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REVIEWS



Schock Korridor   

Schock Korridor
    
Original: Shock Corridor   (USA, 1963)
Laufzeit: 96 Minuten (PAL)
Studio: Kinowelt
Regie: Sam Fuller
Darsteller: Peter Breck, Constance Towers, Gene Evans, James Best u.v.a.
Format: 1.33:1 Vollbild (4:3)
Ton: DD2.0 Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Biografie, Fotogalerie, geschnittene Szenen
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2-/ 4-/ 4 (Bild/Ton/Extras)


"Einer bleibt im Kuckucksnest"

In gleich zwei Filmen nahm sich Regisseur Sam Fuller (“The Big Red One”) dem Thema der Psychoanalyse und psychologischen Traumata an. Ein Jahr vor dem ausgewogenerem “The Naked Kiss” entstand bereits “Schock Korridor”. Nicht nur das verstörende Setting einer Irrenanstalt, sondern auch die dort dramatisierten soziologischen Implikationen des damaligen Amerika sorgten wohl dafür, dass der Film in Deutschland offiziell nie erschienen ist. So zeigt auch die DVD von Kinowelt nur die englischsprachige Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Reporter Johnny Barrett (Peter Breck) ist versessen darauf, mit einer heißen Story den Pulitzer-Preis zu bekommen. Um den Mord an einem Insassen einer Nervenheilanstalt aufzuklären, lässt sich Barrett deshalb unter falschem Vorwand selbst in das Hospital von Dr. Cristo (John Matthews) einweisen. Bis er jedoch mit allen drei Zeugen der Tat Kontakt aufnehmen und sie zum Reden bringen kann, beginnt sein eigener Verstand denselben zu verlieren.
Fuller nutzt den spärlichen Krimiplot, um innerhalb des Irrenhauses ein Panoptikum der damaligen amerikanischen Gesellschaftsproblematik zu zeichnen - und zwar nicht subtil sondern mittels eines verbalen Vorschlaghammers. Ein Korea-Veteran, der gleichzeitig Opfer von roter Propaganda und westlicher Kommunistenhatz wird, ein schwarzer Bürgerrechtler, der sich für den Gründer des Ku-Klux-Klans hält, und ein Atom-Wissenschaftler, dessen geistig-moralische Kompetenz auf das naive Niveau eines Kindes reduziert ist, sind hier die drei Geister von vergangener, aktueller und zukünftiger Irren-Weihnacht Amerikas. Auch die Frauen - hier hauptsächlich sexuell verwirrt - und die immer unmoralisch und reißerischer agierenden Medien - in Gestalt von Barrett und seinem Chefredakteur - kommen nicht ungeschoren davon. Leider vergisst Fuller über seinen mitreißenden Traktaten, dem in starken Schwarzweiß-Bilder gefilmten Irrsinnstrip einen ausgewogenen Handlungsstrang mitzugeben. Schnell entfaltet sich das kapitelartige Schema vor den Augen des Zuschauers, ohne einen echten Zusammenhalt zu haben. Dies mag im Sinne einer psychoanalytischen Gestaltung zwar stimmig sein, aber bleibt einem beim Filmgenuss doch quer im Halse stecken. Dennoch sind die starken (teilweise übertriebenen) Darstellungen des Irrsinns in der Anstalt ein geradezu hypnotischer Halt. Trotz einiger Ausrutscher bleibt “Schock Korridor” ein starkes wie verstörendes Stück Kino, das seinen Gesellschaftsfrust unverblümt herausschreit.

BILD

Schock Korridor

Der Bildtransfer entspricht nicht dem originalen Bildformat (das wäre 1.85:1) sondern wurde auf ein 4:3 Vollbild-Format reduziert, welches aber nur wenig beschnitten oder gar störend wirkt. Dennoch basiert der Transfer auf einer recht guten Vorlage. Der Filmabzug zeigt kaum Alterserscheinungen abgesehen von ein paar sporadischen Bildpunkten. Schärfe und Kontrast sind gut und geben den originalen Eindruck des Films gut. So sehen einige Close-Ups besonders scharf aus, während andere Wideshots etwas an Details verlieren. Dies zeigt aber die unterschiedliche Qualität des originalen Filmmaterials und ist kein Fehler des Transfers. Der Schwarzlevel ist tief, aber trotzdem ausreichend detailreich. Die teilweise expressionistische Inszenierung wird hier gut wiedergegeben. Die Kompression arbeitet tadellos. Bildrauschen oder Hintergrundartefakte tauchen nicht auf. Gut.

TON

Schock Korridor

Der auf DD2.0 hochgeschraubte Monosound wurde so gut es geht aufgeräumt. Leider ist hier aber doch das Alter der Tonaufnahme deutlich zu hören. Zwar wurde das übliche Rauschen gut minimiert, aber dennoch sind die Stimmen teilweise sehr dünn und auch schwer verständlich. Da im Film auch viel geschrien oder laut gesprochen wird, verknarzt der Ton in lauten Momenten die Stimmen. Durch die (ausblendbaren) deutschen Untertitel kann man aber immer noch ganz gut am Ball bleiben.

EXTRAS

Als Extras sind eine Fotogalerie und eine Sam Fuller Biografie auf der Scheibe enthalten. Dazu sind ebenfalls noch zwei kurze alternative Szenen, die wohl aus Zensurgründen aus der US-Fassung entfernt wurden, enthalten. Das Material entstammt aus einer Deutsch untertitelten Kopie des Films in mäßiger Qualität.

FAZIT

Sam Fullers “Schock Korridor” kratzt an der Oberfläche des gesellschaftlichen Wahnsinns. Gerade wegen seiner unverhohlenen Kritik bleibt der Film trotz inhaltlicher Schwäche ein starkes Erlebnis. Die DVD von Kinowelt liefert dazu einen guten Filmtransfer.



Kay Pinno