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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Drive   

Drive
    
Original: Drive   (USA, 1996)
Laufzeit: 112 Minuten (PAL)
Studio: Mediacs
Regie: Steve Wang
Darsteller: Mark Dacascos, Kadeem Hardison, Brittany Murphy, John Pyper Ferguson u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS Englisch DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Making of, Interviews u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 3+/ 2 / 3- (Bild/Ton/Extras)


"Treten sie ihm in den Arsch, Mark!"

Nachdem aus Hongkong selbst kaum noch neue Action-Ware im alten Stil kommt, freut man sich einen Film aus dem Jahr 1996 endlich sichten zu können, der so wirkt, als hätte man ihn Mitte der 80er Jahre in der britischen Kronkolonie gedreht. Entstanden ist der Film allerdings mit geringem Budget in den USA. Dabei ist die Geschichte so einfach wie effektiv. Ein ausgebildeter Killer aus Hongkong mit einem speziellen Bio-Chip in der Brust, welcher ihm übermenschliche Kräfte und Geschicklichkeit verleiht, landet in den USA. Er ist auf der Flucht vor seinem alten Arbeitgeber, weil ihm das skrupellose Dasein nicht mehr passt. Um finanziell gut dazustehen, möchte er den Chip an ein amerikanisches Unternehmen verkaufen. Unterwegs nimmt er den schwarzen Malik Brody als Geisel, dessen Auto er für seine Fahrt benötigt. Brody steckt gerade mitten in einer Lebenskrise, weil ihn seine Partnerin zu Teufel gejagt hat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen sich die beiden zusammen. Dass die Geschichte nicht zu den originellsten gehört, hat man schnell begriffen, aber das tut der Qualität des Films keinen Abbruch. Ohne lästiges Beiwerk erzählt Steve Wang den Versuch eines Killers, aus seinem miesen Leben auszusteigen. Die ehrlichen Emotionen brechen sich ihre Bahn in einem wüsten Sperrfeuer aus Martial Arts und Schießereien. Wang gelingt dabei sowohl eine flüssige Charakterisierung seiner Hauptfigur, deren Dilemma er mit den Mitteln des Action-Films aufarbeitet, wie auch ein temporeiches Roadmovie, das niemals zur Ruhe kommt. Die Choreographie der Kampfszenen ist schlicht atemberaubend. Auf engsten Raum vollführen die Stuntleute Dinge, die auf einfallsreichste Weise die Einheiten der jeweilige Orte nutzen. Eine ausgezeichnet Umsetzung vorgegebener Genre-Muster. Nebenbei kann man noch erwähnen, dass hier keinesfalls Gefangene gemacht werden.

BILD

Drive

Obwohl die Vorlage recht ordentlich ist, kommt die Bildqualität über ein durchschnittliches Ergebnis nicht hinaus. Wie anderen Mediacs-Titeln auch, besitzt “Drive” ein Schärfe-Problem. Wer ein Fan von gestochen scharfen Konturen ist, der wird hier nicht bedient. Dafür sind Kontrast und Schwarz-Level recht ordentlich. Ein weiteres Problem ist ein permanentes leichtes Rauschen, das sich in unterschiedlicher Stärke zeigt. Mal befällt es nur den Hintergrund, wie beispielsweise den Himmel, mal zeigt es sich aber in Großaufnahmen auch auf den Gesichtern, wo es schon deutlicher stört. Da es aber auch keine extremen Ausmaße annimmt geht das noch in Ordnung.

TON

Drive

Die Tonqualität ist auf der Originalspur gut gelungen. In den vielen Kampfszenen bekommt die Suroundanlage etwas zu tun, wenn links und recht Glas zersplittert oder Geschosse auftreffen. Auch die Abmischung zwischen Effektgeräuschen, Musik und Dialogen ist gelungen. Selbst leise Nebengeräusche wie hallende Schritte sind zu vernehmen. Demgegenüber fällt die deutsche 5.1-Abmischung ab. In zwei Schlüsselszenen konnte ich mich besonders überzeugen, dass der Raumklang deutlich schlechter herüber kommt. Das betrifft eine Szene, die in einem Raum mit vielen Telefonistinnen spielt. Der englische Ton besitzt eine permanente Kulisse aus Tippgeräuschen und Sprachfetzen, die aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Im deutschen 5.1-Mix kommt die Sprache nur aus dem Center und auch das Tippen ist nicht so sehr räumlich aufgeteilt. Das muss eigentlich nicht sein. Eine andere Szene fällt durch ein wegfahrendes Auto auf, das sich vom Center nach links entfernt. Beim deutschen Ton bekommt man nur eine Ahnung von der Richtung. Ansonsten macht die DVD keine Probleme.

EXTRAS

Das Bonusmaterial hört sich zunächst einmal sehr umfangreich an. Führt man es sich aber zu Gemüte macht sich doch eine leichte Enttäuschung breit. Der Audiokommentar macht den Eindruck eines fröhlichen Beisammenseins guter Freunde. Man erinnert sich an die gemeinsame Zeit beim Dreh, reißt alberne Sprüche und erzählt allerlei privates Zeug, das man als Außenstehender nur schlecht versteht. Dementsprechend ist der Audiokommentar eher etwas für Eingeweihte – also diejenigen, die ihn gerade selber sprechen. Daneben gibt es Spärliches über die Produktionsumstände, die Stuntarbeit und auch noch ein paar wirklich interessante Informationen über die Unterschiede zwischen dem Director’s Cut, der auf der DVD enthalten ist, und der HBO-Version, welche 16 Minuten kürzer ist. Die 48minütige Dokumentation illustriert diesen Umstand noch einmal angemessen. Außerdem gibt es anhand einer Szene eine schöne Gegenüberstellung der beiden Versionen bezüglich der Musik. In der HBO-Version wurde nämlich zusätzlich zu den Schnitten eine neue Musik verwendet, die reichlich erbärmlich ist. Darüber hinaus bietet die Doku nur das übliche und langweilige Promotion-Gebrabbel im Stile von “ich wollte unbedingt Mark Dacascos in meinem Film haben und er ist einfach großartig”... . Besser sind da schon die Deleted Scenes. Bei manchem handelt es sich zwar nur um Verlängerungen im Film vorhandener Szenen, aber mit interessantem Inhalt. Besonders schön ist es, dass man hier den Zuspieler “Walter, the Einstein Frog” – ein seltsame TV-Serie, die sich einige der Figuren im Film ansehen – in voller Länge und bildschirmfüllend bewundern kann. Ein echter Knaller. Die Interviews sind durchwachsen. Während Mark Dacascos unter anderem über seine Jugend in Hamburg erzählt und über das Martial Arts Training mit seinem Vater berichtet, hat Steve Wang nichts neues mehr zu sagen.

FAZIT

Trotz der eher durchwachsenen Extras kann der Kauf empfohlen werden. Dass die Bildqualität nicht ganz so gut ist, macht bei einem Film, der einen ohnehin in die 80er Jahre versetzt kaum was aus. Ansonsten gibt’s eine fantastisches Action-Spektakel, das niemanden enttäuschen dürfte.



Stefan Dabrock