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REVIEWS



Cigarette Burns   

Cigarette Burns
    
Original: Cigarette Burns   (USA, 2005)
Laufzeit: 56 Minuten (PAL)
Studio: Splendid
Regie: John Carpenter
Darsteller: Norman Reedus, Udo Kier, Douglas Arthurs, Julius Chapple, Brad Kelly u.v.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Interviews, Behind the Scenes u.m.
Preis: ca. 17 Euro
Wertung: 2+/ 2 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Ring of Fire!"

Jimmy Sweetman (Norman Reedus) ist ein echter Filmfreak und besitzt sogar ein eigenes Kino. Fast jedenfalls, denn sein altes Filmtheater konnte er nur mit der Hilfe seines grimmigen Schwiegervaters in Spe bezahlen, der ihm wegen der Rückzahlung arg im Nacken sitzt. Da kommt Jimmy der Suchauftrag des kauzigen aber reichen Filmsammlers Bollinger (Paraderolle für Udo Kier!) gerade recht. Für ihn soll er die letzte existierende Kopie des Films “La fin absolue du monde” finden. Der Streifen soll seine Zuschauer schon bei der ersten Aufführung vor über 30 Jahren auf dem Fantastischen Filmfestival von Sitges in den Wahnsinn und ein blutiges Massaker getrieben haben. Seitdem sei diese einzige Filmkopie verschollen. Jimmys erste Spur führt ihn zunächst zu einem alten Filmkritiker, der angeblich das Chaos der Erstaufführung miterlebt haben soll. Sein Weg wird ihn allerdings tiefer in die Welt des gewalttätigen Underground-Kinos führen, als ihm lieb sein wird. Zudem beginnt er immer öfters feurige “Cigarette Burns” (Anmerkung: die eingebrannten runden Markierungen am Ende einer Filmrolle, die den Rollenwechsel für den Filmvorführer anzeigen) zu sehen, die einen seltsamen Blackout bei ihm auslösen. Mit “Cigarette Burns” meldet sich John Carpenter äußerst eindrucksvoll wie blutig zurück. Das Underground-Kino-Szenario wird hier sehr schön in Szene gesetzt und bekommt einen hübsch düsteren Touch verliehen. Aufgrund des verstörenden Gewaltgehalts musste die Folge für die FSK-Freigabe leider (bisher wohl als einzige aus der Serie) an drei Stellen leider sehr deutlich geschnitten werden. Eine Szene davon ist aber putzigerweise auf der Rückseite des Covers zu bestaunen. Dennoch verliert die Episode nichts von ihrer krassen Wirkung, die sowohl Elemente von “The Ring”, Carpenters eigenem “In the Mouth of Madness”, Schumachers “8MM” und Cronenbergs “Videodrome” zu einem ganz eigenen Biest verschmilzt. Das Finale glänzt vor allem durch seine finstere Unverfrorenheit und einen unvergesslich grauenvoll (schönen?) Filmtod, wie man ihn noch nicht erlebt hat. So musste sich das Cronenberg wohl mal mit dem neuen Fleisch im Kino gedacht haben. John Carpenter zeigt sich dabei auch im TV-Format immer noch als visueller Könner und setzt eine verstörende Stimmung sowie krasse Schocks an den passenden Stellen richtig um. Dazu gibt’s einen schaurig schönen Soundtrack von Sproß Cody Carpenter, der eindrucksvoll durchhören lässt, dass er der Sohn seines Papis ist. “Cigarette Burns” ist ein starker Auftakt für den Deutschlandstart von “Masters of Horror” und ein ganz großer Hoffnungsschimmer für die Rückkehr eines alten Meisters.

BILD

Cigarette Burns

Das anamorphe Bild (1.78:1) basiert auf einer ausgezeichneten Vorlage, die analoge Rückstände wie Spratzer, Bildpunkte oder Dreckspuren nicht erkennen lässt. Schärfe und Kontrast sind ebenfalls sehr gut und werden nur durch den etwas schwächelnden Schwarzlevel ausgebremst. Dunklere Partien gleiten da leider ein wenig ins milchige ab. Dennoch sind die Farben äußerst kräftig und lassen die gute wie subtile Ausleuchtung wie in der Wohnung des Kritikers oder in Bollingers Domizil gut zur Geltung kommen. In den Hintergründen lässt sich in dunklen Partien ein leichtes Rauschen erkennen. Ansonsten arbeitet die Kompression tadellos. Fast sehr gut.

TON

Cigarette Burns

Der DD5.1-Track setzt auf Deutsch und Englisch besonders gut die Musik von Cody Carpenter um, die sich dezent über die Surroundkanäle verteilt und für eine echt unheimliche Grundstimmung sorgt. Ansonsten gibt’s hier solide Surroundkost zu hören, die nur im schauerlichen Finale etwas mehr an direktionaler Effektivität gewinnt. Bei der deutschen Tonspur fällt zudem auf, dass die Dialoge recht stark in den Vordergrund gemischt wurden, während der englische Track einen wesentlich homogeneren Klang aufweist. Ansonsten gibt’s aber keine störenden Überlappungen oder Fehler in der Abmischung.

EXTRAS

Abgesehen von dem oben schon erwähnten Wehrmutstropfen der Zensur bleiben dem deutschen Zuschauer - entgegen der Ankündigung von Splendid - leider auch einige Extras vorenthalten, die auf dem parallelen britischen und amerikanischen DVDs vorhanden sind. Ausgespart wurde vor allem der Audiokommentar mit Carpenter und den Autoren Drew McWeeny und Scott Swan, die der Internetgemeinde als Stammautoren von “Ain’t it cool News” bekannt sind. Als Entschädigung gibt’s immerhin einen guten Schwall an Interviews: Carpenter, McWeeny, Swan, Udo Kier und Norman Reedus haben jeweils ca. 10 Minuten etwas über die Folge, Horrorfilme und die Serie “Masters of Horror” zu sagen. Die Interviews wirken insgesamt ein wenig amateurhaft und John Carpenter bricht sogar schließlich mit Worten “Verwendet lieber nichts davon!” ab (Klar wird dabei allerdings nicht ob er in Zeitdruck oder einfach nur genervt ist!). Ziemlich unfassbar, aber trotzdem äußerst amüsant. Auch die anderen Interviews wirken durch diesen Stil ein wenig realer. Udo Kier ist wie immer ein Knaller und wird nur noch von Norman Reedus getoppt, der mit einer weiteren unglaublichen Anekdote während eines Essens mit Udo auftrumpfen kann.

Make-Up-Fans dürfen sich noch über ein halbstündiges Special freuen, in dem Howard Berger von KNB einem Schauspieler sein Kreaturen Special Make-Up anlegt und dabei fleißig über den Prozess und John Carpenter plaudert. Da darf man wirklich einmal ungeschminkt beim Schminken zuschauen. Zum Abschluss gibt’s noch eine Kurzbiographie von John Carpenter zu lesen.

FAZIT

Mit “Cigarette Burns” liefert John Carpenter einen seiner wirklich schaurig schönsten Genre-Beiträge seit langer Zeit - einschließlich einem wie üblich verstörenden Ende! Leider ist die an sich gute DVD von Splendid geschnitten und lässt den Audiokommentar vermissen. Die Episode ist aber trotz dieser Einschränkungen immer noch richtig gut, weshalb der Kaufentscheid hier zur echten Gretchenfrage wird. Ein Gang in die Videothek ist jedenfalls Pflicht!



Kay Pinno