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REVIEWS



Sons of Anarchy - Staffel 1   (BLU-RAY)

Sons of Anarchy - Staffel 1
    
Original: Sons of Anarchy - Season 1   (USA, 2008)
Laufzeit: ca. 600 Min. (1080p)
Studio: Twentieth Century Fox
Regie: Kurt Sutter, Mario van Peebles u.a.
Darsteller: Charlie Hunnam, Ron Perlman, Katey Sagal, Mark Boone Jr., Kim Coates, Tommy Flanagan u.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Kommentare, Making of, Interviews
Preis: ca. 35 €
Wertung: 2 / 2 / 2 (Bild/Ton/Extras)


"Shakespeare on Wheels!"

“Messer oder Feuer?”, wird ein abtrünniger Biker von seinen alten Gefährten gefragt. Gemeint ist damit die Methode der Tattoo-Entfernung, der ultimativen Tilgung aus der Gang. Dabei hatte doch einmal alles ganz anders angefangen bei den „Sons of Anarchy“ – einer typischen All-White-Redneck-Biker-Gang aus Südkalifornien, die auch noch enge irische Verbindungen zur Sinn Féin pflegt. Entstanden aus einer Post-Hippie-Rebellion gegen das Establishment hat sich der Gedanke von Freiheit und Selbstbestimmung verselbständigt: Waffenschmuggel, Drogen und andere illegale Machenschaften erhalten das „Charter“ der „Sons of Anarchy“ aus dem friedlichen Städtchen Charming am Leben. Doch auf der Straße des Verderbens ist man schließlich nicht allein: die lokalen Nazi-Biker, eine angrenzende Ghetto-Gang und die mexikanischen Latinobiker from South of the Border – „The Mayans“ – machen den „Sons of Anarchy“ handfeste wie bleihaltige Konkurrenz.
Der Kampf dieser Königreiche der Straße wird erbarmungslos und konsequent durchgeführt – „Wu Xia“ heißt dies aus dem Jargon des Hongkong-Kinos, ritterliche Kämpfe um Macht, Ehre und die Werte, wie verschroben sie auch sein mögen, an die man glaubt. Damit hat der Vize und geborene Nachfolger auf den Bikerthron Jackson "Jax" Teller (Charlie Hunnam) aber so langsam seine Probleme. Sein mysteriös verstorbener Vater war einer der Mitbegründer der "Sons of Anarchy" und hinterließ dem Sohn wie ein paar Getreuen sein Manuskript für ein Buch, das den Untergang seiner Bikervision nachzeichnet. Während Jacksons Onkel und Stiefvater (Ron Perlman) an der Seite seiner Mutter Gemma (sensationell „Peggy Bundy“) als Präsident die "Sons of Anarchy" (u.a. Tommy Flanagan, Kim Coates und Mark Boone Junior) immer weiter in einen Bandenkrieg zieht, der auch schon die überregionalen Behörden auf den Plan von Charming ruft.
Shakespeare darf sich die Lederkutte überwerfen: „Sons of Anarchy“ vermischt gekonnt „Hamlet“ mit „Macbeth“ in einem Setting, das bisher nur selten und eher oberflächlich ausgelotet („Johnny Handsome“, „Stone Cold“) wurde. Ausgedacht von Milieu-Kenner Kurt Sutter leben die „Sons of Anarchy“ in einer Welt, die natürlich auch die extreme Coolness und die bekannte Folklore des Bikertums vollauf bedient. Wer sich hier über ausgelebtes Macho-Verhalten, eine gute Prise Sexismus oder Gewalt wundert, der ist bei den „Sons of Anarchy“ einfach fehl am Platz. Immer wieder, ganz wie bei Shakespeare, schimmern aber die rohen Konflikte und schweren Entscheidungen durch, die der König oder sein Hofstaat zu treffen oder zu durchleben hat. Wie ein griechischer Choral liest Jackson dazwischen die Passagen aus dem Buch seines Vaters, die dem wüsten Bikertreiben nie eine moralische Absolution erteilen, sondern hübsch den heißen Auspuff in die immer klaffendere Wunde auf Jacksons Seele drückt. Ausgestattet mit einer sensationellen Palette an Darstellern, einem vorerst nicht abreißenden Konfliktpotential und dichtem Personendrama, das trotz ein paar enormen Unglaublichkeiten immens fesselt, kreischt das eigene Gaspedal in einem freudigen Erwartungsfunkenregen über den schartigen, mit Blut getränkten Asphalt von Charming. Die zweite Staffel „Sons of Anarchy“ kann deshalb gar nicht schnell genug erscheinen.

BILD

Sons of Anarchy - Staffel 1

Bildtechnisch brettern die „Sons of Anarchy“ ganz gut durch: entsprechend des neuen Bildmaterials ist der anamorphe Widescreentransfer (1.85:1) fehlerfrei und zeigt keine analogen Rückstände. Eine seichte Körnigkeit verleiht dem Bild authentischen Charakter, während Schärfe und Kontrast durchgehend sehr gut sind. Die Farben sind kräftig, aber bleiben auf einem natürlichen Level, der nur durch den starken Kontrast ein wenig Künstlichkeit erhält. Der Schwarzlevel ist entsprechend tief und gut detailreich. Bildteile gehen hier nicht im Schatten unter. Die Kompression ist unsichtbar und hält das Bild stabil. Gut.

TON

Sons of Anarchy - Staffel 1

Der DTS-HD-MA 5.1 Track kann solide überzeugen: auf viel Effekte-Tamtam wird ohnehin verzichtet. Der ambiente Sound und die Musik lassen hingegen nichts vermissen. Schusswechsel und Bike-Sounds krachen mit ordentlicher Tiefbass-Unterstützung. Der musikalische Einsatz ist immer kräftig in der gesamten Soundstage verteilt, während sich die atmosphärischen Effekte ebenfalls schön verteilen. Die Dialoge liegen sicher und gut verständlich im Centerkanal. Störende Überlappungen oder Aussetzer gibt es nicht. Gut.

EXTRAS

Auf der dritten Blu-ray der ersten "Sons of Anarchy" Staffel befinden sich die Extras: das vierteilige "Making Of" (zusammen ca. 35 Min.) reicht von dem üblichen PR-Fluff der Vorstellung einer Serien-Premiere bis zu recht ehrlichen Eindrücken der gesamten Besetzung und der Macher, die ganz genau wissen, was sie mit der Serie machen und einen höllischen Spaß daran haben, irgendwo zwischen feuchtem Biker-Mythos und gelungenem Feudal-Drama nach klassischer Vorlage hin und her zu flitzen.
"Anarchie am Set" zeigt schließlich das wahrlich anarchische Gag-Reel der ersten Staffel bei dem sich natürlich einige derbe Zoten eingeschlichen haben.
Insgesamt 36 Minuten an geschnittenen / ungekürzten Szenen aus allen Folgen der ersten Staffel sind hier auch noch zu finden. Darunter befinden sich einige schöne Charaktermomente, die die Bikerwelt noch ein bisschen lebendiger werden lässt.
Auf drei Episoden lässt sich jeweils ein Audiokommentar mit Serienschöpfer Kurt Sutter und einer Vielzahl an Schauspielern (auch Ron Perlman und Katey Sagal sind mit von der Partie!) und weiteren Mitglieder von Besetzung und Stab finden. Alle drei Tracks fallen eher in die Spaß Abteilung, wobei die Teilnehmer oft eher mit sich selbst als über die Serie oder gar die laufende Folge plaudern. Anekdoten werden dabei manchmal nur angerissen und lassen den unwissenden Zuhörer etwas in der Luft hängen. Wer diese Tracks hört, ahnt allerdings, was an den Sets der Serie losgewesen sein muss. Viel Spaß mit nicht zu viel Information. Ein wenig schade.

FAZIT

"Sons of Anarchy" hinterlässt eine Menge Profil auf dem heimischen Asphalt: keine Milieustudie sondern krachende Action, viel Drama und ausgelebte Männerfantasien katapultieren die Biker-Serie dank einer erstklassigen Besetzung an die Spitze der Unterhaltungscharts. Das Blu-ray Set von Fox liefert zudem superbe Qualität und eine unverschnittene Ladung Extras, die selbst den Schmugglerkönigen der Westküste das Wasser in die Augen treiben dürfte. Dieser Anarchisten-Ausritt ist dringend empfohlen!



Kay Pinno