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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Dr. Who - Season 1   

Dr. Who - Season 1
    
Original: Doctor Who - Season 1   (GB, 2005)
Laufzeit: ca. 575 min
Studio: New KSM
Regie: Diverse
Darsteller: Christopher Ecclestone, Billie Piper, Simon Pegg, Zoe Wannamaker
Format: 1.78:1 (16:9)
Ton: DD 5.1 englisch, DD 2.0 deutsch
Untertitel: deutsch
Extras: Audikommentare, Dokumentationen
Preis: ca. 35 Euro
Wertung: 1-/ 2-/ 1 (Bild/Ton/Extras)


"Der Doctor, die Tardis und das Mädchen"

Die erste Staffel von „Dr. Who“ darf eigentlich in keinem gut sortierten Haushalt fehlen. Wirklich nicht. Moment – Sie wissen nicht, wer „Dr. Who“ ist? Dann geht es Ihnen, wie vermutlich 98 Prozent der deutschen Bevölkerung. Wie gut, dass es DVDrome gibt!

Also: Wer ist Dr. Who? Nun, er ist der Doktor. Ein Zeitreisender und letzter seines Volkes, den Timelords. Er reist mit einem Raumschiff durch Zeit und Raum, dass verdächtig nach einer alten englischen Telefonzelle aussieht, begleitet wird er stets von einem Assistenten oder einer Assistentin. Auf ihrem Weg durch Zeit und Raum erleben sie oftmals Abenteuer, die maßgeblich den Lauf der Dinge verändern.

Wenn man einmal großzügig über eine 16-jährige Pause zwischen 1989 und 2005 hinweg sieht, ist „Dr. Who“ die langlebigste SciFi-Serie weltweit. 1963 nahm sie ihren Anfang, sie ist längst mehr als eine TV-Serie, sie ist englisches Kulturgut!

Nach der nie offiziell ausgesprochenen Absetzung der Ur-Serie 1989 ging sie 2005 in eine neue Runde. Diese „erste“ Staffel ist also streng genommen nur die erste Staffel des Neustarts, denn sie baut auf der Ur-Serie auf, allerdings gelang den Serienmachern der Spagat, die Vergangenheit in die Fortsetzung zu integrieren, ohne dass neue Zuschauer über fundierte Vorkenntnisse verfügen mussten. Das hat leider in Deutschland keinen Erfolg gebracht, denn auf Pro 7 liefen die ersten beiden Staffel quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Die Ursprünge der Serie liegen im Jahre 1963. Da den Produzenten nur ein minimales Budget zur Verfügung stand, eigentlich war „Dr. Who“ nämlich als Kinderserie konzipiert, mussten die Serienmacher tricksen. Ein Beispiel? Die Zeitkapsel des Doktors, die Tardis, sieht nicht zufällig wie eine englische Telefonzelle aus: Sie ist eine Telefonzelle. Die Autoren Sydney Newman, C. E. Webber und Donald Wilson – keiner von ihnen lebt heute noch – wollten Kindern Geschichtswissen nahe bringen, so betrachtet ist „Dr. Who“ in seinen Ursprüngen nicht nur eine Kinderserie, sie verfolgte auch einen klaren öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag. Nur dann geschah etwas Überraschendes: Die Serie entwickelte sich auch beim erwachsenen Publikum zu einem Hit!

William Hartnell hieß der erste Doctor, 139 Mal spielte er die Hauptrolle. Als Hartnell aus gesundheitlichen Gründen 1966 aussteigen musste, erklärten sie Autoren einfach, ein Timelord könne sich im Fall einer tödlichen Krankheit oder Verletzung bis zu zwölfmal reinkarnieren – und bauten seinen Nachfolgern eine Goldene Brücke. Damit wird es für die neue Serie inzwischen allerdings auch eng: Christopher Ecclestone, den das deutsche Publikum nun als Doctor kennengelernt hat, war die neunte Reinkarnation, in Großbritannien wurde er auf eigenen Wunsch längst durch einen Nachfolger, David Tennant, ersetzt – und auch der ist längst raus aus der Serie. Aber – den Autoren wird noch etwas einfallen. Bestimmt!

Die „neue“ Serie, deren erste Box mit 13 Episoden hier vorliegt, beginnt im Hier und Jetzt. In London, um ganz genau zu sein. Rose Tyler (Billie Piper) arbeitet in einem Warenhaus. Als plötzlich ihre Schaufensterpuppen lebendig werden und sie bedrohen, glaubt sie zunächst dem Wahnsinn zu verfallen. Ein seltsamer Mann, der sich schlicht "Doctor" nennt, rettet sie jedoch in letzter Sekunde – und hält die Angreifer recht unorthodox auf: Er sprengt kurzerhand das gesamte Kaufhaus.
Als Rose den Namen des Mannes später im Internet recherchiert, stellt sie fest, dass er immer wieder bei wichtigen historischen Ereignissen in Erscheinung getreten sein soll. Rose folgt seiner Spur – und eines Tages steht sie ihm ein zweites Mal gegenüber. Der Doktor findet Gefallen an dem Mädchen – und bietet ihr an, ihn durch Raum und Zeit zu begleiten. Rose kann ihr Glück kaum fassen. Und schon ihr erstes Abenteuer führt sie fünf Milliarden Jahre in die Zukunft, in eine Zeit, in der die Sonne kurz davor steht, sich in eine Supernova zu verwandeln.

Übrigens: Wer aufpasst, bekommt in der ersten Staffel unter anderem Simon Pegg („Shaun of the Dead“) als Gaststar zu Gesicht. Er darf damit von sich behaupten, der erste SciFi-Nerd zu sein, der sowohl in „Dr. Who“ als auch „Star Trek“ seinen Auftritt absolviert hat. Der Neid aller Nerds dieser Welt ist ihm gewiss...

Ach übrigens: Von den seit 1963 über 750 bislang gedrehten Episoden gelten 108, vor allem aus den 60er Jahren, als verschollen. Die frühen Episoden entstanden auf Videomaterial. Und da bei der BBC seinerzeit keine Journalisten, Filmemacher, TV-Produzenten oder andere Kreative das Sagen hatten, sonder humorlose Buchhalter, wurde das Videomaterial aus Kostengründen mehrfach benutzt. Dumm nur, dass dabei das Ursprungsmaterial für alle Zeiten verloren ging. Glücklicherweise tauchen verschollene Episoden immer wieder, beispielsweise auf 16-mm-Material, in Archiven rund um den Globus verteilt wieder auf, sodass für die Fans am Ende des Tages doch noch Hoffnung besteht...

BILD

Dr. Who - Season 1

Während in der Ur-Serie die Darsteller oft durch Kulissen rennen mussten, die bei allzu starken Vibrationen anfingen zu wackeln, ist die Neuauflage der Serie ein fettes High-Concept-Produkt, mit tollen Effekten. Und die kommen auf der DVD hervorragend zur Geltung. Die Farben glänzen, Hintergrundrauschen gibt es ebenso wenig wie andere Spratzer. Die Qualität ist ganz hervorragend und entspricht den hohen BBC-Standards in jeder Form.

TON

Dr. Who - Season 1

Es kracht, es knirscht, die Dialoge sind sauber. Da gibt es nichts zu kritisieren, die Tonmischer haben ganze Arbeit geleistet. Vielleicht wird sich manche große Tonanlage etwas unterfordert fühlen, da die Abmischung eher simpel ausfällt. Nicht vergessen: "Dr. Who" ist eine TV-Serie. Dafür ergibt sich aus der simplen Abmischung ein sehr sauberes Klangbild. In der deutschen Synchrofassung dominiert ein bisserl zu sehr die Sprachspur, die englische Tonspur ist da einen Tick besser ausgesteuert. Warum der englische Ton schön auf DD 5.1 gepustet wurde, der deutsche aber nur auf 2.0 ist rätselhaft.

EXTRAS

Zunächst ein dickes Minus: Die hier vorliegenden Episoden entsprechen dem Export-Cut der BBC. Zur Erklärung: Da die BBC keine Werbung kennt, müssen Serienmacher hier nicht unbedingt mit der Stoppuhr arbeiten. So passiert es von Zeit zu Zeit, dass Episoden von TV-Serien keine 42 Minuten lang sind, wie in den USA im Durchschnitt im Jahre 2008. Wenn es die Geschichte hergibt, dann dürfen es auch mal 47 Minuten sein. Oder 50. Um Serien aber international an kommerzielle Sender mit ihren Werbeschienen verkaufen zu können (oder humorlose öffentlich-rechtliche Sender, die gleichfalls im Stoppuhrwahn handeln) - bringt die BBC ihre eigenen Produkte gerne und oft auf internationale Längen von etwa 45 Minuten pro Episode.

Tja, und diese Box enthält die Export-Fassung. Zur Entschuldigung sei gesagt, dass die Einkäufer hierzulande offenbar im besten Wissen und Gewissen gehandelt haben und letztlich der Fehler bei der BBC liegt, denn der Verleiher hat sehr viele BBC-Produktionen im Programm und das Gros ist akurat zur Veröffentlichung gelangt.

Schade, dass die Serie dieses Minus einfährt. Zensurschnitte gibt es in dieser Fassung allerdings keine. Der Laufzeitunterschied zwischen der britischen und der deutschen DVD-Box beträgt etwa zehn Minuten (zugrunde liegen die von Amazon.de und Amazon.co.uk angegebenen Laufzeiten).

Ansonsten können sich die Extras sehen lassen: Es gibt Audiokommentare zu jeder Episode, dazu gleich mehrere kurze und längere Dokumentationen und Making ofs. Insgesamt bietet die deutsche DVD drei Stunden Extras. Das ist fett.

FAZIT

Nun, Puristen werden sicher zur britischen Original-DVD greifen, aber die bedarf sehr (sehr sehr) guter Englischkenntnisse! Trotz des Spiellängenmankos kann sich die deutsche DVD auf jeden Fall sehen lassen!



Christian Lukas