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REVIEWS



OSS 117 - Der Spion, der sich liebte   (BLU-RAY)

OSS 117 - Der Spion, der sich liebte
    
Original: OSS 117: Cairo, Nest of Spies   (Frankreich, 2006)
Laufzeit: 99 Min. (1080p)
Studio: Koch Media
Regie: Michel Hazanavicius
Darsteller: Jean Dujardin, Bérénice Bejo, Richard Sammel u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-Masteraudio 5.1 Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Making of, Featurettes u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1-/ 2 / 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Die 60-er Jahre sind wieder da"

Im kalten Krieg war für Agenten alles leichter. Die Fronten waren klar abgesteckt, der Weltfrieden immer nur von jeweils einer Seite bedroht und Informationen wurden noch direkt auf Papier oder Mikrofilmen weitergegeben.
Für Kino-Agenten der 60-er Jahre war die Spionage-Welt sogar noch attraktiver. Laszive Frauen räkelten sich einem an exotischen Orten entgegen, während zwischen steifen Drinks und Urlaubsfeeling nur kurzfristig blaue Bohnen und Handkantenschläge ausgetauscht wurden.
James Bond, Kommissar X, Jerry Cotton oder eben OSS117 waren damals die charmanten Lady- und Kriminellenkiller, deren Abenteuerlust immer von ihrem großen Ego und auch einer ordentlichen Portion konservativem Imperialismus unterstrichen war. Filmisch zementierten die Herren Superermittler in den 60-er Jahren einen unvergleichlichen Stil, der natürlich zu einem Großteil auch auf die Produktionsmittel und den Modestil aus der Zeit zurückzuführen ist.
In eben diese explosive Retro-Mischung aus kantiger Action, Rückprojektionsautofahrten und Zigarettenrauch-geschwängerten Spionagenestern hat sich das Team der Neuauflage von "OSS 117" verliebt. Bis ins kleinste Detail versucht der Film diesen Stil nicht zu kopieren, sondern zu leben und zu atmen. Dies gelingt besonders durch die brillante Besetzung mit Frankreichs Superstar Jean Dujardin in der Hauptrolle, der nicht nur äußerlich ein junger Sean Connery zu sein scheint. Jede Bewegung, Pose und auch Blicke wirken erschreckend so, als wäre jemand zurück in der Zeit gereist. Charakterlich mit einer kindlich fröhlichen Intoleranz ausgestattet, wird er 1955 (obwohl im Film alles stark nach den 60-er Jahren aussieht!) nach Kairo geschickt, um dort den Mord an einem Kollegen und Freund aufzuklären. Hier gerät der energische aber ziemlich ahnungslose Agent zwischen gleich mehrere Fronten: neben den Agenten aus anderen Ländern kämpfen in Kairo die ägyptische Regierung, die geschasste Königsfamilie und die muslimische Revoluzzertruppe "Die Adler von Cheops" um die Macht im Land.
Gekonnt tänzelt der Film zwischen ernst gemeinter Eurospy-Action und Parodie hin und her. Weil OSS 117 in fast jedes Fettnäpfchen tritt, sich aber ständig selbst als juveniler Rockstar unter den Agenten abfeiert, wird dem Zuschauer ganz großes Kino geboten, das niemals völlig in platte Albernheiten abgleitet. Dazu kommt auch noch ein Hauch zeitloser Kritik in die eigene Richtung: westliche Ignoranz und rassistische Vorurteile werden hier wundervoll abgewatscht.
Neben Jean Dujardin hat man sich ebenfalls bemüht, alle Nebenrollen mit markanten Gesichtern zu besetzen. So kommen einem auch junge Varianten von Horst Frank, Peter Lorre oder auch Peter Ustinov unter die Augen. Für die deutsche Synchronfassung hat Koch Media ausgerechnet Oliver Kalkofe (auch für das Dialogbuch) engagiert. Dankbarerweise nimmt der sich aber stark zurück und wird außerdem noch mit bekannten Sprechern umringt, die der deutschen Fassung einen wirklich guten Klang verleihen. Zwar hätte man sich statt Kalkofe lieber einen alten Haudegen wie Rainer Brandt in der Sprechrolle des Superspions gewünscht, aber man kann ja nicht alles haben. Bond- und Eurospy-Fans kommen an diesem Film jedenfalls nicht vorbei. Bleibt nur zu hoffen, dass die brandneue Fortsetzung "OSS 117: Lost in Rio" nicht auch erst wieder Jahre auf eine Veröffentlung warten muss.

BILD

OSS 117 - Der Spion, der sich liebte

Der Transfer (2.35:1, anamorph) auf der Blu-Ray ist wirklich ein absolter Hingucker. Die Vorlage ist absolut klar und fehlerfrei. Filmkorn lässt sich ebenfalls so gut wie nicht erkennen. Der wirklich einzige Beweis, dass dieser Film erst kürzlich und nicht in den 60-ern gefilmt wurde. Schärfe und Kontrast geben ihr Maximales und lässen jedes noch so kleine Detail erkennen. Die Farben sind brillant und kräftig und geben die extra reduzierte und auf 60-er Jahre Filme angepasste Farbpallete bestens wieder. Der Schwarzlevel ist sehr tief und trotzdem ausreichend detailreich. Alle Bildelemente bleiben auch in dunkleren Szenen erhalten. Die Kompression arbeitet fehlerfrei. Sehr gut.

TON

OSS 117 - Der Spion, der sich liebte

Der DTS-HD-Masteraudiotrack in 5.1 Abmischung liefert ebenfalls eine gute Vorstellung. Aufgrund des Films selbst sind aber natürlich keine großen Wow-Momente im Surround-Sound eingebaut - vielleicht eine bewusste Entscheidung, um nicht von dem Retro-Gesamteindruck des Films abzulenken. Bis auf kleinere Hintergrundgeräusche verirren sich so nur wenige Soundeffekte gezielt in den Surroundkanäle. Die Dialoge sitzen fest und gut verständlich im Centerkanal. Wirklich gut wird die gezielt eingesetzte Musik in die Surroundkanäle gemischt und auch entsprechend gut akzentuiert. Störende Überlappungen oder Aussetzer gibt es nicht.

EXTRAS

Auf der ersten Disc begleitet ein Audiokommentar mit Regisseur und Hauptdarsteller den Film. Hier hätte man vielleicht einen Moderator bemühen müssen, denn beide plaudern recht plan- und ziellos durch die Gegend. Immer wieder gibt es zwar ein paar nette Anekdoten und Hinweise auf Hommagen zu hören, aber insgesamt ist der Track etwas langatmig geraten.

Auf der zweiten Disc gibt es ein solides "Making of" (ca. 20 Min.), das allerdings auch viel von der Geschichte des Films erzählt. Einen echten Blick hinter die Kulissen erhält man bei "Keine Ferien für OSS117". Dies ist ein einstündiger Zusammenschnitt von den Dreharbeiten in relativ chronologischer Reihenfolge. Vom aufwendigen Setbau bis zur Konstruktion von wurfgerechten Kunsthühnchen bekommt man hier die Highlights der Dreharbeiten zu sehen. Gelungen und kurzweilig.
Bei den "Entfallenen Szenen" handelt es sich eigentlich nur um die ungeschnittenen Versionen vorhandener Szenen im Film. Die Ergänzungen sind allerdings nicht der Rede wert und fehlen im Film überhaupt nicht. Hier kann man eben schon sehen, dass die komödiantische Balance in einem Film ein schwerer Auswahlprozess ist.
"Versprochen und verspielt" ist ein tatsächlich 12 Minuten langes Gag-Reel mit netten Versprechern und Lachanfällen am Set.
Hinter der "Gaumont-Wochenschau" versteckt sich tatsächlich eine genau solche: diese echte Wochenschau zeigt vornehmlich den französischen Präsidenten Réne Coty bei verschiedenen Besuchen in Frankreich und neue Ermittlungsmethoden beid er Polizei mit selbstgebastelten Fahndungsfotos (!).
Richtig interessant wird es nochmal bei den "Synchronarbeiten" (ca. 10 Min.). Hier spricht Oliver Kalkofe über die besondere Dialogarbeit am Film. Dazu gibt es auch einen Blick auf die Arbeiten im Synchronstudio. Ein sehr gutes Feature, das die wichtige Arbeit der deutschen Synchronsprecher einmal richtig beleuchtet.
Abschließend sind auch noch verschiedene Trailer und die internationale Promo-Rolle des Films zu sehen.

FAZIT

"OSS 117" ist ein absoluter Volltreffer geworden. Besonders dank Hauptdarsteller Jean Dujardin, der aussieht und sich bewegt, als hätte man einen jungen Sean Connery geklont. Dazu darf Koch Media gratuliert werden, eine wirklich hervorragende Synchronisation abgeliefert zu haben. Auch wenn man sich als Sprecher für den Superagenten lieber einen alten Haudegen wie Rainer Brandt gewünscht hätte, bleibt Oliver Kalkofe auf dem Teppich und liefert eine ordentliche Leistung ab. Die Blu-Ray hat zudem eine unverschämt gute Bild-Qualität und zahlreiche Extras. Agenten würden für so eine Scheibe über Leichen gehen. Pflichtprogramm!



Kay Pinno