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REVIEWS



Bangkok Dangerous   

Bangkok Dangerous
    
Original: Bangkok Dangerous   (USA, 2008)
Laufzeit: ca. 95 min
Studio: Constantin Film
Regie: Oxide und Danny Pang
Darsteller: Nicolas Cage, Charlie Yeung u.a.
Format: 16:9 (1.85:1)
Ton: DTS 5.1 (deutsch), DD 5.1 deutsch, DD 5.1 englisch
Untertitel: deutsch
Extras: Making of, Interviews, alternatives Ende
Preis: ca. 17 Euro
Wertung: 3-/ 2+/ 3 (Bild/Ton/Extras)


"Pang ohne Peng!"

Joe ist ein eiskalter Killer. Er erledigt seine Aufträge mit der Präzision eines Uhrwerks, besonders perfide: Er sucht sich für seine Aufträge Partner aus, die er nach getaner Arbeit unauffällig aus dem Weg räumen kann. Wie in Prag, wo er sich einen Drogensüchtigen zum Partner nahm, dessen Tod wohl kaum eine intensive Untersuchung durch die Polizei zur Folge haben wird.
So ist Joe ein Reisender in Sachen Mord. Nach seinem Job in Prag verschlägt es ihn nach Thailand, nach Bangkok. Sein Auftrag: Er soll für den Gangsterboss Surat unliebsame Gegenspieler aus dem Weg räumen. Allerdings hält sich Gangsterboss Surat nicht an eine bindende Vorgabe Joes: Joe zeigt sich niemals einem Auftraggeber, im Gegenzug wird der Auftraggeber darauf verzichten, Joe zu Gesicht bekommen zu wollen. Joe ist ein Phantom. Doch Surat, ein Paranoiker, will wissen, wer für ihn mordet. Vor allem als Joe klar wird, dass er für Surat nicht nur ein paar Konkurrenten aus dem Weg räumen soll, sondern dass auf seiner Abschussliste auch der thailändische Premierminister steht, spitzt sich die Lage zwischen dem Killer und seinem Auftraggeber zu.
Aber dies ist nicht Joes einziges Problem. Nach Jahren in seinem Job ist er ausgebrannt. So empfindet er für den kleinen Kriminellen Kong, den er zu seinem Gehilfen auserwählt, durchaus Sympathie und überlegt sich ernsthaft, ihn zum Killer auszubilden. Zum anderen lernt er die bildschöne Apothekerin Fon kennen. Die findet den schlaksigen Amerikaner gleichfalls nicht unsympathisch – und so beginnt er unvorsichtig zu werden.

„Bangkok Dangerous“ ist das Remake eines gleichnamigen thailändischen Filmes aus dem Jahre 1999, mit dem die Brüder Oxide und Danny Pang international, zumindest in Fankreisen, erstmals auf sich aufmerksam machten. „Bangkok Dangerous“ war ein recht kleiner thailändischer Thriller, der einiges inszenatorisches Geschick erkennen ließ. Die Gebrüder Pang, als gebürtige Hongkong-Chinesen sowohl im Kino Thailands als auch der ehemaligen Kronkolonie beheimatet, haben seither durchaus Karriere gemacht. Mit Horrorfilmen und Thrillern gleichermaßen, in Thailand, in Hongkong, aber auch in den USA. Mit dem Remake ihres eigenen Filmes „Bangkok Dangerous“ haben sie nun versucht, verschiedene Kinos verschmelzen zu lassen. Die Actionszenen sind am Hongkong-Kino der Gegenwart orientiert. Geradlinige, wohl choreographierte Action ohne Schnickschnack, nicht ohne Härten, jenseits des Comicstils der vergangener Martial-Arts-Zeiten. Bangkok ist nicht nur der Spielort ihres Filmes, fast sämtliche Darsteller sind Stars des thailändischen Kinos, der Spielort selbst dient nicht nur als exotische Kulisse. Die Regiebrüder kennen den Ort, verwandeln ihn zu einem Mitspieler und zeigen eine Stadt zwischen Tradition und Moderne. Hollywood wird durch den Hauptdarsteller repräsentiert: Nicolas Cage. Nicht irgend ein Schauspieler, der vielleicht ein paar prominente Nebenrollen gespielt hat, nein: Ein richtiger Hollywoodstar, ein Oscarpreisträger musste es schon sein.

Das Problem: Der Mix lässt keine Funken fliegen. Was zum Teil daran liegt, dass der Film nichts anderes als ein kleiner thailändischer Thriller ist, der krampfhaft versucht, in der A-Liga des Actionfilmes mitspielen zu wollen, was ihm allerdings nicht gelingt. Was „Bangkok Dangerous“ vollkommen fehlt, ist Spannung. Nicolas Cage gibt den ausgebrannten Killer durchaus überzeugend, Charlie Yeung, die Darstellerin der Fon, schwebt als Abbild der Heiligen Apothekerin zwar etwas zuckersüß durch die Handlung, gerade in ihrer Unschuld aber liegt ein unsagbarer Reiz. Joe kann nicht anders, als sich in diesen Engel zu verlieben. Jedoch: Die Geschichte von Joe und Fon ist eine direkte Reminiszenz an die Geschichte des Killers Ah Jong (Chow Yun Fat) zur blinden Sängerin Jennie in John Woo’s Meisterwerk "Dip huet seung hung", unter anderem bekannt unter dem englischen Titel "The Killer" aus dem Jahre 1989. Auch Ah Jong findet in Jennie Liebe und Zuneigung, da sie die Welt – ganz einfach – nicht aus seiner Perspektive sehen kann und so auch in ihm nicht nur Killer sieht, sondern den Menschen, der von einem Neuanfang träumt, von einem Leben ohne Gewalt, wissend, dass dieser Hoffnung nur ein flüchtiger Traum bleiben wird.

Aber: Die Beziehung von Joe und Fon erreicht niemals die Emotionalität, die die Beziehung von Ah Jong und Jennie erreicht. Der Grund: Ah Jong trägt die Schuld an Jennies Erblindung, sie verbietet Ah Jong, die Beziehung auszubauen, Jennie seine wahren Gefühle zu offenbaren - weil er befürchtet, die Wahrheit könne sie noch schlimmer verletzten als die Kugel, die ihr das Augenlicht stahl. Von einer solchen Tragik ist die Geschichte von Joe und Fon leider weit, weit entfernt.

Fazit: Im besten Fall lässt sich „Bangkok Dangerous“ als routiniert heruntergekurbelte Massenware bezeichnen. Die emotionalen Aspekte aber wirken letztlich aufgesetzt, die Actionszenen sind sauber inszeniert, aber ohne Höhepunkte.

BILD

Bangkok Dangerous

Blautöne überwiegen. Alles in allen ist das Bild nicht so gut, wie es sein könnte. Die Frage, die sich stellt, lautet: Liegt es am Transfer des Kinobildes auf DVD, oder ist der von den Gebrüdern Pang inszenierte Film tatsächlich recht schwach kontrastiert. Gerade in den Nachtszenen fällt auf, dass nicht selten viele Details im Bild untergehen und im Dunkel verschwinden. Dies mag tatsächlich ein Stilmittel der Regiebrüder darstellen, weg von den scharfen Kontrasten, den oft überkontrastierten Actionfilmen á la „Crank“ und „Crank 2“, die bewusst mit diesem Stilmittel spielen. Dennoch wirkt das Bild immer wieder etwas blässlich, vergleichbar mit dem DVD-Transfer von Actionfilmen aus den 1990-er Jahre (den guten Arbeiten, nicht den schäbigen Billigarbeiten, die man für 2,99 Euro in Krabbelkisten findet).

TON

Bangkok Dangerous

In Sachen Ton lassen es die Brüder Pang gut krachen. Da gibt es nichts auszusetzen. Der Sound ist absolut klar, bei den Actionszenen fliegen die Kugeln durch die Gute Stube. Ab in Deckung, Couchpotato-Freunde! Auf der englischen Tonspur wird das pulsierende Leben von Bangkok vielleicht etwas fassbarer als auf der deutschen Spur. Aber das sind Kleinigkeiten, die nicht weiter ins Gewicht fallen. In Sachen Sound also eine sehr gute DVD.

EXTRAS

Ein besonderes Extra bietet die DVD nicht, eher standardisierte Beigaben. Da wäre ein routiniert heruntergekurbeltes Making of, das keine aufregenden Einblicke in die Dreharbeiten zu vermitteln vermag, aber zumindest einige interessante Bilder von der Arbeit in der thailändischen Hauptstadt liefert. Ein alternatives Ende zeigt, wie der Film auch nicht spannender mit einem – alternativen Ende eben – hätte aussehen können. Interview mit den Filmschaffenden runden die Extras ab. Übrigens: Streng genommen müsste der Titel des Filmes „Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit Dangerous“ lauten. Falls Sie es nicht wissen sollten: Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit ist der offizielle Name Bangkoks. Das heißt soviel wie „Stadt der Engel, große Stadt, Residenz des heiligen Juwels Indras, uneinnehmbare Stadt des Gottes, große Hauptstadt der Welt, geschmückt mit neun wertvollen Edelsteinen, reich an gewaltigen königlichen Palästen, die dem himmlischen Heim des wiedergeborenen Gottes gleichen, Stadt, die von Indra geschenkt und von Vishnukarm gebaut wurde.“
Irgendwie geht „Bangkok Dangerous“ dann doch leichter über die Lippen.

FAZIT

„Bangkok Dangerous“ ist eine Enttäuschung. Nicolas Cage ist im niederen Tal der DVD-Premiere angelangt, die Inszenierung kommt über saubere Routine nicht hinaus, auch die dazugehörige DVD punktet nicht als Silberling der Woche. Schade.



Christian Lukas