Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen  
DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Passion Christi, Die   

Passion Christi, Die
    
Original: The Passion of the Christ   (USA, 2004)
Laufzeit: 127 Minuten (PAL)
Studio: Constantin / Highlight
Regie: Mel Gibson
Darsteller: Jim Caviezel, Monica Bellucci, Maia Morgenstern, Sergio Rubini u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS & DD5.1 Hebräisch/Latein/Aramäisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: -
Preis: ca. 18 €
Wertung: 2 / 2+/ 6 (Bild/Ton/Extras)


"Hängt ihn höher!"

Es gab wohl seit Scorseses “Die letzte Versuchung Christi” kaum einen Film, der öffentlich so heiß diskutiert wurde wie Mel Gibsons “Die Passion Christi”. Drastische Gewaltdarstellung und vermeintlicher Anti-Semitismus wurden von Schlagworten der polemischen Kritik zu den besten Werbegründen des Films. Zusammen mit Gibsons kalkulierter Strategie, den Film zunächst nur vorab einigen religiösen Gruppen und ein paar fanatischen Filmfans zu zeigen, die für die richtige Mund-zu-Mund Propaganda sorgen sollten, ging die gewagte Erfolgsrechnung auf. Doch noch bevor überhaupt ein Meter Film gedreht wurde, kam Gibsons Vision der letzten Stunden von Jesus Christus schon ins Gerede. Einen Bibelfilm in den Originalsprachen Latein, Aramäisch und Hebräisch zu drehen und ohne Untertitel (die in weiser Voraussicht doch noch angebracht wurden) ins Kino bringen zu wollen? Undenkbar! Nicht bedacht wurde jedoch, dass natürlich die Bibel der größte Bestseller aller Zeiten ist und wenn es je eine große Fanbase für einen Prediger in Jesus-Latschen gegeben hat, dann doch wohl für den kleinen Bub aus der Bethlehemer Krippe. Von eitler wie verharmlosender Christenlehre will Gibson aber glücklicherweise nichts wissen.
“Die Passion Christi” beginnt mythisch im Garten Gethsemane beim Verrat an Rabbi Jesus und endet äußerst blutig auf dem Totenhügel Golgatha. Dazwischen trägt Hauptdarsteller Jim Caviezel das schwere Kreuz der Verkörperung eines geistigen Führers, der sich für sein vorherbestimmtes Schicksal opfert, alle Sünden der Menschen auf sich zu nehmen. Zu diesem Zweck benutzt Gibson eine teuflische Figur (Rosalinda Celentano ist tatsächlich die Tochter von Adriano Celentano!), die Jesus Vorhaben anzweifelt und ihm quasi einen “Wettstreit” in dieser Frage anträgt: der Kreuzgang gegen das sündenfreie Seelenheil (?!) der Menschheit. Immer wieder taucht die düstere Figur auf dem langen Leidensweg Jesu auf, nur um zum Schluss wie der jüdische Hohepriester Caiaphas festzustellen, dass er/sie/es mit Zitronen gehandelt hat. Jesus ist der Messias und geht seinen blutigen Weg bis zu Ende!
Was Gibson mit den quälend langen Foltereinstellungen und den nur spärlich aber effektiv eingesetzten Rückblenden auf Jesus Leben erreichen will ist ein Spagat, der selbst eingefleischte Christen zu einem schmerzlichen “Autsch” hinreißen dürfte. Der ultimative Verzicht auf Gewalt, Hass oder Rache gegenüber seinen schlimmsten Peinigern und Feinden soll zeigen, wie ernst Jesus seine Worte “Liebe deine Feinde” gemeint hat. “Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welche Belohnung könnt ihr davon erwarten?”, fragt Jesus provokant. Aus moderner Sicht könnte man vielleicht sagen, dass er schließlich mit seiner Kreuzigung in Sachen “die eigene Philosophie vorleben” ein wenig zu weit gegangen ist. Dennoch gibt ihm ja zum Schluss die eigene Wiederauferstehung recht. Wer von solch einer reinen Liebe durchflutet ist, der kann auch Tod und Teufel überstehen. So bleibt zum Schluss schließlich die große Frage, was denn die Menschen mit ihrer neuen Erlösung durch Jesus anzufangen wissen? Darauf hat Mel Gibson natürlich keine Antwort und setzt ganz auf das Prinzip Hoffnung, indem er Zombie-Jesus - einschließlich löchriger Hände - aus dem Grabe steigen lässt. Bleibt zu hoffen, dass den Zuschauern durch Gibsons Film endlich einmal klar wird, was für ein seltsames Symbol sich die christliche Kirche als “Aufhängeschild” ihres Glaubens gewählt hat.

BILD

Passion Christi, Die

Die Vorlage des anamorphen Transfers (2.35:1) ist natürlich in sehr gutem Zustand. Analoge Rückstände von Dreckspuren oder Spratzern sind auf dem Material nicht vorhanden. Schärfe und Kontrast sind gut wenngleich nicht perfekt. Besonders bei den ersten Szenen im Garten Gethsemane und bei der Verhandlung mit den Priestern wirkt das Bild ein wenig überkontrastiert. Dies wird durch den sehr starken Schwarzlevel, der besonders Details bei Gesichtern verschluckt, und ein seichtes Hintergrundrauschen in diesen Szenen unterstützt. Der absichtlich leicht matt ausgewaschene Look des Films entspricht der Kinovorlage und ist nicht auf den Transfer zurückzuführen. Die Farben wirken dadurch bis auf die kräftigen Rot-Töne ein wenig matter als üblich aber keineswegs schlapp. Die Kompression sorgt für ein stabiles wie artefaktfreies Bild.

TON

Passion Christi, Die

Der Soundtrack von “Die Passion Christi” setzt ganz auf Atmosphäre und Musik. Wilde Surroundspielereien kommen hier so gut wie nicht vor. Besonders die Musik nimmt sehr stark die gesamte Klangkulisse ein. Die Dialoge sind ab und an ein wenig zu leise im Center, was aber kaum ins Gewicht fällt, da die Verständlichkeit für die meisten Zuschauer durch die Untertitel vermittelt werden dürfte. Hier ist allerdings festzustellen, das seltsamerweise die Untertitel bei den römischen Soldaten, die Jesus foltern, zum größten Teil verschwunden sind, die im Kino noch vorhanden waren. Schlampigkeit oder Absicht??? Der DTS-Track unterscheidet sich hauptsächlich durch ein besser platziertes Ambiente und einen wuchtigeren Basseinsatz beim Kreuzgang und auf Golgatha.

EXTRAS

Als Bonusmaterial ist nicht einmal ein Trailer vorhanden. Vorab wurde allerdings schon eine vollgepackte Special Edition angekündigt, die zu Ostern 2005 erscheinen soll.

FAZIT

Mel Gibsons eigene Vision der Passionsgeschichte ist kraftvolles wie aufwühlendes Kino, das sicherlich viel Raum für Diskussionen lässt. Nach dem Film dürfte unbestreitbar für viele Zuschauer das Osterfest nicht mehr die selbe spaßige Eiersuche sein. Die DVD bietet leider absolut keine Extras, da eine große Special Edition für 2005 geplant ist. Deshalb nur als dringender Ausleihtipp empfohlen. Ansonsten warten bis die Scheibe billiger wird.



Kay Pinno