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REVIEWS



Wächter der Apokalypse   

Wächter der Apokalypse
    
Original: El último justo   (Spanien / Mexiko, 2008)
Laufzeit: ca. 98 min
Studio: 3 L (Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment)
Regie: Manuel Carballo
Darsteller: Diego Martín, Ana Claudia Talancon, Antonio Dechent
Format: 2.35:1 (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Spanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: ---
Preis: ca. 14 Euro
Wertung: 3-/ 3-/ 5 (Bild/Ton/Extras)


"Weltuntergang der Langweiligkeit"

Das Cover sah gut aus, vor allem aber versprach der Name des Produzenten ordentliches spanisches Kino: Julio Fernández. Dieser 1947 geborene Produzent ist der Vater des modernen spanischen Unterhaltungskinos. Er hat mit Brian Yuzna die Fantastic Factory gegründet und (englischsprachige) Filme von Genregrößen wie Stuart Gordon produziert - mit angemessenen Budgets, ohne die Kreativität der Filmemacher einzuschränken. Seine (in der Regel spanischsprachig ausgerichtete) Filmschmiede Filmax hat Jaume Balagueró zum Regiestar gemacht; Fernandez hat nicht nur die frühen Filme Jaume Balaguerós produziert, zuletzt ließ er "Rec" aufs Publikum los, jenen Film, den jeder Filmstudent mindestens einmal pro Woche anschauen sollte um zu verstehen, wie man Spannung aufbaut. Aber auch ansehnliche Mainstream-Thriller wie zuletzt "Transsibirian" (von Brad Anderson, der mit Thomas Kretschmann, Ben Kingsley und Woody Harrelson solide besetzt ist) stammt aus dem Hause Filmax. Julio Fernández hat also nicht nur Ahnung davon, wie man Filme produziert. Nein, Julio Fernández weiß auch, wie man g-u-t-e Filme finanziert.
Wie passt dann "Die Wächter der Apokalypse" in seine Filmografie?

Eigentlich fängt die Geschichte gar nicht schlecht an. In einer auregend montierten Prologsequenz erlebt der Zuschauer die Ermordung eines Mannes in einem Ghetto in den 1940-er Jahren, der Selbstmord eines anderen Mannes rund 30 Jahre später drückt den Zuschauer gleichfalls in seinen Ohrensessel.

Nach dieser fulminanten Eingangssequenz jedoch bricht der Film in so ziemlich jeder Sparte ein. Ob Schauspieler, Dramaturgie, Kamera, Drehbuch, Regie: Nur selten gelingt es Regisseur Manuel Carballo so etwas wie Spannung zu kreieren oder Interesse an der Geschichte zu wecken. In deren Mittelpunkt stehen die 36 Gerechten, Menschen, die ohne es zu wissen, allein durch ihre Existenz die Welt im Gleichgewicht halten. Wenn sie sterben, geht ihre Kraft auf ein neu geborenes Kind über - es sei denn, sie sterben durch die Klinge eines ganz bestimmten Messers. Und siehe einer an: Eine geheimnisvolle Sekte hat es geschafft: 35 Gerechte sind nicht mehr. Fehlt noch einer, Teo, ein Fotograf. Der aber hat Glück: Der Anschlag auf sein Leben misslingt, er entkommt seinen Häschern und versucht nun zu ergründen, warum er plötzlich auf der Abschussliste dieser fieser Gesellen steht.

Dass die Geschichte nach einiger Zeit keinen Sinn mehr ergibt, ach, das wäre so tragisch nicht, wäre der Film spannend. Oder gut gespielt. Oder was auch immer. Ist er aber alles nicht. Allein die Dialoge... Die Lieblosigkeit der deutschen Synchronisation, die keinerlei Gefühlsregungen erkennen lässt, ist sicher ärgerlich. Doch lässt sich dem Synchronstudio kein Vorwurf machen. Schaltet man nämlich auf die spanische Originaltonspur um, erkennt sogar der Zuschauer ohne Spanischkenntnisse sehr schnell, dass die Originaldialoge auch nicht prickelnder klingen.

Hinzu kommt die Tatsache, dass die Geschichte keinerlei Atmosphäre aufkommen lässt. Dass der Film zum Beispiel in Mexiko und nicht in Spanien spielt, ergibt sich erst nach einer Stunde Spielzeit eigentlich durch einen Zufall. Mag sein, dass der geübte Spanischkenner dies am Dialekt der Schauspieler bemerkt hätte, wer jedoch auf die deutsche Tonspur angewiesen ist, wird es nicht bemerken. Da stellt sich die Frage, warum von der katholischen Spiritualität, die in Mexiko weitaus stärker ausgeprägt ist als heutzutage in Spanien, im Film nix zu spüren ist, obwohl es ja ständig um Themen wie "Religion", "Wiedergeburt", "Christentum" geht.

Selbst das radikale Ende des Filmes rettet "Die Wächter der Apokalypse" nicht mehr, den 1.) ist es vorhersehbar und 2.) viel zu pathetisch inszeniert. Bäng und aus - nun ja, das hätte einiges gerettet. Bäng und - eingefrorenes Bild, Plitsch und noch ein eingefroenes Bild, Platsch, schwarzweiß-gefärbtes Bild... Her je, so macht man Ideen kaputt. Und wenn dann kaum Ideen vorhanden sind...

Wie gesagt: Das Cover sah gut aus. Immerhin...

BILD

Wächter der Apokalypse

Das Bild ist zu dunkel. Ob es am Transfer liegt oder an der Vorlage? Das ist schwer zu sagen. Die Nachtszenen wirken eigentlich ganz ordentlich ausgeleuchtet, da geht nichts in irgendwelchen dunklen Ecken unter. Anders sieht es im Tageslicht aus. Ob dies dramaturgisch so gewolt war (die Welt als finsterer Ort?), oder ob es an digitaler Aufnahmetechnik liegt, die gerne dazu neigt, Tageslicht etwas herunterzufiltern? Auf jeden Fall ist das Bild alles andere als optimal.

TON

Wächter der Apokalypse

Die deutsche Synchro wirkt flach. Es fehlt der gesamten deutschen Tonspur an Atmosphäre, die Abmischung ist eine Enttäuschung. Die spanische Tonspur ist allerdings auch nicht viel besser. Sie klingt dumpf, immerhin transportiert sie etwas Atmosphäre.



EXTRAS

Offenbar haben die Macher während der Dreharbeiten bemerkt, dass sich die Geschichte von "Die Wächter der Apokalypse" auf dem Papier ganz gut liest, aus der Leinwand aber überhaupt nicht funktioniert. Daher haben sie auf die übliche Making-of-Selbstbeweihräucherung verzichtet.

FAZIT

Für Julio Fernández stellt "Die Wächter der Apokalypse" eine arge Enttäuschung in einer ansonsten ansehnlichen Filmografie dar. Bleibt zu hoffen, dass es sich nur um einen Ausrutscher handelt.



Christian Lukas