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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Wickie und die starken Männer   (BLU-RAY)

Wickie und die starken Männer
    
Original: Wickie und die starken Männer   (BRD, 2009)
Laufzeit: ca. 87 Min. (1080p)
Studio: Constantin
Regie: Michael Herbig
Darsteller: Jonas Hämmerle, Mercedes Jadea Diaz, Waldemar Kobus, Günther Kaufmann u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD 5.1 Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Outtakes, Musikvideos, Trailer
Preis: ca. 17 €
Wertung: 2-/ 2 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Kinderkarneval in großer Besetzung"

Nostalgie ist doch was Feines. Als der kleine Michael "Bully" Herbig noch verträumt Sonntags dem frechen aber cleveren Wikinger-Gör Wickie zuschaute, konnte er wohl noch nicht ahnen, dass er einst zu Deutschlands kommerziell erfolgreichstem Kinofilmer heranwachsen würde. Mit "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" legte er gleich zwei der erfolgreichsten deutschen Kinofilme im vergangenen Jahrzehnt hin. Während Herbig Fingerfertigkeiten in Sachen Hochglanzproduktion wuchsen, blieben seine Autorenfähigkeiten leider auf dem Niveau seiner TV-Show "Bullyparade" stehen. Es scheint, als hätte Herbig zu stark die Sketch-Struktur verinnerlicht. Ihm dafür Monty Python Qualitäten zu unterstellen wäre allerdings geschmeichelt. "Bully" geht es eigentlich um das große Kino, das er über alles liebt - und nur zu gerne parodiert.
So richtig mag ihm der große Wurf aber nicht gelingen. Auch "Wickie und die starken Männer" enthüllt die große Schwäche und auch Selbstverliebtheit des Regisseur, Autor und Schauspielers.
Die Ausstattung und visuelle Umsetzung des klamukigen Kinderfilms sind großartig: vom detailgetreuen Wikingerdorf Flake über die Drachenschiffe und die wiedererkennbare Ausstaffierung der Schauspieler wird alles in großen Bildern und schwebenden Kamerafahrten eingefangen. Auch die Besetzung, die zu einem großen Teil aus unbekannten Leuten, die bei einer für die Produktion inszenierten Casting-Show ausgewählt wurden, besteht, lässt den Spaß an der Sache deutlich erkennen. Als echter Show-Stealer entpuppt sich jedoch Günther Kaufmann in der Rolle des "Schrecklichen Sven". Unterstützt von einem wieseligen Christoph Maria Herbst nimmt man Kaufmann jede seiner Fiesheiten richtig ab. Eine echte Überraschung. Dagegen bleibt ausgerechnet Waldemar Kobus als Wickies Vater und Wikinger-Chef Halva etwas steif, aber bringt immerhin das richtige Herz für die Rolle mit. Jungschauspieler Jonas Hämmerle darf als kleiner Wickie hauptächlich große Augen machen und bleibt ansosnten wenig auffällig.
Bullys "Wickie" tritt die Reise ins filmische Walhalla bei der Umsetzung der eigentlichen Geschichte an. Natürlich ist die Adaption einer episodenhaften Kinderzeichentrickserie in einen längeren Kinofilm schwierig. Dabei hat sich Herbig sogar ein passendes Thema für das Abenteuer von "Wickie" ausgesucht: die beinarten Wikinger von Flake müssen losziehen, um ihre von "Dämonen" entführten Kinder wieder zu befreien. Auf dieser Stoßfahrt ins Ungewisse verkümmert das gute Ensemble hauptsächlich zu Stichwortgebern für platte Gags, die so episodenhaft banal wie der Rest des Films sind. Schnell wird einfach klar, dass Bully und seine Männer nur Kinderkarneval auf einer "Wickie"-Mottoparty feiern wollen. Nichts ist hier von belang und alles eben nur Quatsch. Besonders entlarvend: Michael Herbigs eigene Gastrolle als Erzähler ist komplett überflüssig und unlustig, obwohl die Figur des spanischen Naseweis im Wikingerland sicher ein Highlight hätte werden können. So verkümmert auch das schöne Kinderthema bei den Wikingern. Der gesamte Film reduziert sich zu rasch auf ein filmisches "Asterix und Obelix"-Niveau. Für einen lauwarmen Familiennachmittag mag das reichen. Im Angesicht dieser großangelegten wie technisch sehr gut umgesetzten Produktion ist das aber echte Ressourcen-Verschwendung.

BILD

Wickie und die starken Männer

Das anamorphe Widescreen-Bild (2.35:1) basiert natürlich auf einer sehr guten Vorlage. Analoge Rückstände oder Altersspuren sind hier natürlich nicht auszumachen. Dennoch ist das Bild nicht so gut, wie man dies bei einer brandneuen Produktion erwarten könnte. Insgesamt macht das Bild einen etwas körnigen Eindruck, der besonders bei den zahlreichen bewegten Panorama-Aufnahmen für eine Reduktion in der Detailtreue sorgt. Schärfe und Kontrast liegen zwar auf gutem Niveau, aber erreichen nicht die Spitzenwerte, die der Film eigentlich haben müsste. Auffällig ist auch der nicht immer ruhige Bildstand in den Kamerafahrten. Hier ruckt es trotz 24p Wiedergabe schon einmal häufiger. Die Farben sind dafür außerordentlich kräftig geraten, aber wirken trotzdem nicht unnatürlich. Aufgrund der höheren Auflösung stechen dabei aber einige Greenscreen-Aufnahmen deutlicher hervor und entlarven die Action schneller als CGI-Mogelei. Der Schwarzlevel ist tief aber trotzdem äußerst detailreich. Hier sieht der Transfer tatsächlich richtig gut aus. Die Kompression bleibt sauber und verhindert weiteres Hintergrundrauschen oder Artefakte.

TON

Wickie und die starken Männer

Der DTS-HD 5.1 Track gibt keinen Grund zur Klage: eine ordentliche Surroundaktivität sowie eine ansprechende ambiente Darstellung auch der seichteren Umgebungsgeräusche lassen ein gutes 360-Grad Hörerlebnis entstehen. Die Musik drängt sich in den Surroundkanälen nicht zu sehr in den Vordergrund, während die Dialoige sicher im Centerkanal sitzen. Ohne Schnörkel oder große Überraschungen wird hier eine solide Leistung geboten. Gut.

EXTRAS

Die Extras auf der Blu-Ray sind erstaunlich "dürftig". Als einziges wirkliches Extra ist das lange TV-"Making of" (ca. 40 Min.) vorhanden. Dies ist ein wirklich schöner Blick hinter die Kulissen der Produktion mit einigen sehr netten Interviews. Leider aber eben nichts Neues. Wo sind die Highlights aus der Casting-Show? Wo die Ensemble-Interviews nach der Premiere? Und wo ist das Kapitel über die schwierige Umsetzung einer Kinder-Zeichentrickserie für die große Leinwand? Eine definitiv verpasste Chance.
Ein eher unspektakuläres Gag-Reel zeigt leider hauptsächlich Michael Herbig bei seinen Hoppalas.
Zusätzlich gibt es eine Sing-along Karaoke-Version des "Wickie"-Lieds und ein Musikvideo zu dem Herbig/Sascha Duett "Father and Son".
Alle Kinotrailer und Teaser sind auch auf der Scheibe zu finden.

FAZIT

Wieder einmal beweist Michael "Bully" Herbig eine sichere Hand bei der Umsetzung seines filmischen Schabernacks. Dass hier nicht jeder Gag zündet und einiges recht flach daherkommt, macht das sensationelle Ensemble gut wett. Die Blu-Ray bietet einen etwas schwierigen Transfer und weniger Extras als erwartet. Wickie-Fans dürfte das aber kaum stören.



Kay Pinno