Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen  
DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Legion   

Legion
    
Original: Legion   (USA, 2009)
Laufzeit: 96 min
Studio: Sony Pictures HE
Regie: Scott Charles Stewart
Darsteller: Paul Bettany, Lucas Black, Adrianne Palicki, Dennis Quaid
Format: 2.40:1 (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch, Türkisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Extras: Making ofs
Preis: ca. 15 Euro
Wertung: 2+/ 2 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Wenn die Apokalypse zweimal klingelt..."

"Hey, nur weil das Ende der Welt da ist, müssen Sie doch nicht verhungern." Ist es nicht ein außergewöhnlicher Kundenservice, den Diner-Besitzer Bob Hanson (Dennis Quaid) seinen Gästen bietet? Selbst im Angesicht der Apokalypse bleibt er verhältnismäßig cool. Warum sollte ihn das Ende der Welt auch schockieren? Sein Diner befindet sich am Hintern der Welt und ist mehr eine Bruchbude denn ein Lokal, sein Sohn ist unsterblich in ein Mädchen verliebt, deren Männerbekanntschaften ein Buch füllen würden (abgesehen davon, dass sie von einem solchen Unbekannten schwanger ist) - und dann offenbart ihm der Engel Michael (Paul Bettany) auch noch auf seine Bemerkung hin, er glaube nicht nicht an Gott, dass Gott auch nicht an ihn glaube. Warum also der Apokalypse nicht mit Gleichmut entgegen schauen? Schlimmer kann es schließlich kaum noch kommen.

"Legion" bekam bei seinem Kinostart durchwachsene, meist eher negative Kritiken. Und sicher, der Film hat Schwächen - auf die noch zu kommen sein wird. Aber es überwiegt dennoch ein positiver Gesamteindruck, denn in seinen besten Momenten kreiert Regisseur Scott Charles Stewart eine unheimliche Atmosphäre, die sich gar mit Werken wie "Die Fürsten der Dunkelheit" von John Carpenter messen kann. Sein Problem besteht leider darin, dass er diese unheimliche Atmsophäre nicht zu halten vermag, was zu allerlei Brüchen in der Dramaturgie führt.

"Legion". Charlie (Adrianne Palicki) ist das, was man im allgemeinen als White Trash in den USA bezeichnet. Geschwängert von einem Durchreisenden arbeitet sie als Bedienung in einem Diner. Ausgerechnet Charlie jedoch ist die letzte Hoffnung der Menschheit - oder besser gesagt: Ihr ungeborenes Kind. Gott nämlich hat die Nase voll. Er hat den Menschen seine Liebe gegeben. Und was tun sie als Dank? Bringen sich gegenseitig um und plündern einander aus. Seine Geduld ist erschöpft, also ruft er seine Engel zusammen um die Menschheit von der Erde zu tilgen. Doch ausgerechnet Michael, sein treuester Erzengel, der General seiner Armeen, desertiert - um Charlie zu retten, denn im Gegensatz zu Gott hat Michael die Hoffnung noch nicht verloren, dass sich die Menschheit vielleicht doch eines Tages der Liebe würdig erweisen wird, die Gott ihr geschenkt hat.

Okay, es gibt zwei Fragen, die den Film und seine gesamte Geschichte gewaltig ins Wanken bringen. 1.) Warum ist das Kind so wichtig? Wenn es - sagen wir mal - der Messias ist - würde er kaum ohne Gottes Segen in
die Welt treten (an dieser Stelle müsste nun eine
theologisch-philosophische Diskussion über den Messias beginnen, wie etwa die, ob der Messias nicht letztlich Gott ist [also wesensgleich mit Gott -> siehe die Trinität des christlichen Glaubensbekenntnisses] oder nur wesensähnlich [also, grob vereinfacht gesagt, ein Mensch, der einfach eine Nähe zu Gott besitzt, die anderen Menschen verborgen bleibt]). Diese Diskussion möchten wir uns ersparen, da sie den Rahmen dieser Kritik sprengen würde. Das Problem ist jedoch, dass sich auch der Film diese Diskussion erspart - und zwar in Gänze. Das ist natürlich problematisch, denn ohne auch nur den Hauch einer Erklärung - wird es schwierig die Geschichte einfach so hinzunehmen, wie sie ist. 2.) Warum sendet Gott, wenn er denn die Geburt verhindern will, nicht einfach eine Armee der Engel? Im apokryphen Bartholomäus-Evangelium heißt es, im Himmel lebten "... hundert Myriaden [Engel] für den ersten Himmel und ebenso viele für jeden anderen der sieben Himmel.“ Ja, als apokryphe Schrift ist dieses Evangelium nicht Teil der Bibel, auf der anderen Seite entstammen ihm viele Vorstellungen über Himmel und Hölle, die in den "Volksglauben" Einzug gehalten haben. Na ja, zumindest in Bezug auf diese Frage gibt der Film eine halbwegs nachvollziehbare Antwort, die an dieser Stelle nicht verraten werden soll, die sich aber aus den unterschiedlichen Weltsichten der Erzengel Michael und Gabriel (Kevin Durand) ergibt. Mehr soll dazu nicht verraten werden, da dies einen fiesen Spoiler darstellen würde. Allerdings muss man diesbezüglich auch Lust an der Interpretation verspüren, die sicher nicht jeder Zuschauer mitbringt, der sich einfach nur unterhalten möchte...
Gar nicht gemein ist es jedoch, trotz der Schwächen eine Empfehlung für den Film auszusprechen. Paul Bettany gibt einen coolen Erzengel, die Actionszenen sind gediegen, der Film hat eine teils bedrückende Atmopshäre, sein Klangbild ist gar herausragend - und die Effekte können sich sehen lassen.

Nur wie gesagt: Er produziert leider auch einige Ungereimtheiten, die letztlich - ausgedrückt in einer Schulnote - leider nur einen befriedigenden Eindruck hinterlassen. Das Potenzial für ein "gut" hat die Geschichte.
Ein Lehrer würde den Autoren unters Drehbuch schreiben: "Gute Geschichte, leider nicht zuende durchdacht, bitte die Punkte 1 und 2 der Anmerkungen durchdenken und Story überarbeiten."

BILD

Legion

Der ist gelungen, gerade die Nachtszenen sind sehr schön klar. Farbdramaturgisch liegt ein leichter Grünstich über dem Bild. Auf diese Weise kommen die vielen verschiedenen Grauschattierungen, die einen großen Teil der Dramaturgie ausmachen, sehr differenziert zur Geltung. Größere Transferschnitzer konnten nicht ausgemacht werden.

TON

Legion

Der gediegene Ton könnte dennoch etwas mehr "Wumms" vertragen. Schließlich steht das Ende der Welt im Film an. Das kommt aber nicht in aller Stille über die Menschheit. Dass die Tonmacher des Filmes ihr Handwerk verstehen, wird vor allem in den Endszenen deutlich, in denen hin und wieder tatsächlich so etwas wie die Posaunen vor den Mauern Jerichos erschallen. Diese ungewöhnlichen - nicht näher zu definierenden - Geräusche haben es in sich und lassen die Boxen vibrieren. Etwas mehr von diesem Feeling hätte dem ansonsten fehlerfreien Ton gut getan.

EXTRAS

Da gibt es gleich drei Making ofs, von denen vor allem Film Eins hervorsticht. Dieses Making of beschäftigt sich fast ausschließlich mit den Effekten im Allgemeinen und einem durchaus ungewöhnlichen, beeindruckenden Effekt im Besonderen. Der Schauspieler, der an diesem Effekt beteiligt ist, hat im Film selbst nur eine kleine Rolle, um so ungewöhnlicher die Tatsache, dass er sich als Nebendarsteller sehr ausführlich in diesem Film über seine Rolle und die besonderen physischen Voraussetzungen, die er mitbringen musste, auslassen darf.

Die Extras sind rundherum gelungen und geben tatsächlich einen schönen Einblick in die Dreharbeiten. Was in diesem speziellen Fall allerdings fehlt ist so etwas wie ein theologischer Führer. Da die Autoren sehr wohl biblische Texte studiert haben, viele Ideen des Filmes vor allem auf dem nicht-biblischen Volksglauben basieren, hätten etwas mehr Backgroundinfos das ansonsten gelungene Extra-Paket hervorragend abgerundet.

Insgesamt enthalten die Extras die folgenden Making ofs:

"Gestaltung der Apokalypse - Hintergrund der technischen Effekte", "Letzte Verteidigungslinie der Menschheit - Besetzung und Figuren", "Von Pixels zum Bild - Ein Blick auf die Visuellen Effekte"

FAZIT

"Legion" ist nicht ganz der große Wurf geworden, den die ersten Trailer, die Monate vor Start des Filmes im Internet auftauchten, ankündigten. Dennoch ist "Legion" ein Film, den sich Genrefans gerne an einem schönen dunklen Abend gönnen dürfen.



Christian Lukas