur seine Hauptfiguren mit auf eine Tour de Force, auch der Zuschauer traut sich kaum den Blick vom Geschehen abzuwenden. Tempo, Tempo, Tempo lautet das Credo. Das zieht er bis zur letzten Sekunde durch. Nach nicht einmal 80 Minuten ist die Geschichte erzählt, dann beginnt der Nachspann. Auf den Punkt, ohne eine überflüssige Szene, geradlinig. Antonio Negret, der 1982 das Licht der Welt erblickte, hat das Zeug einer der ganz Großen des Actionfilms zu werden. Das hat bereits eine Actionlegende wie Joel Silver erkannt, der „Transit“ – quasi nebenher – als Executive Producer betreut und den Kolumbianer unter seine Fittiche genommen hat.

BILD

Transit

Da gibt es nichts zu bemängeln. Negrets Kameramann Yaron Levy hat sich bei dem sicher gar nicht so einfachen Dreh keine Blöße gegeben (der Film spielt, vom Prolog ausgenommen, ausschließlich im gleißenden Sonnenlicht eines einzelnen Tages), das sieht auf der Leinwand sicher gut aus, es sieht aber vor allem auf DVD gut aus. Starke Kontraste sorgen dafür, dass sich der Blick nie unwichtigen Geschehnissen zuwendet, sondern der Blick des Zuschauers steht dem Geschehen folgt. Eine schöne Arbeit, schön umgesetzt.

TON

Transit

Was fürs Bild gilt, gilt auch für den Ton. Das alles ist gut umgesetzt, die Bedrohung auf der Straße, wenn die Bösen den Guten folgen, kommt brummend und unheimlich aus den Boxen mal links, mal rechts, die Sounddramaturgie wurde ganz hervorragend umgesetzt. Da gibt es nichts zu bemängeln, für einen B-Film eine herausragende Arbeit.


EXTRAS

Oh, das ist enttäuschend, da gibt es aus Silberling nämlich außer einem Trailer nix.

FAZIT

"Transit" ist ein schöner Old-School-Thriller, der sich nicht in Nebensächlichkeiten verfängt, sondern es in einem überschaubaren Setting mit jeder Minuten etwas fester an der Spannungsschraube zieht. Kein Film, der das Genre neu erfindet, aber einer, der richtig Spaß macht und auf weitere Filme des Regisseurs hoffen lässt.



Christian Lukas