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REVIEWS



Zwei glorreiche Halunken SE   

Zwei glorreiche Halunken SE
    
Original: Il Buono, il brutto, il cattivo   (Italien, 1966)
Laufzeit: 172 Minuten (PAL)
Studio: MGM
Regie: Sergio Leone
Darsteller: Clint Eastwood, Eli Wallach, Lee van Cleaf, Rik Battaglia, u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, NL, TR, u.v.a.
Extras: Kommentar, geschn. Szenen, Making of, u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2+/ 3-/ 1 (Bild/Ton/Extras)


"Die drei kleinen Schweinchen"

Mit dem Erfolg seiner Vorgänger “Für eine Handvoll Dollar” und “Für ein paar Dollar mehr” konnte Sergio Leone für den Abschluss seiner Dollar-Trilogie ein ordentlich hohes Budget einfordern. Mit “nur” 1.3 Millionen Dollar konnte er sich ein lange erhofftes Szenario mitten im amerikanischen Bürgerkrieg leisten. Während des konföderierten Einfalls in New Mexico im Jahr 1862 treffen drei recht unterschiedliche Schurken in den Wirren des Bürgerkriegs aufeinander. Tuco (Eli Wallach) ist ein echter mexikanischer Tagedieb, dem nichts heiliger ist als die nächste Beute in seiner Tasche. Der Blonde (Clint Eastwood) betätigt sich als falscher Kopfgeldjäger - nachdem er seine Kohle kassiert hat, schiesst der Scheinheilige seine Opfer vom Galgen, um in der nächsten Stadt abkassieren zu können. Sentenza (Lee van Cleaf) dagegen ist ein abgebrühter Auftragskiller, dem nun wirklich gar nichts heilig ist. Alle drei sind auf der Jagd nach einer verschollenen Kiste mit dem gestohlenem Gold einer Südstaaten-Kriegskasse. Auf der Hatz nach dem Schatz kommen sie aber nicht nur sich selbst sondern auch andere Banditen und vor allem der Krieg in die Quere. Als Abschluss seiner Dollar-Trilogie reibt Regisseur Sergio Leone in “Zwei glorreiche Halunken” dem Zuschauer eine bittere Wahrheit unter die Nase. Selbst drei mordende Outlaws auf der Jagd nach einem geklauten Schatz ergeben mehr Sinn als die Massenmetzelei eines (Bürger-)Kriegs. In den epischen Bildern von Kameramann Tonino Delli Coli werden Gesichts- und Kriegslandschaften überdimensional festgehalten. Der sinnlose Kampf um eine Brücke und das Finale auf dem riesigen Friedhof entfaltet sich in Kombination mit der unvergleichlichen Musik von Ennio Morricone zu einem virtuosen wie dramatischen Todesballet. In dieser finsteren Umgebung verlieren aber weder Leone noch seine Hauptdarsteller ihren (teilweise bitterbösen) Humor, der diesen Film so einmalig macht. “Wer schießen will, der soll schießen und nicht quatschen”, lästert Tuco, nachdem er einen seiner Verfolger aus einem Badetrog heraus abgeknallt hat. Dadurch bleibt “Zwei glorreiche Halunken” ein zeitloses wie meisterhaftes Stück Italowestern, das einfach zur filmischen Allgemeinbildung gehört. MGM präsentiert den Film zum ersten Mal in einer vollständig restaurierten Fassung, die insgesamt 16 Minuten an neuen Szenen enthält. Neben den schon separat auf der früheren DVD erhältlichen Szenen gibt es auch eine ganz neue Szene zu sehen. Hier rekrutiert Tuco seine mexikanischen Kumpels, die später mit ihm Hotel von Blondie auftauchen. Die vollständige Folterszene von Tuco hat es aber auch diesmal nur in die Extras-Sektion geschafft.

BILD

Zwei glorreiche Halunken SE

An die bildtechnische Eichgröße von “Spiel mir das Lied vom Tod” kommt “Zwei glorreiche Halunken” leider nicht heran. Trotzdem hat der neue anamorphe Widescreen-Transfer (2.35:1) des Films sicherlich die beste Qualität, die dieser alte Western je im Heimvideobereich aufweisen konnte. Aufgrund des unterschiedlichen Ausgangsmaterials ist die Qualität recht schwankend, was besonders bei den eingefügten Szenen deutlich wird. Dort zeigen sich deutlich Spuren des Alters wie Spratzer und Defekte in der Vorlage, die nicht digital gesäubert wurden. Ansonsten wurden alle Defekte auf ein fast nicht mehr sichtbares Minimum reduziert. Die Schärfe schwankt ebenfalls, da aufgrund des alten Ausgangsmaterial wohl besonders die Wideshots an Detail verloren haben. Während die Großaufnahmen jede Pore der Akteure zeigen, sind die Details ab den Halbtotalen ein wenig schwammig. Der Kontrast ist sehr gut ausgesteuert und liefert keine überscheinenden Konturen. Die Farben sind sehr natürlich und liefern die richtigen Braun- und Ockertöne in der eher tristen Landschaft. Der Schwarzlevel ist tief aber trotzdem detailreich. Die Kompression ist tadellos und sorgt für einen ruhigen Filmgenuss ohne Artefakte und Bildruckler. Äußerst gut!

TON

Zwei glorreiche Halunken SE

Puristen können sich wegen des fehlenden originalen Monotons gleich abregen. Erstens wäre diese Dreingabe durch die teilweise neu synchronisierten Stellen nicht sinnvoll und zweitens bringt der neue 5.1 Sound wenig schwung in den alten Soundtrack. Dies ist besonders wegen Ennio Morricones kongenialer Musik sehr schade. Die Surroundkanäle bleiben insgesamt ziemlich still, da sich der Ton fast ausschließlich in der Frontstage abspielt. Weder die Musik noch einzelne Soundeffekte können die Existenz einer Surroundabmischung vorgaukeln. Die Dialoge kommen zwar sauber und aufgeräumt aus dem Centerkanal, aber richtige Freude will dabei nicht aufkommen. Richtig ärgerlich wird es aber erst mit den neu synchronisierten Stellen der längeren Fassung. Da die originalen Synchronsprecher schon alle verstorben sind, musste man natürlich auf andere Sprecher zurückgreifen, um die neuen Szenen zu vertonen. Die klingen aber wie die letzten Porno-Stimmen einer Sixpack-Wochenend-Open-Microphone-Session, da hier zusätzlich auch noch die Umgebungsgeräusche ziemlich leise gedreht wurden. Da hätte man für einen solchen Klassiker wirklich mehr Sorgfalt walten lassen müssen. Wenigstens sprechen sich im englischen Ton sowohl Clint Eastwood als auch Eli Wallach auch in den neuen Szenen selbst, die auch für die englische Fassung neu aufgenommen werden mussten.

EXTRAS

Auf der ersten Filmscheibe des 2-er Disc Set befindet sich als Extra nur der Audiokommentar von Clint Eastwood Biograph und Filmexperte Richard Schickel. Wie schon auf der Special Edition von “Erbarmungslos” erzählt Schickel sehr sachlich und fast ein wenig trocken über die Hintergründe der Produktion und die Motivation Eastwoods. Eher filmanalytisch nimmt er dabei einzelne Szenen des Films inhaltlich auseinander. Insgesamt ein recht solider Track, der eine ordentliche Fülle an Informationen auch für Kenner bietet.

Auf der zweiten Scheibe befindet sich schließlich das Herzstück der Special Edition. In “Leones Westen” und “Der Leone-Stil” (zusammen ca. 44 Minuten) wird ausführlich über Sergio Leones Interpretation des Westens in “Zwei glorreiche Halunken” gesprochen. Neben Richard Schickel kommen hier auch Clint Eastwood, Eli Wallach und Produzent Alberto Grimaldi zu Wort. Den beiden Schauspielern merkt man an, das beide sehr stolz auf ihre Arbeit mit Leone sind und auch sehr gute Erinnerungen an die Dreharbeiten von “Zwei glorreiche Halunken” haben. Amüsant und informtiv blicken beide Dokumentationen hinter den Mythos Leone und seiner Westernfilme mit einigen äußerst hübschen Anekdoten. Die TV-Dokumentation “Der Mann, der den Bürgerkrieg verlor” (14 Minuten) beschäftigt sich mit den historischen Hintergründen des Bürgerkriegsszenarios von “Zwei glorreiche Halunken”. Durch die kompakte Erzählform der Dokumentation dürften Leute ohne Geschichtskentnisse besonders zu Beginn ein wenig verwirrt sein, aber insgesamt liefert die Doku einen soliden Hintergrund über das konfuse hin und her des Bürgerkriegs in der New Mexico Region. Die “Rekonstruktion” gibt in zehn Minuten einen Überblick über die verschiedenen Fassungen des Films und die penible Rekonstruktionsarbeit mit dem Originalfilmmaterial. Absolut interessant.
Die “Socorro-Sequenz” ist auf Film leider nicht mehr erhalten geblieben und wird in diesem Extra-Segment anhand von Bildern und Trailer-Schnipseln “rekonstruiert”. Die Szene spielt während Tucos Verfolgung von Blondie, nachdem dieser ihn im Stich gelassen hat. Tuco hat Blondie bis in die Stadt Socorro verfolgt und versucht ihn dort zu finden. Dabei möchte er natürlich bei der örtlichen Bevölkerung absahnen und fordert eine Art Steuer beim Dorfpöbel ein. Blondie schnappt Tuco aber rechtzeitig den Hut mit den Einahmen vor der Nase weg und entkommt wieder. Bei den Extras der zweiten Scheibe befindet sich auch die vollständige Foltersequenz von Tuco, die hauptsächlich durch weitere Orchesteraufnahmen verlängert wird. Warum dieses Element nicht in den Film übernommen wurde bleibt rätselhaft, da die Qualität keineswegs schlechter als die der anderen neuen Szenen des Films ist.
Die Dokumentationen “Il Maestro I+II” (20 Minuten) beschäftigen sich schließlich ausführlich mit dem musikalischen Beitrag von Ennio Morricone. Trotz des komplexen Themas wird der Inhalt gut aufbereitet und auch für Musik-Laien leicht verständlich und interessant gestaltet. Dass Morricones Musik ein essentieller Bestandteil von Leone-Filmen ist, dürfte aber sowieso allen Zuschauern klar sein. Zum Schluss gibt es noch einen französischen Trailer und eine Bildergalerie mit verschiedenen Postermotiven zu sehen.

FAZIT

Auch wenn MGM bei der Neusynchronisation der neuen Szenen der längeren Fassung von “Zwei glorreiche Halunken” gepatzt hat, bleibt die neue Doppelscheibe ein essentieller Pflichtkauf. Versehen mit hervorragenden Extras und einer guten Bildqualität gehört diese Special Edition in jede Sammlung. Also auf in den nächsten DVD-Store, sonst könnte vielleicht bald euer Kopf auf einem Steckbrief landen.



Kay Pinno