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REVIEWS



Cromwell - Der Unerbittliche   

Cromwell - Der Unerbittliche
    
Original: Cromwell   (GB, 1970)
Laufzeit: 134 Minuten (PAL)
Studio: Columbia Tristar
Regie: Ken Hughes
Darsteller: Richard Harris, Sir Alec Guiness, Robert Morley, Dorothy Tutin u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-Mono Deutsch, Fr, It, Spa DS Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch u.v.m.
Extras: Trailer
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2-/ 4+/ 5 (Bild/Ton/Extras)


"Schlacht-Fest!"

Mit immer mehr ausufernden Pixel-Schlachten im Kino a lá “Herr der Ringe” macht es richtig Spaß, sich einmal richtiges Schlachtgetümmel mit lebendigen (!!!!) Komparsen anzuschauen. Dazu wird in “Cromwell” auch noch reale Geschichtsschreibung recht ambivalent über großartige Darsteller vermittelt. Es geht um den englischen Revoluzzer Oliver Cromwell, der im 17. Jahrhundert die britische Insel in Aufruhr versetzte und einen Bürgerkrieg gegen den König anzettelte. Das königliche Staatsoberhaupt Charles I.(Sir Alec Guiness) hat nämlich überhaupt keinen Sinn für das bürgerliche Einfluss-Organ “Parlament”. Erst nach zwölf Jahren der Alleinherrschaft beruft er die Bürgerlichen wieder zu einer Versammlung ein. Der Grund dafür ist natürlich rein finanzieller Natur: König Charles braucht Geld, um Krieg gegen die Schotten zu führen. Dafür muss er das Parlament “anpumpen”. Dieses zweifelhafte Ränkespiel will der königstreue wie idealistische Cromwell (Richard Harris) mit seinen parlamentarischen Freunden nutzen, um das Parlament endlich als feste Institution ohne königliches Veto- und Auflösungsrecht als rechtmäßiges bürgerliches Instrumentarium zu verankern. Das schmeckt dem Monarchen, der seinen Stand gefährdet sieht, überhaupt nicht. Mittels einer Vollmacht sollen die Anführer dieses Vorschlags festgenommen und zum Schweigen gebracht werden. Dieser Schlag gegen die bürgerlichen Repräsentanten wird zum Auslöser eines hässlichen Bürgerkriegs, der die englische Nation für immer verändern sollte.

Trotz einiger interessanter geschichtlicher Veränderungen (siehe hier) ist “Cromwell” sicherlich einer der größten englischen Epen, die auf der Insel produziert wurden. Das sich Regisseur Ken Hughes (“Chitty Chitty Bang Bang” & “Casino Royale”), der sich auch als Drehbuchautor für den Film verantwortlich zeichnet, zu solchen Höhen aufschwingt, hätte wohl kaum jemand erwartet. Ihm zur Seite stehen natürlich Leinwand-Gold Sir Alec Guiness und Richard Harris, der schon in seiner ersten Szene mit nur einem Gesichtsausdruck niemand daran zweifeln lässt, dass er der gesamten Monarchie kräftig in den Allerwertesten treten wird. Was den Film aber wirklich aus der Masse der Historienschinken hebt, ist die ambivalente Sicht der Figuren und Geschehnisse. Ein klassisches Gut-Böse Schema gibt es hier nicht. Während Cromwell als zögerlich-demokratischer Idealist gar keinen Krieg will, endet er schließlich als von allen Seiten enttäuschter und verbitterter Alleinherrscher. Ein bitter-ironisches Schicksal das ebenso für den König zutrifft. Sein Umfeld und sein anerzogener Standesdünkel lassen ihn zu einem kurzsichtigen wie tyrannischen Herrscher werden, ohne dass er es eigentlich beabsichtigt. Ein übles politisch-ideologisches Schachmatt. Die Schlachtenszenen wirken schließlich absolut real: in wildem chaotischen Getümmel stürzen sich tausende echte Komparsen auf die Felder des Krieges, um sich gegenseitig niederzumetzeln. Das tut wirklich weh! So bleibt “Cromwell” ein zeitloser Klassiker, der sicherlich zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.

BILD

Cromwell - Der Unerbittliche

Der Film zeigt sich in einem guten anamorphen Widescreen-Transfer (2.35:1), der in etwa die Glorie eines 70mm Prints von “Cromwell” im Kino erahnen lässt. Die Vorlage ist in gutem Zustand, aber kann nicht ganz verbergen, dass der Film schon 30 Jahre auf dem Buckel hat. Wenige Außenaufnahmen (besonders am Anfang) wirken etwas grobkörnig und grieselig. Dreckspuren und Bildpunkte sind nur in minimalen Umfang vorhanden und kaum merklich. Schärfe und Kontrast sind etwas wankelmütig aber insgesamt noch recht gut. Wenige einzelne Szenen haben gewisse Unschärfen. Die Farben sind kräftig aber nicht überbetont und geben den wohl ausbalancierten Look des Films sehr gut wieder. So werden die Unterschiede zur farbreichen Königsresidenz und dem eher blassen Look im Parlament sehr deutlich. Einzelne wirken dadurch fast wie die Gemälde der alten Meister. Einzieg der Schwarzlevel ist an wenigen Stellen etwas zu tief geraten und verdeckt kleinere Bilddetails. Die Kompression ist tadellos. Ein guter Transfer.

TON

Cromwell - Der Unerbittliche

Im Audiobereich erklingt nur der englische Ton in Stereo während sich die deutsche Spur mit dem originalen Monoformat zufrieden geben muss. Ordentlich aufgeräumt sind hier keine Überbleibsel von Grundrauschen oder Knacksern zu hören. Die Dialoge sind immer gut verständlich während die Sound- und Musikkulisse sogar ganz gut mithalten kann. Nicht so dumpf wie üblich kommen hier Schlachtengetümmel und musikalische Untermalung zueinander. Eine Surroundaktivität findet natürlich nicht statt. Der englische Stereotrack klingt dagegen zwar noch etwas besser, aber kann aus seinem Potential auch nur wenig Vorteil ziehen. Allerdings wirken die Dialoge für einen alten Originalton sehr viel besser als üblich.

EXTRAS

Als einziges Extra hat sich ein Trailer auf die Scheibe verirrt.

FAZIT

Als genial ausgestatteter Kostümfilm mit enormen Massenszenen hat “Cromwell” nichts von seinem Charme verloren. Auch die ambivalenten Hauptfiguren können voll überzeugen. “Cromwell” ist zeitlose englische Filmkunst auf ihrem Höhepunkt, die jeder auf DVD neu entdecken sollte. Die Columbia-Scheibe macht technisch eine gute Figur, aber hat leider keine Extras zu bieten. Trotzdem dringend empfohlen!



Kay Pinno