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REVIEWS



Vidocq   

Vidocq
    
Original: Vidocq   (Frankreich, 2002)
Laufzeit: 94 Minuten (PAL)
Studio: Sunfilm
Regie: Pitof
Darsteller: Gérad Dépardieu, Gillaume Canet, Ines Sastre, Andre Dussolier u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS Deutsch DD5.1 Deutsch DD5.0 Fr u.m.
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Interviews, Storyboards u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1 / 2+/ 1- (Bild/Ton/Extras)


"Pariser Morde sind schön!"

Im Paris des Jahres 1830 finden zwei Herren der gehobenen Gesellschaft durch seltsame Blitzeinschläge den Tod. Der zuständige Polizeichef bemerkt zu diesen Vorfällen recht treffend: “Wenn ein Mensch durch einen Blitzschlag stirbt ist das ein Unfall, aber wenn zwei sterben, dann ist es Mord”. Für die Nachforschungen wird der berühmte Privatdetektiv Vidocq engagiert, da er sich auf eine Weise einzusetzen vermag, die der offiziellen Polizei nicht so leicht offen steht. Der Schlüssel zu den Ereignisse scheint nämlich in den Pariser Elendsvierteln zu liegen, in deren Geheimnisse nur der Eingeweihte oder Unerfahrene vordringen kann. Es stellt sich heraus, dass ein erschreckendes Phantom am Vorabend der Revolution von 1830 sein Unwesen in den engen sowie schmutzigen Gassen der Stadt treibt. Dabei stellt sich zunächst die Frage, ob es sich möglicherweise um politische Morde handelt, denn die beiden Opfer besaßen unerlässliches Wissen für die Ausrüstung der französischen Armee. “Vidocq” erzählt seine Geschichte auf zwei miteinander verzahnten Zeitebenen. Gleich zu Beginn stirbt der legendäre Privatdetektiv in der direkten Konfrontation mit dem Phantom. Gleichzeitig erscheint ein junger Biograph aus der Provinz in Paris, der ein Buch über Vidocq geschrieben hat. Er hält es für seine Aufgabe den Mörder Vidocqs zu finden, um so ein würdiges letztes Kapitel der Biographie anfügen zu können. Der Film folgt seinen Ermittlungen, die teilweise nahtlos in Rückblenden übergehen, in denen Vidocq bei der Arbeit gezeigt wird. Elegant erzeugt der Film auf diese Weise eine schicksalhafte Verbindung zwischen den beiden Charakteren. Das Mysteriöse des Falles schweißt das Idol und seinen Bewunderer auf spannende Weise aneinander. “Vidocq” reflektiert in solchen Momenten über die Beziehung zwischen Fan und Star, wie er im Rahmen der Ermittlungen die Affinität der Guten zum Bösen in die Waagschale wirft. Der Jäger kennt seine Beute sehr gut, so dass er instinktiv ihren Schritten folgen kann. Ohne das Wissen wäre er verloren. Gleichzeitig benutzt der Film den Gegensatz zwischen der Situation in den Elendsvierteln und den reichen Dandys, die ermordet wurden, um ein düsteres Märchen vom Traum der ewigen Jugend zu erzählen. Ein im wahrsten Sinne des Wortes phantastischer Film.

BILD

Vidocq

Die Bildqualität der DVD ist ausgezeichnet. Als Vorlage für “Vidocq” diente nicht eine Filmkopie oder ein Negativ, da Regisseur Pitof ausschließlich digital gedreht hat. Der Film wurde zusätzlich digital geschnitten, so dass es möglich war, ohne Qualitätsverlust die Originalbilder auf den Silberling zu bringen. Deswegen gibt es nirgends Dreckspuren, Bildfehler oder ähnliches. Statt dessen hat man ein gestochen scharfes Bild, das den Detailreichtum der digitalen Bilder sowie die ungewöhnliche Ästhetik völlig überträgt.

TON

Vidocq

Der deutsche 5.1-Track ist sehr ordentlich geraten. Ohne Rauschen präsentiert sich ein dynamischer Klang in die Boxen. Bei den Kampfsequenzen schleichen sich auch die ein oder anderen Suroundeffekte in die hinteren Boxen, außerdem rumpelt es so, dass einem die Wucht der Kämpfe vermittelt werden. In vielen Fällen sorgt auch die Musik für einen räumlichen Klang. Besonders schön ist die Szene gelungen, in der das Phantom im Invalidendom einige Tauben frei lässt, die durch alle Boxen fliegen. Zur französischen 5.0-Spur gibt es keine nennenswerte Unterschiede. Der deutsche 2.0-Ton kann in punkto Räumlichkeit nicht ganz mit der 5.1-Spur mithalten leistet aber auch recht ordentliche Arbeit.

EXTRAS

Das Bonus-Material, das auf einer zweiten DVD enthalten ist, ist recht umfangreich. Das Herzstück sind sicherlich die beiden Interviews mit dem Regisseur Pitof und dem Drehbuchautoren J.C. Grange, die beide etwa 50 Minuten lang sind. Mit Zwischentafeln werden im Pitof-Interview die einzelnen Themen eingeblendet zu denen er sich äußert. Der engagierte Regisseur liefert eine Menge interessanter Informationen zur Produktion, wie er zu dem Projekt gestoßen ist oder den Darstellern. Gleichzeitig legt er seine persönliche Interpretation des Stoffes offen und versucht zu erläutern, wie er seinen Film sieht. Ganz hörenswert ist im Zusammenhang mit dem kreativen Prozess im Laufe der Drehbuchentwicklung, dass ursprünglich Kinder neben den Dandys Opfer des Phantoms werden sollten. Da zum damaligen Zeitpunkt aber die Kinderschänderaffäre um Marc Dutroux sehr aktuell war, musste das geändert werden, so dass jetzt Jungfrauen verschleppt werden. Ein bisschen seltsam ist die moralische Wertigkeit, die dahinter steckt schon. Drehbuchautor liefert Erläuterungen zu jeder der Hauptfiguren. Ausführlich beschreibt er, wie es zur Gestaltung des jeweiligen Charakters gekommen ist und welche Absichten er damit verfolgte. Dadurch bekommt man einen sehr informativen Einblick in den Prozess des Drehbuchschreibens, über den Grange in einem allgemeinen Teil nochmals einige Worte verliert. Neben diese sehr sehenswerten Interviews gibt es ein Making of “Vidocq” auf der DVD, das die üblichen Werbesprüche parat hält und gar nichts taugt. Besser ist da schon das Making of “The Mask” geraten. Hier erfährt man nämlich tatsächlich einmal wie die Filmcrew etwas technisch umgesetzt hat. Das Wort Making Of bleibt folglich keine leere Hülle. Auf etwa 10 Minuten Länge erläutert der Hauptverantwortliche für diese Arbeit sein Werk. Auch die Featurette “The Storyboard” taugt etwas. Der Zeichner paudert aus dem Nähkästchen seiner Arbeit und bringt die einzelnen Schritte von der Zeichnung bis zu filmischen Umsetzung sowie den Sinn der Storyboards allgemein wieder. Wer danach immer noch nicht genug hat, kann sich noch eine weiter Interview-Featurette anschauen, auf der Stimmen des Regisseurs sowie einiger Darsteller zusammen geschnitten sind. Außerdem enthält die DVD zwei Teaser, eine Kostüm-Bildergalerie, Biographien und Filmographien, eine Galerie mit Artwork sowie eine Diashow und den Trailer.

FAZIT

Wer noch einen Funken Liebe für das phantastische Genre im Herzen trägt, überlegt keine Sekunde ob er sich diesen Film zulegen soll. Ausgezeichnete Bildqualität, guter Ton und eine Bonus-DVD, die mit einer Ausnahme nur gute Extras besitzt, lassen keinen anderen Schluss zu.



Stefan Dabrock