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REVIEWS



Geheimnis der drei Dschunken, Das   

Geheimnis der drei Dschunken, Das
    
Original: Das Geheimnis der drei Dschunken   (BRD, 1965)
Laufzeit: 85 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: Ernst Hofbauer
Darsteller: Stewart Granger, Rossana Schiaffino, Paul Klinger, Harald Juhnke, Horst Frank u.v.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Interview Horst Frank, Trailer, Bildergalerie
Preis: ca. 14 €
Wertung: 3+/ 4+ / 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Wo bleibt nur der Zug mit dem Eis?"

Das Agenten-Leben in den 60-er Jahren war schon süß. Wenn US-Superagent Michael Scott (Stewart Granger) ganz wie Graf Koks im Bademantel in seinem Penthouse hockt und sich per Spielzeugeisenbahn den hochprozentigen Sprit anfahren lässt, dann weiß man schon, dass hier die Ära von Sean Connerys James Bond noch voll im Saft steht. Jäh in seinem alkoholischen Transportunternehmen unterbrochen wird der Topspion von seinem Chef, der ihn per Telefon nach Hongkong beordert. Dort ist nicht nur Scotts bester Dienst-Kumpel ermordet worden, sondern der Kollege war auch auf einer heißen Fährte. Scott soll nun die unklare Lage im fernen Osten in Augenschein nehmen und die dortige Unterwelt mal kräftig aufmischen. Diese hat jedoch ein fieses Gesicht in Gestalt von Killer-Blondschopf Horst Frank alias Pereira, der dem Agenten das Leben in Hongkong ordentlich schwer macht.
Regisseur Ernst Hofbauer (“Rasputin - Orgien am Zarenhof”), der später in den 70-er Jahren auf den deutschen Sexploitation-Zug umstieg, startete mit “Das Geheimnis der drei Dschunken” seinen ersten Ausflug nach Hongkong und kam vier Jahre später noch einmal für “Die jungen Tiger von Hongkong” zurück. Um sich an den Erfolg von Bond und Co. anzuhängen, hat man sich für den damals in Deutschland beliebten (aus England stammenden!) amerikanischen Prototypen Stewart Granger entschieden, der gekonnt den trinkenden, chauvinistischen, kultur-ignoranten wie leicht rassistischen West-Agenten gibt. Ihm zur Seite steht als Sidekick ein ebenfalls trinkfester wie trotteliger Harald Juhnke - hier mit dem Decknamen “Smokey” ausgestattet - sowie die auffällig attraktive Rossanna Schiaffino als Undercover-Agentin mit Herz. Im Gepäck hat der Ermittler natürlich die damals handelsüblichen Agenten-Gimmicks wie als Uhren getarnte Fernsprecher und die immer wirkungsvollen Handkantenschläge - schließlich ist man ja im fernen Osten. Trotz des exotischen Settings - die Bilder des alten Hongkong sind schon beeindruckend - bleiben Spannung und Tempo im drögen Krimisumpf der etwas zu lahmen Handlung um eine Schmugglerbande stecken. Erst zum Finale wird noch einmal die Handbremse ein wenig gelockert und ein paar ordentliche Sprüche und blaue Bohnen abgefeuert. Für Freunde nostalgischer deutscher Krimikost auf internationalem Niveau ist der Film aber schon eine Empfehlung wert. Wenigstens für ein einmaliges Vergnügen.

BILD

Geheimnis der drei Dschunken, Das

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.40:1) ist in Anbetracht des dürftigen Ausgangsmaterial recht gut gelungen. Hier muss den DVD-Produzenten echt ein Lob ausgesprochen werden, da der Film aus den letzten drei noch existierenden Kopien zusammengeschustert und restauriert wurde. Ein Negativ oder anderes Masteringmaterial existiert zu diesem Streifen nicht mehr! Die Vorlage enthält dem entsprechend einen gewissen Anteil an Filmverschliss, der aber mit modernen Technik auf ein Minimum reduziert wurde. Zudem sind natürlich deutlich die Außen- und Innenaufnahmen von der Qualität zu unterscheiden. Das gesamte Material enthält natürlich durchgängig eine solide Körnigkeit. Schärfe und Kontrast sind ertragbar, aber lassen dennoch deutlich das schwache Ausgangsmaterial erkennen. Besonders die Außenaufnahmen wirken hier deutlich matschiger als die wirklich schicken Studioaufnahmen. Aus den Farben wurde das menschenmögliche herausgekitzelt. Der typische 60-er Jahre Look kommt dabei recht gut zur Geltung. Ein Schwachpunkt ist natürlich der Schwarzwert, der von extrem Dunkel zu milchig matschig aufgehellten Partien reicht, was aber auch an den originalen Aufnahmen liegt. Die Kompression liegt hier sauber an und zeigt keine weiteren Beeinträchtigungen. Auf der Scheibe liegt der Film wahrlich in der bestmöglichen Qualität vor.

TON

Geheimnis der drei Dschunken, Das

Als Tonspur ist nur der deutsche Monotrack in Dolby Digital 2.0 vorhanden. Der Track wurde ordentlich aufgeräumt und deutlich rauschreduziert. Die Dialoge sind durchgängig sehr gut verständlich, während die restliche Soundkulisse ein homogenes Umfeld dazu liefert. Tonausfälle oder Defekte sind hier nicht zu beklagen. Ein wirklich ordentlicher Monotrack ohne besondere Auffälligkeiten. In der deutschen Synchronisation ist Horst Frank übrigens von dem alten Sprecher von Klaus Kinski vertont worden.

EXTRAS

Das große Extra auf der Scheibe ist natürlich das halbstündige letzte Interview mit Horst Frank. Da der Videomitschnitt nie zur Veröffentlichung gedacht war, ist die Qualität natürlich nicht berauschend aber trotzdem ausreichend. Frank plaudert lässig und sicherlich auch nostalgisch verklärt über seine große Zeit als Filmbösewicht. Neben der obligatorischen Kinski-Anekdote hat er jedoch noch einige andere Granaten auf Lager. Tragisch wie traurig stimmt einen nur der Fakt, das Frank wenige Tage nach dem Interview - kurz vor seinem 70. Geburtstag - verstarb. Wahrlich ein kleines Testament an einen markigen deutschen Schauspieler. Ebenfalls dabei sind ein englischer Trailer zum Film sowie eine Bildergalerie mit Postern und Aushangfotos. Ebenfalls bemerkt werden muss das wirklich liebevoll gestaltete Booklet in Form eines alten Filmprogramms, das tatsächlich gute Informationen und zusätzliches Bildmaterial bietet. Toll und nicht selbstverständlich.

FAZIT

Internationales Agenten-Kino made in Deutschland: “Das Geheimnis der drei Dschunken” ist ein seltenes Treibgut im historisch dünnen Genre-Kino der alten Republik. Wer sich dafür begeistern, sollte hier auf jeden Fall zuschlagen. Für die gelungene Präsentation einer solchen Rarität ist e-m-s wirklich zu danken.



Kay Pinno