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REVIEWS



Torchwood - Staffel 1   

Torchwood - Staffel 1
    
Original: Torchwood - Season 1   (Großbritannien, 2007)
Laufzeit: ca. 650 min (PAL)
Studio: Polyband
Regie: Diverse
Darsteller: John Barrowman, Eve Myles, Burn Gorman, Naoko Mori
Format: 1,78:1 (16:9)
Ton: DD 2.0 Deutsch, DD 5.1 Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Diverse Featurettes, Audiokommentare, Making of
Preis: ca. 30 Euro
Wertung: 1-/ 2 / 1 (Bild/Ton/Extras)


"Eine Ablegerserie mit eigenen Qualitäten"

Die Geschichte von Torchwood nimmt ihren Anfang in der TV-Serie „Doctor Who“. Dort trifft der zeitreisende Doctor inmitten des von deutschen V-2-Raketen malträtierten London auf einen seltsamen Offizier, der so gar nicht in diese Zeit passen will. Tatsächlich ist Captain Jack Harkness ein Zeitreisender, ganz ähnlich dem Doktor. Allerdings verfügt er nicht über dessen Kräfte. Wer Jack Harkness allerdings genau ist...

... diese Frage klärt auch die erste Staffel von „Torchwood“ nicht wirklich. „Torchwood“ ist ein Anagram von „Doctor Who“. „Torchwood“ ist eine Art supersupergeheimes Labor, das von Königin Victoria einst gegründet worden ist, um Angreifer, die nicht von dieser Welt sind, zu vertreiben. Übrigens nach einem Zusammentreffen mit niemand anderem als Doctor Who, wie die zweite Staffel der Serie der Neuauflage der Serie „Doktor Who“ erklärt. Muss man also „Doctor Who“ kennen, um „Torchwood“ zu verstehen?

Nein, muss man überhaupt nicht. Vielleicht schaut man einfach mal ins Internet, klickt Wikipedia an, liest den deutschen „Doctor Who“-Artikel und schon hat man alle Infos, die man braucht, um die Serie zu verstehen. Aber wirklich: Man muss das Original nicht kennen, um die Ablegerserie goutieren zu können! Der Beweis dafür ist übrigens die deutsche Fernsehausstrahlung. Während die Mutterserie auf Pro 7 kläglich gescheitert ist, ist „Torchwood“ auf RTL 2 ein echter Erfolg. RTL 2? Das klingt bitter...

... aber auch RTL 2 hat seine Momente. Schließlich hat der Sender viele Jahre lang „Stargate SG-1“ ausgestrahlt, „Battlestar Galactica“ hat dort seinen Sendeplatz und... Na ja, eigentlich war es das auch schon. Aber immerhin: „Torchwood“ hätte auf einem anderen Sender wohl kaum eine Chance erhalten. Auf RTL 2 lief die Serie und vor allem: Sie hat ein echtes Fanpublikum, das sich sicher darüber freut, dass die Polyband-DVD-Veröffentlichung der ersten Staffel wirklich gelungen ist. Sie enthält schließlich nicht nur die Serie, sondern auch ein paar Extras. Aber bitte – alles der Reihe nach.

Zunächst einmal: „Torchwood“ ist düsterer, erwachsener als „Doctor Who“, die Mutterserie. Die Geschichten spielen zumeist im Umland von Cardiff, da, wie wir erfahren, unter der Stadt ein Riss im Raum-Zeit-Gefüge verläuft. Hier ist die von Queen Victoria gegründete Einheit Torchwood daheim, die von Captain Jack angeführt wird. Der war einst ein Zeitreisender, bis er in Großbritannien strandete. Nun wird ein Mann mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten gebracht, denn nachdem Torchwood begann sich jeglicher Kontrolle zu entziehen, braucht man an der Spitze einen Mann, der vertrauenswürdig ist. Und bei allen Macken, die der Captain hat – auf ihn ist Verlass. Dass auch er eine Bürde auf seinen Schultern trägt, nun, das überrascht nicht. Captain Jack ist unsterblich. Das aber macht ihn keinesfalls unverwundbar.

Im Mittelpunkt der ersten Staffel aber steht weniger Captain als Jack als vielmehr die Polizistin Gwen Cooper. Im Rahmen einer Ermittlung gegen einen Serienkiller stolpert sie quasi zufällig über die Geheimorganisation. Captain Jack erkennt, dass sie gut zu seinem Team passen könnte. Sie ist schlau, aber keine Superheldin. Sie ist loyal, aber sie folgt einem Vorgesetzten nicht blindlings. Und sie ist hartnäckig. So führt er sie in eine bizarre Alienwelt ein, von deren Existenz Gwen in ihren kühnsten Phantasien niemals zu träumen gewagt hätte.

„Torchwood“ hat in Großbritannien, wo „Doctor Who“ so etwas wie ein televisionäres Denkmal darstellt, nicht nur Fans. Gerade nach den ersten Folgen bemängelten Kritiker, dass der Faktor „erwachsener“ oft ausschließlich auf den Faktor Sexualität beschränkt würde. Alle Figuren haben ein Sexualleben (im Gegensatz zum Doctor), ja der Captain steht gar auf Frauen UND Männer. Tja, das aber sei auch schon alles, was „Torchwood“ zu bieten haben. Ansonsten sei die Serie nur ein schwaches Spin-off des Originals.

Diese Kritik mag harsch ausfallen, aber sie ist nicht unberechtigt, denn gerade anfangs schwächelt die Serie im Spannungsaufbau und findet keinen wirklichen Tritt. Der Versuch erwachsener als „Doctor Who“ sein zu wollen, wirkt oft einfach nur verkrampft. Aber: Dies sind Anlaufschwierigkeiten, die nach etwa der Hälfte der ersten Staffel überwunden werden.

Was dann folgt gehört sicher zum dem Innovativsten, was das europäische Serienfernsehen seit langer Zeit hervorgebracht hat. Insgesamt sieht „Torchwood“ aus, als hätte Joss „Buffy“ Whedon „Akte X“ produziert.

BILD

Torchwood - Staffel 1

Das Bild sieht nach einer typischen BBC-Serie aus: Recht knallig in der Farbdramaturgie. Vor allem die Tageslichtszenen überzeugen mit einer ungewöhnlichen Schärfe, bei den Nachtszenen kann es hier und da schon mal zu kleineren, aber zu vernachlässigenden Verrauschungen kommen. Alles in allem bietet die Serie auf DVD ein Bild, das über dem Durchschnitt anzusiedeln ist.

TON

Torchwood - Staffel 1

Im Gegensatz zum knalligen englischen Originalton in DD 5.1. kommt der deutsche Ton im freundlichen, aber auch eher simplen DD 2.0 daher. Besitzer einfacher TV-Geräte ohne externe Soundanlagen werden diese simple, aber saubere Abmischung zu schätzen wissen, wer es jedoch eher krachend mag, muss auf die englische Tonspur umschalten. In beiden Fassungen kommen die Stimmen überdurchschnittlich gut über die Boxen.

EXTRAS

Ja, da können sich deutsche Serien doch mal ordentlich eine Scheibe von abschneiden. Es gibt mehrere Audiokommentare zu Einzelepisoden. Ein vierteiliges Making of lässt Schauspieler und Macher zu Wort kommen, die tatsächlich einen sehr amüsanten Blick hinter die Kulissen liefern. Dann gibt es eine Reihe von kleinen Featurettes. Zunächst wäre da ein Blick auf die Außerirdischen in "Nicht von dieser Welt". Das Featurette „Torchwood in the Road“ behandelt ausschließlich das Fahrzeug des Teams (und ist richtig klasse), weitere Featurettes sind „Torchwood: On Time“ und das Logbuch des Captains. Natürlich gibt es als Schmankerl noch Deleted Scenes. Zum Glück gibt es Untertitel, denn da die Serie in Wales entstand, sind auch viele Mitarbeiter Waliser. Deren Englisch ist, nun ja, nicht unbedingt das, was in deutschen Schulen gelehrt wird.

Übrigens: Alle Featurettes sind ordentlich inszeniert und dürfen als echte Filmdokus herhalten. Hier wurde keinesfalls einem Praktikanten eine Kamera in die Hand gedrückt.

FAZIT

Die erste Staffel mag Anlaufschwierigkeiten haben, aber wenn „Torchwood“ in Fahrt kommt, dann richtig. Von ihrer Bestückung her gehört diese DVD darüber hinaus zu den besten Serienveröffentlichungen des Jahres 2009.



Christian Lukas