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REVIEWS



Concorde Inferno, Das   

Concorde Inferno, Das
    
Original: Concorde Affaire '79   (Italien, 1979)
Laufzeit: ca. 92 Min. (PAL)
Studio: Ascot Elite HE
Regie: Ruggero Deodato
Darsteller: James Franciscus, Mimsy Farmer, Joseph Cotten, Edmund Purdom
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: ---
Extras: ---
Preis: 10 Euro
Wertung: 2-/ 2-/ - (Bild/Ton/Extras)


"Besser als das Original"

Ruggero Deodato ist ein Urgestein des italienischen Exploitation-Filmes. Dabei begann er seine Filmlaufbahn als Assistent von Roberto Rossellini. Titel wie „Die Jungfrau mit der scharfen Klinge“ oder „Nackt und zerfleischt“ zeugen allerdings nicht unbedingt davon, dass er auch in Rossellinis Fußstapfen treten wollte. Nun ist das mit italienischen Exploitation-Filmern so eine Sache: Sie haben Fans, die auch im größten Scheiß, den diese Filmemacher verzapft haben, glauben, Gesellschaftskritik zu entdeckten – oder zumindest einen bewussten Angriff auf durchschnittliche Sehgewohnheiten, eine Sezierung des gesellschaftlich konformen Kunstbegriffes also. Manchmal aber müssen Filme wie „Eiskalte Typen auf heißen Öfen“ einfach in die Kategorie Hornhautverätzung eingeordnet werden, während ein Deodato-Film wie „Die Barbaren“ für Oliver Kalkofes Tele5-Reihe „Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ wahrscheinlich noch zu mies sein dürfte. Dass Deodato in den späten 80-er und 90-er Jahren Fernsehfilme mit Bud Spencer gedreht hat, die selbst den größten Bud-Spencer-Fan in tiefe Depressionen stürzen, sei nur am Rande erwähnt.
Der Witz ist jedoch: Regisseure wie Deodato sind keine Stümper. Sie haben in der Hochphase ihres Schaffens einfach nur einen Markt bedient. Der Italo-Western war en vogue? Dann sind sie eben nach Spanien gegangen und haben dort Western gedreht. War gerade Kannibalen-Schmonzes angesagt, haben sie eben Kannibalenfilme zusammengekleckst. Wollten die Leute Zombies, bitte, gab es Zombies.
Als in den 1970-ern Katastrophenfilme ordentlich Geld in die Kassen ihrer Produzenten spülten, beobachteten die Italiener das genau. Das Problem: Hollywood ließ sich seine Katastrophen ordentlich was kosten und das Publikum erwartete entsprechende Schauwerte. Da fiel es den Italienern schwer mitzuhalten. Als Hollywood allerdings ankündigte, der vierte Film der „Airport“-Reihe würde sich um eine Concorde drehen – die gerade fürchterlich en vogue war und für Modernität wie kaum ein anderes Wunderwerk der Technik stand – da fackelten die Italiener nicht lange. Der Aufwand schien überschaubar, ein Absturz, ein paar Unterwasseraufnahmen, eingehüllt in eine Thrillerhandlung... Das ließ sich refinanzieren. Mit James Franciscus engagierte man immerhin einen angesehenen Charaktermimen aus den USA für die Hauptrolle, mit Joseph Cotten gab sich außerdem ein echter Hollywoodstar die Ehre. Okay, Cottens Karriere war eigentlich längst zu diesem Zeitpunkt beendet und es war ein offenes Geheimnis, dass er seine Rollenangebote nach den Drehorten aussuchte (weshalb er in den 60-ern gar in einer japanischen Toho-Produktion zu sehen war...), das aber hatte seinem guten Namen nicht geschadet – und dann... Versemmelte Hollywood das Original und ermordete mit dem unfassbar grottigem „Airport ’80“ de facto das Katastrophenfilmgenre. Was zu dem Kuriosum führt, dass der Mockbuster aus Italien schon allein aufgrund der Tatsache, dass „Airport ’80“ so unglaublich mies ist, eine Chance gehabt hätte, besser dazustehen als das Original.
Und was soll man sagen? „Das Concorde Inferno“ ist nicht nur besser als das Original, weil das so unfassbar mies ist – der Film ist besser, weil er tatsächlich gut ist. Das ist nicht nicht zuletzt Deodatos präzisen, minimalistischen Inszenierungsstil zu verdanken: „Das Concorde-Inferno“ ist auf den Punkt inszeniert.
Auf einem Probeflug von London nach Caracas stürzt eine Concorde ab. Es ist kein Spoiler zu verraten, dass es sich um einen Sabotageakt handelt und Joseph Cotten (in der Rolle eines charmant-schmierigen Milliardärs) hinter dem Anschlag steckt. Dies ist von Anfang an klar. Unklar ist das Warum. Der Absturz allerdings verläuft nicht ganz so, wie es sich die Saboteure vorgestellt haben. An Bord waren nur die Piloten – und eine Stewardess. Und die überlebt den Absturz. Moses Brody, ein investigativ arbeitender amerikanischer Reporter, reist auf die Antillen, um die Hintergründe des Absturzes vor Ort zu recherchieren. Er stellt vor Ort schnell fest, dass jemand etwas zu vertuschen versucht. Derweil planen die Saboteure einen zweiten Anschlag – denn der Anschlag auf die Testmaschine war kaum mehr als eine Fingerübung.
„Das Concorde Inferno“ mag kein Meisterwerk sein, aber der Film ist clever inszeniert, spannend, gut gespielt. Unterlegt ist das Ganze von einem coolen Italo-Thriller-Soundtrack von Stelvio Cipriani, der einen Quentin Tarantino in Verzückung versetzen dürfte.

BILD

Concorde Inferno, Das

Der Transfer ist gelungen. Im Gegensatz zu bereits früheren Veröffentlichngen präsentiert Ascot Elite den Film im originalen Bildformat. Auch wurde das Material neu abgetastet. Wenn die Qualität gelobt wird, darf man eine Produktion wie "Das Concorce Inferno" allerdings nicht mit einer High-Budget-Hollywoodproduktion verwechseln. Das Bild ist gut, der Transfer gelungen. Was kleinere Mankos nicht überdeckt. Einige der Tauchszenen, die der Film zu bieten hat, wirken etwas zu dunkel. Es ist allerdings anzunehmen, dass bereits das Ausgangsmaterial nur schwach konturiert war, sodass die Technik das Maximum des Möglichen erreicht hat. Dies ist ein Thriller aus den 70ern. Auf echtem Filmmaterial gedreht. Also...

TON

Concorde Inferno, Das

Der deutsche Ton wurde hervorragend aufgeräumt. Natürlich ist das alles mono und die Protzboxen der Gegenwart werden sich über den eher simplen Klang der Vergangenheit wundern, auf der anderen Seite hört man am Ton sehr schön, dass Töne zu erzeugen eine echte Kunst ist. Ob der Absturz oder spätere Actionszenen: Die Sounddesigner haben sich mit ihren beschränkten Mitteln seinerzeit ordentlich ins Zeug gelegt. Der Film lässt seine Entstehungszeit nachklingen. Die englische Tonspur kann da nicht ganz mithalten, auch in diesem Fall

EXTRAS

Nix. Außer ein paar Trailer. Etwa zu "Das Kommando" im englischen Original. Schräg-reaktionär der Trailer. Ansonsten, wie gesagt, gibt es nichts Erwähnenswertes.

FAZIT

Kein Exploitation, sondern ein echter, geradliniger, gut gemachter Thriller präsentiert sich auf einem aufgeräumten Silberling. Kein großes Meisterwerk, auf dessen Neuentdeckung die Welt gewartet hätte, aber dennochh ein geradlinger Krimninalfilm im Zeitkolorit der späten 1970-er.



Christian Lukas