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REVIEWS



Lord of War   

Lord of War
    
Original: Lord of War   (USA, 2006)
Laufzeit: 117 Minuten (PAL)
Studio: Sony Pictures
Regie: Andrew Niccol
Darsteller: Nicolas Cage, Jared Leto, Bridget Moynaham, Ian Holm, Ethan Hawke u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Deleted Scenes, Making of u.m.
Preis: ca. 18 €
Wertung: 1-/ 1 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Handlungsreisender in Blei!"

Dramatische Kriegsfilme über das von Soldaten erlebte Grauen gibt’s wie leere Patronenhülsen auf einem Schlachtfeld. Regisseur Andrew Niccol nimmt mit „Lord of War“ einmal die Personen ins Visier, die den tödlichen Irrsinn überhaupt erst ermöglichen: die internationalen Waffenhändler. „Indem ich sie 24 Stunden festhalte, bleibt jemand für einen Tag länger am Leben“, erklärt Interpol Agent Valentine (Ethan Hawke) dem Waffenhändler Yuri Orloff (Nicolas Cage), der angeblich schon „mit jeder Armee außer der Heilsarmee im Geschäft war.“ Dies ist nur eine der bitteren Weisheiten die Regisseur Niccol („Gattaca“), der auch das Drehbuch schrieb, seinem Publikum über die unsichtbare wie schizophrene Zunft der Waffenhändler um die Ohren haut. Schon die rasante Eröffnungssequenz trifft genau zwischen die Augen und direkt ins schlechte Gewissen: In einer subjektiven Aufnahme wird der komplette „Lebensweg“ einer Patrone vom Fließband bis zu ihrem finalen, blutigem Einsatz gezeigt. Die Ansage ist klar: jeder der im Waffenbereich arbeitet, produziert letztlich den Tod. Danach verfolgt „Lord of War“ den Aufstieg von Yuri Orloff, der als Erzähler seiner eigenen Geschichte so manche erschreckende Waffen-Statistik zum Besten gibt. Warum ist die AK-47 das beliebteste Sturmgewehr der Welt? Wie verschifft man Kampfhubschrauber problemlos als Hilfsgüter in Krisenregionen? Yuri hat die Antworten und ist moralisch auch sonst eher pragmatisch veranlagt. Nachdem sein bester Kunde – ein afrikanischer Diktator – bei einem Verkaufsgespräch einen Untergebenen mit einer neuen Pistole erschießt, reagiert er empört: „Jetzt müssen sie die Waffe kaufen. Gebraucht werde ich die nicht wieder los!“ Niccol inszeniert seine Kritik am internationalen Todesreigen bewusst als Farce, um den Zuschauer ob der makaberen Thematik, die auch Kinder am Abzug und als Opfer zeigt, nicht völlig abzuschrecken. Sein explosiver Cocktail aus Zynismus und fatalen Fakten trifft voll ins Schwarze – auch beim (natürlich schwarzen) Humor. So ist der „Frieden“ für den Waffenhändler nichts anderes als ein fataler Markteinbruch, der den findigen Yuri aber auch nicht stoppen kann. „Dann verkauf ich eben in Bosnien. Wenn die dort Krieg haben wollen, dann halten die ihr Versprechen“, reagiert er genervt auf eine solche Friedensbotschaft. Seine mit Blutgeld aufgebaute heimische Glitzerwelt in New York gerät aber ins Wanken als sein kleiner Bruder Vitaly (Jared Leto) bei einem Waffendeal erschossen wird und ihm Agent Valentine dadurch gefährlich nahe kommt. „Die Produkte von Auto- und Zigarettenherstellern töten jährlich mehr Menschen als meine“, versucht sich Orloff scheinheilig zu legitimieren. Die traurige Wahrheit und der bittere Mechanismus hinter seiner Job-Entscheidung sieht neben seinem beträchtlichen „Gehalt“ jedoch anders aus. „Wenn ich’s nicht mache, würde es jemand anders tun“, erklärt er verzweifelt seiner Frau. Im Finale wird der Händler des Todes zudem als Rädchen in einer viel größeren staatlichen (Kriegs-)Maschinerie entlarvt, die letztlich kein Interesse am Ende der käuflichen Gewalt haben kann. Eine weitere bittere Wahrheit, die „Lord of War“ ganz gezielt herausschreit.

BILD

Lord of War

Der anamorphe Transfers (2.35:1) basiert auf einer hervorragenden Vorlage. Spratzer oder andere analoge Rückstände sind nicht auszumachen. Das Bild ist rasiermesserscharf allerdings auch mit einem sehr hohen Kontrast geschlagen, der besonders einige dunkle Szenen etwas zu schwarz erscheinen lässt. Der Schwarzlevel ist entsprechend tief und verschluckt deshalb gerne einige Details in dunklen Bereichen. Besonders auffällig sind dabei Aufnahmen mit Yuris Gesicht, das oft ganz verdunkelt wird. Das ist allerdings auch schon das einzige Manko. Die Farben springen förmlich vom Bildschirm, während ein Bildrauschen nicht auszumachen ist. Die Kompression hält das Bild frei von Artefakten und stabil. Ein wirklich sehr guter Transfer.

TON

Lord of War

Das krachende Sounddesign des Films wird über die DD5.1 Tracks hervorragend reproduziert. Wenn hier die Kalaschnikovs rattern, dann bebt die gesamte Soundstage. In Szenen mit viel Hintergrundatmosphäre wie auf dem Berliner Waffenshow arbeiten die Rear-Speaker mit reichlich Finesse und lassen viel Räumlichkeit aufkommen. Die Dialoge bleiben dabei immer gut verständlich, wenngleich der englische Track hier ein wenig homogener wirkt. Auch die verschiedenen Musikstücke werden schön unter die gesamte Soundkulisse gemischt, ohne dabei andere Elemente zu überlappen. Ein toller Track, der mit wuchtigem Bass und viel Surroundaktivität für klingelnde Ohren sorgt.

EXTRAS

Das große Extra auf der Scheibe ist natürlich der Audiokommentar mit Regisseur Andrew Niccol. Ganz lässig plaudert der Neuseeländer über die Probleme, einen Film mit dem Thema Waffenschieberei finanziert zu bekommen. Neben zahlreichen Hintergrundinfos zur Recherche des Materials verrät Niccols auch viele interessante Details über die abenteuerliche Produktion in Südafrika und in der Tschechei. So arbeitete der Filmemacher tatsächlich mit echten Waffenschiebern zusammen, um bestimmte Szenen hinzubekommen. Sowohl die AK-47-Gewehre, die Panzer und das riesige Transportflugzeug im Film sind “echte Ware” und wurden “ausgeborgt”, da dies preiswerter war!!! Dieser Kommentar ist wahrlich ein Augenöffner und sollte nicht verpasst werden. Das 20-minütige “Making of” wiederholt einige Fakten aus dem Kommentar, aber zeigt auch einige schöne Behind-The-Scenes Aufnahmen und Storyboards, die zur Entwicklung einer Szene beigetragen haben. Vom Geier-Wrangling am Liberia-Set bis zur visuellen Trickserei bei der Flugzeuglandung bekommen Zuschauer einiges zu sehen. Außerdem wird im teilweise übergesprochenen Kommentar natürlich das Thema des echten Waffenschmuggels weiter vertieft. Noch genauer schaut da sogar die Dokumentation “Ein lukratives Geschäft - Internationaler Waffenhandel” (ca. 15 Min.) hin. Einige Experten zu diesem Thema zeichnen noch einmal das gefährliche Bild des Handels mit kleinen Feuerwaffen nach. Unterlegt mit Dokumentaraufnahmen und Bildern aus Afrika (u.a. von der echten Situation in Liberia!) lässt einen der Einblick in die Welt des käuflichen Tods ordentlich erschaudern. Hier werden auch noch kompakte Zahlen, Fakten und sogar einzelne recht bestürzende Beispiele zum Thema Waffenhandel genannt. Zum Film selbst gibt’s noch sieben geschnittene/erweiterte Szenen (Widescreen 4:3), die bis auf eine Ausnahme nicht viel hergeben. In einer verlängerten Gesprächssequenz mit Yuris Vater erfährt der Zuschauer jedoch, dass Yuris Onkel - der General - in Tschernobyl zum Zeitpunkt des Reaktorunglücks stationiert war und er den Vorfall trotzdem überlebt hat. Eben ein harter Hund. Schlussendlich gibt’s noch einen Trailer zum Film und einen Amnesty International Spot mit Nicolas Cage zu sehen.

FAZIT

Diese Scheibe ist ein echter Volltreffer: “Lord of War” ist eine zynische Abrechnung mit den lukrativen, weltpolitischen Gewaltmechanismen. Sony liefert den Film in brillanter Qualität und mit herausragenden Extras. Das ist wirklich ein todsicheres Angebot, das niemand ablehnen sollte.



Kay Pinno