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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Cleaner - Sein Geschäft ist der Tod   

Cleaner - Sein Geschäft ist der Tod
    
Original: Cleaner   (USA, 2007)
Laufzeit: 85 min
Studio: 3L
Regie: Renny Harlin
Darsteller: Samuel L. Jackson, Ed Harris, Eva Mendes
Format: 2.35:1 (16:9)
Ton: DD 5.1 deutsch und englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Deleted Scenes, Cast & Crew Interviews, Behind the Scenes, Trailer, Bil
Preis: ca. 15 Euro
Wertung: 2 / 3 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Ein finnischer Stern ist verglüht"

Wenn Renny Lauri Mauritz Harjola früher einen Film ankündigte, reagierte der Actionfan wie der Pawlowsche Hund: In freudiger Erwartung lief ihm der Sabber aus den Mundwinkeln, der Master of Desaster durfte sich des Interesses seiner Fangemeinde sicher sein. Renny Lauri Mauritz Harjola, besser bekannt unter seinem anglisierten Namen Renny Harlin, war ein Meister, dessen Namen der Fan nur leise wispernd, in Ehrfurcht und Demut auszusprechen wagte. 1959 in Riihimäki in der südfinnischen Landschaft Kanta-Häme geboren, hat Harlin den Actionfreunden dieses Planeten so viele schöne Stunden bereitet. 1990: „Stirb langsam 2“. 1993: „Cliffhanger“. 1995: „Die Piratenbraut“. 1996: „Tödliche Weihnachten“. 1999: „Deep Blue Sea“. Zugegeben: „Die Piratenbraut” floppte an den Kinokassen nicht nur erbärmlich und spielte bei 100 Millionen Dollar Produktionskosten gerade einmal 10 Millionen wieder ein – um ganz nebenher auch noch das Produktionsstudio Carolco Pictures in den Ruin zu treiben. Im Nachhinein betrachtet hatte Harlin mit seinem Piratenabenteuer ganz einfach Pech. Spätestens mit seinem Hai-Schocker „Deep Blue Sea“ rehabilitierte er sich drei Jahre später wieder als Erfolgsregisseur.
Doch seither ist der Stern des Finnen gesunken, ach was, er ist verglüht.
2001: „Driven“. Ein langweiliges Rennfahrermärchen, das jegliches Gefühl für Timing und Spannung vermissen lässt. 2004: „Mindhunters“, ein in den Niederlanden billig heruntergekurbelter B-Thriller. Im gleichen Jahr: „Exorzist: Der Anfang“, Harlins Beitrag zur in die Jahre gekommenen Horrorfilmreihe, eine halbe Auftragsarbeit. Nachdem der eigentliche Regisseur Paul Schrader gefeuert worden war, drehte Harlin knapp die Hälfte des Filmes noch einmal, würzte die Geschichte mit etwas Action, mit interessanten Bildern. Nur vergaß er solche Ingredienzien wie Spannung oder Grusel, die für einen Horrorfilm nicht ganz unwichtig sind. Der Film floppte. Als Warner dann auf DVD auch noch den Schrader-Cut unter dem Titel "Dominion" veröffentlichte, der bei Horrorfilmfans sehr gut ankam, nahm der Name des Regisseurs einen fast irreparablen Schaden. Als Regisseur des Teen-Horrordebakels „Der Pakt” wurde er schon gar nicht mehr wahrgenommen – und nun ist es passiert: Harlin ist in der Welt der DVD-Premieren angekommen. „Cleaner – Das Geschäft ist der Tod“ lautet der Titel des mit Samuel L. Jackson, Eva Mendes und Ed Harris sogar äußerst attraktiv besetzten Thrillers, der leider so gar keine Spannung aufkommen lässt. Samuel L. Jackson ist Tom Cutler, ein ehemaliger Polizist, der irgendwann ein äußerst lukratives Geschäftsfeld für sich entdeckt hat: Er ist Tatortreiniger. Wenn ein Tatort von der Polizei wieder freigegeben wird – dann rückt Cutler an, um die Spuren zu beseitigen. Ganz legal und gut honoriert. Gewissenhaft übt er seine Arbeit aus, bis ihm ein Fehler unterläuft: Nach der Beseitigung der Spuren eines brutalen Mordes in einer herrschaftlichen Villa stellt Tom am folgenden Tag entsetzt fest, dass das begangene Verbrechen niemals der Polizei gemeldet worden ist. Tom wurde reingelegt, unwissentlich hat er sich zum Komplizen in einem Mordfall gemacht. Und ausgerechnet in diesem alles andere als erfreulichen Moment seines Lebens tritt sein Ex-Partner Eddie (Ed Harris) wieder in sein Leben – nach Jahren, in denen er ihm aus dem Weg gegangen ist. Der Grund: Vor zehn Jahren wurde Toms Frau Opfer eines Raubüberfalls. Ihr Mörder starb kurze Zeit später unter ungeklärten Umständen im Gefängnis. Und die Spuren seines Todes führten zu Tom, auch wenn sie schließlich im Sand verliefen. Tom entschloss sich zu einem Neuanfang. Warum also tritt Eddie ausgerechnet jetzt wieder in sein Leben? Zufall?
Die Zusammenfassung der Handlung liest sich eigentlich ganz interessant. Auch die Besetzung lässt durchaus auf gediegene und spannende Unterhaltung hoffen. Doch leider, leider... Die Geschichte verläuft zäh, die Beziehung zwischen Ed Harris und Samuel L. Jackson bleibt oberflächlich, Eva Mendes darf als hübsche Dreingabe fungieren, ohne jedoch die Story voran zu bringen. Harlin, der Actionvirtuose, inszeniert auf dem Niveau eines Fernsehfilmes.
1988 inszenierte Renny Harlin sein US-Debüt: „Prison“ lautete der Titel des Horrorfilmes, der die Geschichte eines zu Unrecht zum Tode verurteilten Sträflings erzählt, der nach seiner Hinrichtung als rachedurstiger Geist in sein Gefängnis zurückkehrt. Der seinerzeit noch vollkommen unbekannte Viggo Mortsensen spielte damals die Hauptrolle. Was „Prison“ und „Cleaner“ gemeinsam haben? Sie schließen einen Kreis. „Prison“, nach „Born American“ Harlins zweite Spielfilmregiearbeit, war bisher der einzige Film des Finnen, dem in Deutschland ein Kinostart verwehrt geblieben ist und direkt auf VHS zur Veröffentlichung gelangte. Der Hauptunterschied zwischen „Prison“ und „Cleaner“? „Prison“ war ein guter Film!

BILD

Cleaner - Sein Geschäft ist der Tod

Das Bild der DVD aus dem Hause 3L kann sich sehen lassen. Es ist scharf (nicht zu scharf), ausgewogen im Kontrast (nicht zu kontrastreich) und gibt die gelungene Farbdramaturgie des Filmes angenehm wieder. Tatsächlich gelingt Harlin auf der Ebene der Farbgebung das einzige Highlight des Filmes: Im gesamten Film verzichtet Harlin auf die Darstellung der Farbe rot – mit Ausnahme in den Szenen, in denen der Zuschauer Blut zu sehen bekommt. Er erzielt auf diese Weise den Effekt, dass das Blut intensiver, vor allen aber unangenehm wirkt. Blut ist in seiner Filmwelt kein Lebenssaft, Blut steht für den Tod. Immerhin belegt die Farbdramaturgie, dass Harlin das Filmemachen noch nicht gänzlich verlernt hat. Vielleicht braucht er einfach mal wieder ein gutes Drehbuch oder ein Projekt, das ihn wirklich interessiert.
Alles in alles ist das Bild im 2.35:1-Format ordentlich, allein in den Nachtszenen wirkt es manchmal einen Tick zu dunkel.

TON

Cleaner - Sein Geschäft ist der Tod

Der Ton ist sehr gut. Allerdings stellt er auch keine Herausforderung ans Tonsystem dar. Man kann den Film problemlos auf einem kleinen Schwarzweiß-Fernseher der Marke Grundig aus dem Jahre 1978 anschauen, ohne einen Ton zu verpassen. Letztlich wird 85 Minuten lang nur geredet. Große Pyrotechnik, einst die Spezialität des Finnen Harlin, findet nicht statt, also gibt es auch keine großen Soundeffekte, die einer besonderen Transfersorgfalt bedurft hätten. Auf der deutschen Tonspur klingen die Dialoge einen Tick klarer als auf der Originalspur, dafür wirkt die englischsprachige Fassung etwas lebendiger.

EXTRAS

Im Audiokommentar verteidigt Regisseur Renny Harlin seinen Film, erklärt, warum er welche Szene so und so inszeniert hat, er berichtet von den Dreharbeiten, es ist ein anständiger Kommentar, der allerdings an Selbstkritik spart. So wäre es nicht uninteressant zu erfahren, wie sich ein ehemaliger Blockbuster-Regisseur fühlt, wenn seine Filme nicht einmal mehr ins Kino gelangen. Nicht nur in Deutschland ist „Cleaner“ ein Kinostart verwehrt geblieben, auch in den USA ist er direkt auf Silberling zur Veröffentlichung gelangt, was für einen Mann wie Harlin, dessen Erfolgsfilme über eine halbe Milliarde Dollar eingespielt haben, die ultimative Demütigung darstellen dürfte.
Neben dem Kommentar bietet die DVD einige Deleted Scenes, deren Entfernung aus dem fertigen Film allerdings nicht als Verlust betrachtet werden muss. Ein Behind-the-Scenes-Bericht rundet die Extras ab.

FAZIT

Mit "Cleaner" untermauert der ehemalige Erfolgsregisseur Renny Harlin leider seinen Trend zur unterdurchschnitllichen B-Filmware. Da können auch keine Stars wie Samuel L. Jackson helfen. Die DVD von 3L liefert immerhin solide Qualität und ein paar nette Extras. Ein Gang in die Videothek dürfte hier den meisten Zuschauern allerdings reichen.



Christian Lukas