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REVIEWS



Eine Flut von Dollars   

Eine Flut von Dollars
    
Original: Un Fiumi di Dollari   (Italien, 1966)
Laufzeit: 86 Minuten (PAL)
Studio: Koch Media
Regie: Carlo Lizzani
Darsteller: Jeffrey Hunter, Henry Silva, Nicoletta Machiavelli u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: 2 Interviews, Featurette, Trailer u.m.
Preis: ca. 10 €
Wertung: 1-/ 4+/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Schäumende Rache!"

Geld verdirbt den Charakter - auch unter besten Freunden, die den Feind beklauen. Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs überfallen die ehemaligen Konföderationssoldaten Jerry Brewster (Thomas Hunter) und Ken Seagull (Nando Gazzolo) einen Soldtransport der Nordstaatler. Um die Kavallerie abzulenken, muss sich schließlich Jerry den Verfolgern opfern, damit wenigstens einer mit dem Geld entkommen kann. Nach fünf Jahren der Quälerei in einem Gefangenenlager der Union kehrt Brewster nach Hause zurück, nur um festzustellen, dass ihn sein alter Freund hintergangen hat. Seine Farm ist verwaist und von Frau und Kind gibt es keine Spur. Bleierne Grüße schickt allerdings Seagull, der inzwischen unter anderem Namen ein "ehrbares" Leben führt, in Form von ein paar Killern, die den Geist aus der Vergangenheit endgültig ein paar Zoll tieferlegen sollen. Die Männer stehen unter dem Kommando von Seagulls skrupelloser rechter Hand Mendez (Henry Silva zeigt sich wieder breit grinsend von seiner besten Seite). Doch das stachelt den zornigen Rachedurst von Brewster erst richtig an, der einen perfiden Plan schmiedet, um seine Rechnung ebenfalls in Blut und Blei zu begleichen.

Brewsters Rachefeldzug wird von Regisseur Carlo Lizzani großartig und überraschend abwechslungsreich inszeniert. Gekonnt wird hier auch nochmal das "Für eine Handvoll Dollar"-Szenario variiert, bei dem Brewster eine Partei unterdrückter Rancher gegen Seagulls Halunken aufstachelt. Emotional holt Thomas Hunter alles aus seiner von Rache zerfressenen Figur heraus. Unterstützung erhält er dabei von Hollywood-Veteran Dan Duryea, der als alternder Sidekick eine wichtige Rolle in dem Racheplot übernimmt. Ungewöhnlich und an einigen Stellen überraschend hart geht Regisseur Lizzani zu Werke, ohne dabei aber die emotionale Bindung zu seiner Hauptfigur zu verlieren. Der einzige echte Minuspunkt ist vielleicht die blasse Darstellung des Bösewichts Seagull. Als eindimensionaler Raffgeier wirkt er einfach zu schwach und kann gegen Silvas fast schizophrenen Mendez nicht ankommen.

BILD

Eine Flut von Dollars

Der neue anamorphe Transfer (2.35:1) ist ein echter Hingucker geworden. Die Vorlage ist sehr sauber und liefert ein fast lupenreines Bild, das nur wenig von seinem hohem Alter verrät. Schärfe und Kontrast sind sehr gut und liefern einen enorm guten Eindruck des Materials, das aber dadurch auch seine kleinen Schwächen wie Unschärfen des Originalmaterials offenbart. Die Farben sind sehr kräftig und gerade am Rande des unnatürlichen Erscheinungsbild vorbeigekratzt. Der Schwarzlevel ist tief aber ausreichend detailreich. Die Kompression arbeit sauber. Artefakte oder Hintergrundrauschen treten nicht auf.

TON

Eine Flut von Dollars

Neben dem deutschen Ton in DD 2.0 ist hier nur die englische Synchronisation vorhanden, die dem deutschen Track aber in nichts nachsteht. Sehr gut aufgeräumt zeigt sich der Mono-Ton von seiner besten Seite. Mit wenig Rauschen und gut verständlichen Dialogen, lässt der Track fasst vergessen, dass der Ton schon so alt ist. Surround-Aktivität findet natürlich nicht statt. Im normalen Stereomodus kann der Film gut angehört werden. Störende Übersteuereungen oder Restrauschen konnte nicht wahrgenommen werden. Solide.

EXTRAS

Zwei Interviews - mit Hauptdarsteller Thomas Hunter und Actrice Nicoletta Machiavelli - zieren diese DVD-Edition von Koch. Hunter berichtet sehr ausführlich über seinen Einstieg ins Filmgeschäft und seine Wurzeln beim Militär. Seine Erinnerungen an die Produktion und an seine erste Begegnung mit Dino de Laurentiis sind wirklich amüsant und zeigen sehr stark den Abenteuer und Pioniergeist des damaligen Italo-Kinos. Auch über seine weiteren Filme und Begegnungen mit bekannten Schauspielern berichtet Hinter sehr enthusiatisch aber auch voller wissendem Schabernack Um die Gurken in seiner Filmographie weiß er eben auch genau bescheid.

Seine Filmpartnerin Nicoletta Machiavelli ist absolut erstaunt, dass nach so vielen Jahren tatsächlich noch jemand über die alten Italowestern spricht. Sie berichtet sehr frei darüber, wie es damals wahr, als "junges Ding" von einem mächtigen Produzenten angeworben zu werden und schließlich hauptsächlich in den sehr stereotypen Frauenrollen des Westerns verheizt zu werden. Trotzdem blickt Sie auf diese Zeit auch mit viel Stolz zurück.

Wieder einmal hat Koch Media auch den Filmhistoriker Antonio Bruschini vor die Kamera bemüht, damit er den Film etwas genauer unter die Lupe nimmt. Erneut schafft er es, zahlreiche spannende Details zur Produktion zusammenzutragen. Besonders interessant: die italienische Version des Film hat ein etwas tragischeres Ende als die - auf der DVD enthaltene - internationale Fassung!

Zusätzlich sind noch der US-Kinotrailer und eine Bildergalerie mit Werbematerial auf der Scheibe enthalten. Hübsch gestaltet ist zudem auch die schmale Falt-Pappbox, die neben hübsch aufgemachten Bilder und einem Posterkonterfei auf der Innenseite einen sehr informativen Text zum Film und den Darstellern enthält.

FAZIT

"Eine Flut von Dollars" ist eine zu Unrecht vergessene Perle des Italowestern-Kinos, die unbedingt von Westernfans neu entdeckt werden sollte. Ausstattung und Technik der DVD von Koch-Media sind hervorragend. Zum kleinen Preis von nur zehn Euro ist dieser Silberling ein echte Empfehlung.



Kay Pinno