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REVIEWS



Billu Barber   

Billu Barber
    
Original: Billu   (Indien, 2008)
Laufzeit: ca. 132 min
Studio: Rapideyemovies
Regie: Priyadarshan
Darsteller: Irrfan Khan, Sharukh Khan, Lara Dutta
Format: 2,35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Hindi
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Deleted Scenes, Making of Songs
Preis: ca. 16 Euro
Wertung: 2 / 2 / 3- (Bild/Ton/Extras)


"Wie aus Kadha Parayumbol Billu Barber wurde"

Bilas hat Probleme. Direkt gegenüber seines kleinen Frisiersalons hat ein Konkurrent seinen Laden eröffnet. Und der ist schlicht und ergreifend besser als seiner. Bilas würde gerne in sein Geschäft investieren, das aber wäre nur möglich, würde er am Schulgeld seiner Kinder sparen. Zur gleichen Zeit geschieht in seiner kleinen Stadt etwas Unfassbares: Sahir Khan, der größte Filmstar Indiens, kündigt an, seinen neuesten Film zu einem großen Teil in Budbuda drehen zu wollen. Die Gemeinde dreht am Rad, Sahir Khan kommt in ihre Stadt! Nur Bilas scheint sich für diese Nachricht nicht zu interessieren. Bis er in einem unbedachten Moment erklärt, er kenne Sahir schließlich noch aus einer Zeit, als dieser noch ein unbedeutender Niemand wie er gewesen sei. Und damals waren sie Freunde.
Diese Bemerkung stürzt Bilas’ Leben in ein Chaos. Zunächst erfährt er Zuspruch, ja Bewunderung. Doch diese Bewunderung schlägt um als es ihm nicht gelingt, seine Bemerkung auch zu beweisen.

„Billu Barber“ blieb an den indischen Kinokassen hinter seinen Erwartungen zurück. Überraschend, denn Sahir Khan, Indiens größter Filmstar, wird von Shahrukh Khan, Indiens tatsächlich größtem Filmstar dargestellt. Jedoch – er spielt in diesem Film nur die zweite Geige, denn im Mittelpunkt der Geschichte steht Bilas, dargestellt von Irrfan Khan, der mit Filmen wie „The Namesake“ und „Slumdog Millionaire“ inzwischen auch im westlichen Kino durchaus auf sich aufmerksam machen konnte. Überhaupt ist dieser Irrfan Khan ein Phänomen: Er ist ein Schauspieler, der ohne viele Worte und Gesten sehr unterschiedlichen Charakteren Leben einzuhauchen vermag. Auch in „Billu Barber“ spielt er sich keinesfalls die Seele aus dem Leib, nein, er bewegt sich ruhig, ohne einen Anflug von Hektik, fast schon lethargisch durch die Szenerie – und erzeugt beim Betrachter doch ein Wechselbad der Gefühle. Er versteht es mitzureißen, man bangt um ihn, man möchte seine Figur einfach nicht leiden sehen. Und so leidet man schließlich mit ihr. Shahruk Khan indes spielt einfach sich selbst. Diese Rolle beherrscht er wie kein anderer. Nur in Indien wollten das weit weniger Zuschauer sehen als kalkuliert, weshalb der Film als Flop bezeichnet wird.

Hoch interessant ist ungewöhnliche Inszenierung. Die Dorfszenen präsentiert Regisseur Priyadarshan in einfachen Farben. Er verzichtet auf jegliche Kameraspielereien, kammerspielartig nähert er sich der kleinen Welt im Nirgendwo, er präsentiert sich als Beobachter, nicht als Macher. Ganz anders sehen die Sharukh-Khan-Sequenzen aus. Die Tanzszenen sind alles in allem gelungen (auch wenn mindestens zwei zu lang ausfallen), da wird jeder Effekt zelebriert. Dass Priyadarshan diese beiden so unterschiedlichen Stile problemlos zu verbinden versteht, zeugt von handwerklichen Geschick.

Übrigens: Unumstritten ist besagter Regisseur nicht. Im Gegenteil, Priyadarshan steht im Ruf einer der eifrigsten Remakeregisseur Indiens zu sein. Nun ist es egal, welches indische Regionalkino man sich anschaut: Ob Bollywood, das als Kino der hindisprachigen Bevölkerung das größte Kino des Subkontinents darstellt, oder das Kino Tamil Nadus, ja selbst das bei Kritikern hoch angesehene bengalische Kino – es wird nicht nur gerne kopiert, es wird vor allem kopiert, ohne an die zumeist amerikanischen Rechtegeber Geld zu zahlen. Ein regionales Kino, das aufgrund mangelnder finanzieller Mittel oft und gerne kopiert, ist das südindische Malayalam-Kino, aus dem Priyadarshan stammt.
Priyardarshan drehte zum Beispiel eine Komödie mit dem Titel „Vettom“, deren Handlung verdächtig an „French Kiss“ erinnert, „Kakkakuyil“ ist ein inoffizielles Remake von „Ein Fisch namens Wanda“. Den Vogel aber schoss er mit seinem Film „Kyon Ki...“ aus dem Jahre 2005 ab. Warum? Nun, sein Bollywood-Werk „Kyon Ki...“ ist das Remake seines eigenen, 1986 entstandenen Malayalam-Filmes „Thalavattam“, der allerdings nichts anderes als ein inoffizielles Remake von „Einer flog über das Kuckucksnest“ ist. Alles klar?
Auch „Billu Barber“ ist das Remake eines Malayalam-Filmes: „Kadha Parayumbol“ lautet sein Titel. In diesem Fall aber handelt es sich um ein höchst offizielles Remake.

BILD

Billu Barber

Das Bild ist gelungen, frei von Spratzern, was bei indischen Filmen nicht selbstverständlich ist. Was da an DVDs auf den deutschen Markt kursiert... Der Verleiher dieses Filmes ist allerdings für seine exzellenten Veröffentlichungen bekannt und auch „Billu Barber“ weiß zu überzeugen.

TON

Billu Barber

Am Ton gibt es nichts zu meckern. Wie bei Filmen aus dem Hause Rapideyemovies üblich, wurde viel Wert auf eine sehr korrekte Tonkulisse gelegt. Die Stimmen passen zu den Darstellern, der Film hat Atmopshäre, die Musiknummern lassen es richtig schön krachen bestehen auch ohne Bild. Die indische Tonspur wirkt etwas weniger fetzig, „Billu Barber“ ist einer der seltenen Fälle, in denen eine deutsche Synchro besser ist als das Original.

EXTRAS

Oha... „Billu Barber“ hätte das Zeug gehabt, mal einen echten Blick hinter die Kulissen Bollywoods zu werfen. Es geht ja schließlich um einen Filmdreh in der Provinz. Aber was im Film schon nicht funktioniert und eine seiner Schwächen darstellt (Sharukh Khan präsentiert seinen Sahir als wunderbaren Gutmenschen, so ganz ohne Allüren...), entwickelt sich im Bonus zu einem wahren Desaster. Im Making-of wird stets darüber gesprochen, wie wunderbar es beim Dreh war, wie ganz doll lieb sich alle hatten... Nur irgendwie klingt dies seltsam geheuchelt, fast schon wie eine Satire auf ein Making-of (gäbe es nicht all diese Making ofs aus Hollywood, die irgendwie genau so aussehen).

FAZIT

Der Film hat Schwächen. Es fehlt ihm an Ironie, es fehlt ihm an Schärfe. Auf der anderen Seite ist er von Hauptdarsteller Irrfan Khan wunderbar gespielt, vom Regisseur ist er mit leichter Hand inszeniert. Er wird nie langweilig; für Bollywood-Fans gibt es darüber hinaus in den Tanzszenen ein paar nette Cameoauftritte zu entdecken. Wer Filme wie „Billu Barber“ mag bekommt ihn auf einer technisch einwandfreien DVD geliefert.



Christian Lukas