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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Warrior   (BLU-RAY)

Warrior
    
Original: Warrior   (USA, 2011)
Laufzeit: 140 Min (1080p)
Studio: Universum
Regie: Gavin O'Connor
Darsteller: Tom Hardy, Joel Edgerton, Nick Nolte, Jennifer Morrison u.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Making of, Deleted Scenes, Featurettes u.m.
Preis: 16 €
Wertung: 2+/ 2 / 2 (Bild/Ton/Extras)


"Blutsport Brüder"

Die Welt der Mixed Martial Arts (MMA) hat bis heute noch den brutalen Beigeschmack von regelfreien Käfigkämpfen, die sich im halbseidenen Milieu oder in Hinterhöfen abspielen. Mit "Warrior" kombiniert Regisseur Gavon O'Connor dieses spezielle Sport-Phänomen, das sich inzwischen weit über das genannte Klischee hinaus entwickelt hat, mit einer dramatischen Momentaufnahme des US-amerikanischen Status Quo. Das Ergebnis ist ein wuchtiger Schlag mitten ins Nervenzentrum der amerikanischen Seele.
Wie aus dem nichts steht der verstörte wie wütende Tommy (Tom Hardy) bei seinem Vater Paddy (Nick Nolte) in Pittsburgh auf der Türschwelle. Seit Jahren haben sie sich nicht mehr gesehen, weil die Familie wegen der Trunksucht und Gewalttätigkeit des Vaters auseinanderbrach. Nun soll Paddy seinen verlorenen Sohn aber für das große Mixed Martial Arts Turnier "Sparta" trainieren.
Doch auch Tommys Bruder Brendan (Joel Edgerton), der inzwischen selbst eine Familie hat und als Lehrer arbeitet, landet in der Auswahl von "Sparta". Das Zusammentreffen der zerrütteten Familienmitgliedern gestaltet sich innerhalb und außerhalb des Rings als hochexplosiv.
Ohne falschen Pathos aber trotzdem nicht ganz klischeefrei erzählt Gavin O'Connor eine sehr persönliche und teilweise autobiographische Geschichte einer amerikansichen Familie, die unter den Strukturen der aktuellen US-Gesellschaft auseinanderbricht. Erst nach und nach entblättern sich die Hintergründe der einzelnen Figuren, die sich schlussendlich zu einer emotional mitreißenden Momentaufnahme einer Familientragödie zusammenfügen. Dabei spielen vor allem die ur-amerikanischen Motive des (sportlichen) Wettkampfs, einer ungleichen Vaterliebe, die Geschichte eines Underdogs, das Trauma von Familien mit Verwandten beim Militär und im Kriegseinsatz sowie der Fakt, dass heute selbst drei Jobs nicht ausreichen, um eine Familie über Wasser zu halten, eine große Rolle.
Großartig hält "Warrior" dabei die Balance zwischen Drama und Sportfilm, der den Akteuren bereits im Vorfeld einiges abverlangte. Sowohl Tom Hardy als auch Joel Edgerton haben sich für den Film fit gemacht undsteiegen tatsächlich mit richtigen MMA-Größen in den Ring. Mit dem richtigen Punch krachen hier die Kontrahenten ineinander und verkeilen sich zu wild schnaubenden Kneuelen Testosteron-geladener Muskelmasse, die sich aufbäumt, zuckt, um dann im nächsten Moment wieder in einem gigantischen Wurf zu explodieren.
Der in Zusammenhang mit "Warrior" viel zitierte Vergleich zum Kampf-Klassiker "Rocky" stimmt. Nur das Gavin O'Connor nicht blind abkupfert sondern das grundlegende Konzept dazu benutzt, eine ganz eigen(ständig)e und aktuelle Version zu erschaffen. Der interne Kampf der drei Hauptfiguren wird hier auch inhaltlich in den Ring getragen bis im finalen Bruderkampf nur noch die brutale Wahrheit siegt und die Vergangenheit endgültig und wortwörtlich niedergerungen wurde. "Warrior" ist einfach Adrenalinrausch und emotionsgeladenes Vollblut-Kino, das von Anfang bis Ende begeistert.

BILD

Warrior

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.40:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage, die keinerlei analoge Rückstände erkennen lässt. Schärfe und Kontrast sind durchgängig sehr gut und liefern besonders in den vielen dunkleren Szenen des Films ein sehr detailreiches Bild. Die Farben sind kräftig aber nicht übernatürlich betont. Der wenig gestylte Look wird nicht kompromittiert. Der Schwarzlevel ist sehr tief, aber trotzdem detailreich. Die Kompression arbeitet sauber und unmerklich. Gut.

TON

Warrior

Der DTS-HD-5.1 Track ist sehr dynamisch und nutzt das Soundfeld gut aus. Während die ruhigen Dialogszenen kompakt und ohne große Soundkulisse auskommen, werden die Kampfszenen im MMA-Ring großartig aufgelöst. Von der rauschenden Hintergrundkulisse, aus der selbst einzelne Zwischenrufe gut vernehmbar sind, bis zum Sound-Handling der Kontrahenten im Ring, wird jeder Punch und jeder Wurf zum spürbaren Erlebnis. Die Dialoge sitzen dazu immer gut verständlich im Centerkanal, während sich die Musik unaufdringlich auf alle Surroundkanäle verteilt. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden. Gut.

EXTRAS

"Warrior" kommt mit einer soliden Ausstatung von Extras daher. Das halbstündige "Making of" ist ein ehrlicher und nur wenig PR-lastiger Blick auf die Entstehung des Films. Besonders der schwierige Besetzungsprozess, der über ein Jahr dauerte, über die konkrete Umsetzung des Scripts sowie Gavin O'Connors persönliche Verbindung zu der Geschichte werden alle zentralen Punkte der Produktion gut eingefangen. Im Zentrum stehen hier auch die extensiven Vorbereitungen der Schauspieler auf die Kämpfe im Ring sowie die Umsetzung am Set.
Wirklich beeindruckenden Hintergrund liefert aber die Featurette "Philosophy in Combat" (ca. 21 Min.) Hier sprechen Kampfsportfan und Schauspieler Frank Grillo und MMA-Veteran und Trainer Greg Jackson über das Konzept von MMA und wie ihre Erfahrung in Zusammenhang mit der Entstehung von "Warrior" war. HIer wird ein faszinierender Blick auf die kontrovers diskutierte Sportart geworfen, der auch noch einmal die Themen des Films unterstreicht. Großartig.
Die Featurette "Brother vs. Brother" (ca. 11 Min.) zeigt einen Szenenvergleich des finalen Kampfs mit Storyboards und den Probedurchläufen von Tom Hardy und Joel Edgerton. Nicht sehr spektakulär, aber dennoch einmal ganz interessant anzuschauen.
Der "Tribute to Charles Mask Lewis" widmet sich dem MMA-Ausnahmekämpfer Charles Lewis, der leider noch vor Beginn der Dreharbeiten verstarb, aber einen großen Einfluss auf den Film hatte. Auch wird ein weiterer, interessanter Blick auf die MMA-Community geworfen.
Eine einzige geschnittene Szene, in der Nick Nolte mit Tom Hardy über seine Kriegserfahrung in Vietnam spricht, und einn "Gag-Reel" lässt sich noch im Bonusmaterial finden.

FAZIT

Gavin O'Connors "Warrior" ist ein modernes Update über das gesellschaftliche Trauma im heutigen Amerika. Vor dem Hintergrund des MMA-Kampfzirkus wird ein modernes, amerikanisches Familiendrama mit Worten und Fäusten zerlegt. Irgendwo zwischen "Rocky" und "Bloodsport" verpasst "Warrior" dem Zuschauer den emotionalen Knockout. Die Blu-ray von Universum bietet dazu eine superbe Qualität und gelungene Extras. Absolut empfohlen!



Kay Pinno