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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Evil Dead (2013)   (BLU-RAY)

Evil Dead (2013)
    
Original: Evil Dead   (USA, 2013)
Laufzeit: ca. 90 Min (1080p)
Studio: Sony Pictures
Regie: Fede Alvarez
Darsteller: Jane Levy, Jessica Lucas, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Elizabeth Blackmore u.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Tr
Extras: Kommentar, Making of
Preis: ca. 15 €
Wertung: 1-/ 2+/ 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Drogen-Zombies"

Die Horrorfürsten von einst gehören heute zu der ersten Garde Hollywoods: Sam Raimi und Peter Jackson ließen die irrsinnigst blutigsten wie grotesk übertriebensten Splatterfeste auf das Kinopublikum los und sonnen sich heute im Schein von Multi-Millionen-Dollar-Trilogien wie "Spider-Man" und "Herr der Ringe". Dabei hatte bei ihnen alles klein und dreckig, aber auch mit einer ordentlichen Portion Augenzwinkern angefangen. Der sehr unterschweliige Humor von Sam Raimis "Tanz der Teufel" (im Original eben "Evil Dead") blieb den meisten Zuschauer aber verborgen und ist auch eher den abenteuerlichen Produktionsumständen des Films geschuldet. Sam Raimi und seine Partner hatten tatsächlich nur eins im Sinn: das Publikum drastisch zu schockieren und das Horrorgenre auf einen neuen Level zu heben. Dass ihnen das Vorhaben geglückt ist, zeigen nicht nur die zahlreichen Preise, eine gigantische Fangemeinde und zahllose Veröffentlichungen in allen nur erdenklichen Medienformaten, sondern auch dass der Film in einigen Ländern (einschließlich Deutschland) in seiner ungeschnittenen Form immer noch verboten ist.
Schlug der Originalfilm noch ein wie eine Bombe, so hatten es die (tonal recht anders gestrickten) Fortsetzungen immens viel schwerer und gelangten erst auf Video und DVD zu großem Ruhm und ebenfalls zahllosen Erscheinungen. So quengelten die Fans auch immer wieder nach einem vierten Teil von "Evil Dead". Dass Raimi selbst mit seiner Produktionsfirma Ghosthouse Pictures und einem extrem gelungenen Schocker wie "Drag me to Hell" bewies, dass er immer noch Interesse am Genre hatte, ließ die Hoffnung auf mehr Hütten-Horror nie schwinden. Als Spaßbremse auf der kinematographischen Höllenfahrt erwies sich aber Bruce "Don't call me Ash" Campbell, der einfach keine Lust mehr darauf hatte, sich von seinem Mentor Raimi wieder onscreen quälen zu lassen.
Dafür hatte er sich nun breitschlagen lassen, den Fans wenigstens ein Remake des Originals zu spendieren - aber nur als Produzent gemeinsam mit Sam Raimi und Rob Tapert. Vereint wollte das originale "Evil Dead"-Trio sicherstellen, dass der Fangemeinde keine von Studios flachgebügelte, blutleere Kommerzbrühe vorgesetzt würde. Als Erfüllungsgehilfen holte man sich den mit seinem Kurzfilm "Panic Attack" im Internet aufgefallenen Nachwuchsfilmer Fede Alvarez an Bord, der sich auch um das Drehbuch kümmern durfte.
Sofort war man sich einig, dass der Horror im Film absolute Priorität haben und wieder echt fies sein sollte. Zudem wollte vor allem Campbell eine neue Figurenkonstellation, die keinen Charakter wie seinen Ash enthalten sollten. Dies stellte für viele Fans bereits einen Axthieb ins Gemächt des "Evil Dead"-Mythos dar, weshalb Internetforen und Communityseiten mit ablehnenden Kommentaren überliefen. Dabei hatte Alvarez eigentlich eine brillante Idee, wie er für sein Remake von "Evil Dead" erneut eine Gruppe Twens in eine abgelegene Waldhütte lotst, um dort dämonischen Mächten ausgeliefert zu werden:

Die drogensüchtige Mia (Jane Levy aus "Suburgatory" gibt hier alles) wird von ihren Freunden (Lou Taylor Pucci und Jessica Lucas) dazu überredet, erneut(!) einen kalten Entzug mitzumachen, da sie bei ihrem letzten Drogenexzess bereits schon klinisch tot war und nur in letzter Sekunde wiederbelbt werden konnte. Zudem soll bei dem Trip in die abgelegene Waldhütte die Beziehung zu ihrem Bruder David (Shiloh Fernandez) wieder hergestellt werden, der Mia mit ihrer kranken Mutter im Stich gelassen hatte.
Als Mia an dem vermeintlich friedlichen Entzugsort plötzlich schreckliche Visionen plagen und sie erste Anwandlungen bekommt, denkt sich die Gruppe erstmal nichts dabei. Als im Keller aber ein grausamer Fund gemacht wird, beginnen die Ereignisse außer Kontrolle zu geraten.

Zunächst mal darf man "Evil Dead" eine großartige handwerkliche Umsetzung attestieren: der Film atmet eine dichte Atmosphäre, die in düsteren Hochglanzbildern wie aus einem (Bluter)Guss wirkt. Für die brachialen Spezialeffekte wurden zudem klassische Techniken verwendet, die fast ohne CGI-Ergänzungen auskommen. So steigt der Blutdruck besonders im letzten Viertel ganz erheblich und man darf sich verwundert die Augen reiben, was in einem regulären Studiofilm (Sony) so möglich ist.
Den echten Blutzoll muss bei "Evil Dead" aber das inkonsequent umgesetzte Drehbuch zahlen, das aus seiner wirklich guten Ausgangsidee des Drogenentzugs rein gar nichts macht. Schlimmer noch, die Handlungen der fünf Freunde sind bald kaum mehr nachvollziehbar und letztlich auch ziemlich schnurz, da einem die Seiten aus dem im Keller gefundenen "Buch der Toten" bereits alles vororakeln. Zudem liegt einem nicht das Geringste am Schicksal der Hüttenbesucher, da man kaum eine Gelegnheit bekommt, sich mit ihnen zu identifizieren oder an ihren (nicht vorhandenen) Konflikten teilzuhaben. Das Familiendrama zwischen Bruder und Schwester wird zwar kurz angerissen, aber verschwindet genauso plötzlich wieder in der Versenkung.
Schwierig wird's schließlich mit den "bösen Toten" selbst, die eher wie die Generation X Nachfahren von Linda Blairs Teufelskind aus "Der Exorzist" wirken. Die halbwegige Einbettung in christliche Besessenheits- und Hexenmotive - einschließlich eines komplett überflüssigen Prologs - lässt "Evil Dead" deshalb deutlich weniger schaurig wirken als die unbekannte dämonische Kraft aus grauer Vorzeit, die in den Wäldern haust und die Seelen aus ihren Opfern quält. Dazu erscheint es so, als hätte Alvarez eine Liste von "Evil Dead"-Motiven erstellt und diese lieblos nacheinander abhakt. Besonders die kontroverse und äußerst spekulative Baum-Vergewaltigung des Originals wird im Remake zu einer einfachen Besessenheits-Infizierung reduziert. Diese kommt zwar eklig daher, aber will das groteske Schockpotential des Originals für ein Massenpublikum tauglich machen - eine Blutgrätsche, die einfach nur misslingen kann.
Dennoch liefert Fede Alvarez' Neuauflage von "Evil Dead" immerhin genug Unterhaltungshorror und dichte Atmosphäre, die die aktuelle Genre-Generation "Remake" mehr als zufriedenstellen dürfte. Für eine Freigabe ab 18 Jahren musste die Blu-ray gegenüber der ungeschnittenen Kinofassung, die ebenfalls von Sony veröffentlicht wurde, um ca. 1 Minute gekürzt werden (siehe hier).

BILD

Evil Dead (2013)

Der anamorphe Widescreentransfer (2.40:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage und lässt "Evil Dead" auf Blu-ray richtig strahlen. Schärfe und Kontrast sind sehr gut und liefern einen hohen Detailgrad. Besonders die zumeist düstere Szenerie, die auch immer ein wenig Körnigkeit zeigt, wird sehr gut und plastisch dargestellt, ohne dabei an Detail zu verlieren. Die Farben sind solide und kräftig ohne künstlich überbetont zu sein. Der Schwarzlevel ist ebenfalls sehr gut. Die Kompression bleibt unsichtbar. Sehr gut.

TON

Evil Dead (2013)

Der DTS-HD-MA 5.1 Track leistet ganze Arbeit und erzeugt eine gute 360-Grad Kulisse, die besonders in den ruhigeren Momenten des Films genutzt wird, um das ambiente Geräuse in den Vordergrund zu holen. So hat man tatsächlich das Gefühl, im Finale durch einen überfluteten und tropfenden Keller zu waten. Und natürlich bringt auch die Nagelpistole ein paar hübsche direktionale Effekte in die Soundkulisse. Die Musik schlüpft sehr homogen in die komplette Soundstage, ohne dabei zu dominant zu werden. Die Dialoge sitzen gut verständlich im Centerkanal. Aussetzer und Überlappungen konnten nicht festgestellt werden. Gut.

EXTRAS

Die Blu-ray von "Evil Dead" hat einen recht unterschiedlich ausgefallenen Audiokommentar mit Regisseur Fede Alvarez, seinem Co-Autoren Rodo Sayagues und den Schauspielern Jane Levy, Lou Taylor Pucci und Jessica Lucas. Neben einigen unterhaltsamen wie haarsträubenden Anekdoten vom Set tendelt der Kommentar auch gerne zwischen belangloser Dampfplauderei der Filmemacher und einigen äußerst interessanten Anmerkungen über die Veränderungen und geschnittenen Szenen des Films, die den Handlungsablauf und auch die Charaktere deutlich verbessert hätten. Aus diesem Grund lohnt sich der Kommentar trotz seiner Längen.

Insgesamt fünf Featurettes (zusammen ca. 39 Min.) beschäftigen sich mit der Produktion und den Dreharbeiten des Films sowie mit der Entstehung der Reboot-Idee an sich. Letzteres wird durch die Kommentare der Produzenten Rob Tapert und Bruce Campbell großartig in Perspektive gesetzt. Leider fehlt hier Sam Raimi komplett, der sicherlich auch Angst hatte, nach einem richtigen "Evil Dead"-Sequel befragt zu werden. Insgesamt liefern die "Making of" Featurettes einen guten Überblick über die Entstehung, aber wirken inhaltlich etwas unkoordiniert. Vielfach hätte man gerne noch etwas mehr gesehen oder erfahren. Sehr schön ist allerdings ein kleines Videotagebuch von Schuaspielerin Jane Levy, die mal einen Tag im Leben einer Horrorfilmaktrice mit kleinen Videoblogs festgehalten hat.

Stark vermisst wird neben den Trailern zum Film die geschnittenen Szenen, die bereits im Kommentar angesprochen wurden, und natürlich überhaupt eine Unrated-Version des Films, der bei der MPAA natürlich auch ein paar Federn lassen musste..

FAZIT

Fede Alvarez "Evil Dead" Reboot macht keine Gefangenen: Hochglanzoptik trifft auf Höllenwesen, die sich mit Sex- und Mordlust auf die Lebenden stürzen. Ein Vergleich mit Sam Raimis originalem Kultschocker ist unfair, aber insofern angebracht, dass einem dort die Figuren nicht egal waren. Trotz einer guten Alternativ-Idee für den Hüttentanz der Teufel versinkt "Evil Dead" 2013 in seinem eigenem, immerhin beachtlichen Blutgematsche.
Die Blu-ray von Sony besticht mit guter Technik und soliden Extras, die allerdings eine zunächst angekündigte Unrated-Fassung des Films und geschnittene Szenen vermissen lassen. Horrorfans kommen an dieser "Hüttengaudi" aber kaum vorbei.



Kay Pinno