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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Prometheus   (BLU-RAY)

Prometheus
    
Original: Prometheus   (USA/GB, 2012)
Laufzeit: 124 Min. (1080p)
Studio: Twentieth Century Fox
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Noomi Rapace, Michael Fassbender, Charlize Theron, Guy Pierce, Idris Elba u.a.
Format: 2.40:1 Widescreen 16:9
Ton: DTS HD MA 7.1 Englisch, DTS Deutsch u.a.
Untertitel: Deutsch, Englisch u.a.
Extras: 2 Kommentare, Making of, Deleted Scenes u.m.
Preis: ca. 25 €
Wertung: 1 / 1 / 1 (Bild/Ton/Extras)


"Von Schöpfern anderer Welten"

Als Regisseur Ridley Scott erklärte, dass er nach fast 30 Jahren endlich wieder einen Science Fiction Film in Angriff nehmen wollte, war die Aufregung groß. Mit seinen beiden SciFi Werken "Alien" und "Blade Runner" hatte Scott schließlich Genre neu-definierende Klassiker geschaffen. Bereits 2001(!) hatte Scott bei dem Director's Cut Re-Release von "Alien" eine Eingebung, wie vielleicht ein fünfter "Alien"-Film aussehen könnte. Scott faszinierte das Phänomen, dass trotz größter Popularität der "Alien"-Filme niemand je die Frage nach dem "Space Jockey", dem seltsamen, Elefanten-artigen, versteinerten Außerirdischen in dem originalen "Derelict"-Raumschiff aus "Alien" gestellt hatte. Wer oder was waren sie und warum waren auf dem Schiff diese zahlreichen "Alien"-Eier, die bestimmt nicht für einen makaberen Osterscherz gedacht waren?
Hier lag eine Geschichte in der Luft, die im "Alien"-Universum bisher noch nicht erzählt worden war. Trotz dieser ersten Eingabe dauerte es noch über acht Jahre, bevor sich Ridley Scott ernsthaft mit der Materie beschäftigte. Eins wurde aber ziemlich schnell klar: man wollte kein direktes Prequel zum originalen Film erschaffen, sondern eine eigenständige Geschichte erzählen, die "nur" im Universum von "Alien" angesiedelt sein soll.
Ein sehr gewagtes Spiel, bei dem sich bei Betrachtung von "Prometheus" Ridley Scott und sein großartiges Design Team leider arg verzockt haben.
Und dies liegt leider an der absoluten Präferenz von Scott, höchst detaillierte Welten auf der Leinwand zu schaffen. Visuell hat es der Mann auch einfach drauf. Das zeigt "Prometheus" auch in jedem seiner brillanten Bilder. Der inhaltliche Schöpfungsfunke, die wahnsinnigen Konzepte und Charakterkonstrukte kamen jedoch nie von Mr. Scott. Und "Prometheus" fehlen ganz klar Erzähl-Mavericks wie Dan O' Bannon, Hampton Fancher oder William Monahan. Für das Durcheinander von "Prometheus" darf sicherlich "Lost"-Wurst Damon Lindelof verantwortlich gemacht werden, der das originale Drehbuch von Jon Spaihts (mehr dazu siehe Extras) unter Aufsicht der Aufsicht von Ridley Scott verstümmeln durfte.
Das Ergebnis ist vergleichbar mit dem angebotenen Konzept von "Prometheus": des (Film)Schöpfers Petrischale ist außer Kontrolle geraten und zu einem unkontrollierbaren Monster mutiert, dass anscheinend nicht mehr aufgehalten werden kann. Wie Dr. Frankenstein müsste sich auch Scott von seinem Wesen aus (filmischen) Leichenteilen und Ideenfragmenten fragen lassen, warum er ihn erschaffen hat. "Nichts wofür mich der Gott der Biomechanik in den Himmel lassen würde", müsste Scotts ehrliche Antwort darauf lauten.

Aber genug mit der Schöpferschelte, den so einfach macht es "Prometheus" dem Zuschauer schließlich auch nicht. Schließlich wartet der Film immerhin mit einigen hübschen Konzept-Ideen auf, die einen trotz aller Mankos sehr gut beschäftigen können. Schließlich geht es wieder mal - ähnlich wie in "Blade Runner" um die Frage, wer oder was ist Gott und wie ist mein persönliches Schicksal mit ihm verknüpft? Diesmal wird die Geschichte allerdings aus der Sicht der Menschen und nicht der Androiden erzählt. Im Auftrag der Weyland Corporation soll eine perfekt ausgestattete Wissenschaftsexpedition einer Fährte im All nachgehen, deren Ursprung sich in den ältesten Schriften verschiedenster Kulturen auf der gesamten Erde finden ließ. Ein Hinweis von außerirdischen Vorfahren, die ihren Nachkommen den Weg zu Ihnen aufzeigen wollten, so bald sie eine bestimmte Entwicklungsstufe erreichten?
Als die Mannschaft unter der Führung von Elisabeth Shaw (Noomi Rapace) und Charlie Holloway (Logan Marshall Green) ihr Ziel erreicht, finden sie auf dem öden Planeten nur Ruinen. Diese bergen jedoch ein schreckliches Geheimnis.
"Prometheus" scheitert hier grotesk an seinen Figguren, die derart gegen ihren Charakter agieren (vornehmlich aufgrund der Ideen-Fragmentierung von Autoren und Cuttern, die sich gegenseitig das Wasser abgegraben haben!), das man absolut gar nichts mehr in der Handlung ernst nehmen kann. Vermeintliche Top-Wissenschaftler, die sich komplett unmotiviert jenseits aller Sicherheitsregeln bewegen, die selbst Space Trucker besser beherrschen (siehe "Alien") oder zunächst verängstigte Teammitglieder, die sich plötzlich wie bescheuert auf einen außerirdischen Organismus stürzen, um ihn zu streicheln? Wenn genausoviel Arbeit in ein vernünftiges Drehbuch gesteckt worden wäre, wie in das gigantische Design des Films, wäre sicherlich ein funktionierendes Werk geschaffen worden. So bleibt "Prometheus" wie sein zentrales Set-Piece nur ein teures Alien-Wrack, das zwar faszinierend anzuschauen ist, aber eben nur ein Trümmerhaufen bleibt.

BILD

Prometheus

Auf der Standard-Blu-ray ist der klassische anamorphe 2D Widescreentrtansfer (2.40:1) des Films zu finden. Die digitale Vorlage ist natürlich fehlerfrei und zeigt "Prometheus" von seiner allerbesten Seite. Kristallklar und scharf bis ins letzte Detail ist das Grauen im Weltall auch und besonders in den dunklen Szenen zu erleben. Die Farben sind sehr kraftig und sehr gut akzentuoiert, so dass die Farbpalette des Films sehr gut und natürlich wiedergegeben wird. Die Kompression bleibt unsichtbar.
Zusätzlich enthält die Special Edition Box von "Prometheus" auch die 3D-Version des Films, die bereits im Kino sehr beeindruckend war und auch im Heimkino nicht enttäuscht. Besonders beeindruckend wirkt die Räumlichkeit auf dem Raumschiff Prometheus und die digitalen Karten des Labyrinths, aber vor allem die Sternenkarte der Ingenieure. Doppelkonturen oder schwammige Durchzeichnungen sind hier nicht festzustellen. Die dunkleren Aufnahmen innerhalb der Pyramide profitieren allerdings nicht so sehr von der räumlichen Tiefe. Sehr gut.

TON

Prometheus

Der Ton ist auf Englisch sogar im DTS-HD-MA 7.1 Format (Deutsch nur 5.1) vorhanden und zieht alle Register, die man von einem so pompösen Science Fiction Spektakel wie Prometheus erwarten kann. Musik und Soundeffekte erfüllen nuanciert und sehr gut positioniert mehr als nur ihren Zweck. Der Soundtrack wird hier auch dank des guten Basseinsatz richtig spürbar. Die Dialoge verteilen sich ebenfalls gut in der Soundstage und unterstützen die Räumlichkeit zusätzlich. Störende Überlappungen oder Aussetzer sind natürlich nicht festzustellen. Ein echter Referenztrack, der sowohl die leisen als auch lauten Töne sehr gut auszuspielen weiß.

EXTRAS

Nur die vier Disc Special Edition enthält die volle Packung an Extras, die neben der Standard Blu-ray auch die 3D Blu-ray, die DVD aber vor allem die Bonus Blu-ray enthält, auf der alles weitere Extramaterial zu finden ist.

Den Film selbst begleiten zwei laufende Audiokommentare: auf dem ersten Track ist Regisseur Ridley Scott zu hören, der wie üblich gedanklich sehr weit ausholt, um nur gelegentlich mal auf den Punkt zu formulieren. Entsprechend verhält sich der Track auch etwas zäh, wenngleich es auch zahlreiche Informationen zu den produktionstechnischen Hintergründen zu hören gibt, die allerdings noch ausführlicher im "Making of" ihren Platz finden. Scotts KOmmentar geht sicherlich in Ordnung, aber liefert doch eigentlich weniger Information über die widersprüchliche Plotentfaltung und Charakterentwicklung als man sich wünschen würde.
Auf dem zweiten Track geht es schon weitaus mehr zur Sache: hier wurden die beiden Drehbuchautoren Jon Spaihts und Damon Lindelof separat aufgenommen und für die Kommentarspur zusammengeschnitten. Hier offenbart sich der große Spalt zwischen den beiden Autoren, die teilweise recht unterschiedliche Ansätze in ihren Entwürfen für das vermeintliche Alien-Prequel verfolgten. Dieser Track ist wirklich ein Muss und nicht nur weil sich "Lost"-Pfosten Damon Lindelof als ebensolcher outet.
Insgesamt ca. 36 Minuten an geschnittenen, verlängerten und alternativen Szenen befinden sich auch noch auf der Scheibe, die man sich mit optionalem Kommentar anhören kann. Hier sind leider auch ein paar schöne Charakter-Momente entfernt worden, die den Figuren ein wenig mehr Raum gegeben hätten. Besonders eine eindringliche Szene zwischen dem Raumschiff-Kapitän (Idris Elba) und der Weyland Corporation Matrone Vickers (Charlize Theron) hätte größeren Einfluss auf die Atmosphäre gehabt. Hier und da wurden auch nur einige Nuancen entfernt. Dennoch ist hier nicht alles geschnittene Material, das auch in den Audiokommentaren erwähnt wird, hier zu finden!
Desweiteren befinden sich noch die "Peter Weyland Akten" auf der Filmdisc: dabei handelt es sich um ein paar virale Marketing-Videos, die untere anderem Peter Weyland auf einer einigenen Großveranstaltung im Stil von Apple zeigt und einen Werbespot für den Androiden David. Desweiteren sind auch noch Notizen von Weyland zu lesen, die vor allem eine interessante Brücke zu Ridley Scotts "Blade Runner" schlagen.

Auf der Bonus Blu-ray befindet sich zunächst das gigantische "Making of" von "Prometheus" (ca. 221 Min. !), das sich komplett oder auch in einzelnen Kapiteln abspielen lässt. Wieder einmal von Doku-Veteran Charles de Lauzirika gedreht, bleibt einem hier nichts verborgen und fühlt sich sogar fast nach ein wenig zu viel Information an. Dies liegt vor allem daran, dass sich sicherlich 70 Prozent der Dokumentation mit dem aufwendigen Design des Films beschäftigt. Dafür gibt es allerdings ein rührendes, kurzes Highlight zu sehen: den Besuch von Künstler H.R. Giger im Studio und wie er sich gemeinsam mit Ridley Scott die Entwürfe zu "Prometheus" anschaut. Probeaufnahmen, Settests, brennende Schauspieler, echte und falsche Aliens und vieles mehr darf man bewundern und den Fakt, das erstaunlich Vieles im Film als praktische On-Set Effekte realisiert wurden. Sehr, sehr gut.
In dem umfassenden Produktionsarchiv, das nach Vor-, Post- und Produktion gestaffelt ist, laasen sich alle peripheren Materialen zum Film, einschließlich aller Trailer, aufrufen. Darunter befinden sich neben den klassischen Bildergalerien auch die originalen Konzeptzeichnungen von Giger, Konzeptzeichnungen zu verschiedenen Szenen, die nicht mehr gedreht wurden (wie z.B. die Mars Ausgrabung), Zeitraffer-Aufnahmen vom Setbau und vieles mehr und vor allem alles hochauflösend. Hier können "Prometheus" und Ridley Scott begeisterte Fans sicherlich einige Stunden verbringen. Großartig.

FAZIT

Auch wenn Ridley Scotts "Prometheus" gleichzeitig enttäuscht und erstaunt, ist die Blu-ray von Fox eine wahre Offenbarung. Die Präsentation von "Prometheus" in 2D und in 3D ist absolut hervorragendes Referenzmaterial und die Fülle an qualitativ sehr guten Extras sorgen für Stunden spannender Unterhaltung für Filmfans. Auch Kritiker des Films kommen bei dieser Box voll auf ihre Kosten. Absolut empfohlen.



Kay Pinno