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REVIEWS



Keoma - Melodie des Sterbens   

Keoma - Melodie des Sterbens
    
Original: Keoma   (Italien, 1976)
Laufzeit: 97 Minuten (PAL)
Studio: Kinowelt
Regie: Enzo G. Castellari
Darsteller: Franco Nero, William Berger, Woody Strode, Donald O’Brian u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-Mono Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Nero-Interview, Trailer
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2 / 4+/ 1- (Bild/Ton/Extras)


"Die Welt ist schlecht!"

Der Italo-Western außerhalb von Sergio Leone zerfällt in zwei Arten. Da wären zunächst die dreckig fiesen Exploitation-Produkte, die hauptsächlich auf vordergründige Fiesheiten und einen geradlinigen (Rache-)Plot setzen. Ohne viel Drumherum soll bei diesen Schnellschüssen ein dreckiges Abenteuerspektakel verkauft werden. Aber dann gibt es noch die zweite Kategorie an Italo-Western, die eigentlich nur ganz zufällig Western sind. Sie erzählen eine universelle Geschichte, die genauso in anderen Zeiten und Settings angesiedelt sein könnte. Ihr Thema sind nicht etwa Verfolgungsjagden zu Pferd oder wilde Schießereien, sondern metaphysische Konzepte und Allegorien die weit mehr in sich tragen, als die vordergründige Erzählung vermuten lässt. In diese Kategorie fallen Filme wie Questis “Töte Django”, Fulcis “Verdammt zu leben! Verdammt zu sterben!”, Jodorowskys “El Topo” und selbstverständlich Enzo Castellaris “Keoma”. Wer durch die vorangegangen Titel verschreckt die Augen windet sollte innehalten! “Keoma” ist sicherlich der “massenkompatibelste” Film aus dieser Ecke. Mit unglaublich guten Bildern von Kameramann Aiace Parolin, einem schaurig-schönem Soundtrack aus der Feder der de Angelis Brüder (besonders durch zahlreiche Soundtracks zu Bud Spencer und Terence Hill Filmen unter dem Pseudonym Oliver Onions bekannt) und Franco Nero in seiner sicherlich besten Rolle ist “Keoma” nichts geringeres als ein Meisterwerk dieses Genres. Das Halbblut Keoma (Nero) kehrt nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, in dem er für den Norden kämpfte, in seinen Heimatort zurück. Der wird jedoch inzwischen von dem fiesen Südstaatler Caldwell (Donald O’Brian) und seiner Bande (darunter auch Ricardo “Silberlocke” Pizzuti) kontrolliert. Der Ausbruch von Pocken im Dorf spielt dem machtgierigen Anführer in die Hände: statt Hilfe zu organisieren lässt Caldwell die kranken Bürger lieber in einer alte Mine verrecken, um sein Terror-Regime aufrechtzuerhalten. Ihm zur Seite stehen auch die drei niederträchtigen Brüder Keomas, die ihren ungeliebten Verwandten lieber tot als lebendig sehen wollen. Doch Keoma will für die Freiheit und gegen die Unterdrücker kämpfen. Zusammen mit seinem Vater (William Berger) dem Ex-Sklaven George (Woody Strode) tritt er gegen die Übermacht an. Mit viel Atmosphäre und Stil hält Regisseur Castellari den Zuschauer in Atem. Geschickt platzierte Rückblenden werden unmerklich mit der aktuellen Spielhandlung verwoben während die Actionszenen in Anlehnung an Sam Peckinpah mit parallel geschnittenen Zeitlupen glänzen. Dazu wird die Musik als erzählerisches Element genutzt, welches das Geschehen wie ein griechischer Theaterchor kommentiert. Vollgepackt mit apokalyptischen Szenarien und zahlreichen Anspielungen auf eine christliche Erlöser-Symbolik bleibt “Keoma” ein Klassiker, der seine formale Brillianz auch auf eine inhaltliche Meta-Ebene überträgt. Kinowelt präsentiert “Keoma” auf DVD in Deutschland erstmals komplett ungeschnitten. Der Verleih machte sich sogar die Mühe, den Film erfolgreich vom Index zu holen. Danke, Kinowelt!

BILD

Keoma - Melodie des Sterbens

Die Vorlage des anamorphen Widescreen-Transfers (2.35:1) ist in sehr gutem Zustand. Nur ganz wenige Dreckspuren verunzieren das Master, das sehr gut aufgeräumt wurde. Zwar kann der Film sein Alter (knapp 30 Jahre) und seine Herkunft (auf preiswertem Material gedreht) nicht verleugnen, aber dafür sieht das Bild absolut hervorragend aus. Nur in ganz wenigen Szenen gehen durch seichte Unschärfen Details verloren. Der Kontrast ist sehr gut. Trotz extrem heller Stellen kommen störende Konturenüberschattungen nicht vor. Die Farben sind solide und geben die staubig braune Farbpalette des Films gut wieder. Der Schwarzlevel ist ordentlich tief aber verschluckt keine Details. Die Kompression sorgt für äußerst stabiles Bild, bei dem keine Kompressionsartefakte oder Blockrauschen festgestellt werden konnte. Für einen alten Italo-Western ist dies ein enorm guter Transfer.

TON

Keoma - Melodie des Sterbens

Soundtechnisch kann “Keoma” natürlich nicht viel aufbieten. Die originalen Monotracks auf Deutsch und Englisch wurden aber ordentlich aufgeräumt und haben einen soliden Klang. Besonders die ergreifende Musik von Guido und Maurizio de Angelis haben eine ordentliche Dynamik, die die Songs recht kraftvoll wiedergibt. Surroundaktivität ist hier natürlich nicht festzustellen. Das Grundrauschen wurde auf ein kaum wahrnehmbares Minimum reduziert. Sowohl die englischen als auch die deutschen Dialoge sind sehr gut verständlich. Eine wirklich gute Aufbereitung für die Mono-Tracks.

EXTRAS

Kinowelt hat zum ersten Mal die vollständige Fassung von “Keoma” veröffentlicht. Die alte deutsche Fassung ließ einige Kindheitsrückblenden von Keoma sowie ein längeres Gespräch zwischen ihm und seinem Vater der Schere zum Opfer fallen. Da es für diese Sequenzen keinen deutschen Ton gibt hat Kinowelt die Passagen (teilweise etwas unglücklich) untertitelt. Als Extras locken zudem der Audiokommentar von Regisseur Enzo G. Castellari sowie ein zehnminütiges Interview mit Franco Nero unter dem Titel “Keoma: Legends never die”. Beide Zugaben sind absolut Gold wert. Sowohl Castellari als auch Nero sind äußerst enthusiastisch bei ihren Erinnerungen an den Film. Zudem wird hier auch unabhängig voneinander eine tiefe Verbundenheit zu dem Projekt und zum Verhältnis Regisseur/Schauspieler deutlich. Mit vielen interessanten Anekdoten geht Castellari sowohl auf die Produktionsumstände als auch auf die Konzeption der Geschichte ein. Die Aussagen zwischen Kommentar und Interview überlappen sich dabei aber nicht. Dies ist eine großartige Doppelpackung, die sich wirklich niemand entgehen lassen sollte. Als weitere Dreingabe gibt es noch den englischen Kinotrailer zu “Keoma” sowie der weiteren Italo-Western, die bei Kinowelt erschienen sind.

FAZIT

Für Western-Liebhaber ist “Keoma” sicherlich ein absoluter No-Brainer. Die düstere Moritat von Enzo Castellari hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Ausgestattet mit guten Extras und gemasterter Qualität des Films in ungekürzter Form kann die DVD von Kinowelt einfach nur beeindrucken. Dringend empfohlen!!!



Kay Pinno