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REVIEWS



Paperboy, The   (BLU-RAY)

Paperboy, The
    
Original: The Paperboy   (USA, 2012)
Laufzeit: 107 Min. (1080p)
Studio: Planet Media
Regie: Lee Daniels
Darsteller: Zac Efron, Matthew McConaughey, Nicole Kidman, John Cusack u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Behind the Scenes, Interviews u.m.
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2 / 2 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Bluegrass Velvet"

Nach seinem Kritikererfolg "Precious" und dem aktuellen Hit "The Butler" ist Lee Daniels Film "The Paperboy" förmlich untergegangen. Das Star-beladene Charakter-Vehikel, das zudem noch auf einer prominenten Literaturvorlage basiert, ist allerdings auch Arthouse-Wrack der besonderen Art. Sicherlich begünstigt durch den durch die Coen-Brüder ausgelösten Trend, Superstars mit absolut abwegigen wie unfassbaren Charakteren vor die Kamera zu locken, hatte auch Regisseur Daniels Glück. Eine Südstaaten-Schlampe mit Anlauf gespielt von Nicole Kidman, ein durchgeknallter wie sexuell verkorkster Pressefritze aus vermeintlich guter Familie darf besessen von Matthew McConaughey gegeben werden und ein absolut irrer, hirnverbrannter Sexualpsychopath aus den Sümpfen Floridas ist gegen sein Image mit John Cusack besetzt. Dazwischen muss der kleine Teenagerbruder des Reporters (Zac Efron) erwachsen werden, in dem er erkennt, dass eigentlich nichts so ist, wie er es ursprünglich wahrnimmt.
Der Titel "The Paperboy" bezieht sich allerdings nicht auf die jungen Zeitungsninjas auf Fahrrädern sondern auf den in sein kleines Heimatstädtchen zurückkehrenden Reporter Ward (McCounaughey), um dort den Fall eines ermordeten Sheriffs aufzurollen. Unterstützung erhält Ward von der angehenden Frau (Kidman) des verhafteten Verdächtigen (Cusack): Charlotte Bless, weitestgehend mittellos und ein Südstaaten-Miststück wie es im Buche steht, wird zum Sturm, der Wards Bruder Jack (Efron) in den moralischen Abgrund des Erwachsenwerdens stößt.
Hört sich dies noch so an, als würde "The Paperboy" ein Ziel verfolgen, verzettelt sich Regisseur Lee Daniels in dem Unterfangen, einen schwülstigen Südstaaten-Thriller, ein kaputtes Familiendrama und eine noch kaputtere Dreicksbeziehungsgeschichte mit einer ordentlichen Priese Rassismus, Frauenfeindlichkeit und konservativem Amerika zu einem Cocktail zu rühren, der eigentlich niemandem so richtig schmecken will. Dabei spielt sich das Star-Ensemble tatsächlich die Seele aus dem Leib, aber übertreibt eben auch an der Freude, sich mal gänzlich von einer anderen, düsteren Seite zu zeigen. Am ehesten lässt sich "The Paperboy" als massiv gescheiterter Versuch definieren, dass Konzept von David Lynchs "Blue Velvet" auf ein schmieriges Südstaaten-Crimedrama zu übertragen. Dabei ist sich der Film auch nicht zu schade, besonders peinliche Allegorien zu bemühen: als sich Jack bei einem Strandnachmittag mit Charlotte zu weit ins Meer vorwagt, macht er Bekanntschaft mit fiesen Feuerquallen. Gerade noch an den Strand gerettet pinkelt(!) Charlotte ihm die Wunden aus. Dieses Motiv steht stellvertend für den gesamten Film. Da sich Daniels auch nicht für eine vernünftige Erzählperspektive entscheiden kann und eigentlich gar nichts wirklich zu Ende erzählt wird, am wenigsten der ursprüngliche Aufhänger der Ermordung des Sheriffs, darf sich der Zuschauer als Gegenstand eines Witzes verstehen, der auf sein Konto geht, aber dessen Pointe ihm verschwiegen wird. "The Paperboy" türmt sich so zu einem schrecklichen Verkehrsunfall von einem Film, bei dem man sich höchstens als Schaulustiger wiederfindet.

BILD

Paperboy, The

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) kann auf eine gute Vorlage zurückgreifen: anologe Rückstände oder Verunreinigungen sind nicht zu erkennen. Schärfe und Kontrast sind durchgängig sehr gut, während die Farbpalette kräftig mit leicht reduzierten Pastelltönen ins Auge sticht. Der Schwarzlevel ist tief und detailreich. Die Kompression bleibt unsichtbar. Ein solider Transfer ohne große Überraschungen.

TON

Paperboy, The

Mit dem DTS-HD-MA 5.1 Track überträgt sich die schwülstige Südstaaten Atmosphäre sehr gut ins heimische Wohnzimmer. Die Dialoge sitzen fest im Centerkanal, während sich die restliche Soundkulisse atmosphärisch und unaufdringlich in die Surroundkanäle verteilt. Die dichte Musik mischt sich homogen unter die gesamte Kulisse und zementiert den Klangteppich zu einer dichten Wand aus schwitzender Beklommenheit und dreuendem Ungemach. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden. Gut.

EXTRAS

Nur eine paar Standard Extras sind auf der Scheibe zu finden: das "Making of" ist eine knapp 7-minütige PR-Featurette, die mit Hilfe von Schuaspielern und Regisseur eine Übersicht über die Figuren und das Material gibt, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen.
Weiterhin gibt es noch 7 Minuten an Behind the Scenes Material als "B-Roll" von der Arbeit am Set zu sehen.
In der "Interview"-Sektion gibt es insgesamt neun einzelne Videointerviews mit den Stars, Regisseur Lee Daniels und Produzentin Hilary Shor zu sehen. Dies sind leicht verlängerte Interviewschnipsel (zwischen 2 und 5 Minuten), von denen Teile bereits im "Making of"-Clip verwendet wurden. Viel mehr Spannendes gibt es leider auch hier nicht zu hören, aber immerhin ganz nette Statements.
Abschließend sind auch noch der deutsche und englische Trailer vorhanden.

FAZIT

Regisseur Lee Daniels beweist mit "The Paperboy" Mut, aber vor allem Mut zur Lücke. Diese schwülstige Südstaaten-"Coming of Age"-Geschichte scheitert ganz groß. Allein deswegen ist der Film einen Blick für Schaulustige von Katastrophen wert. Die Blu-ray von Planet Media ist dagegen lupenrein und liefert auch ein paar nette Extras. "The Paperboy" ist Experimentierkino ohne Chance auf Katharsis.



Kay Pinno