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REVIEWS



Silbersattel   

Silbersattel
    
Original: Sella d'argento   (Italien, 1978)
Laufzeit: 94 Minuten (PAL)
Studio: Koch Media
Regie: Lucio Fulci
Darsteller: Guillano Gemma, Donal O'Brien, Geoffrey Lewis u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Interviews, Trailer
Preis: ca. 12 €
Wertung: 2+/ 4+/ 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Mein großer Freund Gemma"

Bevor der italienische Gore-Meister Lucio Fulci mit seinen Horror-Schockern für Furore und seinen ewigen Ruhm sorgte, tobte sich der gelernte Filmhandwerker in so ziemlich allen Genres aus. Auch und natürlich besonders im Italowestern. Sein apokalyptischer Abgesang auf das Mitte der 70-er Jahre sterbende Westerngenre "Verdammt zu leben, Verdammt zu sterben" bewies bereits seinen Hang zu alptraumhaften Komplettszenarien, die er in seinen Horror-Heiligtümern weiter ausbauen sollte.
Mit "Silbersattel" legte er 1978 jedoch noch einmal einen klassischen Spätwestern hin, der eine klare Hommage an "Mein großer Freund Shane" ist. Allerdings mit einem italienischen Twist.
Roy Blood (Frauenschwarm Guillano Gemma) muss schon als Kind feststellen, dass die Welt nun mal schlecht ist. Ein Handlanger des Großgrundbesitzers Barrett knallt seinen Vater einfach über den Haufen. Diesen Freundschaftsdienst zahlt der Knabe sogleich in Blei zurück. So kommt der frischgebackene Waise gleich in den Besitz des Silbersattels des Killers und einem fiesen Ruf, der ihm vorauseilt.
Jahre später bekommt Blood als ausgewachsener Bounty-Killer die Gelegenheit, Thomas Barrett gegen Bezahlung zu liquidieren. Groß ist seine Verwunderung als sich sein Opfer nicht als alter Raffzahn sondern als blonder Knirps herausstellt - dem außerdem noch andere Pistoleros nach dem Leben trachten!
Dem unfreiwilligen Retter geht der klugscheißende Knirps aber schon bald auf den Nerv, doch Barrett Jr. lässt sich so schnell nicht abschütteln. Es entwickelt sich eine seltsame Freundschaft zwischen den ungleichen Flüchtlingen, die zudem noch von dem undurchsichtigen Leichenfledderer Doubletten-Snake (Geoffrey Lewis) begleitet werden. Gemeinsam deckt das seltsame Trio schließlich eine Verschwörung auf, die das Leben ihres kleinen Schützlings absichtlich in Gefahr bringt.
Bereits unterstützt durch einen eingängigen Soundtrack von Fabio Frizzi und Stammkameramann Sergio Salvati hinterlässt Fulcis "Silbersattel" einen guten Eindruck. Besonders die seltsame Mischung aus schwarzhumoriger Komödie und knallhartem Italo-Western samt fieser Mexikanerbande - wieder einmal angeführt von dem allseits präsentem Aldo Sambrell - zündet unerwartet effektvoll. Gemma gibt dazu den smarten Antihelden mit Charme, der Frauenherzen schmachtend und Männerherzen durchlöchert hinterlässt.
Eine wirkliche Perle undter den italienischen Spätwestern, der besonders Skeptikern des Genres ein wenig das Wasser abgraben dürfte.

BILD

Silbersattel

Wieder einmal hat sich Koch besonders viel Mühe für einen sauberen Transfer (2.35:1 anamorph) gegeben. Die Vorlage ist in einem sehr guten Zustand und zeigt nur wenige Bildpunkte und in wenigen Szenen etwas Hintergrundrauschen. Schärfe und Kontrast sind für das Alter des Films sehr gut. Die Farben sind kräftig, aber an die etwas matte Farbpalette des Films angepasst. Die üstentöne ergeben sich schließlich in den üblichen Braun- und Ockertönen. Der Schwarzlevel ist solide, aber auch nicht allzu tief. Details werden in dunklen Szenen nicht verschluckt. Die Kompression arbeitet sauber, aber kann das leichte Hintergrundrauschen der Vorlage nicht immer unterdrücken. Gut.

TON

Silbersattel

An der Monofront tun sich hier wieder mal keine Welten auf. Dafür aber eine solide Säuberung des originalen Tons. Neben dem deutschen Ton in DD 2.0 ist hier auch die italienische und englische Synchronisation vorhanden. Sehr gut aufgeräumt zeigt sich der Mono-Ton von seiner besten Seite. Mit wenig Rauschen und gut verständlichen Dialogen, lässt der Track fasst vergessen, dass der Ton schon so alt ist. Surround-Aktivität findet natürlich nicht statt. Im normalen Stereomodus kann der Film gut angehört werden. Störende Übersteuereungen oder Restrauschen konnte nicht wahrgenommen werden.

EXTRAS

Gleich zwei Featurettes hält Koch Media für Fulcis "Silbersattel" parat.
"Back in the Saddle" ist ein 23-minütiges Interview mit Komponist Fabio Frizzi, der ausgiebig über seine Erfahrungen mit der italienischen Filmindustrie im Allgemeinen und mit Fulci und "Silbersattel" berichtet. Hier wird dankbarerweise nicht nur über musikspezifische Details sondern auch die Arbeit eines Komponisten während einer Produktion gesprochen. Überraschend unterhaltsam.
Das zweite Interview mit Schnittmeister Bruno Micheli fällt mit knapp 18 Minuten etwas behäbiger aus. Dennoch weiß der Filmveteran viele spannende Anekdoten zu erzählen. Leider auch von seinem unfreiwilligen Zerwürfnis mit Lucio Fulci, denn "Silbersattel" war ihre letzte Zusammenarbeit.
Der italienische Trailer, der originale deutsche Vorspann sowie eine Bildergalerie sind noch auf der Scheibe vorhanden.

FAZIT

Fulci Spätwestern trumpft mit einer gut gelaunten Besetzung, einem tollen Soundtrack und einer soliden Geschichte zwischen klassischen Westernklischees und augenzwinkerndem Humor auf, die die Liebe zum Genre widerspiegelt. Die DVD von Koch liefert einen guten Transfer und ein paar Extras. Für Italowesternfans ist der Film Pflichtprogramm und für alle anderen absolut einen Blick wert.



Kay Pinno