Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen  
DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



JCVD   (BLU-RAY)

JCVD
    
Original: JCVD   (Belgien / Luxemburg / Fr, 2008)
Laufzeit: 97 Minuten (1080p)
Studio: Koch Media
Regie: Mabrouk El Mechri
Darsteller: Jean Claude van Damme, Zinedine Soualem, Francois Damiens u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD Master Audio 5.1 Deutsch, Fr/Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, geschnittene Szenen u.m.
Preis: ca. 18 €
Wertung: 2-/ 2 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Mein Leben als Ich"

Vor einer Midlife-Crisis sind auch Filmstars nicht gefeit: Die Actionikone und belgisches Nationalheiligtum Jean Claude Van Damme hat sich seinen Dämonen gestellt und beschlossen, sein (berufliches) Leben wieder in den Griff zu bekommen. Bereits mit seiner mutigen Rolle in dem hierzulande leider untergegangenem Film "Until Death", in dem er einen drogensüchtigen Kaputt-Cop spielt, bewies er ein Können, das über seinen Ruf als plumpen Actionstar weit hinausreichte.
"JCVD" ist nun zu einer kuriosen Volltherapie für den Star geraten, in der Realität und Fiktion eindrucksvoll verschmelzen. Hier spielt sich Jean Claude Francois Camille van Varenberg, so sein bürgerlicher Name, schließlich selbst. "Ist ja keine große Kunst", möchten da einige spöttisch behaupten. Doch genau das ist für einen Filmstar sicherlich die schwerste Übung: einmal wahrhaftig man selbst zu sein - und dies auch noch vor laufenden Kameras! Gekonnt verstrickt Regisseur und Autor Mabrouk El Mechri sein Idol mit einer "Hundstage" nicht unähnlichen Situation, durch die er nochmals potenziert und auf andere Weise mit seinem eigenen angekratzten Image konfrontiert wird.
In "JCVD" hat Van Damme in den USA gerade das Sorgerecht für seine Tochter verloren und "flieht" zurück in die alte Heimat nach Brüssel. Dort angekommen merkt er zu spät, dass seine Kreditkarten wegen des Rechtsstreits gesperrt worden sind. Also macht er sich auf zu einer Poststelle, um an Geld für sein Taxi vom Flughafen zu kommen. Kurze Zeit später fallen Schüsse und die Post ist hermetisch abgeriegelt. Hat Van Damme in seiner Verzweiflung eine Bank überfallen? Polizei und Medien glauben es und belagern den Tatort, in dem auch Geiseln vermutet werden.
Das eindringliche Katz- und Mausspiel wird von Mechri klassisch im 70-er Jahre Stil erzählt. Dass er dabei auch erzählerisch in der Zeit umherspringt, ist weniger seinem anderen Vorbild Quentin Tarantino als einer wirklich guten Konzeption geschuldet, die nicht nur die Postraub-Situation sondern auch Van Dammes Psyche nach und nach entblättert. Auch wenn sich der überzogene Hang zu überkontrastierten Bildern, die die rauhe Natur des Films verdeutlichen sollen, langsam totläuft, kann man Mechri hier keinen Vorwurf machen. Besonders die Szenen in der eher dunklen Post erhalten dadurch einen fast surrealen Charakter. Der Höhepunkt ist hier natürlich das Durchbrechen der vierten Dimension: per Kran hebt Mechri seinen Star sichtbar über das Geschehen und in die Kulissenbeleuchtung hinein, um Van Damme eine Beichte zu entlocken, die kraftvoller kaum sein könnte. Auf der Suche nach Läuterung muss er allerdings lernen, dass er vor allem sich selbst vergeben und neu anfangen muss, um wieder einmal der Held zu sein. Doch Regisseur Mechri lässt diese Position zum Schluss offen und überlässt letztlich dem Zuschauer das Urteil über "JCVD". Bravo.

BILD

JCVD

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) ist etwas schwierig zu beurteilen, da der Film insgesamt sehr überkontrastiert und die Farben reduziert sind. Dieser "Crush" lässt das Bild insgesamt etwas weicher erscheinen. Der künstliche grungige Look wird allerdings sehr originalgetreu wiedergegeben. Hier und da zeigt sich in den dunkleren Bereichen auch stärkeres Filmkorn, was sich aber in den restlichen Look des Films gut einpasst. In einigen bewegten Szenen ist auch die 24p Wiedergabe etwas überfordert und es kommt zu seichten Rucklern. Dies dürfte wohl aber nur geübten Augen auffallen. Die Kompression arbeitet ansonsten sauber und ohne weitere Störfaktoren.

TON

JCVD

Der DTS-HD Masteraudio 5.1 Sound auf Deutsch und Englisch ist beachtlich aufgelöst. Besonders in der ersten langen Action-Plansequenz wird ordentlich was aus dem Surroundmaterial herausgeholt. Da sich der restliche Film eher ruhiger abspielt, ist es umso erfreulicher, dass auch hier kleine Soundeffekte gut über die gesamten Surroundkanäle verteilt sind. Die Dialoge sind leicht in den Vordergrund gemischt, aber passen sich trotzdem recht homogen und dynamisch an die Geräusch- und Musikkulisse an. Gut.

EXTRAS

Auf der Filmdisc begeleitet ein Audiokommentar von Regisseur Mabrouk El Mechri das Geschehen auf der Mattscheibe. Selbstkritisch und mit viel Analyse nimmt der Regisseur ganz unverblümt sein eigenes Werk auseinander. Dabei ist er sich nicht zu schade, auch die kleinen und großen Fehler im Film herauszustellen. Dazu erläutert Mechri auch die familiären Produktionsumstände und natürlich seine persönliche Erfahrung mit Van Damme. Insgesamt ein sehr vollgepackter Kommentar, der aber auch viel mit technischen Sachverstand geführt wird, weshalb eine erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich ist.

Auf der zweiten Scheibe befinden sich schließlich die Herzstücke der Special Edition. In der einstünmdigen Mini-Doku "Ein Tag mit Jean Claude Van Damme" führt der Chef persönlich durch sein Brüssel und erzählt frei von der Leber weg über seine Karriere, seine Kindheit und seine Ideen. Wer nach "JCVD" noch nicht genug Einblick in die Person von Van Damme hatte, der wird hier den Overkill bekommen. Ein sehr gelungenes und passendes Extra zum Film.
Das ca. halbstündige "Making of" geht genauso schonungslos hinter die Kulissen von "JCVD". Relativ chronologisch begleitet die Kamera Mabrouk El Mechri bei dem Unterfangen, den Film fertig zu stellen und gleichzeitig mit einem zweifelnden Star klarzukommen, der am Set auch schon mal einen Ausraster haben kann. Ebenfalls eine sehr gelungene Dokumentation, die auf den üblichen PR-Quatsch komplett verzichtet.
Zwei geschnittene Szenen, die in der Fassung auf dem Fantasy Filmfest noch im Film zu sehen waren, sind optional mit Kommentar des Regisseurs zu sehen. Beide Sequenzen werden im Film eiegtnlich nicht vermisst, aber haben hier ihren perfekten Platz als amüsante Extras gefunden.
Amüsant ist auch herrlich quatschiger Synchronisations-Outtake der deutschen Fassung, der ebenfalls auf der Bonusscheibe zu bewundern ist.

FAZIT

Action-Ikone Jean Claude van Damme ist zurück: Allerdings völlig anders als ihn viele Fans sich vielleicht wünschen würden. "JCVD" ist ein Testament an den Actionstar, aber gleichzeitig auch ein Befreiungsschlag, der zeigt, dass bei van Damme noch deutlich mehr geht. Dies ist Jean Claudes "Dog Day Afternoon". Wer hier tumben Actionspaß vermutet, wird genauso weinen, wie der Star bei der berühmtedten Szene des Films. Die Blu-Ray von Koch liefert eine ausgezeichnete Qualität zum kleinen Preis. Wunderbar.



Kay Pinno