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REVIEWS



Assault - Anschlag bei Nacht   

Assault - Anschlag bei Nacht
    
Original: Assault on Precinct 13   (USA, 1976)
Laufzeit: 91 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: John Carpenter
Darsteller: Austin Stoker, Darwin Joston, Laurie Zimmer, Martin West, Frank Doubleday u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS+DD5.1 Deutsch DD-Mono Deutsch, Engl.
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Interview, Dokumentation u.m.
Preis: ca. 10 €
Wertung: 2+/ 1-/ 1- (Bild/Ton/Extras)


"Am Anfang war ‘Das Ende’!"

Nach seinem studentischen Space-Ausflug von “Dark Star” ging John Carpenter seiner Western-Leidenschaft nach. Mit “Assault on Precinct 13” (der deutsche Titel lautete aus nicht zweifelsfrei geklärten Gründen “Das Ende”) lieferte er 1976 eine ganz eigene moderne Variante seines Howard Hawks Lieblingswestern “Rio Bravo” ab. Helden-Cop Ethan Bishop (Austin Stoker) wird von seinen Vorgesetzten auf’s Abstellgleis geschoben. Er soll die Schließung des abgelegenen Polizeireviers Nr. 13 überwachen. Als er dort eintrifft, scheint aber schon so gut wie alles erledigt. Nur noch eine Notbesetzung schiebt die letzte Wache in der Station. Doch ein umgeleiteter Gefangenentransport und ein panischer Mann, die beide unvermittelt auf dem 13. Revier auflaufen, sorgen für Wirbel. Und ganz plötzlich wird die Luft auch noch bleihaltig. Die Station ist von einer Horde wilder Gang-Mitglieder umzingelt, die den festsitzenden Insassen auf Teufel kaum raus ans Leder wollen. Fast geisterhaft schaffen die Angreifer es immer wieder zu verschwinden und ihre Spuren zu verwischen. Ein lebendiges Entkommen scheint unmöglich. Doch die Polizei und ihre Gefangenen raufen sich zu einem letzten Gefecht gegen die mörderischen Streetpunks zusammen. Fast allegorisch wirkt heute die amorphe Straßengang, die aus unzähligen Mitgliedern aller ethnischen Gruppen zu bestehen scheint. Auch der finstere Prolog, indem eine Gang gnadenlos niedergemetzelt wird, sowie der Beginn des Banden-Kreuzzugs, der mit der willkürlichen Todesangst von “Dirty Harry”-Killer Scorpio spielt (und ein tödlich reales Pendant in dem Washington Sniper findet), lassen einem immer noch die Nackenhaare zu Berge stehen. Ganz fies lässt sich der Film heute natürlich auch aktuell als große Terrorismus-Metapher interpretieren, bei der die Weltpolizei Amerika ihr Revier verteidigt. Dazu kommen noch Carpenters eindringliche Synthi-Musik und mit dem eingeknasteten “King of Cool”-Verbrecher Napoleon Wilson (Darwin Joston) ein Vorläufer von Carpenters Antiheld Snake Plissken. Dazu zelebriert “Assault” einen wahrhaft todsicheren wie effektiven Minimalismus der Inszenierung, der direkt aus Romeros “Die Nacht der lebenden Toten” stammt und immer noch bestens funktioniert. Die Doppelscheibe von e-m-s hat zudem eine neue, angemessenere 16-er Freigabe und ist ungeschnitten!!!

BILD

Assault - Anschlag bei Nacht

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.35:1) lässt die tolle Kameraarbeit in “Assault” so richtig gut zur Geltung kommen. Die Vorlage ist so gut wie frei von Spratzern und Bildpunkten. Schärfe und Kontrast liegen trotz des alten Filmmaterials im gehobenen Mittelfeld, wenngleich gerade die Außenaufnahmen doch teilweise deutlich schwächer ausfallen als die Innenaufnahmen vom Set. Die Farben sind solide und geben die pastellenen Töne recht gut wieder. Einen echter Farbenzauber darf hier aber natürlich nicht erwartet werden. Nun zum kritischen Punkt: der Schwarzlevel ist zwar tief, aber trotzdem nicht zu detailreich. Bildelemente werden zwar nicht verschluckt, aber dennoch wirken einige dunkle Aufnahmen etwas trüber und leicht matschig. Die Kompression arbeitet dagegen tadellos. Hintergrundrauschen oder Artefakte treten nicht auf. Auch hier darf festgehalten werden, das “Assault” niemals zuvor besser aussah.

TON

Assault - Anschlag bei Nacht

Soundtechnisch hat e-m-s ordentlich Arbeit in die Scheibe investiert. Ein sehr dynamischer neuer DTS und DD5.1 Soundtrack wurden mit einer neuen Synchronisation, die sich stärker an den Originaltexten orientiert, angefertigt. Glücklicherweise hat man sich auch zu Recht entschieden, ebenfalls die alte deutsche Synchronisation im originalen Monoformat aufzuspielen. Die neue Synchro ist ebenfalls wirklich gut gelungen und mit prominenten Sprechern passend besetzt worden. Carpenters Musik liegt bei den neuen Tracks schick und massiv über der gesamten Soundstage. Dazu kommen eine Ladung herrlicher Querschläger-Surroundeffekte, die bei der Schießerei im Revier gut über die Effektkanäle verteilt wurden. Auch die Schüsse wurden teilweise mit neuen Soundeffekten belegt. Der deutsche Mono-Track zeigt dagegen sein hohes Alter: ein vernehmbares Rauschen ist dauerhaft zu hören. Die Dialoge bleiben aber gut verständlich. Kurios: die alte deutsche Fassung hat an einigen Stellen zusätzliche Einspielungen von Carpenters stimmungsvoller Musik. Der englische Mono-Track wurde davor total bereinigt und hört sich mit seinen klaren Dialogen wirklich exzellent an.

EXTRAS

Den Film begleitet ein laufender Audiokommentar mit John Carpenter, der wirklich zu seinen Klassikern gehört. Eingehend spricht Carpenter über seine Western-Wurzeln und über die spezielle Erfahrung bei seinem zweiten “Feature-Film”, bei dem er erstmals bemerkte, dass Filmarbeit eben auch richtig anstrengende Arbeit ist. Dazu gibt’s zahlreiche Produktionsanekdoten und auch inhaltliche Betrachtungen zu den Figuren. So erfährt man zum Beispiel, dass der starke Auftakt des Films erst eine nachträgliche Idee war und die freiwilligen Akteure allerlei gefährliches Zeug selbst machen mussten, da kein Geld für Stunt-Leute zur Verfügung stand. Die gute Mischung aus technischer und inhaltlicher Analyse machen diesen Track zu einem unverzichtbaren Hörvergnügen, wenngleich Carpenter beim Sprechen ein wenig trocken ‘rüberkommt. Auf der ersten Filmscheibe befindet sich auch eine 23-minütige Interview-Runde mit John Carpenter und seinem “Assault”-Star Austin Stoker, das bei einer Retrospektive von Carpenter von der American Cinematheque aufgenommen wurde. Den Hauptteil bestreitet allerdings Carpenter, der hier sowohl einige schicke Einzelheiten vom Dreh preis gibt als auch resigniert - wenngleich mit einem zynischen Lachen - feststellt, dass er in Amerika “für einen Penner” gehalten wird. Stoker darf hingegen einmal erzählen, wie er überhaupt zur Hauptrolle in “Assault” kam. Insgesamt ein recht nettes Interview-Segment. Auf der Scheibe befinden sich ebenfalls noch Trailer (auch der Deutsche!!!), Radiospots, eine Bildergalerie sowie die alte deutsche Titelsequenz. Auf der zweiten Scheibe befindet sich die wirklich exquisite einstündige Dokumentation “John Carpenter - Master of Cinema”, für die sowohl ein rein englischer Ton als auch eine deutsch übergesprochene Fassung angewählt werden kann. Hier kommen fast alle großen Mitstreiter von John Carpenter (und natürlich auch er selbst!) zu Wort. Die Dokumentation versucht einen kompakten filmographischen Überblick von Carpenter zu geben, der bei seiner “Flucht” aus dem ländlichen Nest seiner Kindheit in Bowling Green beginnt und über seine Liebe zum Western- und Genre-Kino bis zu seinen einzelnen Filmproduktionen geht. Die Statements sind dabei manchmal recht persönlich: so gehen die kürzlich erst verstorbene Debra Hill und Adrienne Barbeau sogar das Problem ihrer gemeinsamen Beziehung zu Carpenter während der Produktion von “The Fog” und “Escape from New York” an. Einen großen Patzer gibt’s bei der ansonsten rundum gelungenen Doku aber doch noch: leider wurde vergessen, die Namen der entsprechenden Interviewpartner einzublenden. Wer also nicht zufällig weiß, wer Nick Castle, Alan Howarth oder Peter Jason (weitere Teilnehmer sind u.a. Jamie Lee Curtis, Kurt Russel und Peter Fonda) sind, der dürfte ein wenig aufgeschmissen sein.

FAZIT

Hier sofort mit dem Lesen aufhören und umgehend den nächsten DVD-Laden zum Kauf des Silberlings ansteuern. Für einen Kampfpreis von nur zehn Euro gibt’s diese geniale Doppelscheibe, die Carpenters Klassiker in punkto Qualität und Extras mehr als gerecht wird. Lob gebührt den fleißigen DVD-Elfen bei e-m-s für die exzellente Arbeit.



Kay Pinno