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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Tron Legacy   (BLU-RAY)

Tron Legacy
    
Original: Tron Legacy   (USA, 2010)
Laufzeit: ca. 125 Min. (1080p)
Studio: Walt Disney Studios
Regie: Joseph Kosinski
Darsteller: Jeff Bridges, Garrett Hedlund, Olivia Wilde, Bruce Boxleitner u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 7.1 Deutsch, Englisch, Französisch DD5.1 Tr DD2.0 Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Fr, Tr, NL
Extras: 4 Featurettes, Flynn lebt, Musikvideo
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1 / 1 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Tron Reloaded!"

Seid gegrüßt, Programme! Das Jahr ist 1982 und der Begriff „Home Computer“ noch weitestgehend Science Fiction. Erst durch die neue Unterhaltungsform der Videospiele erhält die neue Technik eine sehr junge Fanbase, die zunächst für ihre Pixel-Liebe belächelt wurde. Dies änderte sich jedoch mit einem Schlag: die Umsatzzahlen der Videospielhallen kletterten in astronomische Höhen und TRON kam in die Kinos. Die Geschichte des geschassten Videospielentwicklers Kevin Flynn (Jeff Bridges), der per Laser-Technik digitalisiert und in die Welt hinter dem Computerbildschirm gezogen wird, wurde Sinnstifter und Identitätsgeber der ersten Zocker-Generation.
Fast 30 Jahre sind inzwischen vergangen und es wird Zeit für die triumphale Rückkehr auf den Spiele-Raster: TRON LEGACY ist vor allem ein großer Kniefall vor allen Fans des Originals geworden und zeigt sich genauso visuell beeindruckend. Zudem wird der Einsatz der 3D-Technologie zu einer sinnvollen Komponente, die den überschwänglichen Design-Wahnsinn des Films bestens unterstützt, ohne sich dabei abschreckender Effekthascherei zu bedienen. Wie Kevin Flynns Sohn Sam (Garrett Hedlund) wird man in die digitale Welt gezogen und starrt hypnotisiert auf haushohe Recognizer, strahlende I/O-Tower und neon leuchtende Venylanzüge, die den Akteuren als virtuelle Haut dienen. Erinnerungen an die visuelle Macht von BLADE RUNNER werden wach. Doch hinter dieser beeindruckenden virtuellen Fassade lauert eine Gefahr, für die diesmal Kevin Flynn selbst verantwortlich ist. Orakelnd von einem biodigitalen Wunder verschwindet er spurlos aus der realen Welt. Sein Sohn Sam wächst bei seinen Großeltern auf. Erst ein zufälliger Hinweis von Flynns altem Freund und ursprünglichem „Tron“-Schöpfer Alan Bradley (Bruce Boxleitner), der zu Sams väterlichen Mentor geworden ist, bringt Flynn Jr. zur alten Spielhalle seines Vaters zurück. Dort entdeckt er in einem geheimen Keller ein Labor, das mit immer noch laufenden Computern und Apparaturen bestückt ist. Wenige Klicks später befindet sich der Ahnungslose bereits auf dem Spiele-Raster und muss um sein Leben kämpfen. In dem Computersystem hat das von seinem Vater erschaffene Programm „Clu“ (ebenfalls Jeff Bridges mit einem gespenstisch digital verjüngten Facelift) die Macht an sich gerissen und verfolgt einen perfiden Plan.
Ähnlich wie die MATRIX-Fortsetzungen trägt TRON LEGACY eine schwere Bürde. Wie kann man aus einem einzigartigen virtuellen Science Fiction Szenario mit zahlreichen moralischen und spirituellen Implikationen eine sinnvolle Fortsetzung gestalten? Oberflächlich wirkt auch bei TRON LEGACY der Plot sehr dünn. Doch die thematische Weiterentwicklung in der Computerwelt ist konsequent: Ging es in TRON um die Informationsfreiheit im Netzwerk (und das lange vor Wikileaks!) und die Kontrollstrukturen einer korrupten Firmenleitung, dreht sich TRON LEGACY um den Fall der elektronischen Utopie. Kevin Flynn, der einstige Messias für die Computer-Community, wird hier zum Mad Scientist, der erkennen muss, dass seine eigene, in guter Intention geschaffene Kreation „Clu“ zu einem Monster wird, das sich seiner Kontrolle entzieht. Flynns Besessenheit, ein perfektes System innerhalb eines Computers zu erschaffen, wird zu spät von der Erkenntnis abgelöst, dass es dies so gar nicht geben kann und darf. Die Unperfektheit des biodigitalen Gottes Flynn wird schließlich zum entscheidenden Makel, der einzig und allein das Perfektionismus-Terror-Regime durch „Clu“ stoppen kann. Doch vor diesen erstaunlichen Allegorien steht in TRON LEGACY natürlich vor allem das große Spektakel auf dem Spiele-Raster. Und bei allen Usern, , Regisseur Joseph Kosinski und sein Team von Pixelschiebern lassen die Fetzen fliegen, dass es einem den Atem verschlägt. „Disc Wars“ in schwebenden Arenen, „Lichtbike-Rennen“ auf mehreren Ebenen und ein Gleiter-Dog-Fight, der jedem KRIEG DER STERNE-Fan das Wasser in die Augen treibt. Eine Lasershow unter Drogeneinfluss wirkt dagegen wie eine kaputte Ampelschaltung.
Eine Sensation ist zudem der enigmatische „Daft Punk“-Soundtrack, der als Mischung aus Elektro-Pop, klassischem Videospielsoundtrack im Stil der alten Garde (Chris Hülsbeck anyone?) und dem düsteren Synthesizerklang John Carpenters TRON LEGACY in eine rauschende Beatpackung hüllt, die von Anfang bis Ende einem Rausch gleicht.
Dennoch hat TRON LEGACY auch mit schweren Ausnahmefehlern zu kämpfen: ein herber Schlag ist das verschenkte Schicksal des originalen „Tron“-Programms, das echtes Darth Vader Potential gehabt hätte. Warum die Filmemacher ihn an entscheidender Stelle im Finale fast sang- und klanglos aus dem Film werfen, grenzt geradezu an Blasphemie. Entwicklungslos bleibt leider auch Flynns Sohn Sam, der von Garrett Hedlund mit der zu erwartenden jugendlichen Ungestümheit gespielt wird. Sein Coming-of-Age Erlebnis reduziert sich auf zwei Sätze kurz vor dem Ende. Dass TRON LEGACY so direkt nach einer Fortsetzung schreit, darf schon sauer aufstoßen. Ende der Kommunikation.

BILD

Tron Legacy

Der Transfer von "Tron Legacy" ist geradezu atemberaubend. Vor allem weil man sich dazu entschlossen hat, ähnlich wie bei "The Dark Knight" das Bildformat variabel anzupassen, um das IMAX-Material zu seinem maximalen Potential auszunutzen. So springt das Bildformat zwischen 2.35:1 und 1.78:1 hin und her. Dies wirkt allerdings nicht verwirrend, sondern unterstreicht den gigantischen Einschlag der visuellen Kraft im Heimkino nur umso mehr. Brillant. Die Vorlage des Films liegt zudem in perfektem Zustand vor. Schärfe und Kontrast holen alles aus dem Material heraus. Dies zeigt sich besonders in der guten Abmischung des Schwarzlevels, der enorm tief ist, aber niemals Bildelemente verschluckt. Die Farben sind sehr kräftig und unterstützen zu jederzeit den gigantischen Look des Films. Die Kompression bleibt unsichtbar und hält das Bild stabil. "Tron Legacy" ist perfektes Demomaterial für's Heimkino.

TON

Tron Legacy

Wo das Bild schon das Potential der Blu-ray ausreizt, darf der Sound natürlich nicht hinten anstehen. Der DTS-HD-MA 7.1 Track von "Tron Legacy" klingt ebenfalls gigantisch. Dies ist besonders dem sehr guten Soundtrack von Daft Punk zu verdanken, der nicht nur kräftig dynamisch aus allen Surroundkanälen donnert, sondern sich tatsächlich surroundtechnisch verteilt und dadurch einen eigenen Klangkörper innerhalb der Tonspur besitzt. Dazu wird die Surroundaktivität in allen Szenen bis anb die Grenze ausgereizt: Disc Wars, die Lichtrenner-Duelle und selbst der atmosphärische Hintergrund im "End of Line"-Club wird großartig verteilt und kann zu jederzeit mitgezielt direktionalen Effekten aufwarten, die nicht künstlich erscheinen. Genau wie beim Bild liefert die Scheibe hier perfektes Demomaterial.

EXTRAS

Die Extras zum Film bleiben erstaunlicherweise recht schmal, aber erfüllen auf jeden Fall ihren Zweck.
Das dreiteilige "Making of" (zusammen ca. 34 Min.) konzentriert sich dabei auf die Kultstatus des originalen TRON und wie man das Konzept für "Tron Legacy" neu umgesetzt hat, das neue Design des Cyberspace und die Schauspieler in ihren Rollen. In den drei Featurettes erhält man einen guten Einblick in die Produktion, der allerdings nicht erschöpfend ist. Dennoch erfährt man einiges über die Entstehung der neuen Cyberanzüge für die Darsteller und die Arbeit an den aufwendigen Setbauten, die zu einem erstaunlichen Anteil aus echten Sets bestehen. Trotzdem hätte man gerne noch sehr viel mehr über die Weiterentwicklung des "Tron"-Konzepts erfahren. Schade ist auch, dass der ursprüngliche Test-Trailer zu "Tron Legacy" für die Comic-Con nur in dem "Making of" zu sehen ist und nicht als separat abzurufendes Video auf der Scheibe ist. Ein zusätzlicher Videoclip zeigt dafür aber, wie die Sound-Aufnahmen für die Stadionszenen in "Tron Legacy" auf der Comic-Con mit den Fans aufgenommen wurden.

Besonders schön sind die zwei Previews bei den Extras: "Am Tag danach: Flynn lebt" ist ein zehnminütiger Kurzfilm, der ein wenig die Zeit zwischen den beiden "Tron"-Filmen beleuchtet und den Hintergrund für die mysteriöse "Flynn Lives" Kampagne liefert. Dazu gibt es ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten und die erste Aussicht auf das hoffentlich bald in Produktion gehende Sequel zu "Tron Legacy".
Die Vorschau auf "Tron: Uprising" ist ebenfalls sehr spannend. Hier handelt es sich um eine Animationsserie, die quasi die Vorgeschichte zu "Tron Legacy" im Cyberspace erzählt. Hier geht es um die Machtergreifung von Clu und den Widerstand gegen das Regime. Visuell komplett im Stil von "Tron Legacy" gehalten, macht dieser Teaser enorm Lust auf mehr.
Abschließend gibt es noch das Musikvideo "Derezzed" von Daft Punk zu sehen.
Insgesamt vermisst man bei den Extras eine umfassende Packung, die auf jeden Fall einen Kommentar mit Regisseur Kosinski, Konzept-Galerien, geschnittenen Szenen, Trailern und Reaktionen auf den Film beinhalten sollte. Vielleicht wird es ja zur Fortsetzung eine solche SE geben...

FAZIT

Mit "Tron Legacy" findet das 80-er Jahre Original "Tron" eine mehr als würdige Fortsetzung, die sicherlich seit Peter Jacksons "King Kong" als teuerster Fanfilm in die Geschichte eingehen wird. Liefert die Scheibe von Disney zwar optische und akustische Brillanz, so wurde bei den Extras ein wenig gespart. Aber vielleicht steht in Zukunft noch eine größere Special Edition auf dem Video-Raster? Absolut empfohlen.



Kay Pinno