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REVIEWS



Gangs of New York   

Gangs of New York
    
Original: Gangs of New York   (USA, 2002)
Laufzeit: 160 Minuten (PAL)
Studio: Splendid
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Leonardo di Caprio, Daniel Day Lewis, Cameron Diaz, Liam Neeson u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS Deutsch DD5.1 Englisch, Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Behind the Scenes, Trailer u.m.
Preis: ca. 25 €
Wertung: 1-/ 2+/ 2 (Bild/Ton/Extras)


"Ich bin New York!"

Über Jahrzehnte hinweg versuchte Regisseur Martin Scorsese basierend auf der historischen “Anekdoten”-Sammlung von Herbert Asburys Buch “Gangs of New York” einen Film zu machen. Asburys Chronik von Verbrechen und Armut in und um das berüchtigte New Yorker Viertel “Five Points” (aus dem auch der Bösewicht Doyle Lonnegan (Robert Shaw) aus “Der Clou” stammt!) berichtet von einem Amerika, das heute sicherlich kein Amerikaner mehr wahr haben möchte. Offene Gewalt, Rassismus, Korruption und Verbrechen regierten in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Einwanderer-Schmelztigel New York. Eigentlich ja nicht so viel anders wie der Big Apple in den 70-er und 80-er Jahren möchte man fast sagen. Doch in “Gangs of New York” ist alles noch viel wüster und versiffter. Der Bürgerkrieg ist nämlich schon in vollem Gange als Amsterdam Vallon (Leonardo di Caprio) nach einer ziemlich unangenehmen Kindheit in einer staatlichen Erziehungsanstalt für Waisen wieder in die “Five Points” zurückkehrt. Bevor er vor Jahren in diesen Kinderknast gesteckt wurde, musste er mitansehen, wie sein Vater (Liam Neeson) von Bill “The Butcher” Cutting (ein völlig ausgeflippter Daniel Day Lewis) bei einer Straßenschlacht hinweggemetzelt wurde. Jetzt sinnt der Sproß auf gnadenlose Rache. Da Bill sein Gesicht nicht kennt, schleicht sich Amsterdam in die Bande des mächtigen Unterweltboss ein. Mit der Zeit wird Bill zu seinem großen Mentor und Amsterdam sieht seine Rache-Felle aus Sympathie langsam
schwimmen. Doch Butcher-Bill zeigt bald sein wahres Gesicht. Genau wie Asburys Buch verliert sich Scorsese viel zu sehr in den vielen historischen Details seiner großen Inszenierung. Die Rache-Story bleibt zu konventionell und Amsterdams Aufstieg zum irischen Bandenboss kommt in der letzten Hälfte des Films einfach arg zu kurz. Das großartige Spiel der Mimen - besonders Day-Lewis’ Butcher - hält den Zuschauer aber lange in Atem. Leider hat Cameron Diaz dabei sicherlich die überflüssigste weibliche Filmrolle aller Zeiten. Ansonsten ist “Gangs of New York” der interessanteste, schonungsloseste und dadurch beste Historienfilm über die Geburt einer jungen Nation, die - genau wie die Geburt eines Kindes - große Schmerzen, Blut, Schweiß und Tränen fordert.

BILD

Gangs of New York

Splendid hat sich bei diesem Toptitel mal so richtig ins Zeug gelegt. Die Vorlage des anamorphen Widescreentransfers (2.35:1) ist absolut fehlerfrei. Dreckspuren oder andere Verunreinigungen sind nicht vorhanden. Das Bild hat zudem eine Brillanz, die ab und an nur von einem leichten Zeilenflimmern in kleinen Bereichen getrübt wird, bei der man sich eigentlich die Augen reiben möchte. Bei der Eröffnungschlacht im Schnee lassen sich zum Beispiel tatsächlich einzelne Flocken im Hintergrund ausmachen. Die Farben sind recht sauber und halten sich an den farblich etwas reduzierten Look des Films. Der etwas matte Schein der Umgebung gehört ebenfalls dazu. Der Schwarzlevel ist tief und verhindert das Abgleiten ins Milchige. Die Kompression hält Artefakte vom Bildschirm gut fern und hält das Bild auch sonst recht stabil. Abgesehen vom sporadischen Zeilenflimmern ein sehr guter Transfer.

TON

Gangs of New York

Sowohl der DTS als auch der Dolby Digital Track sorgen für die richtige Straßenatmosphäre im Heimkino. Auch hier haben die Eröffnungsschlacht und das Finale echten Referenzcharakter. Die geschickte Vermischung von Musik und Soundeffekten schickt den Zuschauer mitten ins Kampfgetümmel. Mit viel Dynamik und auch reichlich Bass sind die Surroundkanäle ständig aktiv. Hier hat auch der DTS-Track mit einer seicht stärkeren Betonung im hinteren Bereich die Nase vorn. Die umgebende Soundkulisse lenkt allerdings nicht vom tonalen Hauptgeschehen ab. Die Dialoge sind immer gut verständlich - auch in lauten Musik und Soundpassagen. Ein sehr guter Mix, der alle guten Qulitäten eines 5.1 Surroundtons voll zur Geltung bringt.

EXTRAS

Die große Überraschung ist sicherlich, dass sich Splendid wirklich hat hinreißen lassen, die vollgepackte 2-Disc Special Edition von “Gangs of New York” in Deutschland zu veröffentlichen (auch eine abgespeckte Single-Disc Version ist im Handel erhältlich!). Der große Wurf ist sicherlich der laufende Audiokommentar von Regisseur Martin Scorsese. Engagiert und detailliert spricht er über alle nur erdenklichen Details zur Entstehung seines Films, den er so lange unfertig im Kopf mit sich herumtragen musste. Neben vielen (film-)historischen Verweisen und Hintergrundinformationen geht er auch speziell auf die Produktion des Films ein. Trotz einiger stummer Passagen ist Scorsese mit seinem Wortanteil absolut nicht kleinlich. Ein echter Hörgenuss und vor allem eine wunderbare Info-Ergänzung zum Film.

Auf der zweiten DVD befinden sich statt eines kompakten “Making of” insgesamt fünf Featurettes. Das “Setdesign” und “Erforsche die Sets von Gangs of New York” beschäftigen über 30 Minuten mit den gigantischen Bauten für den Film. Neben Interviews mit Setdesigner Dante Feretti und Martin Scorsese veranstalten die beiden Genies eine komplette Settour, bei der über eine interaktives Feature 360-Grad-Ansichten einiger Stellen angewählt werden können. Im “Kostümdesign” wird ein kurzer (ca. 9 Minuten) wie erstaunlicher Blick in die immense Kleiderkammer des Films geworfen. Spätestens hier dürfte klar sein, wie detailbesessen Scorsese bei seinem Projekt gewesen ist. Richtig interessant wird es aber erst in “Die Geschichte der Five Points”. Hier stellen Scorsese und ein Historiker einen Vergleich zwischen Geschichte und Film an. Zudem wird eine Chronologie der Entstehung des berüchtigten Viertels gegeben, bei die besonderen Bedingungen durch die Einwanderungsflut berücksichtigt werden. Zur historischen Abrundung gibt’s auch noch die Discovery Channel Dokumentation “Die wahren Gangs von New York” zu sehen. Ausführlich wird in 35 Minuten auf die Bandenbildung und die Verhältnisse im 19. Jahrhundert eingegangen. Absolut sehenswert. Mit zwei Trailern und dem Musikvideo von U2 zu “The Hands that built America” kommt die Bonusscheibe zum Ende.

FAZIT

Opulent, martialisch, wild und verhängnisvoll schildert Scorsese anhand des kriminellen Mikrokosmos der New Yorker “Five Points” im 19. Jahrhundert die Geburtsstunde einer jungen Nation, die durch die niederen Instinkte ihrer Bewohner beherrscht wird. Obwohl eine umfassende “Making of”-Dokumentation auf dem 2-er Disc Set fehlt ist doch allein schon der Audiokommentar von Regisseur Scorsese sein Geld wert. Ein absolutes MUSS. Dringend zum Kauf empfohlen.



Kay Pinno