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REVIEWS



Wildgänse kommen, Die   

Wildgänse kommen, Die
    
Original: The Wild Geese   (GB, Schweiz, 1978)
Laufzeit: 124 Minuten (PAL)
Studio: Splendid
Regie: Andrew V. McLaglen
Darsteller: Richard Burton, Richard Harris, Roger Moore, Hardy Krüger, Steward Granger u.v.a.
Format: 4:3 Vollbild
Ton: DD2.0 Deutsch
Untertitel: -
Extras: Making of, Trailer
Preis: ca. 19 €
Wertung: 4 / 3- / 3- (Bild/Ton/Extras)


"Ich bekomme, was ich verlange!"

Damit soll der taffe Söldner Colonel Allan Faulkner (Richard Burton) im schlimmsten Sinne recht behalten. Angeheuert von dem skrupellosen englischen Bankier Sir Edward Matherson (Steward Granger) soll er einen hochrangigen afrikanischen Politiker aus einem Gefangenen-Camp in Zentralafrika befreien, um den fiesen Diktator zu entmachten. Die Ziele hinter dieser Aktion sind allerdings rein wirtschaftlicher Natur. Matherson ist scharf auf die Kupfer-Schürfrechte im Herrschaftsgebiet des Unterdrückers. Für den Einsatz stellt Faulkner eine 50-köpfige Söldnertruppe auf. Darunter befinden sich sein Planungschef und engster Freund Rafer Janders (Richard Harris), der Draufgänger Shawn Fynn (Roger Moore) und der südafrikanische Sprengstoffexperte Pieter Coetze (Hardy Krüger). Als der Einsatz unvorhergesehen vorverlegt wird, muss Faulkners Truppe improvisieren. Doch die Gefahr droht nicht nur von den Simbas, der Killer-Elite Truppe des schwarzen Diktators, sondern auch aus den eigenen Reihen: Matherson einigt sich hinter dem Rücken der Wildgänse mit dem Diktator und will die Truppe in den Tod schicken. Das spart schließlich Zeit und Geld. Hinter dem vordergründigen Actiongetöse inszeniert Andrew V. McLaglen einen wunderbar moralischen Ensemble-Film, der sowohl kompromisslos als auch völlig politisch unkorrekt seine Anti-Helden vor einem realistischen Szenario aufreibt. Besonders im Vergleich zu ähnlich gelagerten modernen Actionvehikeln wie “Die Tränen der Sonne” fällt bei “Die Wildgänse kommen” die Ausgewogenheit der Figuren als auch deren detaillierte Motivation positiv auf. Zudem wird hier der Zuschauer nicht im geringsten im Zweifel daran gelassen, für welche materialistischen Zwecke der mörderische Totentanz der Söldner aufgeführt wird. Wer sich über das vergleichsweise hohe Alter dieser Glücksritter wundert, sollte an Peckinpahs “The Wild Bunch” erinnert werden. Auch bei den Wildgänsen handelt es sich um eine alternde wie aussterbende Gruppe, die gerade an der Schwelle eines gesellschaftlichen Wandels steht, den sie nicht überleben können. “Die Wildgänse kommen” ist ein zeitlos düsterer Klassiker, der sich eben nicht in die gängigen Klischees von Gut und Böse verrennt.

BILD

Wildgänse kommen, Die

Leider hat Splendid nicht die Möglichkeit gehabt für “Die Wildgänse” einen neuen Transfer im korrekten Bildformat vorzunehmen. Dafür gibt es dummerweise auch einen hässlichen Grund. Die Produzenten Erwin C. Dietrich und Euan Lloyd haben sich wohl schwer verkracht. Und leider sitzt der Engländer Lloyd wohl auf dem einzigen verwertbaren Negativ, dass er nicht herausrücken will. Das ist schade, denn der Film hätte einen neuen Transfer wirklich verdient. So präsentiert die DVD nur ein altes 4:3 Videomaster, das auch schon bessere Tage gesehen hat. Trotzdem macht der Film hier immerhin einen besseren Eindruck als auf meinem Original-VHS-Tape. Der Seitenabschnitt durch das Vollbild fällt nur sehr wenig ins Gewicht und dürfte ungeübten Augen kaum auffallen. Die Vorlage ist noch in akzeptablem Zustand. Dropouts und Bildrauschen sind zwar vorhanden aber sind nicht übermäßig im Vordergrund vertreten. Da es sich wohl um ein altes Videomaster handelt ist das Bild nicht sehr scharf oder kontrastreich. Auch die Farben relativ matt, aber sie entsprechen dem eigentlich etwas staubigen Look des Films. Der Schwarzlevel kann sich noch sehen lassen und driftet nicht sehr ins Milchige ab. Schuld daran sind aber auch die zahlreichen Tag-für-Nacht-Aufnahmen, die mit einem Filter abgedunkelt wurden. Die Kompression verhindert zwar die Entstehung digitaler Artefakte, aber kann sich gegen das Blockrauschen im Hintergrund kaum zur Wehr setzen. Aufgrund der widrigen Umstände ist der Transfer noch passabel und liegt etwas über VHS-Qualität.

TON

Wildgänse kommen, Die

Nur mit einer deutschen Tonspur versehen, kann sich der Stereo-Track gut hören lassen. Trotz leichter Dynamik-Abstriche (besonders der Titelsong hört sich ein wenig dumpf an) sind kaum Alterserscheinungen auszumachen. Im Surroundbetrieb eignet sich der Track allerdings nicht. Zu Center-lastig wird die Soundkulisse in der Frontstage zusammengequetscht. Im mehrkanaligen Stereobetrieb kommt der Ton wesentlich besser zur Geltung. Eine echte Surroundaktivität ist aber auch in den analogen Simulationsmodi (DTS-Neo, Pro-Logic II) nicht vorhanden. Insgesamt präsentiert die Scheibe einen soliden alten Stereo-Track, der vielleicht nach einem Upmix verlangen würde.

EXTRAS

Neben dem Trailer, der sich auf der ersten Filmscheibe des 2-er Disc Sets befindet, bringen die Wildgänse auf der zweiten Scheibe eine 15-minütige Originaldokumentation aus dem Jahr 1978 mit. In einer Zeit als es noch keine Making-Ofs gab, wurde diese Kuriosität namens “Der Flug der Wildgänse” zusammengestellt. Mit raren Setaufnahmen, darübergelegten Audiointerviews von McLaglen, Burton, Moore, Krüger und Harris kann die ansonsten unscheinbare Dokumentation schon beeindrucken. Leider plappert ein deutscher Erzähler permanent über die Original-Interviews, was ein wenig nervig ist. Trotzdem ist dieser kleine Ausflug in die Filmwelt von 1978 eine nette Dreingabe, die inhaltlich nicht überbewertet werden sollte. Für Sammler ist dies auf jeden Fall ein Glücksgriff.

FAZIT

Der Archetyp des Söldnerfilms erfährt aufgrund widriger Umstände nur eine enttäuschende Umsetzung auf DVD. Trotz des Sammlerstückchen in Form der kurzen Dokumentation bleibt eine restaurierte Fassung dieses Actionfilmklassikers bisher ein Wunschtraum. Als Schnäppchen auf dem Grabbeltisch ist das 2-er Disc Set allerdings trotzdem zu empfehlen, weil es bisher die einzige Veröffentlichung dieses Films auf DVD darstellt.



Kay Pinno