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REVIEWS



Reservoir Dogs SE   

Reservoir Dogs SE
    
Original: Reservoir Dogs   (USA, 1992)
Laufzeit: 95 Minuten (PAL)
Studio: Universum
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Harvey Keitel, Tim Roth, Steve Buscemi, Michael Madsen, Chris Penn u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: 4 Kommentare, Interviews, neue Szen. u.m.
Preis: ca. 25 €
Wertung: 1 / 2+/ 1+ (Bild/Ton/Extras)


"K-Billys Supersounds of the 70-ies!"

Das Jahr ist 1992 und auf dem Sundance Film Festival präsentieren zwei bis dahin völlig unbekannte junge Filmtalente ihre Debütfilme. Der Texaner Robert Rodriguez zeigt seinen in Mexiko für 7000 Dollar gedrehten Film “El Mariachi” während der Videothekenangestellte und Filmfan Quentin Tarantino seine “Reservoir Dogs” auf das Publikum loslässt. Das Festival markiert die Geburtsstunde von zwei äußerst talentierten Regisseuren. Besonders “Reservoir Dogs” besticht durch eine geniale Besetzung, formale Brillianz und äußerst coole Dialoge zu cooler Musik, die ein Markenzeichen für Quentin Tarantino geworden sind. Die Geschichte von “Wilde Hunde” (so der einstige deutsche Videotitel) ist schnell erzählt: als der Überfall auf einen Juwelier in einem Blutbad endet, rotten sich die überlebenden Gangster an ihrem Treffpunkt in einem Lagerhaus zusammen. Eins scheint allen klar: sie wurden verraten! Doch wer steckt dahinter? Und wer hat die Beute? Und wer wurde geschnappt? Und wer nicht? Erst nach und nach lässt Tarantino den Zuschauer an den individuellen Geschichten der Räuber teilhaben. Bühnenartig inszeniert der Genre-Kenner seine Gangster hauptsächlich in der Enge des Lagerhauses. Die ausgeklügelten Wortgefechte der Gauner lassen die Situation schließlich immer angespannter und beklemmender wirken. Der oft kritisierte Gewaltgehalt des Films darf jedoch tatsächlich auf die geschickte Inszenierung des kompromisslosen Vorgehens der Figuren zurückgeführt werden. Abgesehen von der berüchtigten Ohr-Szene mit Mr. Blonde (die ja nun mal auch gar nicht onscreen zu sehen ist!!!) bleibt der Film in seiner Gewaltdarstellung sogar eher verhalten. Doch der Zuschauer spürt förmlich die Gefahr und Agressivität, die die Hauptpersonen ausstrahlen. Auch nach über zehn Jahren hat der Film wirklich nichts von seiner tragischen Intensität verloren. Wer Tarantino erst durch “Pulp Fiction” kennengelernt hat, sollte seine Wissenslücke auf jeden Fall füllen. “Reservoir Dogs” ist einfach das Paradebeispiel eines Instant-Klassikers.

BILD

Reservoir Dogs SE

Obwohl beim amerikanischen Release von “Reservoir Dogs” viel gemeckert wurde, ist das Bild der deutschen Scheibe absolut sauber. Die Vorlage des anamorphen Transfers (2.35:1) weist keine Dreckspuren oder Drop-outs mehr auf. Schärfe und Kontrast sind absolute Spitzenklasse. Selbst die kleinsten Dreckspuren im Putz des Lagerhauses sind im Hintergrund deutlich erkennbar. Die Farben sind sehr stark und natürlich. Die geschickte Farbgebung verschiedener Szenen kommt dadurch wirklich gut zum Vorschein. Das warme, braune Büro von Joe Cabot und die seicht grünliche Lagerhalle sind jetzt ein perfekter Kontrast von Stimmung. Der Schwarzlevel ist sehr tief aber trotzdem sehr detailreich. Bildinformationen werden in dunkleren Bereichen nicht verschluckt. Die Kompression hält auch problemlos mit. Digitale Artefakte und Bildrauschen sind nicht vorhanden. Ein wirklich sehr guter Transfer.

TON

Reservoir Dogs SE

Im 5.1 Format liegen sowohl die deutsche als auch die englische Tonspur vor. In beiden Fällen handelt es sich um einen Upmix des originalen Stereo-Tracks, der allerdings nicht auf der Scheibe vorhanden ist. Vermisst wird der Stereoton allerdings nicht. Der Upmix ist wirklich gelungen und öffnet den Soundtrack wirklich effektvoll, ohne eine künstliche Überbetonung zu erzeugen. Neben der Musik, die sich laut und heftig über die gesamte Soundstage verteilt, werden auch die ambienten Geräusche in den Effektkanälen gefördert. Allein in der Eröffnungsszene hat der Zuschauer wirklich das Gefühl in einem Diner zu sitzen. Auch die Verfolgungsszene von Mr.Pink wird zu einem hübschen Surrounderlebnis. Die Straßenatmosphäre kommt auf alen Kanälen herüber. Hier möchtre man fast von einer Referenz im ambienten Surroundsound sprechen. Die Dialoge sind fest im Center verankert und heben sich in der deutschen Fassung ein wenig von der restlichen Klangkulisse ab. Dies liegt wohl an dem Synchron-Master, dass einfach nicht ganz so dynamisch klingt wie der neu abgemischte Sound. Dies ist aber auch schon das einzige Manko des Tracks.

EXTRAS

Schon die erste Film-Scheibe dieses prallen 2-Disc Set ist mit so einigen Extras vollgestopft. Insgesamt vier Audiokommentare laufen hier parallel zum Film. Auf Track Nr.1 sprechen Quentin Tarantino, Produzent Lawrence Bender, Chris Penn, Michael Madsen, Tim Roth und noch einige Beteiligte über die Erfahrung von “Reservoir Dogs”. Dieser Kommentar ist ein Zusammenschnitt aus verschiedenen Interviews, die sich zum Teil auch im weiteren Bonusmaterial finden lassen, aber sich nicht komplett überschneiden. Tarantinos eigentlicher Wortanteil ist im Vergleich zu den anderen Teilnehmern eher gering, aber wie immer sehr lustig und informativ. Auch sonst ist der Track eine absolute Goldgrube in Sachen “Reservoir Dogs”-Lore. Jeweils einzeln werden die restlichen Kommentare von Filmkritikern gesprochen (Amy Taubin, Peter Travis und Emanuel Levy). Hierbei ist es interessant, dass der Taubin- und Levy-Track den Film nicht chronologisch ablaufen lassen, sondern passend zu ihren Ausführungen. Seltsam, aber es funktioniert. Mit viel Filmanalyse und der eigenen Erfahrung mit dem Erlebnis von “Reservoir Dogs” gibt es hier wirklich hintergründigen Blick auf Tarantinos Erstlingswerk. In der Abteilung Bonus-Material befinden sich auf der ersten Scheibe weitere immense Extras. In der knapp 10-minütigen Tarantino-Einleitung zum Film spricht der Filmfan über seine persönlichen Hintergründe und Ideen zu “Reservoir Dogs”. Unermüdlich und enthusiastisch brabbelt der nimmermüde Filmemacher über jedes noch so kleine Detail. as Interview selbst stammt von der England-Tour zu “Reservoir Dogs”. Die fünf geschnitte Szenen werden im Film nicht wirklich vermisst. Abgesehen von einigen Hintergrundinformationen zu Mr. White gibt’s hier aber die alternativen Ohr-Szenen zu sehen. Letzlich bleibt die im Film verwendete Szene die beste Wahl. Zwei lange Probeaufnahmen-Szenen mit Steve Buscemi in der Rolle als Mr. White und Quentin Tarantino als Mr. Pink geben einen interessanten Einblick in eine mögliche andere Version des Films. Ein wirklich erstaunliches Extra ist die K-Billy Radio-Show. Hier gibt es drei faszinierende Audioclips zu hören: 1. Musiker Gary Rafferty erzählt ausführlich über die Entsteheung des Songs “Stuck in the middle with you” 2. Die originalen Aufnahmen von Steven Wright als K-Billy mit Kommentaren von Tarantino aus dem Hintergrund. 3. Interview mit einem echten Überfallspezialisten im Gefängnis, der seine Meinung über “Reservoir Dogs” und die wahre Realität von Überfällen erzählt. Nach den Trailern zu allen vier Tarantino-Filmen gehen die Extras erst auf der zweiten Scheibe weiter.

Auf dem zweiten Silberling springen einem zunächst die sechs Interviews in der “10 Jahre später”-Rubrik an. Hier sprechen Quentin Tarantino, Lawrence Bender, Chris Penn, Michael Madsen, Tim Roth und Kirk “Marvin” Baltz über die Auswirkungen von “Reservoir Dogs” und zahlreiche Anekdoten während der Dreharbeiten. Zudem haben die Interviewer ihre Partner nicht bloß einfach vor die amera gesetzt: Michael Madsen wurde live in seinem Zuhause (einschließlich randalierender Kinder!) besucht und Chris Penn sitzt in einem fahrenden Laster. Alle sechs Interviews sind wirklich gelungen und äußerst unterhaltsam. Der Abschnitt “Die Klasse von 1992” behandelt den Independent-Kino Hype dieses Jahres, der seinen Höhepunkt auf dem Sundance Filmfestival hatte. Hier sprechen außer Tarantino drei Regisseure und eine Regisseurin über ihre damalige Sundance-Erfahrung und die allgemeine Stimmung, die durch ihre Filme erzeugt wurde. “Das Netz des Film Noir” startet mit einer 10-minütigen Einleitung zum Genre des Film-Noir. Ein Experte fasst relativ knapp die literarischen Einflüsse auf die Filmemacher zusammen. Anschließend erläutern die namhaften Regisseure Mike Hodges, John Boorman, Stephen Frears sowie die Autoren Johnathan Westlake und Robert Polito etwas zu ihren Beiträgen zum “Film Noir” (u.a. Get Carter, Point Blank). Die Interviews wagen den Blick über den Tellerrand von “Reservoir Dogs” und belohnen den Zuschauer mit verschiedenen Ansätzen und Einsichten zum Thema “Film Noir”. Die “Einflüsse und Anerkennung”-Abteilung ist sicherlich das Kapitel der ultimativen Lobhudelei - jedenfalls fast. Hier erklärt Tarantino warum er wem “Reservoir Dogs” gewidmet hat. Der Nachruf auf Hollywood-Enfant terrible Lawrence “Joe Cabot” Tierney (ca. 15 Minuten) ist ein absoluter Knaller. Hier plaudern alle Beteiligten ungeschminkt über ihren geliebten wie gefürchteten Kollegen aus dem Nähkästchen. Besonders Chris Penns Barbeuce-Anekdote ist sicherlich ein echter Tierney Klassiker. Diese Featurette sollte nicht verpasst werden. Auch die “Stadtrundfahrt mit Eddie Bunker” alias Mr. Blue ist eine tolle Angelegenheit. Hier erzählt der Ex-Gangster von der guten alten Zeit und seinen Erfahrungen als Räuber. Klasse. Weiterhin bedanken sich in einzelnen Clips Monte Hellman, Jack Hill, Pam Grier und der Großmeister des B-Films Roger Corman für ihre Hommagen in Tarantinos Film. Abwechslungsreich, unterhaltsam und informativ erzählen die Ikonen über ihre Arbeiten und den Späteffekt auf die Tarantino-Generation. Im Kapizel Featurettes lässt sich ein fünfminütiges Video über die Drehorte von “Reservoir Dogs” finden. Da enthüllt sich zum Beispiel, dass die Lagerhalle in Wirklichkeit zu einem Beerdigungsinstitut gehört. Der “Reservoir Dogs Style” ist ein überflüssiger Miniclip, bei dem man wirklich nicht weiß warum er produziert wurde. In den letzten beiden Videos geht es schließlich um die Actionfiguren zu “Reservoir Dogs”. Wirklich cool: mit Bild im Bild Vergleich wird die berüchtigte Ohr-Szene des Films mit den Puppen nachgespielt. Zum Schluss gibt es noch Filmo- und Biographien zu den Machern des Films.

FAZIT

Mit diesem Doppelset hat sich Universum selbst übertroffen. Die gute Bild- und Tonqualität wird von den massiven Extras sogar noch an Exklusivität übertroffen. Die “Reservoir Dogs”-DVD ist auf jeden Fall den Überfall auf den nächsten DVD-Händler wehrt. Also los, Joe Cabot und Nice Guy Eddie warten schon am Treffpunkt auf euch......



Kay Pinno