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REVIEWS



Alone in the Dark DC   

Alone in the Dark DC
    
Original: Alone in the Dark   (BRD / USA, 2005)
Laufzeit: 99 Minuten (PAL)
Studio: Concorde
Regie: Uwe Boll
Darsteller: Christian Slater, Tara Reid, Stephen Dorff, Frank C. Turner, Mathew Walker u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS Deutsch DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Kommentar, Making of, Interviews u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2-/ 1-/ 3 (Bild/Ton/Extras)


"Boll-O-Nese!"

Deutschland hat nach Aufsteigern aus dem Amateurfilmbereich wie Jörg Buttgereit und Olaf Ittenbach einen weiteren Exploitationfilmer in der Oberliga des obskuren Trashfilms: Dr. Uwe Boll studierte Literatur, Film und Betriebswirtschaft in Köln und Siegen und filmt seit 1991 tapfer seine selbst produzierten Werke, die er seit dem Jahr 2000 international in Kanada dreht. Zu seinen ersten Ausrutschern gehören neben dem unglaublichen „German Fried Movie“ das reißerische Politwerk „Barschel – Mord in Genf“ und die ungenießbare Komödien-Gurke „Das erste Semester“ mit Lindenstraßen Veteran Christian „Benny Beimar“ Kahrmann. Boll sorgte erst im Jahr 2003 mit seinem amerikanischen Schuldrama „Heart of America“ auf einigen Festivals für Aufsehen. Die Studie über die faschistische Gewaltspirale an einer Highschool sollte jedoch sein letzter Ausflug in soziale Brennpunkte sein. Mit seinem im gleichen Jahr entstandenem „House of the Dead“ begab sich Boll auf das lukrative Terrain der populären Videospielverfilmungen. Ohne eine echte Story zu erzählen, noch einen spannenden Plot voran zu treiben, setzte Boll ganz auf groß angelegte Effekthascherei: überlange Matrix-Sequenzen in Zeitlupe und viel Ballerei, die auch noch mit Originalszenen aus dem Spiel verschnitten wurde, stießen beim Publikum nicht auf allzu große Gegenliebe. Davon ließ sich Herr Doktor aber nicht entmutigen und setzt mit „Alone in the Dark“ noch eins drauf. Mit Akteuren wie Christian Slater, Stephen Dorff und Tara Reid hat sich Boll für seinen unheimlichen Horrortrip diesmal wenigstens ein paar solide B-Film Veteranen zur Seite stellen können. Dennoch kann auch dieses Trio den dunklen Abstieg dieser Baller-Orgie nicht retten. Basierend auf der gleichnamigen Videospielreihe beginnt „Alone in the Dark“ mit der ewig langen Erzählung einer Hintergrundgeschichte, die dem Film letztlich so gleichgültig ist, dass man sich fragt, warum sich jemand die Arbeit mit dem Vorspann überhaupt gemacht hat. Der abtrünnige Spezialagent Edward Carnaby (Slater) einer „Men in Black“-ähnlichen Schutztruppe tappt bei seinen Nachforschungen um eine verschwundene Zivilisation im Dunkeln. Erst als blutgierige Monster aus einer Paralleldimension auftauchen, geht dem Detektiv ein Licht auf, warum die antike Bevölkerung vielleicht ausgerottet worden sein könnte. Um das gleiche Schicksal vom Rest der Welt abzuwenden, muss sich der kniffige Ermittler mit seiner Anthropologen-Freundin Aline Cedrac (Reid) und dem schießwütigen „Geisterjäger“ Richards (Dorff) zusammenraufen. Wieder einmal verlässt sich Boll hier ganz auf seine inhaltsfreien wie stoppeligen Actionsequenzen, die zu allem Überfluss auch noch mit kreischender Heavy Metal Musik zugekleistert sind. Ausnahmsweise kann die erste halbe Stunde von “Alone in the Dark” tatsächlich ein wenig beeindrucken. Slaters Eröffnungsverfolgung samt blutrünstiger Schlägerei bringen einen in die richtige Popcornstimmung, die der Film in seiner Gesamtheit aber nicht erfüllen kann. Wer sich nicht ernsthaft für gnadenlos trashige Unterhaltung begeistern kann, der sollte „Alone in the Dark“ lieber dringend meiden und alternativ einmal selbst zu Hause für 100 Minuten im Dunkeln sitzen bleiben. Das ist ernsthaft spannender und spart auch noch Strom.

BILD

Alone in the Dark DC

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.35:1) von “Alone in the Dark” wird seinem jungen Alter gerecht. Die Vorlage ist in pristinem Zustand und liefert ein fehlerfreies wie ordentlich scharfes Bild. Trotzdem lässt sich ein seichtes Bildrauschen in einigen Szenen erkennen, dass ebenfalls von einem marginalem Hintergrundrauschen begleitet wird. Eine deutliche Artefaktbildung gibt es aber nicht. Die Farben sind kräftig aber nicht überbetont, so dass der Film seinen leicht gestylten Look gut ‘rüberbringt. Der Schwarzlevel ist allerdings nicht immer solide und driftet in einigen Szenen etwas ins Matschige ab. Aber auch richtig dunkle Szenen verlieren an Detail durch eine leichte Überkontrastierung. Die Kompression bleibt bis auf das schon erwähnte seichte Hintergrundrauschen stabil. Noch gut.

TON

Alone in the Dark DC

Voll ausgestattet mit einem DTS- (Deutsch) und zwei DD-Tracks (Deutsch, Englisch) liefert der Sound die passende Unterstützung zu dem Baller-lastigen Geschehen. Es dröhnt aus allen Kanälen, wenn die Spezialeinheit ihr Feuer auf die unsichtbare Gefahr eröffnen. Auch der krachend über die Actionsequenzen gemischte Metalsoundtrack kommt voll zur Geltung. Die Dialoge sitzen dabei fest und gut verständlich im Centerkanal. Auch einige gezielt direktionale Effekte wie die POV-Aufnahme der Kugel aus Slaters Pistole am Anfang können überzeugen. Ein Unterschied zwischen den Tracks, abgesehen vom heftigeren Basseinsatz beim DTS, konnte nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Die Scheibe bietet wieder einen auf Deutsch gehaltenen Audiokommentar mit Uwe Boll, der diesmal mit einem seiner drei Drehbuchautoren vor dem Mikrofon sitzt. Wieder einmal lässt der Mensch keinen Zweifel daran, dass er ein echter Kotzbrocken ist und weder seine Zuhörer noch sonst jemanden im Entferntesten respektiert. Handy-Telefonate und seine kläffenden Köter auf dem Kommentar sind eine ziemliche Frechheit. Dennoch muss Boll zu Gute gehalten werden, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt und auch seinen eigenen Bockmist (unfreiwillig?) bloß stellt. Drehbuchautor Michael Roesch darf aber unterstellt werden, dass er wohl wenigstens mal versucht hat, eine kohärente Geschichte zu schreiben. Dennoch bleibt er Boll natürlich völlig unterlegen, der seinen Kollaborateur irgendwie auch nicht ernst nimmt. Boll erzählt zudem viel über die Drehverhältnisse in Kanada und wie er mit der Crew und den Schauspielern arbeiten konnte. Licht ins Dunkel des Films bringt der Track allerdings nicht und fordert einiges an Geduld vom Zuschauer, da - wie schon erwähnt - Boll immer wieder mal mit seinen Hunden spielt oder telefoniert. Eine echte Frechheit. Das “Making of” (ca. 8 Min.) ist eine ziemlich überflüssige TV-PR-Veranstaltung, die nicht wirklich etwas über die Entstehung des Films verrät. Dennoch hat Christian Slater einen lustigen Moment im Interview, wenn plötzlich im Hintergrund lautes Frauengekreisch vom Set kommt und er selbst nur noch schmunzeln kann. “Shedding a Light - Visual Effects” (ca. 10 Min.) beschäftigt sich mit den verschiedenen Tricks des Films. Vornehmlich wird hier das “Compositing” betont, bei dem verschiedene Effekt-Elemente für eine fertige Szene “zusammengeklebt” werden. “Behind the Actionscenes” zeigt vier Minuten an wirklich nettem aber unkommentierten Aufnahmen vom Set und ein kurzes Interview mit Uwe Boll. Der “Storyboard-zum-Film-Vergleich” zeigt einen direkten Bildvergleich in einem Ausschnitt für die Pinkerton-Verfolgung vom Beginn des Films (zu der auch ein Animatic vorhanden ist) und die Sandwurm-Sequenz aus den Höhlen. Die “Deleted Scene” zeigt die einminütige Sexszene zwischen Christian Slater und Tara Reid, die in der Director’s Cut Fassung entfernt wurde. Dazu gibt’s noch vier Musikvideos zu den Metalsongs des Films, verschiedene Trailer, eine Fotogalerie, Biographien und vier Texttafeln an “Produktionsnotizen”. Der ebenfalls ausgewiesene DVD-Rom Teil entpuppt sich als Ente: es gibt nur einen Link auf die Concorde-Seite.

FAZIT

Als deutscher Joe D’Amato verfilmte Uwe Boll auch mit “Alone in the Dark” wieder ein inhaltsfreies Ballerwerk, dass sich ganz auf seine kaum bis gar nicht vorhandenen Schauwerte reduziert. Trotz einem netten Auftakt legt Boll im Videospiel-Genre wieder eine massive Bauchlandung hin. Die DVD macht dabei gute Miene zum flauen Spiel: technisch einwandfrei nerven bloß wieder Bolls Hunde beim Audiokommentar. Dafür sollte der Mann selbst mal zur Strafe in einen Zwinger gesperrt werden.



Kay Pinno