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REVIEWS



Fu Manchu Collection   

Fu Manchu Collection
    
Original: Face of Fu Manchu   (Deutschland / GB / Spanien, 1965 - 68)
Laufzeit: zusammen 402 Minuten (PAL)
Studio: Kinowelt
Regie: Don Sharp, Jess Franco
Darsteller: Christopher Lee, Nigel Green, Joachim Fuchsberger, Karin Dor u.v.a.
Format: unterschiedl. Widescreen (16:9
Ton: DD-Mono Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: 5 Filme, Interviews, Schnittvergleiche, Fotogalerie u.m.
Preis: ca. 22 €
Wertung: 3+/ 4+/ 2- (Bild/Ton/Extras)


"Die gelbe Gefahr!"

Der Name Dr. Fu Manchu ist ein Begriff - selbst Kindern einer jüngeren Generation verheißt er Verruchtes und Kriminelles. Aus heutiger Sicht politisch unkorrekt, da durch rassistische Vorurteile geprägt, scheint die Romanfigur aus der Feder des britischen Autoren Sax Rohmer heute mehr als anachronistisch zu sein. Inspiriert durch seine Arbeit als Journalist, bei der er in die für seine Augen seltsame "Unterwelt" von Chinatown eintauchte, erfand er 1913 den mysteriösen Superverbrecher Dr. Fu Manchu. Der versucht in schönster "Pinky und Brain"-Manier, immer wieder die Weltherrschaft an sich zu reißen. Bereits in den 20-er und 30-er Jahren wurden Filme mit dem kriminellen wie scheinbar unsterblichen Genie aus Fernost prominent (u.a. spielte auch Boris Karloff den Asiaten) inszeniert.
In den 60-er Jahren diente die Figur gar als Blaupause für den ersten Gegenspieler von James Bond: die frappierende Ähnlichkeit von Dr. No zu Dr. Fu Manchu überzeugte wohl auch den britischen Produzenten Harry Alan Towers, den einst populären Mythos wiederzubeleben. Statt Agenten des MI5 ist dem perfiden Ränkeschmied allerdings Scotland Yard in Gestalt von Inspector Nayland Smith, ab und an mit internationaler Hilfe, auf den Fersen. Die Titelrolle, wie sollte es zu dieser Zeit anders sein, wurde mit Hammer-Gott Christopher "Dracula" Lee besetzt.
Alle fünf unter Towers Fittichen entstandenen Filme sind nun in der Box von Kinowelt zu finden.

Der 1965 entstandene Auftakt "Ich, Dr. Fu Manchu" entpuppt sich dabei tatsächlich als noch (relativ) solide Produktion, die aber inhaltlich schon über einiges Trash-Potential verfügt. Dies sollte in den späteren Episoden aber noch locker getoppt werden. Zunächst beginnt der Film mit einem ungewöhnlichen Kracher: Dr. Fu Manchu ist in China durch die Mithilfe von Nayland Smith gefasst worden und wird onscreen hingerichtet! Aber denkste! Schlimmer als Jason Vorhees schafft es der Doktor aus dem vermeintlichen Jenseits zurückzukehren und die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen. Mittels eines entführten Wissenschaftlers entwickelt er ein tödliches Gift, das erst ab einer bestimmten Temperatur aktiv wird. Neben Inspector Smith sind dem Doktor auch der Assistent (Joachim Fuchsberger) und die Tochter des Wissenschaftlers (Karin Dor) auf den Fersen. Die inszenatorische Nähe zu den deutschen Edgar Wallace Verfilmungen ist erstaunlich. Bierernst werden hier die unmöglichsten Ermittlungen aufgenommen und dem Verbrecher durch erstaunlichen Blödsinn in die Hände gespielt. Dass sich der Film dabei selbst leider allzu ernst nimmt, wirkt aus heutiger Sicht leider sehr bescheiden und fördert leider auch nicht die Spannung bei der recht drögen Verbrecherjagd.

Wieder einmal "von den Toten auferstanden" darf Fu Manchu in "Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Manchu" an einer neuen Wunderwaffe basteln. Diesmal verlässt er sich jedoch nicht nur auf ein Genie, sondern lässt weltweit Wissenschaftler samt Töchter (anscheinend bekommen Wissenschaftsgenies nur weiblichen Nachwuchs?!) entführen. Die Mädchen werden schließlich als Druckmittel eingesetzt, um die Wissenschaftler gefügig zu machen. Doch Nayland Smith von Scotland Yard kommt Fu Manchu wieder einmal auf die Schliche. Nicht ganz so statisch wie der erste Teil inszeniert, bringen die "13 Sklavinnen" etwas mehr Schwung in die Höhlenfestung von Fu Manchu. Besonders die weibliche Rebellion am Ende des Films bereitet Spaß und bietet auch Auslauf für das Zwerchfell.

Nach der neuerlichen Vereitelung seiner Pläne, ist es Zeit für die "Rache des Dr. Fu Manchu". Um seinen Erzfeind Nayland Smith auszuschalten, plant Fu Manchu eine ganz besondere Form des Mobbings. Weltweit will er die Polizeichefs mit ihm willig untergebenen Doppelgängern ersetzen. Das würde nicht nur Smith ins Schwitzen bringen, sondern vereinfachte auch die Umsetzung krimineller Weltherrschaftspläne. Das hübsche Verwechslungsspiel ist routiniert inszeniert, aber spart auch große Überrschungen aus. Wie das Lexikon des internationalen Films so schön schreibt: "Triviales Abenteuerkino mit Horrorelementen". Fall abgeschlossen.

Die beiden letzten Filme der "Fu Manchu"-Reihe entstanden unter der Regie des spanischen Vielfilmers Jess Franco, der lieber billig statt gar nicht Filme herunterkurbelt. So können "Der Todeskuss des Dr. Fu Manchu" und die "Folterkammer des Dr. Fu Manchu" nur wenig überzeugen. Die Ideen aus der Drehbuch-Feder von Harry Alan Towers sind jedoch zum Schmunzeln. Ein Schlangengift verwandelt Frauen in "Todeskuss" in tödliche Küsserinnen und damit in fabelhafte Attentäterinnen. In der "Folterkammer" will Fu Manchu die Meere mit Eis überziehen - ein Wissen, das ihn in der heutigen Klimawandel-Zeit zum Retter der Welt machen würde. Tatsächlich eine satirische Wendung, die nicht mal ein Dr. Fu Manchu hätte vorausahnen können.

BILD

Fu Manchu Collection

Für jeden der fünf Filme steht zur Auswahl, ob man die englische oder die deutsche Fassung anschauen möchte. In allen Fällen basiert der Transfer zunächst auf den hervorragend in anamorphen Widescreen gemasterten englischen Fassungen, die sich in brillantem Zustand präsentieren. Für die deutschen Versionen wurden jeweils die fehlenden Passagen (einschließlich der Vorspänne!) aus leider deutlich schwächeren Mastern eingefügt.
Dabei ist Kinowelt jedoch ein grober Patzer unterlaufen. Die zusätzlichen deutschen Passagen - mit Ausnahme von "Die Rache des Dr. Fu Manchu" - sind in einem anderen Bildformat abgetastet und direkt anamorph eingefügt: so stellen sich bei den Protagonisten und dem Zuschauer lange Gesichter ein. Das ist Schade, denn der Versuch, die unterschiedlichen Fassungen anzubieten, ist absolut lobenswert. Dankbarerweise sind die "entstellten" Sequenzen nicht immer allzu lang und können verschmerzt werden.
Die englischen Grundlagentransfere sind jedoch wirklich sehenswert. Die Vorlagen sind vollkommen gesäubert und zeigen ein sauberes und recht scharfes Bild. Die Farben sind sehr kräftig und gehen schon fast in Richtung Technicolor. Der Schwarzlevel ist tief, aber trotzdem ausreichend detailreich. Die Kompression bleibt zudem unauffällig und liefert ein stabiles Bild.

TON

Fu Manchu Collection

Der Ton liegt jeweils in den aufgeräumten DD2.0 Formaten vor. Die Monospuren wurden grundbereinigt und enthalten kaum noch Rauschrückstände. Die Dialoge in der deutschen Fassung sind etwas lauter und deutlicher Vordergrund als die räumlich etwas homogener wirkenden englischen Tracks. Dennoch sind in beiden Fällen die Dialoge immer gut verständlich. Störende Aussetzer, Überlappungen oder Inkonsistenzen der Monospuren konnten nicht festgestellt werden. Solide.

EXTRAS

Auf den insgesamt fünf Scheiben lassen sich die deutsche oder die englische Version des jeweiligen Films anwählen. Entsprechend sind anschließend auch unterschiedliche Extras anwählbar, wobei zu den deutschen Versionen immer die Mehrheit der Extras angezeigt wird.

Als einiziges relevantes Video-Extra gibt es ein Interview mit Christopher Lee (ca. 12 Min.) aus dem Jahre 2001, in dem er ausführlicher über die Rolle, aber vor allem über die Dreharbeiten an dem ersten seiner "Fu Manchu"-Filme redet. Trotz der knappen Laufzeit vermittelt Lee eine große Sympathie für die Figur und vor allem für den ersten Film. Die Fortsetzungen stehen nicht ganz so hoch in seiner Gunst.

Das Audio-Interview mit Schauspielerin Karin Dor ist insgesamt etwas mehr Karriere-umspannender und leider auch von nicht sehr guter Qualität. Dennoch darf man sich hier über einige schöne Anekdoten von Frau Dor freuen.

Die meisten weiteren Extras sind in Texttafelform vorhanden, aber dennoch eine lohnenswerte Angelegenheit. Die Texttafel-Interviews mit Christopher Lee und Schauspielerin wie Produzenten-Gattin Maria Rohm sind absolut lesenswert und bieten ebenfalls noch einige nette Hintergrundinformationen zu der Serie.
Weitere Texttafeln bieten auf den Scheiben noch Hintergrundinformationen zu den Produktionen, den Schnittfassungen, Biografien und dem Autor. Ein besonderes Schmankerl ist jedoch eine Sammlung von originalen Aussagen von Zuschauern der "Fu Manchu"-Filme, die sehr amüsant ausfallen.
Zudem sind Bildergalerien mit Werbematerial und Trailer auf den Scheiben vorhanden.

FAZIT

Kinowelt hat mit der "Fu Manchu Collection" endlich eine klaffende Lücke im 60-er Jahre Kino geschlossen. Jeweils versehen mit den deutschen und englischen Versionen der insgesamt fünf Filme aus der Schmiede von Harry Alan Towers, bekommt der Käufer hier das volle Programm geboten. Trotz der Panne bei den Bildformaten der deutschen Versionen kann bei dem schlanken Preis der Box eine echte Empfehlung ausgesprochen werden.
Erstmals sind auch alle fünf Titel als Einzel-DVDs erhältlich.



Kay Pinno