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REVIEWS



Blueberry und der Fluch der Dämonen   

Blueberry und der Fluch der Dämonen
    
Original: Blueberry   (USA, Frankreich, Mexiko, 2004)
Laufzeit: 119 Minuten (PAL)
Studio: Universum
Regie: Jan Kounen
Darsteller: Vincent Cassel, Michael Madson, Juliette Lewis, Djimon Hounsou u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Trailer
Preis: 119 Minuten (PAL)
Wertung: 2-/ 1-/ 4+ (Bild/Ton/Extras)


"Jetzt raucht’s wieder tierisch!"

Das Western-Genre hat auf der Leinwand nur einen geringen Spielraum für Experimente. Zwischen Bildern von Cowboys, Pferden, Saloons und Schießereien muss der strahlende Held gegen Banditen oder fiese Indianer kämpfen, um zum Schluss wohlverdient in den Sonnenuntergang reiten zu können. „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ sprengt diese schmale Erzähldimension und führt den Western zurück in die anarchische Zeit von surrealen Meta-Western wie Alejandro Jodorowskys „El Topo“ oder Guilio Questis „Töte, Django“. Basierend auf der französischen Western-Comicserie „Blueberry“ von Jean „Moebius“ Giraud erzählt Regisseur Jan Kounen („Dobermann“) eine Allegorie über die Natur von Gut und Böse, die die Untiefen von Schuld, Sühne und Bestimmung erforscht. Der von Indianer adoptierte U.S. Marshall Mike Blueberry (Vincent Cassel) fühlt sich verantwortlich für den Tod seiner großen Liebe. Als junger Heißsporn musste er mitansehen, wie sie von dem Gangster Wallace Blount (Michael Madsen) ermordet wurde. Die Suche nach einem legendären Indianerschatz führt den durchtriebenen Pistolero Jahre später wieder in die Stadt von Marshall Blueberry. Besorgt um das Vermächtnis der Indianer und nach Rache dürstend setzt sich der Gesetzeshüter auf die Fährte von Blount und seinen Spießgesellen. Mit atemberaubenden Landschaftsbildern und einer unwirklichen Atmosphäre wickelt Kounen den Zuschauer in eine Western-Farce, deren einziges Ziel ein absolut unglaublicher Drogentrip in eine indianische Schamanen-Version der Matrix ist. Unterlegt mit einer schaurig knarzenden Musik wird Mike Blueberry im Finale auf einen psychedelischen Digitaleffekte-Marathon geschickt, der den Helden schließlich zu einer erschreckenden Wahrheit führt. Für diesen Ausflug in das Reich der Schatten verarbeitete der Regisseur seine eigenen Schamanen-Erlebnisse in Mexiko und Peru, für die er das Filmprojekt beinahe sogar ganz verlassen hätte. Ob „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ dadurch wirklich zur Offenbarung wird ist fraglich. Auf der großen Leinwand ist der kryptische Mischmasch aus Indianerfabel, Drogentrip und Erlöserfantasie aber wenigstens ein verstörend esoterisches Erlebnis, das auf dem heimischen Fernseher leider stark an Wirkung einbüßt.

BILD

Blueberry und der Fluch der Dämonen

Obwohl die zahlreichen Landschaftsaufnahmen in dem anamorphen Transfer (2.35:1) sehr gut und detailreich dargestellt werden, hat das Bild mit einem ordentlichen Grundrauschen zu kämpfen. Dies wird besonders bei dunklen Aufnahmen deutlich, bei denen auch der Schwarzlevel ab und zu ein wenig schwankt und ins Milchige abgleitet. Ansonsten ist die Vorlage in gutem Zustand und zeigt keine analogen Rückstände oder Dreckspuren. Die Farben sind kräftig aber nicht überbetont unnatürlich. Scharfe und Kontrast sind ein wenig schwächer als man von einem neuen Film erwarten könnte. Besonders das Grundrauschen beeinträchtigt hier die Kantenschärfe. Die Kompression arbeitet ansonsten sauber, aber kann gegen den Rauschfaktor nicht ankommen. So gerade noch gut.

TON

Blueberry und der Fluch der Dämonen

Der Dolby Digital 5.1 Soundtrack kann wirklich beeindrucken. Neben den obligatorischen Shoot-Outs wird besonders viel Atmosphäre in die Surroundkanäle gelegt. Vom wehenden Wüstenwind bis zum Hintergrundgemurmel im Saloon ist alles vertreten. Der Höhepunkt bilden jedoch die Shamanen-Sequenzen, die mit ihrem gruselig zischenden Beschwörungsgeräusch einem wirklich Schauer den Rücken herunterlaufen lassen. Das Finale wird durch die geschickte Soundverteilung nicht nur visuell zu einem grandios-seltsamen Erlebnis. Die Dialoge sitzen fest im Center und gelungene Westernmusik wird ebenfalls ohne Überlappungen in die Dauer-Surroundbeschallung integriert. Sehr gut.

EXTRAS

Als Extra gibt es ein 19-minütiges deutsches “Making of”, das mehr Werbung als Dokumentation ist. Dennoch gibt’s ein paar solide Informationen mit kurzen Statements der Schauspieler und des Regisseurs zu sehen. Die “Einzelteile” aus denen das “Making of” fabriziert wurde, können auch einzeln und in kompletter Länge als “Featurettes” abgerufen werden. Ansonsten gibt’s noch den Kinotrailer zu bestaunen.

FAZIT

Diese “Jan Kounen Session” ist sicherlich nur etwas für den besonderen Geschmack. Wie dieser Film mit einer Freigabe ab 12 Jahren durchkommen konnte weiß allerdings nur der Schamane, der den Jugendschützern am Prüftag das Dope verkauft hat. Die Scheibe von Universum ist solide aber nicht perfekt. Das Fehlen substantieller Extras ist eine verpasste Chance, dem Film inhaltlich ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Für experimentierfreudige Narcophile ein Volltreffer. Beim Rest reicht sicherlich der Gang in die Videothek und anschließend zur Apotheke oder zum Optiker.



Kay Pinno