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REVIEWS



Wandelnde Schloss, Das   

Wandelnde Schloss, Das
    
Original: Hauro no ugoku shiro   (Japan, 2004)
Laufzeit: 114 Minuten (PAL)
Studio: Universum
Regie: Hayao Miyazaki
Darsteller: Chieko Baisho, Takuya Kimura, Akihiro Miwa, Tatsuya Gashuin u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: -
Preis: ca. 13 €
Wertung: 1-/ 1-/ 6 (Bild/Ton/Extras)


"Vom Suchen und Finden der Liebe!"

Der Siegeszug von Computer-Animationsfilmen lässt Anime-Regisseur Hayao Miyazaki völlig kalt. Mit „Das wandelnde Schloss“ beweist er, dass dem herkömmlichen Zeichentrickfilm noch nicht der Zauber ausgegangen ist. Spätestens seit seinem enorm erfolgreichen „Chihiros Reise ins Zauberland“, der den Goldenen Bären in Berlin und später den Oscar als bester Animationsfilm erhielt, hat Hayao Miyazaki den populären japanischen Zeichentrickfilm („Anime“) aus seinem Nischendasein befreit. Einen faszinierenden Miyazaki-Klassiker können deutsche Filmfreunde deshalb erstmals ungekürzt am 5. September auf DVD in Augenschein nehmen: „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ war 1984 Miyazakis erster internationaler Erfolg. Der Animationszeichner, der schon bei der Zeichentrickserie „Heidi / Arupusu no shojo Haiji“ mitpinselte, ist in seiner Heimat schon längst eine Legende: sein mythisches Märchen „Prinzessin Mononoke“ versenkte 1997 sogar „Titanic“ an der japanischen Kinokasse. Die Faszination, die Miyazaki mit seinen Filmen auslöst, liegt aber nicht nur an den meisterhaften und bis ins kleinste Detail ausgefuchsten Zeichnungen, sondern an der schier unbegrenzten Fantasie des 64-jährigen Regisseurs. Auch „Das wandelnde Schloss“, basierend auf dem in Japan sehr erfolgreichen Roman „Sophie im Schloss des Zauberers“ von Diana Wynne Jones (erschienen im Carlsen-Verlag), strotzt nur so vor irren Einfällen, die für manchen Zuschauer vielleicht schon zu befremdlich sein könnten. Allen voran natürlich das Titel-gebende Zauberschloss, das wie ein gigantisches, mechanisches Insekt durch die Landschaft schnauft und in seinem Innenleben die Dimensionen von Zeit und Raum aufheben kann. Der Herr dieses mobilen Wunderwerks ist der mächtige Zauberer Hauro, der auf einem Jahrmarkt der jungen Hutmacherin Sophie gehörig den Kopf verdreht. Eine böse wie eifersüchtige Hexe, die den hübschen Hauro ebenfalls für sich beanspruchen will, belegt Sophie daraufhin mit einem Fluch: das hübsche Ding verwandelt sich in eine runzelige Greisin. Da kann nur noch Hauro helfen, doch der ist samt Schloss schon wieder über alle Berge. Auf der Suche nach ihrem vermeintlichen Retter begegnet Sophie allerlei skurrilen Gestalten und muss schließlich feststellen, dass ihr Liebster einen großen Haufen ganz eigener Probleme hat. So wollen unter anderem zwei sich bekriegende Könige den Zauberer als mächtige Waffe auf der jeweils eigenen Seite haben. Schon hier wird deutlich wie komplex und verschachtelt Miyazaki sein „wandelndes Schloss“ angelegt hat. Ähnlich wie in „Chihiros Reise ins Zauberland“ prallen eine Unmenge an Figuren aufeinander, die alle in Wirklichkeit nicht das zu sein scheinen, was sie vorgeben. Sophie muss deshalb schließlich lernen, sich selbst zu vertrauen, um hinter den Fassaden das wahre Wesen ihrer Mitmenschen zu erkennen, um im Gewirr der (Kriegs-)Intrigen zu bestehen. Im Gegensatz zu Katsushiro Otomos Anime „Steam Boy“, der sich auch mit dem heiklen Thema Krieg und Verantwortung beschäftigt, brennt Miyazaki aber keine seelenlose Materialschlacht ab. Das Dilemma seiner Figuren, deren Motivation durch ihre Schwächen und Ängste bestimmt wird, sowie die Suche nach der Erlösung aus diesem Zwang macht „Das wandelnde Schloss“ eben nicht bloß zu einem rein visuellen Erlebnis. Dennoch ergötzt sich Miyazakis Epos mehr an seinen wahrlich skurrilen Figuren als an einer kohärenten Geschichte. Das äußerst plötzliche Ende wird selbst so manchen Miyazaki-Fan ein wenig vor den Kopf stoßen. Dennoch bleibt “Das wandelnde Schloss” eine poetische wie phantastische Träumerei, der man sich nur zu gerne anschließt.

BILD

Wandelnde Schloss, Das

Der anamorphe Transfer (1.85:1) ist wie schon bei den letzten Miyazaki-Veröffentlichungen bei Universum eine wahre Pracht. Die Vorlage ist lupenrein und zeigt keine Rückstände oder Materialschwachen. Spratzern, Bildpunkte oder Dreckspuren sind nicht existent. Die Schärfe ist sehr gut und lässt jedes kleinste Detail auch in den überbordensten Szenen noch erkennen. Die Farben sind sehr kräftig und bringen die Fülle der Animation voll zur Geltung. Wie effektiv Farbgestaltung eingesetzt werden kann, zeigt sich hier nur zu deutlich. Der Schwarzlevel ist ebenfalls entsprechend tief und ist aufgrund des Animationsmaterials sehr detailreich. Die Kompression arbeitet sehr sauber. Artefakte oder Hintergrundrauschen treten nicht. Sehr gut.

TON

Wandelnde Schloss, Das

Der mitgelieferte DD5.1 Surroundsound auf Deutsch und Japanisch ist ebenso wie das Bild ein Wunder an Detailreichtum und Effektivität. Wenn sich das wandelnde Schloss in Bewegung setzt, dann knirscht und zischt es aus allen Ecken. Ebenso werden die Umgebungsgeräusche in den Städten sehr gut über die gesamte Soundstage verteilt. Auch die bombastischen Kriegsaufnahmen werden mit viel Schwung und Bass surroundtechnisch gut aufgelöst. Die ebenfalls wieder sehr gelungene Musik, die einem sofort das Gefühl vermittelt, einen Miyazaki-Film zu schauen, erklingt ebenfalls aus allen Surroundkanälen. Störende Überlappungen sind dabei aber nicht zu bemerken. Die Dialoge kommen derweil sicher und gut verständlich aus dem Centerkanal. Die deutsche Synchronisation ist bis auf die Auswahl der Stimme für Sophie, die für das Mädchen viel zu erwachsen klingt, sehr gelungen.

EXTRAS

Auf dieser Single Disc sind leider keine Extras vorhanden.

FAZIT

Diese Single-Disc Ausgabe von “Das wandelnde Schloss” liefert ein sattes Bild und einen wirklich krachenden Ton - nur leider keine Extras. Für Sparfüchse, die bei Animes auf Extras verzichten können, ist die Scheibe eine sehr gute Wahl.



Kay Pinno