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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Dunkle Kristall, Der   (BLU-RAY)

Dunkle Kristall, Der
    
Original: The Dark Crystal   (USA, 1982)
Laufzeit: 93 Min. (1080p)
Studio: Sony Pictures
Regie: Jim Henson & Frank Oz
Darsteller: Jim Henson, Frank Oz, Kathryn Mullen, Dave Goelz, Steve Whitmire u.v.a.
Format: 2,35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-TrueHD 5.1 Deutsch, Englisch, Fra
Untertitel: Deutsch, Englisch, Fr, NL u.a.
Extras: Kommentar, Making of, geschnittene Szenen, Featurettes u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2 / 3+/ 1 (Bild/Ton/Extras)


"Der Kristall ruft!"

Wieder einmal geht es zurück in das magische Kinojahr 1982: mit ihren Puppen-Shows "Sesamstraße" und "Muppet Show" hatten Jim Henson und Frank Oz im Fernsehen bereits große Erfolge gefeiert. Doch das reichte den beiden Kreativgenies nicht. Mit ihren Puppen hatten sie vor, auch die Kinosäle zu erobern und eine weitaus größere Vision ihrers Universums zu präsentieren. Nach fünf Jahren harter Produktionsarbeit kam schließlich "Der dunkle Kristall" 1982 in die Kinos und ließ Kritik und Publikum gleichermaßen feiern. Henson und seine Crew von Ausnahmekünstlern hatten etwas vollbracht, das bisher noch kein zweiter Film so glaubwürdig fertig bringen würde: eine ganzheitliche, fremdartige Fantasywelt auf die Leinwand bannen, die eigentlich komplett aus dem "Muppet-Labor" stammt. Bereits nach wenigen Minuten ist man so von der lebendigen Kulisse und den Kreaturen fasziniert, dass man sie gar nicht mehr als Puppen sondern als lebendige Wesen wahrnimmt. Die ausgefallenen Grafik-Entwürfe des Künstlers Brian Froud zur Welt des dunklen Kristalls wurden bis ins kleinste Detail nachgebaut, was dem Film eine ganz eigene Qualität gibt. Außerdem schreckte Henson auch nicht davor zurück, den düsteren und philosophischeren Elemente der Geschichte Platz einzuräumen. Heraus kam dabei ein einzigartiger Fantasy-Märchenfilm, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen fasziniert und begeistert.
Schon die Eröffnung transportiert den Zuschauer stilvoll in die fremdartige Welt: in einer düsteren Burg, die vom Aussehen her auch aus einem Terry Gilliam Film stammen könnte, leben die echsenhaften Skeksis, die seit fast 1000 Jahren über das Land herrschen. Der dunkle Kristall, der in einer Burgkammer über einem Schacht schwebt, dient ihnen als Lebensquelle. Über ihn saugen sie täglich den drei Sonnen ihres Planeten die Energie ab, damit sie überleben können. Doch schon bald wollen sie wieder ihre volle Lebenskraft zurückerhalten, um ihre grausame Herrschaft auf ewig fortsetzen zu können.
Fernab von der Burg macht sich aber der letzte Gelfling Yen, der bei den weisen Uruh-Meistern lebt, auf den Weg, um sein Schicksal zu erfüllen. Eine alte Prophezeiung sieht ihn als Retter der Welt vor den Skesis. Doch Yen ahnt noch nichts von seiner großen Aufgabe und stolpert so in ein Abenteuer, das seinen Mut bei weitem übersteigen wird.
Jede Szene aus "Der dunkle Kristall" ist geradezu liebevoll überhäuft mit Details, die die Welt, in der sich Yen bewegt, mehr als lebendig machen. Überall kreucht und fleucht es. Fast scheint es so, als hätte sich ein eifriger Naturfilmer in einer fremden Welt verirrt und einfach alles mitgedreht. Diese Liebe zum Detail, die Szenen auch mal länger stehen lässt, um das Treiben in der "Umwelt" mitzubekommen, lassen den Film auch nach fast 30 Jahren immer noch lebendiger und echter wirken, als die aufwendigen CGI-Gewitter heutiger Filmemacher. Dazu kommen genauso erstaunlich gut definierte Charaktere und eine Geschichte, die ans Herz geht und gleichzeitig das große Märchenthema von Gut-und-Böse auf eine völlig neue Ebene hebt, in dem eine symbiotische Beziehung dieser Gegenpole hergestellt wird.
So bleibt "Der dunkle Kristall" zeitlos schönes Fantasy-Kino in Reinkultur, die es so sicherlich nicht mehr geben wird. Der Film schien seinerzeit ein ganz neues Genre im Filmbereich zu begründen, das später allerdings nur noch durch Hensons deutlich schwächeren, aber nicht weniger kreativen Film "Labyrinth" ergänzt wurde. Mit Hensons frühem Tod im Jahr 1990 schien diese Tradition des Filmemachens mit ihm gestorben zu sein. Erst jetzt hat sich seine Firma dazu entschlossen, doch eine richtige Fortsetzung zu ihrem großen Klassiker in Produktion gehen zu lassen: bisher ist "The Power of the Dark Crystal" für einen Kinostart im Jahr 2011 vorgesehen.

BILD

Dunkle Kristall, Der

Der neue anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) in HD holt aus dem alten Ausgangsmaterial noch viel heraus. Dennoch handelt es sich hier um typisches 80-er Jahre Material, das eine leichte Körnung aufweist und auch im Schärfebereich im Vergleich zu aktuellen Produktionen nicht mithalten kann. Ansonsten ist die Vorlage sehr gut und zeigt so gut wie keine Spuren ihres Alters. Die Farben sind durchgängig kräftig, während der Schwarzlevel nur in einigen Matte-Szenen etwas mehr zu kämpfen hat. Die Kompression bleibt ansonsten unauffällig.

TON

Dunkle Kristall, Der

Der DD-True-HD5.1 Ton unterstützt am besten die atmosphärische Musik des Films, die kräftig und dynamisch aus allen Kanälen kommt. Ansonsten beschränkt sich die Surroundaktivität stark auf die Frontstage und bedient sich nur in wenigen Szenen der gesamten Soundstage. Effektiv wird dies allerdings bei den Garthim-Attacken eingesetzt. Wenn die riesigen Schalentiere angreifen, kommt auch der Bass ganz ordentlich zum Einsatz. Die Dialoge sitzen fest und gut verständlich im Centerkanal. Auch die deutsche Tonspur wurde dafür gut aufgeräumt und die Dialoge klingen insgesamt noch recht dynamisch. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Die Extras der alten Special Edition wurden übernommen und zusätzlich noch ergänzt. Den Film begleitet der Audiokommentar mit dem Desiger Brian Froud, der für den speziellen Look des Films verantwortlich ist. Von den losen Anfängen des Projekts über seine Beziehung zu Jim Henson bis hin zu zahlreichen Produktionsanekdoten spart Froud absolut nichts aus und liefert einen unterhaltsamen wie informativen Track ab. Viele Infos aus dem Kommentar werden auch nochmal in den Dokumentationen vorkommen.

Hier handelt es sich um die klassische über einstündige originale Dokumentation "Die Welt des dunklen Kristalls", in der die komplette Produktion des Films begeleitet wird. Vor dem Kinostart lief dieser großartige Blick hinter die Kulissen seinerzeit sogar im deutschen Fernsehen und ist auch formal immer noch eine Vorzeige-Dokumentation über eine Filmproduktion. Besonders interessant ist hier die Entwicklung der einzelnen Figuren und Charaktere sowohl in Zeichnungen als auch in der technischen Umsetzung zu betrachten. Originale Interviews aus der Produktionszeit führen durch den wahnsinnigen Behind-the-Scenes Reigen. Diese Dokumentation ist absolutes Pflichtprogramm.
Den retrospektiven Blick auf den Film vermittelt schließlich "Reflektion des dunklen Kristalls" (ca. 30 Min.). Hier finden sich aktuelle Interviews mit Jim Hensons Mitstreitern bei der Produktion, die sich stolz an die langwierigen und auch schwierigen Arbeiten an dem Projekt ausführlich zurückerinnern.
Die geschnittenen Szenen waren bereits auf der DVD zu sehen und zeigen die fertiggestellte aber entfernte Beerdigungsszene des Imperators der Skesis und Szenen, die versuchsweise in einer eigenen Sprache synchronisiert wurden. Leider liegen beide Segmente nur in der bekannten wie qualitativ recht bescheidenen Rohschnitt-Video-Form vor.
Auf der Seite der interaktiven Blu-Ray Features sind gleich mehrere Extras vorhanden. Neben einem ganz netten Bild-im-Bild-Track, der Konzeptzeichnungen und Storyboards parallel zum Film ablaufen lässt, sind noch ein Trivia-Spiel und eine interaktive Wissendatenbak über die Welt des dunklen Kristalls vorhanden. Für Letzere können verschiedene Themen während des Films "eingesammelt" werden, um sie später abzurufen. Leider sind die Infos immer recht spärlich gehalten und beziehen eher auf offensichtliche Zusammenhänge im Film. Insofern ist der Nutzen des Features eher gering.
Obligatorisch gibt es auch den üblichen BD-Live Zugang zum Sony-Portal.

FAZIT

"Der dunkle Kristall" ist und bleibt ein Meilenstein des Fantasykinos und vielleicht Jim Hensons beste Arbeit. Der Film hat auch nach fast 30 Jahren nichts von seiner Faszination verloren. Die Blu-Ray aus dem Hause Sony bringt das Märchen nun endlich in der angemessenen Qualität und mit einer ordentlichen Fülle an Extramaterial in die Verkaufsregale. Das Upgrade zur DVD ist hier absolut lohnenswert und für Nichtbesitzer der alten Scheibe eine ganz leichte Kauf-Empfehlung.



Kay Pinno