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REVIEWS



Underworld Unrated Extended Version (R1)   

Underworld Unrated Extended Version (R1)
    
Original: Underworld   (USA, 2003)
Laufzeit: 134 Minuten (NTSC)
Studio: Columbia Tristar
Regie: Len Wiseman
Darsteller: Kate Beckinsale, Scott Speedman, Michael Sheen, Shane Brolly , u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Englisch, Fr
Untertitel: Englisch, Fr
Extras: Kommentar, Making of, Outtakes u.v.m.
Preis: ca. 30 Dollar
Wertung: 2+/ 2+/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Unterirdisch schön"

Ihre Mythen sind mindestens so alt wie sie selbst: Vampire und Werwölfe beschäftigen die Phantasie der Menschen schon seit Jahrhunderten. Nur selten trafen diese beiden vom Schicksal verfluchten Spezies wie in “Underworld” im Kino aufeinander. “Die Vampire des Dr. Dracula” ist hier sicherlich der prominenteste Vertreter, durch den die spanische Schauspiellegende Jacinto Molina alias Paul Naschy in der tragischen Rolle des Werwolfs Waldemar Daninsky zu großem Genre-Ruhm kam. Doch die Zeiten des klassisch-gotischen Horrors mit nebelumwaberten Schlössern ist vorbei. Europäisch bleibt die Neo-Gothic-Variante in “Underworld” aber schon. Gedreht in Budapest und Prag entlehnt die actionlastige Gruselgeschichte ihren Stil der “Matrix” und “Blade”. Von Klauen und Hauern sind die beißwütigen Blutsauger in der Gegenwart auf moderne Waffen umgestiegen. Deshalb tauchen die Wesen der Nacht in “Underworld” auch hauptsächlich in menschlicher Gestalt auf, um sich gegenseitig den Garaus zu machen. Farblich komplett in ein düsteres Blau-Grau getaucht tragen in Lack, Leder und sonstige wüste Outfits gesteckte Untote eine blutige Fehde aus. Und die hält schon seit Jahrhunderten an. Als die vampirische Werwolf-Jägerin Selene (Kate Beckinsale darf hier als “Dark Angel”-Klon wild mit Silberkugeln um sich ballern) in den U-Bahn Schächten ein größeres Lager der sogenannten “Lycans” ausfindig macht, ahnt sie noch nicht, dass hinter dem urbanen Treiben der Pelzträger ein viel größerer Plan schlummert. Ebenso listig und für verdammt wenig Geld (nur 22 Millionen Dollar kostete das Spektakel) lässt Regie-Neuling Len Wiseman ein erstaunlich stimmungsvolles Bild der phantastischen Untoten-Welt entstehen. Mit dem erklärten Ziel den Stil über den Inhalt triumphieren zu lassen, verpasst “Underworld” den klassischen Mythen sogar eine neue, gemeinsame Hintergrundgeschichte. Dafür bleiben die Hauptfiguren allerdings auf der Strecke. Weder Beckinsale noch ihr Werwolfpartner in Gestalt von Scott Speedman können die Lücken zwischen den Actionsequenzen mit genug Emotion füllen, um wirklich mitzureißen. Nur die Anführer der beiden Kriegsparteien beißen sich im Gedächtnis fest: Michael Sheen kann hier sogar ein wenig an Ur-Vater Paul Naschy anknüpfen und den Werwolf-Anführer Lucian als tragische Figur spielen. Deshalb dürfte “Underworld” ähnlich wie das finstere Goth-Rock Märchen “The Crow” schnell zu einem echten Kultfilm avancieren, der seine offensichtlichen Schwächen gerne mit der wirklich gelungenen Atmosphäre überspielt. Dankbarerweise präsentiert Columbia Tristar auf dieser Special Edition einen “Unrated Extended Cut” von “Underworld”, der insgesamt 13 Minuten länger läuft als die Kinofassung, aber aufgrund von veränderten Schnitten insgesamt 23 Minuten an neuem Material präsentiert. Neben besseren Übergängen und etwas explizizeren Einstellungen wird die Beziehung zwischen Michael und Selene ein bisschen besser in der längeren Fassung betont und ein bisschen Vampirsex eingesprenkelt. Ein detaillierter (kompletter?) Schnittbericht ist hier zu finden.

BILD

Underworld Unrated Extended Version (R1)

Für die verlängerte Version von “Underworld” wurde der Film nochmals komplett farbkorrigiert. Der neue anamorphe Transfer (2.35:1) sieht absolut fantastisch aus. Die Vorlage ist natürlich fehlerfrei und absolut sauber. Schärfe und Kontrast sind sehr gut ausbalanciert, aber werden durch ein manchmal auftretendes Bildrauschen ein wenig in Mitleidenschaft gezogen. Die Farben sind äußerst kräftig und in diesem Falle auch sehr düster. Sowohl der insgesamte Blaufilterlook wurde satt nachbearbeitet und die Akzente der verschiedenen Settings besser zu unterstreichen. Der übernatürliche Comic-Look des Films wird durch die kraftige, teilweise desaturierte Farbgebung noch verstärkt. Der Schwarzlevel ist äußerst tief aber trotzdem sehr detailreich. Die Kompression kann leider das teilweise auftretende Bildrauschen nicht ganz vermeiden. Gut.

TON

Underworld Unrated Extended Version (R1)

Der DD5.1 Soundtrack von “Underworld” wird zumeist durch die krachende Musik dominiert. Dies lässt sich leider auch auf die Soundkulisse übertragen. Zwar geht der Track aggressiv von Anfang an auf allen Kanälen mit, aber die Soundeffekte sind doch eher laut durcheinandergewürfelt statt gezielt in verschiednen Positionen ortbar. Dafür rummst es ziemlich heftig im Heimkino sobald die Werwölfe das Parkett betreten. Der Tiefbass kommt aber auch durch die bumpernde Musik kaum zur Ruhe. Die Dialoge sitzen fest im Center und sind trotz der dröhnenden restlichen Soundkulisse trotzdem gut verständlich. Insgesamt ein Soundtrack der mehr auf Lautstärke statt auf ordentliche Positionierung setzt.

EXTRAS

Nachdem schon eine Special Edition der Kinofassung in den USA erschienen ist, sind einige Fans ziemlich sauer über die unangekündigte DVD-Nachfolge dieser verlängerten version von “Underworld”. Trotzdem sollte sich niemand unglücklich schätzen, denn von den Extras der ersten DVD-Version wird hier nichts wiederholt. Die zwei guten Audiokommentare der ersten DVD-Fassung wurden für die “Unrated Extended Version” durch einen einzigen neuen Kommentar mit Regisseur Len Wiseman und seinen Hauptdarstellern, Kate Beckinsale und Scott Speedman, ersetzt. Dies ist nicht wirklich eine glückliche Wahl, den obwohl Wiseman versucht einige Details zu erklären, verstricken sich die drei Sprecher doch zu sehr in ihren Anekdoten und Schäkereien, so dass nicht zu viele interessante Informationen beim geneigten Zuhörer ankommen. Dabei wird auch gerne mal wild durcheinander gebrabbelt. Ein wenig mehr Struktur hätte diesem Track wirklich gut getan. Ebenfalls auf der ersten Scheibe befinden sich ein vierminütiger Zusammenschnitt von einigen “Outtakes”, die aber nur mäßig lustig sind, aber Kate Beckinsale Fans (Hypno-Hintern!) sicherlich interessieren dürfte. Die knapp 50-minütige TV-Dokumentation “Fangs vs. Fiction” beschäftigt sich schließlich mit dem “realen” Mythos um Vampire und Werwölfe. Neben historischen Zusammenhängen wird allerdings auch der aktuelle Szene-Kult um diese Figuren ein wenig zu sehr als die Wahrheit verkauft. Trotzdem nicht uninteressant. Schließlich lässt sich noch der Trailer zu “Underworld” sowie einige Vorschauen auf andere Filme finden.

Auf der zweiten Scheibe befinden sich insgesamt sieben Featurettes, die auch dankbarerweise mit einer “Play all”-Funktion direkt hintereinander abgespielt werden können (Gesamtlaufzeit ca. 87 Minuten!). Auch wenn sich einiges Behind-the-Scenes Material ein wenig in den einzelnen Kapiteln wiederholt, wird ein kompletter Überblick über die relevanten Produktionsaspekte gegeben. Das “Making of Underworld” ist dabei ein rascher Überblick über die Entstehung des Films in gewohnt fluffiger Manier. Die Unterkapitel nehmen sich den Aspekten “Visual Effects”, “Creature Effects”, “Stunts”, “Design”, “Look” und “Sights and Sounds” mehr als ausreichend an. Wer sich durch die kompletten, mit einigen Wiederholungen gespickten Dokumentation gewühlt hat, dem bleibt von den Geheimnissen von “Underworld” nichts verborgen. Besonders lobenswert ist dabei Len Wisemans Hang zu klassischem Monster-Design von Männern-in-Anzügen und der sparsame CGI-Einsatz, der fast nur für die Transformationen genutzt wird.

Als Dreingabe sind zusätzlich noch zwei Booklets bei den zwei DVDs dabei. Auf 45 kleinen Seiten gibt es ein komplettes wie sehr gut gezeichnetes “Underworld”-Comic, das die Story des Films in gezeichneter Form wiedergibt. Das zweite Booklet (8 Seiten) enthält einen wunderschönen Storyboard-zu-Film-Vergleich, der den kleinen Zeichnungen einige Screenshots des Films gegenüberstellt. Beide Booklets sind sehr schöne Sammlerstücke, die echten Anschauwert haben.

FAZIT

Die 23 Millionen Dollar Überraschung “Underworld” wirkt trotz ihrer Schwächen gerade im Gegensatz zu extrem hohlen Monsterproduktionen wie “Van Helsing” äußerst charmant. Besonders da durch die verlängerte Version auf DVD die in der Kinoversion vernachlässigte Figur von Scott Speedman an Profil gewinnt, kann die vollgepackte Doppelscheibe überzeugen. Auch Käufer der Kinoversion sollten hier unbedingt noch einmal zugreifen.



Kay Pinno