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REVIEWS



Drunken Master - The Beginning   

Drunken Master - The Beginning
    
Original: Jui kuen   (Hongkong, 1978)
Laufzeit: 107 Minuten (PAL)
Studio: Sony Pictures
Regie: Yuen Woo Ping
Darsteller: Jackie Chan, Siu Tien Yuen, Jang Lee Hwang, Dean Shek, u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-Mono Deutsch, Französich, Kantonesisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Fr, Tr, Ar
Extras: Audiokommentar
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2-/ 4 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Hau Wech!"

Jackie Chan ist eine Institution. Seit über 40 Jahren ist er schon im Filmgeschäft unterwegs und ist einer der Hauptverantwortlichen für den Erfolg des asiatischen Actionkinos weltweit. Seine Mischung aus physischer Komödie, akrobatischer Höchstleistung und todesverachtender Stuntarbeit ist legendär. Seinen ursprünglichen Ruhm und die Erfindung der Kung-Fu-Comedy im Handstreich verdankt er zwei Filmen, die er 1978 mit Yuen Woo Ping drehte. “Die Schlange im Schatten des Adlers” und “Sie nannten ihn Knochenbrecher” wurden nicht nur in Hongkong sondern auch international Kassenschlager. Sowohl Jackies Fähigkeit, sich physisch ordentlich quälen zu lassen als auch das Durchbrechen der steifen Eastern-Klischees mit Hilfe der kantonesischen Komödie (die sich eines breiten wie platten Humors bedient) rangen der Kung Fu Welle eine neue Facette ab. Bisher konnte man den “Knochenbrecher” nur in einer gekürzten Fassung erleben. Um den Anschluss an Jackies originale 16 Jahre später entstandene Fortsetzung “Drunken Master - The Legend” (AKA “Drunken Master 2”) zu finden, hat sich Sony für die ungekürzte Neuveröffentlichung den Titel “Drunken Master - The Beginning” ausgesucht. Leider hat sich für die Internationalisierung des Films auch eine besonders peinliche Panne eingeschlichen. Da man die neue Synchronisation und Untertitelbearbeitung auf den alten englischen Übersetzungen fußte, haben die historischen Hauptfiguren mal eben englische Vornamen (!) bekommen: bei Freddie und Robert Wong handelt es sich nämlich eigentlich um Wong Fei Hung (Jackie Chan) und seinen Vater Wong Kei Ying. Fei Hung - eigentlich eine ehrenwerte und ernsthafte Figur, über die es hunderte Filme im Hongkongkino gibt (u.a. auch die “Once upon a Time in China”-Filme sowie “Iron Monkey”) - wird hier von Jackie Chan erstmals in einen aufsässigen, frechen wie lüsternen (!) Teenager im Stil von “Animal House” verwandelt. Eine absolute Revolution für damalige Verhältnisse. Nicht nur seinem Vater Kei Ying, dem Meister einer prominenten Kung Fu Schule, sondern auch dem nervigen Oberlehrer Kai-Hsien (Dean Shek) ist der Tausendsassa ein Dorn im Auge. Dass Vater-Sohn-Drama eskaliert allerdings erst, als Fei Hung unwissentlich seine Cousine auf einem Markt anbaggert und sich anschließend mit seiner Tante prügelt. Neben einer anscheinend üblichen Todesstrafe bei Familienzwistigkeiten (!) hat der Papa für Fei Hung allerdings noch eine härtere Strafe in petto, um dem aufsässigen Sproß die Flausen auszutreiben. Der Knabe soll bei “Knochenbrecher” So Hei (Siu Tien Yuen) in die Lehre. Das schmeckt weder dem jungen Haudrauf noch dem alten Hauwech, der sich die Trinkerei von Hochprozentigem zur Lebens- und Kampfesphilosophie erhoben hat. Ein Punkt, der den Jugendschützern sicher mehr Kopfschmerzen bereitet hat, als die handfesten Prügeleien des Films! Während sich Meister und Schüler langsam aber sicher zusammenraufen, läuft jedoch eine andere Gefahr in der Gegend herum. Der berüchtigte Killer “Thunderleg” (der koreanische Meisterkicker Jang Lee Hwang hat hier nach “Schlange im Schatten des Adlers” seinen zweiten unvergesslichen Auftritt - einschließlich 70-er Jahre Hairstyle und Schnauzer) wird angeheuert, um Wong Fei Hungs Vater zu erledigen. Im finalen Showdown muss sich deshalb der Schüler schließlich als betrunkener Meister beweisen. Mit erstaunlichen Kampfeinlagen, einer ordentlichen Portion Genre-referentiellen Humors und einem wirklich einzigartigen Kampfstil weiß “Drunken Master” auch heute noch richtig zu gefallen. Dennoch sind die flapsige Neusynchronisation als auch die nur wenig akkurateren Untertitel auf der Scheibe leider ein echtes Manko. Hier hat man eine Chance verpasst.

BILD

Drunken Master - The Beginning

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) ist relativ gut entsprechend des alten Ausgangsmaterials gelungen. Die Vorlage enthält natürlich immer noch reichlich Bildpunkte und einige Verschmutzungen, die sich aber im Rahmen halten. Insgesamt ist der benutzte Abzug recht sauber und wirkt angenehm aufgeräumt. Schärfe und Kontrast holen aus dem Material heraus, was eben geht. Hier zeigt sich schnell, dass einige Szenen des Low-Budget Spektakels tatsächlich von Haus aus unscharf gefilmt worden sind. Die Farben sind ziemlich kräftig, was sich besonders in den satten Grüntönen der Wiesen und Wälder zeigt. Der Schwarzlevel geht in Ordnung, aber zeigt dennoch eine Tendenz zur leichten Milchigkeit. Die Kompression arbeitet sauber. Artefakte oder Hintergrundrauschen treten nicht auf. Noch gut.

TON

Drunken Master - The Beginning

Beim Ton hat man dankbarererweise verzichtet, einen angestrengten DD5.1-Upmix anzufertigen. Der DD-Monoton klingt dafür sehr solide und reproduziert sowohl den alten Soundtrack als auch die Geräusche ganz gut. Die neu eingespielten Dialoge sind sehr gut verständlich, aber hinterlassen eben auch den Eindruck, dass sie nicht wirklich zur restlichen Soundkulisse passen. Der französische Track klingt hier eindeutig homogener. Der kantonesische Ton klingt seinem Älter in den Dialogen entsprechend muffelig, aber immer noch brauchbar. Der große Patzer ist aber in der Übersetzung passiert. Wong Fei Hung und Papa Wong Kei Ying sind in Freddie und Robert Wong sowohl auf Tonspur als auch in den Untertiteln umbenannt worden. Das tut weh und nimmt der Scheibe ein wenig ihren Reiz.

EXTRAS

Als einziges Bonusmaterial gibt es einen Audiokommentar mit den amerikanischen Hongkongfilmexperten Ric Meyers und Jeff Yang. Dieser Track ist sehr informativ und beschäftigt sich viel mit der Filmindustrie Hongkongs und dem Aufstieg des Kung Fu Genres sowie die filmischen Hintergründe und Zusammenhänge des Wong Fei Hung Mythos. Uneingeweihte werden an einigen Stellen sicher Probleme haben, den zahlreichen Verweisen und Namen folgen zu können. Dennoch geben sich die beiden Experten wirklich Mühe, ein Rundumverständnis für das Genre und den Hongkongfilm zu vermitteln. Echten Kennern wird allerdings nur wenig Neues verraten.

FAZIT

“Drunken Master” ist ein Klassiker des Eastern-Genres und wird hier erstmals in der kompletten Fassung in Deutschland präsentiert. Bild und Ton sind solide, aber leider wurde bei der Synchronisation und den Untertiteln gepatzt. Wer mit der Umbenennung von Wong Fei Hung leben kann, darf hier aber beruhigt zugreifen.



Kay Pinno