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REVIEWS



Faustrecht der Prärie   

Faustrecht der Prärie
    
Original: My Darling Clementine   (USA, 1946)
Laufzeit: 92 Min. / 99 Min. (PAL)
Studio: Twentieth Century Fox
Regie: John Ford
Darsteller: Henry Fonda, Victor Mature, Linda Darnell, Cathy Downs, Walter Brennan u.v.a.
Format: 4:3 Vollbild
Ton: DD-Stereo Deutsch, Englisch DD-Mono Engl.
Untertitel: Deutsch, Englisch, Schwedisch
Extras: Kommentar, Pre-Release Version u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 3+/ 4+/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Grabstein-City!"

Die Legende von Marshall Wyatt Earp und seinem Kumpel Doc Holiday, die in dem abgelegenen Western-Städtchen Tombstone eine bleierne Auseinandersetzung mit der Familie Clanton am O.K. Corral blutig beenden, ist einer der großen Mythen des Wilden Westens. Kein Wunder also, dass sich Western-Regisseur John Ford direkt nach dem zweiten Weltkrieg aufmachte, um die Geschichte von Earp auf die Leinwand zu bringen. Wie bei fast jeder Version dieser Geschichte nimmt sich auch Ford allerdings zahlreiche Freiheiten heraus, um die Figur klar als klassischen Westernhelden zu zeichnen und dem Publikum entsprechendes Entertainment zu liefern. Die Grundsituation von “Faustrecht der Prärie” hat auch Kevin Costner in seinem letzten Western “Open Range” geschickt kopiert. Mit einer Viehherde kommt der Ex-Sheriff von Dodge City Wyatt Earp (Fonda) mit seinen drei Brüdern an dem Silberminen-Örtchen Tombstone (benannt nach dem nach Silber suchenden Gründer der Stadt, der behauptete, dort bloß seinen Grabstein finden zu können!) vorbei. Nach einer amüsanten Nacht in der Stadt müssen die drei älteren Brüder feststellen, dass der Jüngste auf der Wache erschossen und ihre kostbare Herde gestohlen wurde. In Tombstone gestrandet nimmt Wyatt die vakante Stelle des Sheriffs an und ernennt seine Brüder zu Hilfssheriffs. In der wachsenden Kleinstadt muss er sich zunächst mit dem resoluten Kartenspieler und Raufbold Doc Holiday (Victor Mature) auseinandersetzen. Der steckt wiederum in einem persönlichen Dilemma zwischen der feurigen Saloon-Sängerin Chihuahua (Linda Darnell) und seiner einstigen Verlobten Clementine (Cathy Downs), die ihm von der Ostküste aus in den Westen nachgereist ist. Doch der schwer Leukämie-kranke Doc will mit seiner Vergangenheit nichts mehr zu tun haben. Erst als Wyatt Earp sich ebenfalls um Clementine bemüht, kommt es erneut zu Spannungen. Und auch die Clanton-Familie macht den Earps im Städtchen immer mehr Ärger. Schließlich kulminiert alles in der oben schon erwähnten Schießerei an der Clanton-Koppel. Ford behauptete, dass er diesen finalen Höhepunkt weitestgehend nach den originalen Erzählungen Earps, den er angeblich in seinen frühen Hollywoodtagen als Berater an Filmsets kennengelernt hatte, inszeniert hat. “Faustrecht der Prärie” gehört sicherlich zu den großen Klassikern des amerikanischen Western-Genres. Besonders die starke Inszenierung der Schwarz-Weiß-Bilder, die das Westernleben gleichzeitig dokumentarisch aber doch hochstilisiert wirken lassen, können heute noch faszinieren. Inhaltlich bleibt der Film aber eine revisionistische und glattgebügelte Historiesoße, die ein streng konservatives und moralisch “Schwarz-Weißes-Weltbild” liefert. Glücklicherweise federt das starke Beziehungsgeflecht zwischen Earp, Holiday und den beiden Frauen diese Hollywood-Version des Wilden Westens noch gut ab.

BILD

Faustrecht der Prärie

Der S/W-Transfer zeigt den Film in seiner originalen Vollbild-Kino-Aspect Ratio von 1.33:1. Die Vorlage ist in einem sehr solidem Zustand aber kann das hohe Alter des Films letztlich nicht verbergen. Gelegentliche Bildpunkte sowie kleinere Laufstreifen tauchen gelegentlich auf. Der Kontrast schwankt in einigen Bildern recht stark und zeigt die unterschiedliche Qualität des Filmmaterials. Besonders einige dunkle Szenen wirken sehr Kontrastarm und ein wenig milchig, wodurch auch Bildelemente verschluckt werden. Die Schärfe bleibt weitestgehend in Ordnung und schwächelt nur in einigen Wideshot-Außenaufnahmen. Die Hintergrunde sind aufgrund des alten Materials oft ein wenig verrauscht, was aber kaum vom Film ablenkt. Die Kompression arbeitet stabil und verhindert zusätzliche Artefakte oder Bildruckler. Insgesamt ist das Bild für einen 60 Jahre alten Film erstaunlich gut, aber hätte durch eine Komplettrestauration sicherlich besser sein können.

TON

Faustrecht der Prärie

Der DD-Stereoton auf Deutsch und Englisch ist natürlich nicht “echt” sondern nur simuliert. Doch auch hier kann kaum von einer Räumlichkeit des Sounds die Rede sein. Wahlweise hat man die Dialoge jeweils auf dem rechten und linken Kanal ein wenig betont. Ordentlich rauschreduziert spielt der deutsche Track seinen Synchronvorteil deutlich aus. Klar und deutlich sind die Dialoge immer gut verständlich, während die englischen Tracks ein wenig leiser und undeutlicher wirken. Die Soundeffekte wurden bei beiden Tonspuren ebenfalls ordentlich aufgeräumt und erklingen hier homogen zu den Dialogen und der Musik, ohne dabei künstlich zu wirken. Eine gelungene Mono-Aufbereitung.

EXTRAS

Parallel zum Hauptfilm auf der ersten Scheibe gibt es einen Audiokommentar mit dem John-Ford-Experten Scott Eymann und Wyatt Earp III, der tatsächlich ein Nachfahre des legendären Westerners ist. Die Sprecher wurden nicht zeitgleich aufgenommen und der Track entsprechend zusammengeschnitten. Earps Textanteil kommt dabei aber höchstens auf vielleicht 10 Prozent. Scott Eymann weiß allerdings viel über die Entstehungsgeschichte und die besonderen Produktionsumstände des Films, so dass er kaum eine Atempause bei seinen Ausführungen zum Film und zu John Ford lässt. Leider wirkt sein Vortrag wie eine leicht zu schnell abgespulte Vorlesung, bei der der Zuhörer ordentlich aufpassen muss, um nicht völlig den Faden zu verlieren. Wer Eymanns heruntergebeten Fakten aber folgen kann, der wird sehr viel über “Faustrecht der Prärie” und auch über die historischen Hintergründe erfahren. Ein wichtiger Punkt dabei ist auch die Entstehungsgeschichte der Kinofassung, die nicht Fords ursprünglicher Schnittfassung entspricht und von Produzent Daryl F. Zanuck ordentlich bearbeitet wurde. Ca. eine halbe Stunde an Material soll der Schere zum Opfer gefallen sein, weil Zanuck den Film als zu lang und überladen empfand.

Auf der zweiten Scheibe befindet sich deshalb eine erst kürzlich entdeckte Pre-Release Version des Films (nur mit englischem Ton mit zuschaltbaren Untertiteln!), die eine frühe Schnittversion (ca. 7 Minuten länger!) von Zanuck zeigt, die nicht nur mehr Material sondern auch einen etwas anderen Soundtrack hat und auch die nachgedrehte Kuss-Szene am Schluss nicht enthält - eine Version also, die eher näher an Fords ursprünglicher Fassung ist. Die Qualität dieser Fassung ist ebensogut wie die Präsentation des Films auf der ersten Scheibe. In “Was ist die Pre-Release Version?” (ca. 40 Min.) erklärt der Film-Archivar der UCLA, Robert Gitt, ausführlich die Unterschiede zwischen den Fassungen und wie es zu den Veränderungen kommen konnte. Ein sehr wichtiger Blick auf die finale Entstehungsphase von “Faustrecht der Prärie”. Weiterhin gibt’s auf der Scheibe eine Bildergalerie mit Behind-the-Scenes-Fotos und einen US-Trailer zum Film zu finden.

FAZIT

“Faustrecht der Prärie” ist ein ganz großer Klassiker des amerikanischen Westerngenres und wird mit dieser Doppel-DVD erstmals ordentlich gewürdigt. Bild und Ton gehen in Ordnung, aber hätten bei einem Titel dieser Größenordnung noch besser sein können. Ford-phile werden sich besonders über die längere Pre-Release-Fassung des Films freuen. Ein Muss für jeden Westernfan!!!



Kay Pinno