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REVIEWS



Black Dynamite   

Black Dynamite
    
Original: Black Dynamite   (USA, 2009)
Laufzeit: ca. 81 Min. (PAL)
Studio: Universum Film
Regie: Scott Sanders
Darsteller: Michael Jai White, Salli Richardson, Kevin Chapman, Arsenio Hall
Format: 1,781 (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Trailer einer intermedialen Werbekampagne, Deleted Scenes
Preis: ca. 14 Euro
Wertung: 2-/ 2-/ 2 (Bild/Ton/Extras)


"Kein schwarzer Humor"

Die Idee war gut, die technische Umsetzung ist brillant. Nur leider ist das Ergebnis nicht lustig. "Black Dynamite" ist eine Hommage an das Blaxpoitation-Kino - und gleichzeitig eine Parodie auf dieses kurzlebige Subgenre des Actionfilmes. Doch wie soll eine Parodie funktionieren, wenn das Genre, das parodiert wird in sich bereits parodistische Züge trägt?

Die Helden des Blaxpoitation-Kinos waren stets einen Tick cooler als cool, männlicher als männlich, die Frauen schärfer als nur einfach sexy. Dies war den äußeren Umständen geschuldet. Die meisten Produktionen entstammen dem Umfeld des B-Kinos - und zwar des richtigen B-Kinos. Kleine Studios arbeiteten mit minimalen Budgets, ausgerichtet an einem Maximum an Profit.
Dass in diesem Umfeld durchaus bemerkenswerte Filme entstanden, dass vor allem auf dem Sektor des Filmschnitts bemerkenswerte Ergebnisse erzielt wurden, die heute noch zum Standardrepertoire des Actionfilmschnitts zählen, all das soll nicht in Abrede gestellt werden. Aber letztlich waren Blaxpoitationfilme billige Actionkracher für den schnellen Verzehr, auf den Moment hin ausgerichtet, eben Kinder ihrer Zeit.

Die gesellschaftspolitischen Aspekte der Filme, die Emanzipation des schwarzen Amerikas, all diese Dinge sollten an anderer Stelle bewertet werden. Tatsache aber ist: Sie wurden teilweise erst später in die Filme hineininterpretiert.

"Black Dynamite" ist nun ein Film, der den Blaxpoitationfilm noch einmal ehrt. Michael Jai White ist Black Dynamite, Kampfkunstexperte, Vietnamveteran, Ex-CIA-Agent, Sexsymbol. Als sein Bruder ermordet wird, beginnt Black Dynamite mit einem Rachefeldzug. Glaubt er zunächst noch, sein Bruder sei das Opfer eines Bandeskrieges geworden, ändert sich das Bild als ihm klar wird, dass er in Wahrheit in Undercovercop war, der in Ausübung seines Dienstes sein Leben verlor, weil er einer unglaublichen Veschwörung auf die Spur kam: Eine Verschwörung, die die Ausrottung aller Schwarzen zum Ziel hat.

Die Inhaltsangabe klingt nicht witzig. Das soll sie auch nicht sein. Tatsächlich erzählt Regisseur Scott Sanders eine fürs Blaxpoitationkino absolut typische Geschichte: Der Held ist geiler als geil, das Verbrechen größer als groß. Es geht um Drogen, die Mafia, Weltherrschaftsträume. Das alles lässt sich eigentlich nicht mehr parodieren, was dem Regisseur offenbar klar gewesen ist. "Black Dynamite" funktioniert vor allem dann, wenn er gar nicht witzig sein will, wenn er seine Geschichte vollkommen ernst erzählt, wenn er gar nicht erst versucht so etwas wie eine Parodie sein zu wollen. Dann erreicht er die Qualitäten von Robert Rodriguez' "Planet Terror". Das macht "Black Dynamite" nicht unbedingt zu einem wirklich guten, sehr wohl aber bemerkenswerten Film. Die Art und Weise, wie es dem Regisseur gelingt, den Look der Originalfilme zu kopieren, ist absolut sehenswert. Würde im Vorspann stehen - gedreht 1972 - man würde es glauben. Nicht ein moderner Effekt wird sichtbar, jedes Auto, jede Schlaghose, jede Frisur: Ist ein Original.
Doch dann gibt es sie eben doch, die humoristischen Momente. Und sie lassen den Film scheitern. Jene Momente, die den Film überhöhen , die ihn zur Parodie machen wollen. Wie gesagt: Die Originale waren bereits Parodien, warum also eine Parodie parodieren? Es ist nun schwer einzelne Szenen beispielshaft nennen zu wollen - sie alle würden die Geschichte spoilern. Vielleicht so viel: Warum am Ende der Geschichte ein Kung-Fu-Nixon auftauchen muss - das wird das Geheimnis der Autoren bleiben. Diese Überhöhung der eh schon vollkommen überhöhten Geschichte - ist eben nicht witzig.

Was bleibt ist ein technisches Meisterstück, eine irrwitzige Idee, eine Hommage. Nur witzig ist das nicht. Leider nur wollten die Macher am Ende eben eine Komödie drehen. Das jedoch ist ihnen nicht gelungen.

BILD

Black Dynamite

Der kann eigentlich gar nicht bewertet werden, denn jede Unschärfe, jeder Wackeleffekt, jede Schliere - ist schließlich gewollt. "Black Dynamite" spielt nicht nur um 1972, der Film soll auch aussehen als käme er aus dieser Zeit. Daher darf das Bild hier und da Unschärfen aufweisen, all dies sind Effekte, die Authentizität vorgaukeln sollen. Vom Standpunkt des Superprotzbildschirmbesitzers ist das Bild schlecht, weist eine unruhige Farbbrillanz auf, ist oft grobkörnig. Aber der bildverliebte Plasmabildschirmgucker ist nicht die Zielgruppe dieses Filmes. Es sind Freaks, die sich an der vermeintlichen Authentizität des Bildes erfreuen, die eben wissen, dass Filme der frühen 70-er - tatsächlich genau so aussahen und aussehen, wenn man sie denn heute mal zu sehen bekommt. So betrachtet ist das Bild perfekt. Allerdings auf eine andere Art und Weise als die die sonst an dieser Stelle bewertet wird.

TON

Black Dynamite

Was für das Bild gilt, gilt auch für den Ton. Auch der Ton kommt nicht immer perfekt aus den Lautsprechern, aber auch dies ist durchaus gewollt. Da gibt es Quietschen, Übersteuerungen, Kratzer. Aber wie gesagt: Die Tonspur soll so klingen. Ansonsten bleibt der Ton anständig und bieder.

EXTRAS

Das Making of gibt einen sehr schönen Einblick in die Arbeit der Ausstatter. Die werden oft nur am Rande in einem Making of gezeigt, hier jedoch dürfen sie sich einmal richtig schön in den Vordergrund spielen. Sie haben es verdient.

Darüber hinaus gibt es noch ein paar Trailer zur Internetwerbekampagne, die den Film im Vorfeld seines US-Kinostarts begleitet haben, die ihm aber keinen Hype verschaffen konnten.

FAZIT

Als filmisches Experiment ist "Black Dynamite" ein bemerkenswertes Werk, das jedoch an seiner gewollten Witzigkeit arg aus dem Tritt gerät. Für Freunde etwas anderer Filme ist "Black Dynamite" sicher einen Blick wert, wer sich einfach nur mal zwei Stündchen unterhalten möchte - ohne filmanalytische Hintergedanken - sei abgeraten.



Christian Lukas