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REVIEWS



Wrecked   

Wrecked
    
Original: Wrecked   (Kanada, 2010)
Laufzeit: ca. 86 Min. (PAL)
Studio: Universum Film
Regie: Michael Greenspan
Darsteller: Adrien Brody, Caroline Dhavernas
Format: 2,35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Interview Caroline Dhavernas
Preis: ca. 13 Euro
Wertung: 3 / 1 / 2- (Bild/Ton/Extras)


"Kühle Charakterstudie lässt den Bauch leer zurück"

Stell dir einmal vor, du wärst ein Filmemacher. Du hättest eine gute Idee, daraus entsteht ein gutes Drehbuch und dann bekommst du das Projekt nicht nur finanziert, du bekommst auch noch einen richtig guten Hauptdarsteller, einen Oscarpreisträger gar. Alles läuft rund. Du drehst den Film, niemand quatscht dir in die Arbeit hinein, am Ende bekommst du exakt den Film, den du dir vorgestellt hast. Und du musst feststellen: Das Ding will einfach nicht rocken.

Willkommen in der Welt von „Wrecked – Ohne jede Erinnerung.“ „Wrecked“ ist vermutlich genau die Art von Film, vor der sich ein jeder Filmemacher fürchtet. Es ist ein Film, der an sich alles richtig macht – und doch überhaupt keine Funken fliegen lässt. Er ist phasenweise spannend, er ist hervorragend gespielt, er offenbart genau in den richtigen Schritten seine Geheimnisse. Und dennoch bleibt „Wrecked“ seltsam kühl, unnahbar. Er erreicht den Intellekt, aber er erreicht nicht den Bauch.

Adrien Brody spielt einen Mann ohne Namen. Er erwacht in einem Autowrack. Irgendwo am Fuße eines Hügels in den unendlichen Wäldern Kanadas. Auf dem Rücksitz liegt die Leiche eines Mannes, eine zweite Leiche liegt ein bisschen weiter oben auf dem Hügel. Der Mann ohne Namen indes hat zwei Probleme: 1.) Ein Bein ist eingeklemmt. Er kommt aus dem Wagen nicht raus. 2.) Er hat keine Ahnung, wer er ist. Seine Laune bessert sich nicht, als er unter dem Fahrersitz eine Waffe entdeckt, aus der mehrfach geschossen worden ist. Und als er aus dem Radio, das immerhin funktioniert, erfährt, dass die Polizei nach drei Bankräubern fahndet, die eine Kassiererin und einen Wachmann erschossen haben, weiß er, dass seine Probleme gerade erst angefangen haben.

Soweit. Brody liefert eine gute Show. Die ersten 25 Minuten sitzt er ausschließlich im Wagen. Und der Film erzählt in dieser Zeit nicht etwa die Geschichte die Echtzeit. Mehrere Tage ist er eingeklemmt. Er fängt Regenwasser mit dem Aschenbecher auf, er isst Ameisen. Irgendwann glaubt er, eine Wanderin hätte ihn gefunden. Hat sie aber nicht. Sie entspringt seiner Einbildung. Ist sie die tote Kassiererin? Nach und nach akzeptiert der Mann ohne Namen, dass er ein Bandit ist. Und aus diesen dunklen Abgründen seiner Seele bezieht er die Kraft, sich zu befreien, den Kampf mit der Wildnis aufzunehmen. Getrieben von Hunger, einem dunklen Überlebenswillen, aber auch Wahnvorstellungen und der Ungewissheit. Ist er wirklich ein Bandit? Ein Mörder gar? Oder gibt es vielleicht doch so etwas wie eine Hoffnung über das physische Überleben hinaus?

Und? All das klingt doch wirklich nicht schlecht. Und doch bleibt „Wrecked“ eine kühle Auseinandersetzung mit dem Intellekt, es wollen einfach keine (tiefgreifenden) Emotionen entstehen. Als Charakterstudie interessant, als Spannungsfilm nicht.

BILD

Wrecked

Die Bildqualität ist wechselhaft. Die Bildschärfe darf als durchschnittlich bezeichnet werden, alles in allem wirkt das Bild etwas grobkörnig, was zwar durchaus zum Spielort in den kanadischen Wäldern passt, aber darunter leidet die Feinzeichnung. Auch die Farben wirken oft etwas blässlich. Auch das passt durchaus, es macht sogar am Ende, wenn es zur Auflösung kommt, dramaturgisch Sinn, das Bild wirkt dadurch aber oft verwaschen. Und nicht immer lässt sich dieser Effekt mit der Farbdramaturgie erklären. Alles in allem: Eine mittelprächtige DVD-Qualität.

TON

Wrecked

Der Ton kommt überraschend räumlich aus den Boxen. Überraschend, da der „Ton“ (im wahrsten Sinne) eher ruhig daher kommt. Keine Explosionen, keine Schießereien, nichts, was die Boxen besonders fordern würde. Die Räumlichkeit ist eine wirkliche Überraschung. Man hört nahezu jeden Regentropfen, wenn Brody sich über den Boden krabbelt, wird das Brechen kleiner Ästchen hörbar. Respekt!

EXTRAS

Die Extras entsprechen den Standards. Das übliche Making of erklärt, wie man tatsächlich in einem Wald gedreht hat (und dass das Autowrack nur ein halbes Wrack ist, das von einem Hubschrauber geliefert werden musste), die Macher berichten ein wenig über ihre Arbeit, soweit... Überraschend ist das Interview mit HauptdarstellerIN (!) Caroline Dhavernas. Na ja, eigentlich ist sie nur eine Nebendarstellerin. Sie erscheint Adrien Brody in seinen Wahnvorstellungen. Mmmh, es ist ja nett, einem Gespräch mit der Kanadierin zu lauschen. Aber was ist denn mit dem Herrn Hauptdarsteller? Der kommt im Making of natürlich zu Wort. Jedoch so ein eigenständiges Interview...

FAZIT

„Wrecked“ ist eine kühle Überlebensstudie, aber leider kein packender Survivalthriller. Dafür fehlt es ihm an Emotionen. Er hat spannende Momente, er ist gut gespielt, aber jenseits der intellektuellen Charakterstudie bleibt er letztlich so kalt wie eine Nacht in einem kanadischen Wald. Auch bildtechnisch bleibt die Scheibe mittelmäßig, ganz im Gegensatz zum überragenden Ton.



Christian Lukas