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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Imprint   

Imprint
    
Original: Imprint   (USA, 2005)
Laufzeit: 58 Minuten (PAL)
Studio: Splendid
Regie: Takashi Miike
Darsteller: Billy Drago, Youki Kudoh, Michie Ito, Shimako Iwai u.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Miike-Interview, Making of u.m.
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2+/ 2 / 1 (Bild/Ton/Extras)


"Die Geisha!"

Wie um alles in der Welt Mick Garris und seine Kohorten auf den Gedanken kamen, ausgerechnet Japans Schock-Regisseur Nr.1 Takashi Miike für eine amerikanische TV-Serie zu verpflichten, weiß wohl niemand so genau. Dennoch spricht allein schon diese Wahl für den eigentlich kompromisslosen Geist der “Masters of Horror”-Serienväter. Was ihnen Miike aber mit “Imprint” vor den Latz geknallt hat, darauf dürften selbst Garris & Co. nicht ganz gefasst gewesen sein. Die Reaktion des US-Senders Showtime fiel entsprechend aus: entweder Schneiden oder keine Ausstrahlung. Da entschied man sich doch lieber für Letzteres und servierte dem Publikum erst auf DVD die volle Portion Miike - leider aber mal wieder nicht in Deutschland. “Imprint” wurde für die KJ-Freigabe auf jeden Fall in der intensivsten Szene geschnitten. Dennoch verliert weder die Episode noch die Sequenz etwas an ihrer Krassheit. Am Ende des 19. Jahrhunderts kehrt der abgehalfterte Amerikaner Christopher (Billy Drago) nach Japan zurück, um die seine große Liebe wiederzufinden. Doch Komomo (Michie Ito) wurde inzwischen als Prostituierte verkauft. Auf seiner verzweifelten Suche gelangt der desillusionierte Yankee schließlich auf eine entlegene Bordell-Insel, auf der Komomo anscheinend gesehen wurde. Doch seine Informantin - eine entstellte Dame des für die Männer zuständigen Personals (Youki Kudoh aus “Die Geisha”) - enthüllt nach und nach die grausame Geschichte, was tatsächlich mit seiner Angebeteten passiert ist. Wie eine Geisha sich langsam aus ihren Kleidungsstücken schält, so pellt auch Antimärchen-Onkel Miike seine Geschichte und die Nerven der Zuschauer - und zwar bis auf’s Blut. Dabei nutzt er nicht nur den geschickten Kniff der Erzählperspektive sondern rechnet auch eiskalt mit amerikanischen Japan-Hochglanzproduktionen wie “Die Geisha” und “Last Samurai” ab. Die Bordellinsel wird stellvertretend für Japan zum stereotypen Sinnbild einer ignoranten amerikanischen Sichtweise: “Auf dieser Insel gibt’s nur Dämonen und Huren”, wird Billy Drago eindringlich gewarnt. Auch die Welt der japanischen Zwangsprostituierten wird nicht im weichgespülten “Geisha”-Postkartenlook dargestellt. Wenn diese Furien sauer sind, dann zeigt sich, dass der Teufel wohl dort seine Lehrjahre absolviert haben muss. Zusätzlich verpackt Miike natürlich mal wieder Motive von Inzest und auch Abtreibung, die hier sicherlich einen heftigen Höhepunkt erreichen. ACHTUNG SPOILER!!! Dennoch wirkt die endgültige Auflösung der Geschichte im Still von Frank Henenlotters “Basket Case” - übrigens ein Kulthit in Japan - ein wenig seltsam. SPOILER ENDE!!! Miikes “Imprint” gehört sicherlich auch visuell zu den ganz großen Würfen der “Masters of Horror”-Serie. Die düster kranken Settings werden mit einer subtilen Schönheit für das natürlich Unheimliche in Szene gesetzt, dass man umso verstörter auf den kranken Inhalt reagiert. Diese Folge wird dem Serientitel tatsächlich voll gerecht - ein Werk, das einem wortwörtlich unter die Haut geht.

BILD

Imprint

Das anamorphe Bild (1.78:1) gehört bisher zu den besten Transfers der Serie. Die gute Vorlage besitzt keine analogen Rückstände wie Spratzer, Bildpunkte oder Dreckspuren. Das bisher immer auftretende leichte Hintergrundgrieseln ist kaum noch existent. Schärfe und Kontrast sind sehr gut und lassen Details auch in Wideshots gut erkennen. Die Farben sind sehr kräftig und wirken durch die hohe Stilisierung schon fast ein wenig unnatürlich. Der Schwarzlevel ist ordentlich tief, aber hat in einigen Szenen auch einen leicht milchigen Touch. Dennoch werden keine Details in den zahlreichen dunklen Szenen verschluckt. Die Kompression ist absolut sauber und lässt keine Artefakte oder Ruckeleien auftreten.

TON

Imprint

Der Dolby Digital 5.1 Track leistet auf Deutsch wie Englisch solide Arbeit und präsentiert das reduzierte Sounddesign von seiner besten Seite. Miike verschlankt die Geräuschkulisse teilweise auf einzelne prominente Sounds wie das Plätschern von Wasser oder auch das Knarzen eines Bootes. Ansonsten ist die Episode sehr Dialog-lastig und konzentriert sich auf seichte Hintergrundgeräusche. Die sehr bedacht eingesetzte Musik nimmt dazwischen immer mal wieder die gesamte Soundstage ein. Ein ordentlicher Track, der aber aufgrund des Inhalts keine großen Überraschungen birgt.

EXTRAS

Die Extras bei “Imprint” sind eine freudige Überraschung. Ein Audiokommentar wird nicht vermisst, denn das 48-minütige Making of “Imprinting” ist eine Offenbarung. Takashi Miike, Mick Garris, Billy Drago und so ziemlich alle wichtigen Personen (einschließlich Shimako Iwai, die Buchautorin der Vorlage für die Episode) kommen hier sehr offen zu Wort. Detailliert wird über die Entstehung des Projekts geplaudert und auch auf interessante Details wie die Sprachbarriere - da die Episode ja in Englisch gedreht wurde - eingegangen. Die unterschiedliche Herangehensweise in der Drehbuch- und Regiearbeit in Japan werden ebenfalls gut thematisiert. So zeigt sich die Buchautorin Iwai über das Drehbuch hoch erfreut, obwohl es sehr stark von ihrem Werk abweicht. In seinem Solo-Interview (ca. 41 Min.) spricht Miike noch detaillierter über seine persönliche Philosophie des Filmemachens, sein erstes amerikanisches Projekt und natürlich über seinen inhaltlichen Ansatz bei “Imprint”. Das Interview gibt wirklichen einen tollen Einblick in Miikes filmisches Mastermind und dürfte vor allem jungfräulichen Miike-Guckern den Weg in sein seltsames Universum ebnen. Wirklich genial und ein echtes Muss!

Das vierteilige Behind-The-Scenes Segment “Imperfect Beauty” (zusammen ca. 16 Minuten) zeigt die Arbeit am Finale der Episode. Entgegen der Tradition bisheriger Clips sind hier aber noch einige Interviews mit dem animatronischen Techniker, Miike und der Hauptdarstellerin vorhanden, die sich zu dem grotesken Treiben witzig wie intelligent äußern. Die Behind-The-Scenes Aufnahmen bei den Dreharbeiten mit der animatronischen Puppe sind zudem wirklich komisch.

Eine Biographie von Takashi Miike ist ebenfalls noch vorhanden.

FAZIT

Leider muss “Imprint” das gleiche Schicksal wie John Carpenters Episode “Cigarette Burns” erleiden. Miikes schmerzvoller Serien-Eintrag ist zwar geschnitten, aber gehört zum Besten, was die “Masters of Horror” bisher abgeliefert haben. Die eindrucksvollen Extras der Splendid-Scheibe sind zudem ein wirklich guter Kaufgrund. Trotz leichter Zensur empfohlen.



Kay Pinno