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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Snowpiercer   (BLU-RAY)

Snowpiercer
    
Original: Snowpiercer   (USA / Frankreich / Korea, 2013)
Laufzeit: 126 Min. (1080p)
Studio: Ascot Elite / MFA
Regie: Bong Joon Ho
Darsteller: Chris Evans, Song Kangho, Jamie Bell, Tilda Swinten, John Hurt, Ed Harris u.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Trailer
Preis: ca. 15 €
Wertung: 3 / 2 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Es fährt ein Zug nach Nirgendwo"

Die Zukunft in Bong Joon-Hos "Snowpiercer" ist eisig: nachdem der Klimawandel für mehr und mehr Naturkatastrophen sorgt, sollten experimentelle Sonden das Klima und die Atmosphäre wieder normalisieren. Doch das Experiment schlug fehl und verwandelte die gesamte Welt dauerhaft in eine tödliche Eiskugel. Nur eine Handvoll Menschen konnte sich in einen gigantischen Zug retten, in dem sich über 17 Jahre hinweg eine ganz eigene Zivilisation gebildet hat.
In den hinteren Abteilen sitzen die ärmsten Teufel (u.a. Chris Evans, Jamie Bell und John Hurt), die im Dreck leben und sich von glibberigen Proteinriegeln ernähren müssen. Währenddessen lassen es sich die vorderen Abteile gut gehen und halten mittels einer Art Militärpolizei alles brutal in Schach. Doch der Tag der Revolution ist angebrochen: Curtis (Chris Evans) erhält aus den vorderen Abteilen wichtige Nachrichten, durch die er einen Sturm auf die vorderen Abteile und vor allem auf die Maschine der Lok wagen kann. Niemand ist jedoch auf das vorbereitet, was sich wirklich hinter den Türen der vorderen Abteile abspielt.
Was sich zunächst nach einem geradlinigem Actionfilm anhört nentpuppt sich schnell als dystopische Gesellschaftssatire an der Terry Gilliam seine Freude gehabt hätte. Vom "Slum" der letzten Waggons arbeitet sich der aufgebrachte Mob gewaltsam immer weiter nach oben in der Nahrungs- und Wohlstandskette der kruden Zug-Gesellschaft. An sich könnte dies eine wundervolle Mischung sein, doch Regisseur Bong Joon-Ho schafft es nicht eine funktionierende Mischung aus beiden Komponenten herzustellen. Zu ausladend und offensichtlich effekthascherisch wirken die Actiontableaus wie absichtlich aufgeblähte Ablenkung, ohne dabei wirklich überzeugen zu können. Trotz brachialem und kreativen Einsatz wird einem das Gehaue um den richtigen Platz im Zug schnell ziemlich egal. Auf der dramatischen Ebene entwickelt sich ebenfalls so gut wie nichts, bis kurz vor dem Finale Curtis ein wenig mehr Licht auf die Historie des Lebens im Zug wirft. Doch da ist derselbige für den Zuschauer längst abgefahren. Da kann auch die gelungen zynische Pointe des Films nicht mehr viel retten. Dazu ist auch das Tempo von "Snowpiercer" zu unausgewogen und artet in ein hakeliges Stop-Go aus, das zudem mit über zwei Stunden Laufzeit deutlich zu lang geraten ist. Unangenehm fällt leider auch Tilda Swinton auf, die sich mit überchargierenden Grimassen wohl in einer anderen Art (Comic-)Film wähnte.
Nach seinem überschätztem koreanischen Monsterspektakel "The Host" beweist Bong Joon-Ho auch bei dieser internationalen Produktion, dass er zwar kreativ und inhaltlich viel möchte, aber weiterhin an seinem Anspruch scheitert. "Snowpiercer" ist im besten Sinne des Begriffs ein "Trainwreck", das aber, sofern man sich auf die abgefahrene Prämisse der eingeschlossenen Zuggesellschaft einlässt, immerhin die düsterste Gesellschafts- und Systemkritik seit langem im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren gehauen bekommt.

BILD

Snowpiercer

Der anamorphe Widescreentransfer (1.85:1) ist erstaunlicherweise sehr blass. Die Vorale ist zwar fehlerfrei, aber Schärfe und Kontrast sind schwanken zwischen Mittelmäßig und gerade mal solide. Die Farben - auch bedingt durch das Setting wirken eher etwas geblichener, aber vor allem der Schwarzlevel hat stark zu kämpfen und wirkt öfter milchig und grieselig. Soager ein paar Artefakte lassen sich da in den dunklen und verrauchten Bereichen ausmachen. Für einen aktuellen Film ist das eher eine schwache Leistung.

TON

Snowpiercer

Immerhin liefert der DTS-HD MA 5.1 Track eine ordentliche Leistung: die Räumlichkeit und das Rattern des Zugs sind sehr gut umgesetzt. Auch kleinere atmosphärische Elemente in den Waggons - klappernde Türen, zischende Maschinen oder das beengte Gemnurmel der Zuginsassen - alles wird wunderbar in der gesamten Soundstage verteilt. Musik und Dialoge mischen sich gut darunter. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Neben den Trailern zum Film enthält die Blu-ray von "Snowpiercer" ein solides 15 minütiges "Making of", das die Wurzeln des Films (ein französisches Comic) beleuchtet und sich der Schwierigkeit der Inszenierung annimmt, wie man den beengten Raum der Zugabteile gut in Szene setzt. Neben Interviewclips mit den Filmemachermachern loben hier die Schauspieler aber vor allem die Originalität der Geschichte. Weiterhin ist noch ein Animatic-Clip der Weltvereisung und eine Bildergalerie mit Produktionsskizzen vorhanden.

FAZIT

Leider schafft es "Snowpiercer" nicht über sein Konzept hinaus zu wachsen und macht als Personendrama eine fette Bauchlandung. Die Gesellschaftskritische Endzeitvision bleibt interessantes Stückwerk mit einer sehr nihilistischen Auflösung, die aber Gefallen mag. Technisch zeigt sich die Scheibe auch eher etwas schwächer. Vor dem Kauf von "Snowpiercer" auf Blu-ray ist sicherlich erst der Gang in die Videothek zu empfehlen.



Kay Pinno