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REVIEWS



Hatchet   

Hatchet
    
Original: Hatchet   (USA, 2006)
Laufzeit: 80 Minuten (PAL)
Studio: Sunfilm
Regie: Adam Green
Darsteller: Joel Moore, Tamara Feldmann, Deon Richmond, Kane Hodder, Robert Englund u.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS Deutsch DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Kommentar, Making of, Deleted Scenes u.m.
Preis: ca. 18 €
Wertung: 3 / 2-/ 1- (Bild/Ton/Extras)


"Hacke-Peter"

Kann man dem wahrlich bis auf’s letzte Blutströpfchen ausgeschlachtete Slasher-Genre tatsächlich noch etwas abgewinnen? Bei Adam Greens “Hatchet” heißt die Antwort auf jeden Fall “Ja”. Ist der ebenfalls empfehlenswerte Film “Behind the Mask - The Rise of Leslie Vernon” eine Post-Postmoderne intellektuelle Betrachtung des Slasher-Phänomens, so gibt sich “Hatchet” ganz dem käsigen Charme der klassischen Date-Movies aus Spätvorstellungen in den 80-er Jahren hin. Als Blaupause dient Green dabei offenkundig die “Freitag der 13.”-Serie. Inmitten einer waldigen wie wässrigen Wildnis (hier die Sümpfe um New Orleans) wird ein Trupp vornehmlich jugendlicher Opfer von einem deformierten Killer gejagt und effektvoll zur Strecke gebracht. Nicht umsonst hat Green das “Freitag”-Dreamteam John Carl Buechler (Effekte) und Kane Hodder (Jason höchstpersonlich) mit zur Party gebracht. Und die dürfen nun endlich vom Leisten ziehen, was die künstlichen Blutkonserven hergeben - ein Spaß, den ihnen die MPAA seinerzeit beim siebten Teil der “Freitag”-Serie berüchtigt verwehrte. Was den Film allerdings so besonders sympathisch macht, sind die spaßigen Figuren, die ahnungslos auf einer Mardi-Gras-Gruseltour in die Sümpfe des rachsüchtigen Victor Crowley (Hodder) schippern. Neben den College-Pfeifen Ben und Marc ist ein älteres Touristenpaar, ein Softsexfilmer mit zwei Models und ein mysteröses Mädchen an Bord des Kahns, der von einem chinesischen Tourguide ins Unglück gesteuert wird. So gerät die erste Hälfte des Films eher zu einer seichten College-Komödie. Alsbald die Gruppe allerdings Schiffbruch im Sumpf erleidet, geht der Adrenalin-Faktor deutlich nach oben, ohne allerdings dabei die Komik völlig auszuschalten. Schön ist dabei, dass Green mit der Figur von Victor Crowley einen eigenen Mythos aufbaut, der letztlich offen lässt, ob Crowley nur ein besonders fieser Rachegeist oder doch ein deformierter Supermutant wie Jason Vorhees ist. Ist doch egal, möchten voreilige Schlaumeier jetzt einwerfen - Au Contraire! Gerade solch liebevolle Kleinigkeiten lassen “Hatchet” zu einer grimmigen Slasherperle werden, die konsequent das wohl bekannte Genreterrain mit einem eigenen Flair ausschmückt. Dennoch: neu erfunden wird hier natürlich nichts. Adam Green hat schließlich nur den archetypischen Film inszeniert, den die “Freitag der 13.”-Macher hauptsächlich dank der MPAA nie hinbekommen haben. “Hatchet” ist eben nur pures Horror-Entertainment, dass auf jegliche postmoderne Klugscheißerei verzichtet und die Lach- und Schreckmomente bis zur letzten Konsequenz ausreizt. Ein echter “American Werewolf” des Slasherfilms, der hoffentlich eine ebenso stimmungsvolle Fortsetzung erhalten wird.

BILD

Hatchet

Das anamorphe Widescreentransfer (1.85:1) basiert zwar auf einer guten Vorlage, die keine Defekte oder Bildpunkte aufweist, aber dennoch ist das gesamte Bild durchgängig leicht verrauscht. Ob dies der preiswerten Produktion des Films zu verdanken ist, kann nur schwer gesagt werden. Festzuhalten bleibt aber, dass selbst die Kinofassung auf dem Fantasy Filmfest diesen preiswerten “Schmuddel-Look” besaß. Schärfe und Kontrast liegen trotz dieses Mankos deutlich im grünen Bereich und liefern ein enorm detailreiches Bild. Die Farben sind kräftig, aber nicht unnatürlich künstlich. Schwierigkeiten bereitet der recht unterschiedlich ausfallende Schwarzlevel des Transfers. Dank einer nachträglich Aufhellung und des starken Kontrast verlieren dunkle Szenen schnell an Details. Zusätzlich wird der Schwarzton dadurch deutlich milchig. Die Kompression verhindert wenigstens Schlimmeres. Artefakte oder zusätzliches Hintergrundrauschen bleiben aus.

TON

Hatchet

Beim deutschen Ton auf der DVD wird’s wirklich schwierig. Obwohl die deutsche Synchronisation doch recht gelungen ist, bleibt die Abmischung des Tracks (sowohl DTS als auch DD5.1) problematisch. Die deutschen Stimmen sind recht stark in den Vordergrund gemischt, was bei den vielen Schrei-Dialogen irgendwann ziemlich nervt. Dazu sind die Musik und die Toneffekte doch stark reduziert worden. Besonders auffällig ist dies zum Beispiel bei der Busfahrt zum Boot, wo die absichtlich niedliche Musik fast kaum zu hören ist. Zum Glück gibt’s aber auch den englischen DD5.1-Track, der insgesamt viel homogener und natürlicher klingt als das deutsche Pendant. Die Surroundaktivität beschränkt sich auf schöne atmosphärische Sumpfgeräusche und ein besonders gruseliges gehauchtes “Daddy” von Victor Crowley.

EXTRAS

Auf der ersten Filmscheibe ist neben dem Trailer ein Audiokommentar mit Regisseur Adam Green, seinem Kameramann Will Barratt und den Hauptdarstellern zu hören. Schon die ersten Minuten vermitteln dabei so viel spaßigen Teamgeist, dass einem die Freudentränen in die Augen steigen. So berichten Barrett und Green davon, dass im Studio, wo sie den Audiokommentar aufnehmen ein Kurzschluss alles lahm legte und die beiden die Autobatterie von Barretts Wagen anzapfen mussten, um die Session aufzunehmen. Nicht weniger Guerilla-mäßig geht’s im Rest des Tracks weiter. Zahlreiche Anekdoten und Filmtricks werden hier ausgeplaudert und auch der schwierige Weg von “Hatchet” zu den Zuschauern nachempfunden. Alle Beteiligten zeigen dabei deutlich, dass ihnen dieser irrsinnige Dreh eine Riesenfreude bereitet hat. Ein Audiokommentar wie er unbedingt sein sollte. Ein unbedingtes Muss. Eine weitere tolle Dreingabe wäre natürlich ein Track mit Green und Buechler/Hodder gewesen. Aber man kann ja nicht alles haben.
Auf der zweiten Scheiben befinden sich die Dokumentationen und das Blooper-Reel von “Hatchet”. Das 40-minütige “Making of” ist ein wirklich ausführlicher und sehr intimer Bericht über die Entstehung der Slasher-Hommage. Von Adam Greens erster Idee als Achtjähriger über die ersten Werbetrailer bis zum finalen Dreh wird kaum ein Terrain unberührt gelassen. Sowohl der Spaß als auch der Stress bei der Produktion kommen hier wirklich gut durch. Sehr gut. “Meeting Victor Crowley” (ca. 8 Min.) berichtet von dem Spaß, ein Movie-Monster zu sein. Kane Hodder und Adam Green erzählen hier, wie sie die Schauspieler richtig zum Schreien gebracht haben. Da bleibt kein Auge trocken.
“Guts & Gore” und “Anatomy of a Kill” (zusammen ca. 19 Min.) beschäftigen sich mit aufwendigen Make-Up-Arbeit an “Hatchet”. John Carl Buechler und Adam Green gehen in den beiden Featurettes sämtliche Effekte-Sequenzen des Films im Detail durch. Dazu gibt’s dann auch einige schöne Behind-the-Scenes-Aufnahmen, die die Effekte noch einmal in einem anderem Licht erstrahlen lassen.
“A Twisted Tale” (9 Min.) erzählt die rührende Geschichte wie Adam Green und “Twisted Sister”-Frontmann und Fangoria-Radio-Moderator Dee Snyder zu Freunden wurden und gemeinsam persönliche Krisen überstanden - auch über das Filmemachen. Ein wirklich tolles Feature, das sehr viel über den Menschen Adam Green preisgibt.
Das vierminütige Gag-Reel zeigt allerdings nur wenig Lustiges aber dafür etwas Erstaunliches über Method-Acting in Horrorfilmen. Erbrochenes im Film muss eben nicht immer falsch sein!

FAZIT

Mit dieser wundervollen Low-Budget Hommage an das “wahre” Slashergenre der 80-er Jahre hat sich Newcomer Adam Green eine große Visitenkarte als versierter Genrefilmer ausgestellt. Lustig, blutig und auch dreckig ist dieser Film aber nur etwas für eingefleischte Fans. Gelegenheitsgucker und “Saw”-Jünger dürften sich dabei höchstens rätselnd am Kopf kratzen. Die ungeschnittene DVD von Sunfilm ist abgesehen von einem missglückten deutschen Soundmix ein Volltreffer.



Kay Pinno